Die Bunte verbreitet in einem Interview mit der Sängerin Marlène Charell, die ihren krebskranken Mann pflegt, mal wieder den Mythos von der „Krebspersönlichkeit“.
Wir erlauben uns mal, diese Passage korrekt umzuformulieren:
Esoterisch verirrte Ärzte und „Alternativheiler“ lieben das „victim blaming“ und knüpfen damit nahtlos an mittelalterliche Krankheitsvorstellungen an, nach denen der Patient an seiner Erkrankung „selbst schuld“ ist, weil er sich „versündigt hat“ und dafür nun seine „gerechte Strafe“ erhält.
Und die größte „Sünde“, die in unserer Erfolgsgesellschaft heute überhaupt möglich ist, besteht natürlich im „negativen Denken“, was Frau Charell in ihrer Antwort auch umstandslos (und nur mit einem kleinen „vielleicht“) dafür verantworlich macht, dass bei ihrem Mann der Krebs immer wieder neu ausbricht.
Meine Güte – wann spricht sich endlich auch bis zur Klatschpresse herum, dass dieser Nonsens längst widerlegt ist?
Immerhin hat dafür das Informationsnetzwerk Homöopathie bei dem Online-Portal Krebs Rat&Hilfe einen Beitrag über „Homöopathie in der Onkologie“ veröffentlicht:
Obwohl es keine belastbaren Nachweise dafür gibt, dass die Homöopathie eine wirksame Therapie bei Krebserkrankungen darstellt, gibt es eine Vielzahl von Büchern und Veröffentlichungen, einige davon sogar von Ärzten verfasst, die die Anwendung nahelegen […]
Alle umfassenden Übersichtsarbeiten kommen seit 1991 gleichlautend zu dem Ergebnis, dass aufgrund der vorliegenden Evidenz keine Schlussfolgerungen zu einer Wirksamkeit möglich sind […]
Ein Onkologe kann seine Patienten auf Nachfrage eigentlich nur dahingehend aufklären, dass eine durchgreifende und anhaltende Verbesserung seiner Situation durch die Homöopathie ausgeschlossen ist.“
Zum Weiterlesen:
- Homöopathie in der Onkologie, krebs-rat-hilfe am 20. November 2017
- Psychische Einflüsse auf die Krebsentstehung, krebsinformationsdienst am 2. Januar 2013
- “Es gibt keine Krebspersönlichkeit”, Zeitung des Klinikums Nürnberg Nr. 4/2010
- Die Ursache von Krebs ist vor allem – Pech, Süddeutsche am 24. März 2017
- Wie stark hängt Krebs vom Zufall ab? Spiegel-Online am 24. März 2017
- Homöopathie & Co irren – negative seelische Zustände führen NICHT zu Krebs, Ratgeber-News-Blog am 1. Februar 2014
- Positiv denken gegen Krebs? GWUP-Blog am 20. Januar 2011
- Homöopathie, Krebs und Psychoonkologie, GWUP-Blog am 21. Februar 2014
- Homöopathie bei Krebs – es ist alles noch viel schlimmer, GWUP-Blog am 23. Juni 2014
- ARD-Mittagsmagazin: „Mit Homöopathie gegen Krebs?“ GWUP-Blog am 22. März 2017
- Krebs alternative Heilmethoden: Das Geschäft mit der Angst, krebs-rat-hilfe am 2. Juni 2016
10. September 2023 um 03:05
Dazu:
https://www.spektrum.de/kolumne/krebs-verstehen-fuehren-depressionen-zu-krebs/2176719