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Homöopathie: „Shitstormy Weather“ über Hevert

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Was gab’s übers Wochenende Neues in Sachen Hevert-Unterlassungserklärungen?

Die Facebook-Seite Denn sie wissen nicht, was sie tun: Impfgegner spenden für Impfaktionen antwortete mit einer Gegen-Unterlassungserklärung:

Auch Sankt Johann hat (bei medium.com) ein paar Zeilen an das Unternehmen verfasst:

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach richtet ebenfalls einige unmissverständliche Worte an Hevert:

Focus-Online berichtet kurz über die Angelegenheit:

Ebenso Science for Progress:

Die Süddeutsche ist in die Geschichte eingestiegen:

In dem Artikel findet sich ein lustiges Hevert-Zitat:

Weitere Unterlassungserklärungen gebe es derzeit nicht, so Hevert. Mit einem Journalisten der taz bemühe man sich aber um einen „konstruktiven Austausch“. Dieser hatte in einem Artikel negativ über die Homöopathie berichtet.

Dazu der besagte Journalist:

Welt+ hat derweil den Homöopathen-Kongress in Stralsund besucht und dort „Allerlei Verdünntes“ gehört, etwa den Vortrag des notorischen Herrn Behnke, der seine Verschwörungstheorien natürlich überall dabei hat:

Gerade eben hat Jens Behnke seinen Vortrag beendet, er sprach darüber, wie viele Studien es gibt, die die Wirkung von homöopathischen Arzneien stützen würden und wie die Kritiker diese Studien verfälschten oder nicht zur Kenntnis nähmen. „Es ist wie bei David gegen Goliath“, sagt er. Die Homöopathie werde systematisch schlecht geredet, ihre Ergebnisse diskreditiert und ausgegrenzt. Behnke ist Philosoph und wissenschaftlicher Referent bei der Carstens-Stiftung, die seit 1982 die Wissenschaft und Forschung in Naturheilkunde und Komplementärmedizin betreibt […] „David“, das sind natürlich bildlich gesprochen die 7000 Ärzte in Deutschland, die homöopathisch arbeiten.

Und Goliath? Ja, da sind die anderen. Die Kritiker. Die Angreifer. Und zwar, zum Beispiel: Die französischen Ärztekammern, die französische Akademie der medizinischen Wissenschaften, die russische Akademie der Wissenschaften, die US Food and Drug Administration, die Schwedische königliche Akademie der Wissenschaften, der britische National Health Service, das Minsterium für Gesundheit in Spanien, das European Academics Science Advisory Council (EASAC) und noch ein paar mehr.

Alle diese hochrangig besetzten Institutionen und Gremien lehnen den Einsatz von homöopathischen Mitteln ab, weil sie – außerhalb eines Placebo-Effekts – nichts nutzen und möglicherweise sogar schädlich sind. Es ist ein vernichtender, international gleicher Befund: Homöopathie ist, wissenschaftlich gesehen, Quatsch.

Dann stellt Jutta Hübner eine Frage nach Behnkes Vortrag – eine Mitautorin des kritischen Münsteraner Memorandums Homöopathie („Warum die versammelten Homöopathen nicht einfach aufhören, Zuckerkügelchen zu verschreiben und einfach die empathische Haltung, die sie offenbar ihren Patienten gegenüber einnehmen, beibehalten?“)

Und der Welt-Reporter konstatiert:

Eine Diskussion kommt nicht zustande. „Roche!“ sagt eine Frau im Publikum in ihre Richtung, sie meint den Pharma-Riesen und will wohl insinuieren, das Hübner eine Marionette der Arzneimittel-Industrie ist. Die kleine Frau mit dem Bürstenhaarschnitt, die Krebs-Patienten besser helfen möchte, ist in dem Moment zu Goliath geworden. Vielleicht ist es ja auch zu viel erwartet, auf einem Homöopathie-Kongress die Grundsatzfrage zu stellen. Aber solche Feindseligkeit überrascht dann doch.

Gegen Ende streift der Beitrag dann noch die Hevert-Unterlassungserklärung an Natalie Grams:

„Die haben natürlich erheblichen finanziellen Spielraum“, sagt Grams. Manchmal scheinen sich die Rollen zwischen David und Goliath auch zu vertauschen. Grams will sich jedenfalls nicht einschüchtern lassen. „Ich unterzeichne nicht.“

Mehr dazu gibt’s derzeit nicht zu sagen.

Außer, dass es auch andersrum geht:

Zum Weiterlesen:

  • Wenig Spaß beim Ärztekongress für Homöopathie, GWUP-Blog am 29. Mai 2019
  • Homöopathie grotesk, Psiram am 25. Mai 2019
  • Absatz sinkt weiter: Wie Lobbyisten für die Homöopathie kämpfen, medwatch am 27. Februar 2019
  • Schirmherrschaft in der Kritik: Peinliche Fehler im Grußwort von Manuela Schwesig, medwatch am 14. Mai 2019
  • America’s Largest Retailer Sued For Selling Fake Medicine, forbes am 31. Mai 2019

5 Kommentare

  1. Tja, was soll man vom Philosophen und Wallach-Doktoranden Behnke auch anderes erwarten?

    Seine Existens als gutdotierter Referent der Carstens-Stiftung steht auf dem Spiel, falls die Homöopathie doch noch den ihre gebührenden Platz errreichen sollte: Der Abfallhaufen der Eso-Geschichte.

  2. Ein deutsches Pharmaunternehmen will Ärzten und Journalisten untersagen, wirkungsloser Homöopathie die Wirkung abzusprechen.

    https://derstandard.at/2000103985089/Globuli-Produzent-droht-Homoeopathiekritikern-mit-Klagen

  3. Goliath also. Ich wusste nicht, dass ich und auch ihr alle von dem Stamme der Philister abstammen *g

    Naja… wie auch immer.

  4. Zusatzzahl 42:

    Das was mich persönlich inzwischen an dieser Debatte so gravierend stört ist, dass sie sich immer weiter von einer wissenschaftlichen Debatte entfernt. Inzwischen ist sie zu einer reinen Juristischen Debatte geworden. Ich frage mich gerade wie die Welt der Wissenschaft heute aussehen würde, hätte beispielsweise seinerzeit Fred Hoyle per Unterlassungserklärung seine „Kontrahenten“ zum Schweigen gebracht.

    Ich würde so eine Unterlassungserklärung dann als Endeffekt doch auch unterschreiben, aber ich würde über meiner Unterschritt klar und deutlich auch zum Ausdruck bringen warum ich unterschreibe.

    „Ich leiste meine Unterschrift, weil ich mit Sanktionen bedroht und erpresst werde“

    Es ärgert mich gewaltig was da gerade abgeht. Für mich ist das eine komplette Bankrotterklärung seitens der AfM (Alternative für Medizin). Diese Nummer ist dermaßen unterirdisch die die AfM gerade durchzieht, dass ich meine schwachen Nerven gar nicht so leicht beruhigen kann ;)

    Wie auch immer. Von dem wenigen Geld welches mir gerade jetzt zur Verfügung steht, werde ich dann im Falle des kommenden Impacts wohl einen kleinen Teil opfern. Ab September wird sich das ändern, weil dann ein neuer, besser bezahlter Job, für mich anfängt. Also durchhalten ;)

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