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Dabei sein – beim Karneval für Reichsbürger und Chemmies

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Auch die Titanic befasst sich in ihrer aktuellen Ausgabe mit Xavier Naidoo und seinem Reichsbürger-Flirt.

Die Satiriker stellen eine (fiktive) neue CD des Sängers mit dem Titel „Monday Sing-a-long“ vor und drucken daraus unter anderem den Liedtext „Glaubst du das?“ (nach der Melodie von „Freisein“) ab:

Glaubst du, dass die Rothschilds jeden Krieg bezahlen und Satanistenbanden Pentagramme malen?

Glaubst du, dass im Erdkern böse Echsen leben, die mit ihren Ufos an die Oberfläche streben?

Wenn du das glaubst, dann komm am Montag mal rum, schau dich um, du kannst dabeisein!

Dabei, wenn wir für den Frieden singen, ich will dabeisein! Dabeisein!

Dabei, wenn wir Gottes Reich erzwingen, dabei, wenn wir gen USA die Fäuste ringen!“

Aber auch hier ist wie so oft Satire letztendlich nur der aussichtslose Versuch, die Realität zu übertreffen.

Live in die unverdünnte Hölle einer „Montagsmahnwache“ hat sich die Bloggerin Claudia Graneis von Cloudpharming begeben.

In ihrem Artikel schreibt sie:

Diese malignen Hippies verbreiten menschenfeindliche Ideen, untergraben wirklich kritisches Denken und ziehen Menschen in einen Strudel aus wirren Ansichten, Elitarismus, ungesunden Vorstellungen von der Welt, der Gesundheit und dem menschlichen Körper. Ich schleppe mich zurück zur Bahnstation und bin fertig mit der Welt.

Betrachte mir die Menschen, die – zum Glück von alledem (noch) nichts ahnend – ihrer Wege gehen und hoffe, daß sie nicht eines Tages aus Versehen auf einer solchen Veranstaltung landen und diese wirren Konzepte zu ihren eigenen machen.“

Vergleichbare Erfahrungen machte der Vice-Redakteur Matern Boeselager beim „Global March against Chemtrails and Geoengineering“ letzten Samstag in Berlin:

Weil ich diese Bewegung schon immer faszinierend fand immerhin sind das Leute, die selbst von den Organisatoren der Montags-Mahnwachen für unangenehme Spinner gehalten werden , wollte ich das auf keinen Fall verpassen […]

Um uns herum gingen zirka 150 Menschen, von denen manche relativ normal aussahen soweit das eben möglich ist, wenn man als erwachsener Mensch mit Transparenten gegen „Wetterkontrolle“ wedelt und dabei „Und wir fordern immer wieder: Stoppt doch diese Todesflieger!“ skandiert.

Aber es gab auch skurrilere Gestalten: Abgesehen von ein paar glatzköpfigen Jungs, die sich selbst T-Shirts mit russischen Buchstaben bemalt hatten und von denen einer im Vorbeigehen lachend auf die Neue Synagoge zeigte und „Eigentlich müssten wir da reingehen“ sagte fiel mir vor allem ein älterer Herr auf, der seinen elektrischen Rollstuhl in eine Art Karnevalswagen für Reichsdeutsche verwandelt hatte.

Hinten wehte die Reichskriegsflagge, in den Radnaben waren Eiserne Kreuze eingesetzt, und auf dem Schoß trug er einen Pudel mit echtem Reichskriegshalsband.“

Dazu fällt vermutlich auch den Spaß-Profis von der Titanic nichts mehr ein.

Ein wenig beruhigen kann allenfalls die Tatsache, dass die Berliner Veranstaltung wenig mehr als eine „Demonstration des Schrumpfens“ war, wie Chemtrail-Fragen berichtet.

Zum Weiterlesen:

  • Ich war auf der Chemtrail-Demo als Pilot verkleidet, vice.com am 30. September 2014
  • Maligne Hippies Besuch bei einer Montagswache, Cloudpharming am 15. September 2014
  • Xavier Naidoo, Reichsbürger und Verschwörungen, GWUP-Blog am 24. August 2014
  • Chemtrails: Luxustod von unseren Steuergeldern, GWUP-Blog am 1. März 2014
  • Unglaubliches Phänomen: Ein skeptisches Chemtrail-Buch, GWUP-Blog am 30. Mai 2013
  • Erst zur Demo, dann denken, Zeit-Online am 23. April 2014
  • Die Psychologie der Montagsdemonstrationen, The European am 2. Juni 2014
  • Wer steckt hinter den neuen Montagsdemos? Zeit-Online am 22. April 2014
  • Der „Verschwörungstroll“ Bartochek und die bösen Chemtrails in WDR 5, GWUP-Blog am 29. September 2014
  • „Chemtrails”, Hoaxilla-Podcast Nr. 54 vom 28. August 2011
  • Reichsbürger und Chemtrails, GWUP-Blog am 1. September 2013
  • Demonstration des Schrumpfens, chemtrail-fragen.de am 27. September 2014

2 Kommentare

  1. Ich hab mich gewundert, warum Stalinistenbanden Pentragramme malen sollten ;)

    Da kam die alte Prägung bei mir durch.
    ;)

    Stanistenbanden
    Vermutlich lesen fast alle Menschen trotz des fehlenden A Satanisten

  2. @bernd:

    Danke für den Hinweis, hab’s korrigiert.

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