Das österreichische News-Portal derStandard.at blickt heute auf den Themenschwerpunkt „Parawissenschaften“ zurück, und zwar mit dem Interview
Sackgassen haben etwas Kuscheliges.“
Gesprächspartner der Redaktion sind die Psychologin Ulrike Schiesser (Bundesstelle für Sektenfragen) und der Medizinstudent Martin Moder, der in den Foren von derStandard als User aktiv ist, insbesondere zu parawissenschaftlichen Themen.
Ein Auszug:
derStandard: Welches menschliche Grundbedürfnis steckt hinter dem Glauben an Übersinnliches?
Schiesser: Menschen suchen häufig nach Sicherheit und Sinn in einer Welt, die aus vielen unüberschaubaren und zufälligen Ereignissen zu bestehen scheint. Wir versuchen alles in ein logisches System zu bringen, in dem wir uns besser zurechtfinden können. Wir suchen ständig nach Mustern im Chaos und bauen aus diesen Mustern ein sinnstiftendes Gebäude. Für manche ist die Existenz einer wohlwollenden Kraft, die Geborgenheit vermittelt, wichtig. Manche suchen nach Erklärungsmodellen die die Welt überschaubarer machen und die Illusion von Kontrolle vermitteln: „Weil die Sternzeichen nicht zusammenpassen, ist die Beziehung gescheitert.“
Moder: Menschen können ja allein aufgrund ihrer limitierten kognitiven Fähigkeit die Welt gar nicht in ihrer vollständigen Komplexität begreifen, es ist daher absolut unumgänglich, dass wir Vereinfachungen treffen. Aber sind es Vereinfachungen, aus denen sich sinnvolle Handlungsweisen ableiten, oder welche, die in einer logischen Sackgasse enden – wie es bei den Parawissenschaften oft der Fall ist?
Schiesser: Sackgassen haben auch etwas Kuscheliges. Wenn man die Komplexität mitdenken möchte, ist das anstrengend. Vereinfachungen stärken das Gefühl von Sicherheit und geben Orientierung. Es ist angenehm, Entscheidungshilfen für das Leben zu haben, klare Handlungsanweisungen: ,Ihr Baby hat Schmerzen, weil es seine Zähne bekommt? Hängen Sie ihm eine Bernsteinkette um, und es wird besser.‘ Wir haben gerne einfache Lösungen für alle Probleme.“
Vor drei Tagen gab’s die Zusammenfassung
Parawissenschaften: Wenn die Emotionen überkochen.“
Ziemlich spaßig sind „Die besten Leser-Postings“:
Poesie, durchgestrichene Zebras und Donald Duck.“
Zum Beispiel:
Super, ich liebe die Para-Artikel. Das ist ein bisserl so wie Donald Duck lesen.“
Alle Artikel des Themenschwerpunkts 2013 (die in der Regel mit Unterstützung der österreichischen Skeptiker zustande kamen) finden sich hier.
Zum Weiterlesen:
- Parawissenschaften: „Sackgassen haben etwas Kuscheliges“, derStandard.at am 30. Dezember 2013
- Parawissenschaften: Wenn die Emotionen überkochen, derStandard.at am 27. Dezember 2013
- Poesie, durchgestrichene Zebras und Donald Duck, derStandard.at am 28. Dezember 2013
30. Dezember 2013 um 22:03
Das liegt – so meine ich – an unserem Gehirn und auch aus der „Umgebung“ aus der es entstanden ist.
Eigentlich ist die Lebenswelt eines Menschen, der mit und in der Natur lebt relativ einfach, auch die soziale Gruppe ist überschaubar. Das Leben ist also relativ einfach und das Gehirn kommt damit klar.
Aber die immer komplexerer werdende Gesellschaft und „künstliche Welt“ überfordert unser Gehirn und die „vertraute Einfachheit“ wird durch Schein-Korrelationen aufgebaut.
Natürlich kann man auch sagen, dies sei ein „Infantilismus“…es gibt ja auch die Theorie, daß der Glaube an Gott nur eine Projektion des infantilen Glaubens ist, daß die Eltern alles können und für uns sorgen; dieser „Glauben“ wird dann im Erwachsenenalter auf die imaginäre Person „Gott“ übertragen…man könnte hier aber auch „Gott“ mit „Mutter Natur“ ersetzen, die – wie manche glauben – für jede Krankheit ein Kraut hat (gewachsen ist).
31. Dezember 2013 um 08:51
Was Frau Schiesser über den Glauben ans Übersinnliche sagt, trift auch auf die Amtskirchen zu, was den Menschen so an Wunder verkaufen, abgesehen von der Geschichte um einen von den Toten erweckten Wanderprediger.
“ Hängen Sie ihm eine Bernsteinkette um, und es wird besser.“
Da gibt es haufenweise Reliquien der katholischen Kirche. Ich bin überzeugt, Frau Schiesser ist bewusst, in welchen Ausmaß ihre Aussagen für die etablierten Kirchen gilt, entweder sie ist religiös oder will ihre Auftragergeber nicht verärgern.
31. Dezember 2013 um 11:10
Hhmm … – was ist die Aussage Ihres Kommentars?
Mir unverständlich …
31. Dezember 2013 um 18:52
@Beobachter
Diese Beschreibung der Parawissenschaften trifft meiner Meinung nach zu 100 % auch auf die etablierten Religionen und Amtskirchen zu.
31. Dezember 2013 um 22:29
@Randifan:
„Ich bin überzeugt, Frau Schiesser ist bewusst, in welchen Ausmaß ihre Aussagen für die etablierten Kirchen gilt, entweder sie ist religiös oder will ihre Auftragergeber nicht verärgern.“
Die „Bundesstelle“ für Sektenfragen ist, wie der Name schon sagt, keine kirchliche Einrichtung.
Dein Kommentar ist auch für mich nicht verständlich:
Sehr wahrscheinlich ist Frau Schiesser sich dessen „bewusst“ – so what?
Was hat das mit diesem Interview zu tun, das um Esoterik und Parawissenschaften ging?
Oder meinst Du, sie hätte ungefragt bei jeder Antwort dazusagen müssen: „Und übrigens in der Kirche ist das ganz genauso. Aber lassen Sie mich auch noch was zur Kirche sagen. Und bitte fragen Sie mich auch noch nach der Kirche.“
Ist nicht dein ernst, oder?
1. Januar 2014 um 10:37
@trixi
Wenn eine staatliche Einrichtung über Esoterik und Parawissenschaften aufklärt, wirkt es unglaubwürdig, da Kirche und Staat eine Symbiose bilden.
Ich erkläre es normal, was Frau Schiesser über diese Sachen sagt trifft im großen und ganzen auch auf fast jede Religion zu. Religionen vermitteln den Menschen ein einfaches Weltbild und versuchen in der Regel die Welt nach einem gut/böse Schema zu erklären. Sie appelieren an die Gefühle und nicht an Tatsachen.
Im Grunde könnte Frau Schiesser hinzufügen, Religiöse handeln genauso, wie Leute die Trost in den Parawissenschaften und der Esoterik suchen.
2. Januar 2014 um 09:10
@ Bernd Harder
Vorhin habe ich per Kontakt-Formular eine ANFRAGE an Euch gestellt …
2. Januar 2014 um 13:08
@Beobachter:
Tut mir Leid, die Geschäftsstelle ist diese Woche nicht besetzt, ich muss mich erst erkundigen, ob und wo das gelandet ist.