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Homöopathie-Lobbyisten auf der panischen Flucht vor der Realität

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Nichts gelernt aus der Causa Fritzsche. Die Homöopathie-Lobby beamt sich zusehends in ein realitätsbereinigtes Parallel-Universum und dokumentiert damit ihren schleichenden Abschied von dem bisschen Restseriosität.

Beispiel eins:

Gegen die taz-Titelgeschichte „Das weiße Nichts“ haben der DZVhÄ und der Verband klassischer Homöopathen Deutschlands Beschwerde beim Presserat eingelegt:

Beispiel zwei:

Der Autor des Beitrags, Bernd Kramer, soll eine Art „Unterlassungserklärung“ unterschreiben:

Beispiel drei:

Der Homöopathiehersteller Hevert hat kürzlich Gerd Glaeske, Pharmazie-Professor in Bremen, eine Unterlassungserklärung abgerungen, weil dieser öffentlich in einer pauschalen Weise von der Unwirksamkeit homöopathischer Mittel gesprochen hatte,

berichtet Dr. Joseph Kuhn bei Gesundheits-Check.

Bei zugelassenen homöopathischen Mitteln, die es auch gibt, vor allem niedrigpotenzierte Mittel mit Wirkstoffgehalt, geht das Arzneimittelrecht aber von einer Wirksamkeit aus, auch wenn die Belege dafür aus wissenschaftlicher Sicht nicht sehr überzeugend sein mögen. Eine juristische Spitzfindigkeit, mit der es hier gelungen ist, die Debatte von der wissenschaftlichen auf die juristische Bühne zu verlagern.

Während die Homöopathen den schrillsten Unfug verbreiten dürfen, selbst dass sie CERN gestoppt hätten, kann eine nicht ganz präzise Formulierung Homöopathiekritikern anwaltlichen Ärger einbringen. Ob sich Hevert vor Gericht damit hätte durchsetzen können, weiß ich nicht, aber wer hat schon die Zeit, das Geld und die Nerven, das auszuprobieren?

Fortsetzung:

In einem Brief an Glaeske räumt Hevert ein, dass „auch die Anforderungen des Wirksamkeitsnachweises [von Homöopathika] für Mittel, für die ein Indikationsgebiet angegeben wird, nicht so hoch [sind], wie sie es für konventionelle Arzneimittel üblicherweise sind.“

Kuhn kommentiert:

Das ist nicht nur ein erstaunliches Eingeständnis, es bringt auch die Absurdität des juristischen Streits in unnachahmlicher Weise zum Ausdruck: Hevert möchte nicht, dass Glaeske sagt, es gäbe keinen Wirksamkeitsnachweis für homöopathische Mittel und räumt dann selbst die schwache Evidenzbasis ein.

Beispiel vier:

Der Herr Behnke von der Carstens-Stiftung versucht Natalie Grams bei der Grünen Jugend anzuschwärzen:

Aber sicher war das nur ein kurzes erratisches Weggetretensein des bezahlen Homöopathie-Lobpreisers. Gewiss wollte er eigentlich Folgendes schreiben, ist Sankt Johann überzeugt:

Tja, insgesamt scheint wohl was dran zu sein, dass zu viel Zucker nicht gut fürs Gehirn ist.

Kleiner Tipp für unsere Süßkram-Freunde in ihrer Scheinwelt:

Schnell noch den „Tatort“ heute verklagen/abmahnen/angreinen beziehungsweise was Euch sonst noch so einfällt.

Oder aber einfach mal die Wirklichkeit akzeptieren:

Halten wir fest, dass das schon über 200 Jahre alte Geschäftsmodell Homöopathie nun doch noch Wissenschaftlichkeit und Redlichkeit zum Opfer fällt, wie es aussieht. Die Fakten sind schließlich so unbestreitbar wie die Existenz der Mondphasen. 

Und:

Zum Weiterlesen:

  • Homöopathie, Wissenschaft und Recht, eine Fortsetzungsgeschichte, Gesundheits-Check am 19. Mai 2019
  • Die Unantastbarkeit des Glaubens an die Homöopathie, Gesundheits-Check am 17. Mai 2019
  • Verbraucherschützer in Belgien: Homöopathie ist unwirksam, sogar gefährlich, INH am 16. Mai 2019
  • Frankreich: Negative Stellungnahme der Obersten Gesundheitsbehörde zur Homöopathie vorgelegt, INH am 16. Mai 2019
  • Die hochdosierte Frau: Natalie Grams in der NZZ, GWUP-Blog am 17. Mai 2019

9 Kommentare

  1. Kann es sein, dass die zum Krieg ausgeartete Homöopathiedebatte zunehmend auf der juristischen Ebene ausgetragen werden soll?

    Da geht es dann gleich um sehr viel Geld, und unsere Gewinnchancen vor Gericht betragen höchstens 50% – denn bekanntermaßen befindet man sich dort in Gottes Hand, egal, ob man an ihn glaubt oder nicht.

  2. Ich fasse es nicht. Wie tief können Homöopathiegläubige und die Homöopathie-Pharmafirmen noch sinken. Das ist ein Skandal.

    Auf die Idee muss man erst kommen, dass man die Homöopathie als Ganzes nicht kritisieren sollen darf und deswegen Post vom Anwalt bekommt und Journalisten jetzt juristisch attackiert werden

  3. Viele Jahre lang konnte die Homöopathielobby nahezu ungehindert das Hohelied auf die Wirksamkeit ihrer „Medizin“ anstimmen. Seitdem aber die Kritik an der Homöopathie nicht nur in kleinen Kreisen zirkuliert, sondern durch eine Vielzahl von Einzelpersonen und Gruppen in den traditionellen und sozialen Medien verbreitet wird und auf zunehmend fruchtbaren Boden fällt und zuletzt auch die Politik, wenn auch sehr langsam, Interesse zeigt, so sieht die Zukunft der der Homöopathieapologeten nicht mehr so golden aus. Sie setzt zunehmend Patina an.

    Der Homöopathielobby geht der Arsch auf Grundeis, und sie will nun mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln gegen ihre Kritiker vorgehen. Dass sie sich so immer weiter diskreditiert, scheint ihr nicht aufzufallen.

  4. Was passiert eigentlich wenn man sich weigert so eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben ?

    Kann man so eine Unterlassungserklärung als eine Erpressung ansehen ? Kann man das einklagen ?

  5. @Skeptikertante

    Seit „Globuli gegen Ebola“ sollte einen da nichts mehr wundern…

    https://blog.gwup.net/2014/11/24/ebola-mission-von-homoopathen-in-liberia-vorerst-gescheitert/

  6. @ nihil jie:

    Was passiert, wenn man die Erklärung nicht abgibt, hängt vom Mut (oder besser: der Überspanntheit) des Anspruchstellers ab. Hat er das, wird er auf Unterlassung klagen.

    Wen die Aufforderung anstinkt und wer selbst Mut und Geld genug für den Kostenvorschuss hat, kann „negative Feststellungsklage“ erheben: das Gericht möge feststellen, dass der behauptete Unterlassungsanspruch nicht bestehe.

  7. Meine chronisch Sinusitis habe ich versucht homöopathisch behandeln lassen, es wurde aber trotz immer höherer Potenzen immer schlimmer. Letztendlich musste ich operiert werden. Als die HNO Ärztin mich vor einer Indien Reise dann auch noch homöopathisch impfen wollte bin ich nicht mehr hingegangen. Theoretisch ist für mich eine Wirksamkeit der Homöopathie nicht nachvollziehbar. Meine praktischen Erfahrungen alsPatient bestätigen dies.

  8. Apropos CERN- das hat der Trump abgeschaltet. :)

    https://www.youtube.com/watch?v=Acpx_NG57rQ

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