Ein Gastbeitrag von Ute Parsch
Kennt noch jemand „Tamiflu“?
Ja? Warum?
Weil doch jeder noch weiß, was für ein Lauffeuer damals durch die Presse ging, als durch Studienergebnisse in Frage gestellt wurde, dass Tamiflu so umfangreich bei Grippe hilft, wie zuerst angenommen:
Der Tamiflu-Skandal – Über die Wirksamkeit des Wirkungslosen“
titelte damals die SZ.
Gut, damals kam noch eine erhebliche finanzielle Dimension hinzu, da Tamiflu ja auch für Grippeepidemien vorrätig gehalten wird.
Dennoch: Die Ursache des Skandals war, dass die Öffentlichkeit nur unzureichend über vorliegende Studienergebnisse informiert worden war, und das später aufflog.
Gewiss sind vom Thema dieses Beitrags – Homöopathika bei weiblicher Unfruchtbarkeit – weniger Menschen betroffen, die finanzielle Bedeutung ist kleiner.
Aber dass es niemanden von den Medien interessiert, dass auf diesem Gebiet bei weitem zu optimistische Einschätzungen wiedergegeben werden (um es mal vorsichtig zu formulieren) – das ist schon enttäuschend.
Wenn es um Homöopathie geht, funktioniert die öffentliche Meinungsbildung offenbar anders.
Vor einigen Wochen veröffentlichten Dr. Norbert Aust und ich eine umfangreiche Analyse der Studienlage zur Anwendung von Homöopathie bei unerfülltem Kinderwunsch sowie zur Darstellung dieser Thematik auf der Homepage der Carstens-Stiftung.
Die Carstens-Stiftung empfiehlt die homöopathische Therapie bei unerfülltem Kinderwunsch, ganz gleich welche Fruchtbarkeitsstörung vorliegt, als genauso aussichtsreich wie eine konventionelle Therapie. Nach eingehender Beschäftigung mit dem Studienmaterial waren Dr. Aust und ich zu der Ansicht gekommen, dass die Studienergebnisse in keiner Weise diese Schlussfolgerung rechtfertigen.
Unser Artikel führt eine ganze Reihe von Einwänden auf, unter anderem auch die erheblich vorsichtigere Einschätzung der Autoren der Studien selbst, zum Beispiel:
Es ist durchaus auch denkbar, dass ein Placeboeffekt vorliegt.“
Demnächst werden wir diese allgemeine Analyse noch um die ausführliche Vorstellung einer der zugrundeliegenden Arbeiten ergänzen. Auch hier hält die Autorin der Studie im Ergebnis fest:
Ob der Erfolg dieser Behandlung tatsächlich über einen Placeboeffekt hinausgeht, vergleichbar mit psychotherapeutischen Bemühungen ist oder sogar darüber hinausgeht, lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht klären.“
Außerdem wurde die Studie keineswegs für allgemeine Fruchtbarkeitsstörungen durchgeführt; die Autorin hielt sie nur für Frauen mit hormonellen und ideopathischen (= unspezifischen) Problemen anwendbar. In einer anderen Arbeit schreibt die Autorin über diese Gruppe von Patientinnen:
Auch durch Psychotherapie können gute Erfolge erzielt werden, diese wird jedoch von den meisten Frauen nicht akzeptiert.“
Eine allgemeine Empfehlung der Homöopathie auch bei gänzlich anderen Ursachen des unerfüllten Kinderwunsches erschien uns deshalb problematisch.
Anlass der ganzen Analyse war, dass mir bei einer Diskussion die Webseite der Carstens-Stiftung als angeblicher Beleg für die Wirksamkeit der Homöopathie verlinkt worden war. Das zeigt, in welchem Umfang sich diese viel zu positive Darstellung verbreitet, und lässt zugleich vermuten, dass es viele betroffene Frauen gibt, die dadurch zur falschen, zumindest für sie unpassenden Therapie greifen.
Gerade deshalb haben Dr. Aust und ich unseren ersten Artikel mit einem Offenen Brief an die Carstens-Stiftung abgeschlossen und diesen auch als Information an die Presse weitergegeben. Wir haben Tageszeitungen in Deutschland, der Schweiz und in Österreich kontaktiert, zusätzlich auch Spiegel, Stern, Focus, Zeit.
Die Bilanz dieser Aktion: Kein einziger Artikel erschien, um die Information an betroffene Frauen weiterzugeben.
Warum ist das so, dass die Presse sich dermaßen schwertut mit Homöopathiekritik? (Und ich stelle diese Frage auch im Hinblick auf die aktuelle Problematik in Traunstein.)
Fast schon könnte man eine Verschwörung vermuten, in der Art von „Die Medien äußern sich nicht negativ zur Homöopathie, weil sie die Lobby-Verbände und die öffentliche Meinung fürchten.“
Schließlich nahm das ZDF 2007 Joachim Bublaths Wissenschaftssendung zum Thema „Die modernen Wunderheiler“ nach Protesten von Heilpraktikern aus der Mediathek, anstatt dem renommierten Journalisten den Rücken zu stärken (heute gibt es die Sendung in drei Teilen bei youtube).
An eine allgemeine Verschwörung kann und mag ich als Skeptiker jedoch nicht so recht glauben.
Bei den Medien führt das vitale Interesse, die Leser-/Zuschauergunst nicht zu verlieren, ganz von selbst zu massiven Auswirkungen auf die Behandlung der Themen, ohne dass es dazu größerer Absprachen „hinter den Kulissen“ bedarf.
Und Homöopathie gilt nun einmal als „beliebt“ in der allgemeinen Bevölkerung.
Umgekehrt nämlich hatte der BR im April nicht die geringsten Probleme mit der Protestflut gegen die einseitige Berichterstattung zugunsten der Homöopathie. Mehr als ein paar schnippische und ausweichende Antworten waren die Analysen und Stellungnahmen von Homöopathie-Kritikern der verantwortlichen BR-Redaktion nicht wert. Der Beitrag ist natürlich auch weiterhin online.
Meinem Eindruck nach ist das Problem, mit dem Homöopathiekritik konfrontiert ist, ein Grundsätzliches:
Die von den Kritikern vorgebrachten Sachargumente prallen bei der Gegenseite auf entgegengehaltene moralische Werte.
Die Homöopathie hat sich in der öffentlichen Meinung erfolgreich hinter gesellschaftlichen Werten wie Pluralismus und Meinungsfreiheit sowie hinter dem unbestimmten Rechtsbegriff der „Ausgewogenheit“ verschanzt.
Hinzu kommen allgemeine Vorbehalte gegenüber Wissenschaft und Fortschrift sowie ein Ideal vom vertrauenswürdigen, weil verständnisvollen und sich ausführlich Zeit nehmenden Heiler, das sich in der Homöopathie zu verwirklichen scheint.
Und weil diese Vorstellungen auch im unvoreingenommenen Berichterstatter mitschwingen, die Sachargumente jedoch nur mit größerem Aufwand versteh- und vermittelbar sind, überlegt sich offenbar auch ein Journalist lieber zweimal, ob er sich auf dieses Minenfeld begibt.
Das gilt wohl besonders, wenn – wie in unserem Fall – die Kritik von Privatpersonen geäußert wird. Zwei wissenschaftlich ausgebildete Privatpersonen zwar, aber dennoch kein Institut, kein Verband oder eine vergleichbare offiziellen Einrichtung im Hintergrund.
Dem einzelnen Journalisten wird es schwerfallen, wirklich beurteilen zu können, ob hier bloß zwei Querulanten am Werk sind. Und im Zweifelsfall lässt er die Finger von der Berichterstattung.
Vertreter der Homöopathie wiederum haben keinerlei Problem damit, die vorgebrachten Einwände einfach auszusitzen.
Machen wir es ihnen vielleicht immer noch zu leicht, nicht reagieren zu müssen?
Zum Weiterlesen:
- Kinderwunsch, Homöopathie und die Carstens-Stiftung, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 23. November 2013
- Homöopathie bei unerfülltem Kinderwunsch, GWUP-Blog am 24. November 2013
- Homöopathie im BR: Peinlichkeit kennt keine Grenzen, GWUP-Blog am 24. April 2013
- Tamiflu und die Vogelgrippe-Hysterie, Skeptiker 3/2008
- Neues von der Homöo-Akademie Traunstein, GWUP-Blog am 12. Dezember 2013
- Hogwarts an der Spree: Steinbeis-Hochschule Berlin, Feuerwächter am 15. Dezember 2013
- „Sei doch mal offen“ für Anfänger: Ignoriere Deine Kritikfähigkeit, Chiemgau Gemseneier am 15. Dezember 2013
- Homöo-Akademie in Traunstein, Psiram am 11. Dezember 2013
16. Dezember 2013 um 21:03
Naja, was man nicht vergessen darf:
viele Skeptiker sind nicht so gut darin wirklich medienadäquat aufzutreten, d.h. auch ebenso zu emotionalisieren, wie dies die Gläubigenseite tut.
16. Dezember 2013 um 21:31
Eine Verschwörung halte ich auch für unwahrscheinlich, zumindest dann, wenn man Verschwörung als eine gezielte Absprache von Personen definiert.
Im Grunde also ein Kartell. Nichts desto trotz gibt es natürlich ein politisches Wohlwollen von Überzeugungstätern gegenüber der Homöopathie (bspw. Barabra Steffens, NRW).
Andere Politiker reagieren wie die Medien, sie möchten positive Resonanz ihres jeweiligen Publikums.
Mit der Homöopathie stehen wir m.M.n. demselben Phänomen gesellschaftlicher Akzeptanz, wie bei den Kirchen gegenüber. Es gibt hinreichend Sachargumente für eine Trennung von Staat und Kirche. Auch dringt die indirekte Finanzierung der Kirchen und ihrer Sozialunternehmen durch den Staat nicht bzw. nur äußerst langsam in das öffentliche Bewusstsein vor.
Wie oft kommt das Argument, die Kirchen täten soviel Gutes, ohne Kirchen bräche unser Sozialsystem zusammen etc.
Hier wie dort gilt: Gläubige wollen glauben, nicht wissen!
Hast Du Alternativen? Vermutlich nicht, sonst würdest Du nicht fragen. Sachargumente eignen sich i.d.R. eben nicht für Schlagzeilen und passen nicht in die 140 Zeichen eines Tweets, Emotionen aber sehr wohl.
Auch sehe ich die Gründe in einer latenten massiven Wissenschaftsfeindlichkeit gepaart mit naturwissenschaftlichem Desinteresse. Jeder benutzt heute täglich Geräte deren Grundlagen eine Verbindung zur Relativitätstheorie aufweisen, aber die meisten können nicht erklären warum es Sommer und Winter gibt.
Dagegen kommt man nur sehr langsam an, aber Journalisten wie Politiker brauchen schnelle Erfolge.
Ein weiterer Punkt scheint mir zu sein, daß sich viele Menschen in unserer immer komplexer werdenden Welt überfordert fühlen.
Da kommen dann einfache „Erklärungen“ genau richtig.
16. Dezember 2013 um 21:36
@Feuerwächter:
<< Gläubige wollen glauben, nicht wissen! << In dem Beitrag geht es aber primär um Journalisten/Medien, nicht um die Esoterikszene selbst.
16. Dezember 2013 um 21:37
@Sebastian:
<< viele Skeptiker sind nicht so gut darin wirklich medienadäquat aufzutreten. << Was jetzt für Zeitungsartikel genau bedeutet?
16. Dezember 2013 um 21:42
Ich sehe immer noch keine „Wissenschaftsfeindlichkeit“.
Menschen wollen staunen, sie lieben Science Slams, kaufen Wissensmagazine und wollen mitgenommen und begeistert werden.
Langsam dringt die Erfahrung auch zu den Wissenschaftlern durch, dass sie es selbst sind, die sich und ihre Forschung ansprechend nach draußen tragen müssen.
Ein wichtiger Beleg für meine These ist, dass die meisten Pseudowissenschaftler sich wissenschafticher und nicht esoterischer Begrifflichkeiten bedienen, eben um die Menschen zu überzeugen, die Wissenschaft eben mehrheitlich vertrauen.
16. Dezember 2013 um 21:43
@Bernd:
Das bedeutet zum Beispiel konkret, dass auch skeptische Zeitungsartikel so geschrieben werden sollten, dass sie eben Gefühle ansprechen – und eben nicht zu glauben, dass man Gefühle mit Daten nachhaltig verändern kann.
16. Dezember 2013 um 21:44
@Sebastian Bartoschek:
Da gebe ich Dir vollkommen recht, andererseits geht es ja auch gerade darum, eben nicht durch Emotionalisierung zu „gewinnen“, sondern durch Sachargumente zu überzeugen.
Würden Skeptiker mit Emotionalisierung arbeiten, unterschieden sie sich in keiner Weise von Missionaren einer konkurrierenden Glaubensrichtung, wären mithin also nicht besser und würden auch noch den Vorwurf der Gläubigen zu missionieren bestätigen.
Womit ich natürlich nicht sagen will, es sein kein Spott oder Ironie erlaubt, der ist einfach notwendig, ansonsten hielte man den esoterischen Unsinn auch nicht aus.
16. Dezember 2013 um 21:49
@Sebastian:
<< Das bedeutet zum Beispiel konkret, dass auch skeptische Zeitungsartikel so geschrieben werden sollten ... << Das ist sicher richtig/wichtig für "skeptische" Journalisten. In dem obigen Beitrag geht es aber m.E. nach primär um das Problem, Journalisten jeder Art und persönlicher Einstellung für Esoterikkritik (in diesem Fall: Homöopathie) erst mal zu interessieren. Das Thema "unerfüllter Kinderwunsch" ist eigentlich ein hoch emotionales Reizthema, das man durchaus hätte publikumswirksam aufgreifen und auch entsprechend aufbereiten können. Utes Frage: Warum hat das keiner gemacht?
16. Dezember 2013 um 21:52
@Bernd Harder
Viele Esoteriker sind nun einmal begnadete Selbstdarsteller und das wirkt auch auf Journalisten.
Für tiefergehende Recherchen bleibt kaum noch Zeit und um Verkäufe/Klickzahlen zu erhalten, wird die Kundschaft bedient.
16. Dezember 2013 um 21:56
@Feuerwächter:
<< andererseits geht es ja auch gerade darum, eben nicht durch Emotionalisierung zu „gewinnen“, sondern durch Sachargumente zu überzeugen. << Das finde ich eigentlich auch. Ich denke, man kann mit "Emotionalisierung" allenfalls Interesse wecken, sich mit einem Thema zu beschäftigen. Aber wenn es *nur* auf dieser Ebene bleibt - was ist damit gewonnen? Gefühle sind höchst unzuverlässig und wandelbar, und was man heute toll findet, kann einen morgen zu Tode langweilen und umgekehrt. Zumindest eine Brücke zu handfesten, tragfähigen und langfristigen Argumenten sollte auch ein "emotionaler" Bericht meiner Überzeugung nach schon bauen. Was hat denn die emotionale "Schockwerbung" auf den Zigarettenschachteln gebracht? Sehr wenig, wenn nicht zugleich auch der Kopf bzw. der handfeste "Nutzen" des Nichtrauchens mit angesprochen wird.
16. Dezember 2013 um 21:56
Im konkreten Fall des unerfüllten Kinderwunsches herrscht vielleicht die Meinung vor, es beträfe (betrifft?, ich kenne keine Zahlen) zu wenige, um daraus einen fast alle ansprechenden Artikel zu generieren.
16. Dezember 2013 um 22:08
„Utes Frage: Warum hat das keiner gemacht?“ – ich hatte da leider keine Zeit für ;)
Ernsthaft: ok, gute frage – werde da ein paar tage drüber nachdenken, vielleicht komme ich zu einer ernsthaften antworten (ich mag es, wenn ich nicht direkt eine antwort parat habe…)
Schönen Abend
16. Dezember 2013 um 22:41
Danke erst einmal für’s Veröffentlichen =)
Meine persönliche Beantwortung meiner Frage bezieht sich auf das Auftreten als Einzelperson/Privatperson.
Viele Journalisten bringen nicht den naturwissenschaftlichen Hintergrund mit (und können ihn aufgrund anderer Ausbildung auch gar nicht mitbringen, das ist nicht als Vorwurf/Abwertung gemeint). Das bedeutet aber, dass der Journalist wirklich nicht erkennen kann, ob ein sachlich klingendes Argument denn nun auch richtig/plausibel/fundiert ist. Deswegen erscheint der als Privatperson auftretende Kritiker leicht unglaubwürdig, selbst wenn sein Einwand berechtigt ist.
Ich habe die Frage daher auch bewusst zeitgleich mit der Traunstein-Debatte gestellt. Auch hier wird ja versucht, die Einwände als „Meinung“ einzelner privater Kritiker darzustellen.
Emotionalisieren sehe ich nicht als Lösungsmöglichkeit. Eher Institutionalisieren. Weg von der allzu leicht als abweichende „Meinung“ darstellbaren/ignorierbaren Einzelperson.
@ Feuerwächter
Die einzige Schätzung, wie viele Paare betroffen sind, die ich kenne, stammt aus der zweiten Gerhard-Studie, deren Analyse demnächst auf Dr. Austs Blog erscheint:
„Unerfüllter Kinderwunsch stellt für etwa 20 % aller Paare in Deutschland ein großes Problem dar. “
Das heißt natürlich nicht, dass sich so viele irgendwann in Behandlung befinden. Bei den meisten löst sich das Problem von selbst. Kinder scheint man in der Praxis nie dann zu kriegen, wenn es gerade passt…
Grüße
17. Dezember 2013 um 06:35
Ich sehe da auch keine Verschwörung. In dem Sinne auch kein Kartell.
Eher eine ungünstige Mischung aus verschiedenen (finanziellen) Interessen , ein paar wurden schon im Artikel und der Diskussion genannt.
Zum Thema Medienauftritt: Die Art wie etwas präsentiert wird wirkt auch auf die schreibende Zunft. Die ist nicht sauer wenn die potentielle Schlagzeile sie schon anspringt und sie nicht erst 5 Seiten Text lesen muss :-)
Beim Thema Emotionen sehe ich es so: Ein sachlich richtiger Inhalt darf mit Emotionen verkauft werden. Solange es ethisch korrekt passiert.
Menschen sind nun mal keine Computer, Feuerwächters Befürchtung halte ich für arg verfrüht :-)
Populismus bedient meist ohne Sachargumente Gefühle, es spricht nichts dagegen Sachargumente mit Gefühl zu koppeln
17. Dezember 2013 um 06:37
ZB bei HOG finde ich darf man ruhig darauf hinweisen, dass Menschen benutzt werden um gutsituierte weiße Frauen glücklich zu machen und deren Glauben zu verbreiten
17. Dezember 2013 um 07:17
Liebe Leute, bevor hier Verschwörungen der Medien á la „Die Medien äußern sich nicht negativ zu Homöopathie“)vermutet werden, mal eine kurze Anmerkung dazu (und voraus geschickt: ich schätze die Arbeit von Herrn Aust und Frau Parsch sehr).
Es kann ein Vielzahl von ganz trivialen Gründen geben, warum die Geschichte niemand aufgegriffen hat.
Erstmal: Alle der oben genannten deutschen Medien haben sich schon kritisch mit Homöopathie auseinandergesetzt. Das bedeutet aber auch, dass die das nicht alle drei Monate machen, so spannend ist das nun auch nicht. Dann: An wen wurden die Mails denn geschickt? Anstatt die Mails an Redaktionsadressen zu schicken, ist es viel zielführender konkrete Autoren anzumailen, die für diese Medien bereits über das Thema geschrieben haben.
Ist das geschehen?
Ich wurde auch angeschrieben, nur bin ich derzeit gar nicht aktiv für die Medien am schreiben (wg. Medien-Doktor.de). Und wer sich meine Frequenz auf Plazeboalarm anschaut, sieht, dass da auch nicht so viel passiert.
Ich fand das relevant, bin aber schlicht nicht dazu gekommen, ähnlich wie Sebastian. Und dann stellt sich auch noch die Frage für viele Kollegen, die sich nicht auskennen in der Szene: Wer sind die beiden.
Haben Sie das genau erklärt bei Ihren Anschreiben? Redakteure, Autoren bekommen täglich von wildfremden Menschen Geschichten zugeschickt, die laut den Briefeschreibern alle wichtig und berichtenswert sind.
Wie oft wurde nachgehakt: Eine Mail macht noch keine Veröffentlichung. Das mag alles relevant und richtig sein, aber eine Mail ist schnell vergessen, wer eine Story in einer Redaktion unterbringen will muss dran bleiben, nachhaken usw.So sind die Realitäten. (Selbst Snowden hat Monate gebraucht um Greenwald endlich an die Story ranzuführen, weil der es zu Beginn nicht geschnallt hat, das nur nebenbei).
Manchmal ist einfach auch Pech. Und ja: Es gibt auch in Redaktionen Menschen, die Homöopathie gut finden, wer an die gerät, hat Pech gehabt.
Und im Regionalen scheuen manche auch den Shitstorm nach solchen Geschichten, vielleicht auch, weil es ein Menge Arbeit macht.
17. Dezember 2013 um 08:12
Ich bin da durchaus ebenso illusionslos veranlagt wie Ute. Zeitungen sind Wirtschaftsunternehmen. Das gilt für die Medien ganz allgemein, und auch der vielbesungene öffentlich-rechtliche Rundfunk schert sich mehr um die Quoten als sich mit seinem Auftrag eigentlich vereinbaren ließe.
Die Esos haben ihre eigenen Methoden erfolgreich emotional positiv besetzt. Die sind „weich“, „schonend“, „nebenwirkungsfrei“ und so weiter. Die „Schulmedizin“ (alleine das Wort schon ist eine Beleidigung) wird erfolgreich als gefährlich und „chemisch“ dargestellt, ihre Verfechter als starrköpfige, engstirnige und profitgeile Geldschneider, die sich für das Wohl der Menschen einen Scheiß interessieren.
Als Journalist hat man nun ein Problem: in diesem Klima schwappen die Emotionen gegen einen esokritischen Beitrag viel höher als gegen einen esofreundlichen Beitrag. Sprich, es wird von Zeitungen wie Fernsehsendern als geschäftsschädigend empfunden, sich allzu deutlich gegen die ach so harmlosen und lieben und netten „Alternativen“ zu positionieren.
Für Politiker gilt Ähnliches. Der gemeine Feldwaldwiesen-Politiker ist nun einmal von der öffentlichen Meinung abhängig. Wenn nun die große Mehrheit aber eher apathisch-unwissend ist und die esofreundliche Minderheit viel lauter und potentiell schädlicher als die esokritische Minderheit: wer ist dann für die Wiederwahl gefährlicher? Eben.
Solange es als Inbegriff der „Ausgewogenheit“ gilt, Schlangenöl und echte Medikamente als irgendwie gleichwertig anzusehen, und solange die Esos erfolgreich die Rolle des symphatischen aber unterdrückten Underdogs spielen, der von der bösen Pharma-Verschwörung bedroht ist, welche auf dem Altar des Profits die Menschheit opfert, solange ist es sowohl politisch als auch wirtschaftlich gefährlich, sich deutlich dagegen zu positionieren. Gutheißen kann ich es zwar natürlich nicht, aber von daher kann ich die entsprechenden Medien und Politker sogar (fast) verstehen.
17. Dezember 2013 um 08:33
„…Die Bilanz dieser Aktion: Kein einziger Artikel erschien,…“
Das muss an sich noch nichts heißen. Und es ist vielleicht auch eher günstig als ungünstig (was eine äußerst heikle Äußerung ist ;-) ).
Immer dort, wo öffentliche Meinung&Glaube auf medien-vermittelte Information trifft, wird es praktisch unumgänglich schwierig. Zum Teil sind die Probleme in die Redaktionen der Medien (willentlich) „eingebaut“, was unter anderem zum berühmten „false balance“ („Ausgewogenheit der Berichterstattung“)oder zur direkten redaktionellen Beeinflussung führt (Werbeetat).
Im Prinzip interessanter sind aber die Folgen, wenn (beispielsweise) ein Blatt aufgrund eines grundsätzlichen redaktionellen settings im Bereich Wissenschaftsjournalismus eine kritische Haltung gegenüber „alternativen“ (Nicht-)Heilmethoden vertritt: am Beispiel der SZ läßt sich zeigen, dass der jeweilige kritische „Quartals“-Artikel enorme (zumindest für deutsche Verhältnisse „enorm“) Reaktionen hervorruft, was sich online in zum Teil *tausenden* Gift&Galle-Kommentaren niederschlägt.
Und da zeigen sich die zwei eingangs aufgestellten Behauptungen ;-)
Erstens wird es hier so sein, dass zuständige Redakteure sich so eine Information „auf Halde“ legen, sie ggf. in Recherchen einbinden und bei entsprechender Gelegenheit verwerten. Man kann sich z.B. absolut sicher sein, dass die SZ-Redakteure sehr aufmerksam Austs Blog verfolgen (auch wenn sie medienüblich ihre Bezüge und Quellen nicht nennen).
Es ist auch (in gewisser Hinsicht: leider ;-) ) nicht zu erwarten, dass auf die Verwertung verzichtet wird.
Denn – zweitens – das „leider“ erklärt sich unmittelbar durch die oben angesprochene fatale Reaktion der Glaubensfraktion: die jeweiligen Artikel treffen auf starkes Interesse und verursachen heftige Reaktionen. Was einerseits dazu führt, dass Medien das Themenfeld gerne bedienen – und andererseits die gläubigen Reihen fest schließt.
*Jeder* Artikel, jedes feature führt letztlich dazu, dass sich die Glaubensfraktion, die nach allen Daten, die einigermaßen belastbar vorhanden sind, die deutliche gesellschaftliche Mehrheit stellt (!), weiter abgrenzt gegenüber der „kalten“, „unmenschlichen“, „von Monsanto finanzierten“ „Systempresse“-Wahrheit.
Das ist der oben angesprochene *negative* Effekt bei kritischen Beiträgen in öffentlichen Medien.
17. Dezember 2013 um 09:48
Diese Verbindung von Nicht/Halbwissen und/oder Glaeubigkeit mit Moral/positiv besetzen Begriffen (besonders das Superschwammwort Ganzheitlichkeit) greift ja auch in anderen Zusammenhängen.
Ich finde es einerseits wichtig, sachlich zu argumentieren, d.h. auch die rhetorischen ‚Figuren‘ auseinander zu nehmen, wie Herr Bartoschek es einfordert.
Was die Pressebetrifft, so wird zum Teil der Publikumsgeschmack bedient, und Journalisten – obwohl geschult in Informationsbewertung – stammen ja nicht selten genau aus dem Umfeld in denen sich die Alternativheilmythen so gut halten.
17. Dezember 2013 um 09:50
Ich gebe Sebastian Recht. Es ist zwar per se richtig, bei Diskussionen sachlich zu bleiben, aber leider überzeugt man so keine Menschen, wenn man nicht plastisch argumentiert. Kontraproduktiv sind dann sicherlich auch noch Arroganz ob des eigenem Wissensvorsprung und mangelnde Empathie den „Opfern“ gegenüber.
17. Dezember 2013 um 11:33
@Julitschka:
„Plastisch“ ist m.E. nach durchaus nicht dasselbe wie „emotional“.
In dem einen Fall geht es meinem Verständnis nach um griffige Beispiele a la „Homöopathie ist ein Tropfen Wirkstoff im Ozean“, emotional dagegen heißt, dass jedwedes Argument nur an die Gefühlslage (Angst, Hoffnung etc.) des Gegenübers appelliert.
17. Dezember 2013 um 12:02
Wie gesagt: Man muss da gar nicht so viel reininterpretieren, möglicherweise gibt es ganz triviale Gründe.
17. Dezember 2013 um 12:50
@Bernd:
„“Plastisch” ist m.E. nach durchaus nicht dasselbe wie “emotional”.“
Das stimmt, das eine schließt das andere aber nicht aus.
Es sind tatsächlich zwei unterschiedliche Ansätze; ich kann (1) argumentieren, dass Homöopathie Blödsinn ist (dafür brauche ich möglichst verständliche, also plastische Argumente) und (2) die Gefahr erklären, die durch eine Verhinderung der angezeigten Behandlung entsteht, was eher die emotionale Schiene ist.
Beides ist wichtig, wenn man auch nur den Hauch einer Chance haben will, Leute zu überzeugen: man muss ihnen also erstens mit sehr klaren, gut zu verstehenden Argumenten erklären, warum ihre geliebte Alternativheilung überhaupt nicht heilt (bzw. nicht heilen KANN), und zweitens wieso sie deshalb hochgefährlich ist.
Wenn ich mich mit Leuten darüber unterhalte, gehe ich deshalb meistens auf beide Aspekte ein.
Erstens erkläre ich, was Homöopathie überhaupt IST. Viele Menschen wissen das erstaunlicherweise nämlich gar nicht. Oft genug ist die Reaktion ungläubiges Kopfschütteln, weil man gar nicht glauben mag, dass das System wirklich so dermaßen brunzdumm ist.
Zweitens erzähle ich von einer Episode aus meinem erweiterten Familienkreis, wo jemand dank einer Kombination aus fehlendem eigenen Wissen und homöopathiegläubiger Ärztin tatsächlich lebensgefährlich erkrankte.
„What’s the harm“ hat für mich also eine durchaus sehr persönliche Bedeutung.
Und diese persönliche Ebene ist meines Erachtens tatsächlich wichtig: man muss die Menschen bei ihrer Empathie packen und ihnen gleichzeitig klarmachen, dass es auch sie oder Angehörige treffen kann.
Nicht umsonst findet man in Artikeln/Berichten über fast jedes Thema fast immer erst einmal die Schilderung eines möglichst berührenden Einzelschicksals.
17. Dezember 2013 um 13:13
Was Robert und Marcus sagen. :-) Ich glaube wir müssen einfach an der PR Arbeit feilen. Die Frage ist nur wie. Ute hat auch Recht, wenn sie sagt, dass wir uns besser organisieren müssen. Nur unter welchem Dach macht man das am Besten? Wer fühlt sich verantwortlich? Da fallen mir so einige Fragen ein.
17. Dezember 2013 um 13:36
Machen wir es den Homöopathen zu einfach?
Diese Frage drängt sich tatsächlich auf, wenn man die enorme Leichtigkeit registriert, mit der eine dem wissenschaftlichen Denken verpflichtete „Akademie-Leiterin“, der man dummerweise im Parallel-Leben ein Doktortitel verliehen hat, haarsträubenden Unsinn aus dem Ärmel schüttelt, die gleiche Leichtigkeit, mit der Privathochschulen das Erlernen solch haarsträubenden Unsinns ihren Absolventen als „Wissenschaft“ verkaufen können, oder eben die Leichtigkeit, mit der Aufsichtsbehörden, deren Aufgabe es ist, die Qualität von Hochschulausbildungen sicher zu stellen, je nach Bedarf genau solche Wertmaßstäbe ignorieren, zu deren Überwachung sie bestellt sind – und, last but not least, die Leichtigkeit, mit der eine thematisch überforderte Journaille ihre Pflicht zur kritischen Analyse durch eine angebliche Verpflichtung zur Ausgewogenheit ersetzt – viel mehr aber noch durch die vermeintlichen Verpflichtung, die harmonia mundi zu sichern.
Die journalistische Berichterstattung beschränkt sich auf die Darstellung der Positionen und stellt dabei Brandstifter und Feuerwehrleute als gleichwertig gegenüber – den Diskurs beherrscht anschließend der, der die emotionalen Rezeptoren des Lesers am besten belegt.
Der unter Homöopathen und anderen Alternativheilern inflationär gebrauchte Begriff der „Ganzheitlichkeit“ erhält durch diese Allianz des Irrsinns eine ganz neue Dimension – institutionalisiertes „Folie á deux“ gewissermaßen, eine Epidemie des Wahns. Behaupte da noch mal einer, die Homöopathie wäre eigentlich ein harmloses Pflänzchen.
Aber kommen wir zur Eingangsfrage zurück: Machen wir es den Homöopathen zu einfach?
Nein, hat sicher nicht! Zumindest nicht die wissenschaftliche Gemeinde.
Das Problem ist der Chor der Blöden im Monkey Business. Der singt zwar mit vielen Stimmen durchaus unterschiedliches, ist sich aber einig darüber, dass ein geistiges Korrektiv, einer der sagt, wenn es schauderhaft klingt, völlig überflüssig ist.
Ein Beispiel: Wir erleben derzeit einen Hype psychomanipulativer Selbstkonditionierung: Yoga, Meditation, Mindful-based Stressreduction, sind fast schon Verpflichtung, gehören auf jeden Fall aber zum guten Ton.
Wer sich nach einem 10-stündigen Arbeitstag nicht noch 1-2 zusätzliche Stunden damit beschäftigt, seine seelischen Wunden zu lecken und zu verpflastern, gefährdet fast schon fahrlässig Job, Karriere und Gesundheit, Burnout droht, Arbeitsunfähigkeit, sozialer Abstieg…
Am 21. März diesen Jahres sang der Fernsehjournalist Gerd Scobel auf 3Sat das hohe Lied der heilsamen Verrenkung, und hatte um sich herum eine auch optisch (Britta Hölzel) exquisite Gästeschar versammelt, deren einseitige Überzeugungen sowohl Konfliktfreiheit, als eben auch feuilletonistische Dämlichkeit sicherstellten.
Dass Harmonie in sanften Wölkchen durch Studio schwebte, lenkt – bei genauerer Betrachtung – allerdings nicht von der ernüchternden Feststellung ab, dass kein Schwein in der erleuchteten Runde auch nur ansatzweise auf den Gedanken kam, zu thematisieren, ob es nicht möglicherweise doch sinnvoller ist, Prophylaxe statt Therapie zu betreiben, und in diesem Zusammenhang einer völlig außer Rand und Band geratene Ökonomie mit ihren inhumanen Systemzwängen mal wieder die Zügel anzulegen.
Was fehlte in dieser Sendung, war das geistige Korrektiv. Einer vom Format eines Ulrich Schneider, dem Geschäftsführer des „Paritätischen Wohlfahrtsverband“, der drauf hinweist, dass es Alternativen zur besinnlichen Nabelschau des Bildungsbürgertums gibt und dass eine immer mehr zunehmende Verdichtung der Arbeit bei gleichzeitiger mieser Bezahlung eine Dimension hat, die mit noch so viel Yoga nicht zu korrigieren ist.
Aber zurück zu Homöopathie – und das ist kein allzu weiter Weg.
Letztlich ist nämlich auch die Homöopathie nichts anderes, als eine Karrieristin unter den überwertigen Ideen, die ihren Aufstieg der äußerst bequemen, dem Homöopathen Kent zu verdankende Denkstörung schuldet, nach der jede somatische Beschwerde ihren Ursprung in seelischen, in geistartigen Indispositionen hat. Äußerst bequem deshalb, weil die Homöopathie mit dem Zuckerkügelchen eine an Komfort und Simplizität kaum noch zu übertreffende Lösung für alles das so entstandene Unbill offeriert – eine wohlfeile Okkasion, der nicht einmal gestandene Akademiker jederzeit widerstehen können. Die Infektion des Geistes beginnt mir der einfachen Lösung.
Welcher Journalist wollte – angesichts der Versprechungen der Homöopathen, nicht nur dem Wüten der Welt (an dem er ja selbst leidet) mit einem Drittelgramm Saccharose erfolgreich begegnen zu können, sondern auch noch – quasi als Zusatznutzen der Kügelchen – ein soziales Nest und einen leicht verständlichen Lebenssinn zu erhalten, wie es in selten erlebter Unverfrorenheit der berüchtigte Andreas Krüger, Leit-Irrer der Berliner Samuel Hahnemann-Schule, anbietet – sich wirklich zu kritischen Anmerkungen aufraffen?
Beispielweise zu der, dass Krügers Einladung:
„Bist Du bereit, in den alchimistischen Kochtopf der Samuel-Hahnemann-Schule zu springen und in ihm heranzureifen zu wirklichem Heilertum? Bist Du bereit, Dich auf einen kraftvollen Schwarm, mit herrlichen Nestern einzulassen? Bist Du bereit, Dich dem Abenteuer der eigenen Wandlung, Heilung und Befreiung hinzugeben? Wenn Du bereit bist, JA zu sagen, dann ist die Samuel-Hahnemann-Schule der beste Platz für Dich, den es gibt.”
nichts anderes ist, als eine wunderschön formulierte Einladung, sich eine symbiontische Psychose einzufangen?
Genau das ist ja auch eine der Gefahren der Homöopathie. Sich einzulassen auf ein zur Welt realer Wahrnehmung hin abgegrenztes Denkmodell und die Bereitschaft zur emotionalen Verbindung zu einer Art parallelweltlichen Peergroup, ist ein wesentliches Element eines induzierten Wahns.
Homöopathie ist Wahn, das wissen wir. Manchmal ein wenig camoufliert durch einen bemüht wissenschaftlichen Terminus. Aber dennoch Wahn. Wahn mit Binnenkonsens – deutlich nachvollziehbar im schon mehrfach und an verschiedenen Stellen angesprochenen Aufsatz Frau Dr. Lohmanns zum „Wassergedächtnis“: Substanzloses Geschwafel im wissenschaftlichen Mäntelchen, bestenfalls Cargo-Cult, aber eigentlich Wahn, der Täuscher, Spinner und Clowns als Referenz nennt und statistische Artefakte feiert.
Aber solchen Wahn sicher zu identifizieren, ist mitunter schwer – vor allem für eine, die derzeitige esoterik-affine Gesellschaft spiegelnde, Generation in den Redaktionen, die die Rekursion in einen infantilen Mystizismus tagtäglich selbst vollzieht, sei es auch nur mit „World of Warcraft“.
Was wir brauchen, ist eine Flurbereinigung auf dem Markt der kühnen Versprechungen. Die vierte Kraft des Staates hat weitgehend versagt, der gesetzliche Verbraucherschutz hat keine Mittel gegen den Unsinn der vergötterten Placebo-Heiler.
Drei Jahrzehnte nach dem politischen Black-Out, der zu den Ausnahme-Regelungen für die „Besonderen Therapierichtungen“ führte, ist es Zeit, die Fehler der Vergangenheit zu beseitigen, das Arzneimittelgesetz und das Sozialgesetzbuch an den Wissensstand des 21. Jahrhunderts anzupassen.
Der Rest folgt von allein.
17. Dezember 2013 um 13:46
@excanwahn:
<< Diese Frage drängt sich tatsächlich auf, wenn man die enorme Leichtigkeit registriert, mit der eine dem wissenschaftlichen Denken verpflichtete „Akademie-Leiterin“, der man dummerweise im Parallel-Leben ein Doktortitel verliehen hat, haarsträubenden Unsinn aus dem Ärmel schüttelt ... << Da regiert wirklich die blanke Unwissenheit, vorgetragen sogar in angeblichen "Lehrbüchern". Dasselbe hat man, wenn man nach TV- oder Radiosendungen noch ein paar Worte mit den homöopathischen Kontrahenten wechselt - die wissen nichts und sind noch stolz drauf: http://blog.psiram.com/2013/12/homoeo-akademie-in-traunstein-die-naechste-runde/
17. Dezember 2013 um 13:58
Die aufgeworfene Frage ‚Warum greifen die Medien unsere Informationen nicht auf?‘ beinhaltet ja auch ‚Was können wir besser machen?‘ oder ‚Was müssen wir tun, damit unsere Informationen auch die Öffentlichkeit erreichen?‘
Ich selbst bin, genausowenig wie Ute, ein Journalist oder sonst irgendwie in der Medienarbeit bewandert. Gibt es jemanden, der uns auf diesem Gebiet unterstützen kann, sagen wir, in dem er unsere Informationen ‚pressegerecht‘ aufarbeitet und an die richtigen Stellen weitergibt?
Andere Ideen?
Die andere Seite hat sich ja recht stark organisiert (DZVhÄ, VKHD und sonstige Zirkel) und verfügt nicht nur über Geld sondern auch über journalistische Kompetenz und Kontakte zu Medien und Politik. Wenn wir hingegen eine Gruppe von Einzelkämpfern bleiben, vielleicht lose in der GWUP organisiert, dann kämpfen wir auf verlorenem Posten.
Ich glaube, eine Ausgabe der Apothekenumschau erreicht mehr Leser, als wir mit allen unseren kritischen Blogs und Büchern bisher zusammen erreicht haben. Wenn wir aus diesem Rückzugsgefecht herauskommen wollen, dem Vormarsch der Esoterik in unserer Gesellschaft irgendwie etwas Ernsthaftes entgegensetzen wollen, dann müssen wir das auf ebenso professionelle Weise tun wie die Gegenseite.
Wie kann man das erreichen?
17. Dezember 2013 um 14:39
@ trixi
>> der die ganze Branche bis auf die Knochen blamiert … hat
Und wer hat das mitgekriegt? Vor einigen Wochen gab es in unserer Tageszeitung die Wochenendbeilage und d arin einen 16-Seitigen offenbar redaktionell bearbeiteten Abschnitt zur Homöopathie, mit Interviews mit Heilpraktikern und Ärzten, Fallberichten, ergreifenden Einzelschicksalen,Anwendungsratschlägen, die ganze Arie. Alles mit schönen Bildern (Natur, Kinder und so, alles schön und herzig). Druckauflage 8,5 Millionen (!!) Exemplare. Sicher wird nicht jedes Exemplar gelesen, aber auch 1 % davon ist eine ordentliche Verbreitung…
Apothekenumschau, Fernsehen (z. B. BR), alle Medien voll auf Richtung.
Da kann der Herr Fritzsche sich und die Branche blamieren wie er will, das bleibt nur in wenigen Köpfen hängen.
17. Dezember 2013 um 14:47
@ Robert
Ich kann Ihnen nur zustimmen.
Um sich wirklich eingehend mit der Thematik zu beschäftigen, muss man erst zwingend die persönliche Notwendigkeit dazu sehen.
Es muss einen persönlich direkt oder indirekt (als Angehörigen) betreffen, und man muss die praktische Erfahrung gemacht haben, welche nachweislich schädigenden Folgen es hat – wenn Esoterik-Betrügereien und gefährliche „Alternativ-Therapien“ zum Zuge kommen STATT angezeigter vernünftiger, notwendiger ärztlicher Behandlung.
Allein das vielleicht theoretische Interesse daran reicht nicht aus – außerdem ist es immer wieder eine Zumutung, sich damit überhaupt auseinandersetzen zu müssen; bei all dem haarsträubenden Blödsinn, der da verbreitet und vertreten wird.
Das wollen sich die wenigsten Leute antun; auch in der Annahme, dass sie dagegen gefeit sind und es sie eh nicht betreffen kann.
Homöopathie ist da vergleichsweise noch recht „harmlos“, weil da zumindest nichts wirken kann, weil nichts drin ist.
Bei z. B. einer Infusions-„Chelat-Therapie“ ist sehr wohl was drin, und es wirkt heftig – und heftig schädigend.
Beiden Verfahren ist „nur“ grundsätzlich die Gefahr gemein, dass eine angezeigte, notwendige Therapie verhindert oder ersetzt wird.
Als einzelne Privatperson ohne jegliche Lobby ist es sehr schwer, dagegen vorzugehen – selbst dann, wenn eine nachweisliche Schädigung vorliegt.
Denn juristisch gesehen bewegen sich diese Anbieter/Behandler in einer rechtlichen Grauzone … – und es wird vom Gesetzgeber auch nichts dafür getan, das zu ändern.
Deshalb muss man immer wieder damit an die Öffentlichkeit gehen – auch wenn es schwierig ist, fundierte Berichte zum Thema in den Medien unterzubringen.
Nur so kann m. E. der Druck auf den Gesetzgeber, die Ärztekammern, Apotheken erhöht und Aufklärung betrieben werden.
17. Dezember 2013 um 14:49
@Norbert Aust:
<< das bleibt nur in wenigen Köpfen hängen. << Das ist nicht primär das Ding, denke ich. Der Herr hat uns den unschätzbaren Gefallen erwiesen, ein Paradebeispiel dafür zu liefern, dass die Globuli-Industrie genauso agiert wie "Big Pharma" und kein bisschen "besser" oder "alternativer" ist. Darauf kann man immer wieder verweisen und das bleibt mit der Zeit auch hängen, z.B. hat "Spiegel Wissen" genau das im aktuellen Heft aufgegriffen. Und was Ihr zitiertes Beispiel angeht: Man sollte vielleicht auch die Leute nicht ganz unterschätzen - es ist ja nicht so, dass solche PR-Sachen einfach blind geglaubt werden. Selbst meine Mutter hat immer gesagt: "Wer so viel wirbt, wird es auch nötig haben ..." Aber Sie haben natürlich in mehreren Punkten recht: Im Gegensatz zu den Homöopathen haben wir nichts zu "verkaufen", außer der Wahrheit. Infolgedessen werden wir uns vermutlich nie 16-seitige Beilagen in der TV-Zeitschrift leisten können, weil uns dafür niemand das Geld geben wird. Trotzdem sehe ich das eher entspannt.
17. Dezember 2013 um 17:08
Aust: „…dem Vormarsch der Esoterik in unserer Gesellschaft irgendwie etwas Ernsthaftes entgegensetzen wollen, dann müssen wir das auf ebenso professionelle Weise tun wie die Gegenseite.
Wie kann man das erreichen?“
Wenn das Ziel die „breite Bevölkerung“ sein sollte bei dieser Fragestellung und das Mittel etwa „Aufklärung / Kenntnisstand / Evidenzvermittlung“, dann halt ich persönlich den Ansatz für an sich verfehlt. Nicht weil es „falsch“ wäre, sondern weil ein Ziel für die Problematik auch sensibel sein muß.
Ich rufe als Beispiel für die Problematik die deutlich ältere esoterische Strömung „Astrologie“ auf, die seit Jahrtausenden ein kultureller Tatbestand ist. Der von einer „Wissenschafts“position aus bis zur frühen Neuzeit verflachte Gebrauch und die Entwicklung von „Theorie“ zur Afterwissenschaft ohne jeden Rückhalt im Faktenraum belegt den bedeutsamen Unterschied zwischen wahrheitswertigen Systemen und Kulturtatbeständen. Im interessanten Gegensatz zu anderen entwicklungsgeschichtlichen Verläufen verschwindet sie nicht, sondern setzt sich als Kulturpraxis niederer Provenienz ähnlich irgendeinem anderen Alltagsaberglauben (e.g. „Freitag der 13.“, „Schwarze Katze“ etc.) innerhalb bestimmter Rahmenhandlungen fort („Horoskope“, „Sternzeichen“…). Was in Anbetracht der Herrschaft des Faktischen, die sich selbstverständlich auch in kulturellen Praktiken erweist, bedeutet, dass ein Teil der Gesellschaft einen wie auch immer gearteten „Gewinn“ aus der Praxis zieht.
Ähnlich verhält es sich (meiner Meinung nach) mit allen anderen esoterischen Produkten. Solange Bedarf herrscht, wird es auch Anbieter geben (deren Gewinn auch monetär messbar ist).
Die Verwertungskette um Angebot, Bedarf und Distribution umfasst dabei selbstverständlich eben auch Medien aller Art, die aus der Gesellschaft über diese von dieser berichten.
An die durchaus irrationalen Strukturen einer Gesamtgesellschaft zu rühren ist eine gefährliche Absicht – hier landet man blitzartig bei steuernden Eliten mit eigener Agenda (und eigenen Irrationalitäten).
„Richtig“ (auch im Sinne von Nützlichkeit und Machbarkeit) ist eine Zielstellung, die sich angemessen auf funktionale Teilbereiche einer Gesellschaft bezieht, die auch sensibel für Kritik gegenüber Faktenarmut sind (bzw.: sein müssen/sollen). Kein Kommandeur in der Weltgeschichte hat je auf „Waffensegnungen“ vertraut, auch wenn er (hinkünftig auch: sie) die kulturelle Praxis begrüßt.
In diesem Sinne ist meiner Meinung nach das Ziel der „Wissenschaftsbetrieb“ samt der ihn umgebenden Regularien – dieser muß unbedingt wieder strikter gegenüber Irrationalem werden. Siehe auch den aktuellen Fall „Traunstein“ und die vorzüglichen Aktivitäten von Norbert Aust und Mitstreitern in diesem Fall.
17. Dezember 2013 um 19:51
@ ajki
Wie soll der „Wissenschaftsbetrieb (als alleiniges Ziel) denn strikter gegenüber Irrationalem“ werden? Wenn sich die Richtung durchzusetzen scheint, deren Lobby am einflussreichsten und finanzkräftigsten ist, selbst im universitären Lehrbereich? Da müsste der empörte Aufschrei der „akademischen Welt“ doch viel lauter sein (bzw. überhaupt zu hören sein) …
Im Gegenteil: Die „akademische Welt“ macht zunehmend mit, weil es da mehr zu verdienen gibt.
Was ist mit den betroffenen Patienten, der Klientel, den Kunden, den Interessierten, die auf Homöopathie und Co. hereinfallen?
Es wäre m. E. doch besser, zweigleisig zu fahren und auch hier anzusetzen, in dem man versucht, diesem „irrationalen“ Markt durch Aufklärung/Information den Boden sprich die Kunden/“Gläubigen“ zu entziehen.
Vielleicht kann man es so sehen: Hier schaukeln sich Angebot und Nachfrage gegenseitig hoch.
Man hat oft das Gefühl, auf verlorenem Posten zu kämpfen … – aber deshalb aufgeben …?
Welche Strategie am effektivsten ist? Jeder nach seinen persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten und in seinem Umfeld – Hauptsache, man tut überhaupt etwas!
17. Dezember 2013 um 20:12
Es kommt auch immer noch hinzu, daß, wer emotional vorgeht, immer ein leichteres Spiel hat als der, der sachlich-rational argumentiert, weil man die Seite vertritt, die Erklärungen liefert und verlangt. Das ist schlichtweg aufwendig.
Die Methoden sind hier dokumentiert: http://eristik20.wordpress.com/
18. Dezember 2013 um 10:02
Beobachter: „…Die “akademische Welt” macht zunehmend mit…“
Das genau ist eine der unverständlichsten und (im Grunde) beängstigendsten Tendenzen der neueren Zeitläufte.
Es beunruhigt doch nicht wirklich, dass Politik oder Ökonomie oder sonstige Felder irgendwelche Maximierungsstrategien folgen und dabei (innerhalb der konkurrenten Verfolgung ihrer Partikularinteressen) selbst eigenschädliche Entwicklungen stattfinden. Man kann auch wohl kaum einer konkreten Einzelperson ihren „wer heult hat recht“-Kram verbieten (und sollte es auch nicht wollen). Aber wenn das „Projekt: Wissenschaft“ auf breiter Linie seine eigene Wirksamkeitsbasis unterminiert, dann wäre das ein erheblicher Verlust für alle.
Und das wissen auch alle in wissenschaftlichen Bereichen Tätigen – geben sie das Prinzip der Wahrheitswertbarkeit in ihren Bereichen zugunsten relativistischer Grundbestimmtheit, Gefälligkeitsforschung und Versorgungsklima auf, dann bricht das eigentliche Fundament weg. Da liegt der Hebelpunkt, wo Kritik wirksam ansetzen kann.
Wenn Forscher und Dozenten aus dem pharmazeutischen Bereich einen Brandbrief gegen die Zustände in ihrer eigenen Zunft schreiben… warum sind es nur *16*? Warum gibt es außer Claudia Graneis kaum je eine/n Studierende/n, der/die die skandalösen Zustände im pharmazeutischen Studium klar anspricht (und logischerweise als Einzelperson bei politischen und akademischen Vertretern gegen Gummiwände prallt)?
Wenn Weymayr/Heißmann in „Die Homöopathielüge“ vorschlagen, „…[d]ie Homöopathie … kategorisch aus der wissenschaftlichen Welt [zu verbannen]“ und „Scientabilität“ zum Grunderfordnis jedweden akademischen Bestrebens zu erklären – warum müssen sie das überhaupt vorschlagen?
Und wenn sie es schon vorschlagen müssen, weil (wie sie selbst [und andere] ausgiebig dokumentieren) es eben kein selbstverständlicher Teil akademischen Selbstverständnisses ist – wird dieser und/oder ähnliche Vorschläge innerhalb der Wissenschaften überhaupt (wenigstens) diskutiert? Und warum nicht?
Das sind nur ein paar Bröckchen aus eher aktuellem Anlass und es gäbe noch so viel mehr (neben IntraG und der Frage, warum sie immer noch die weihevolle Umgebung der Viadrina geniessen dürfen, rein beispielsweise das Desaster um die Besetzung des Stuhls mit der Frau „mit Agenda“ Witt in Zürich oder das Traunstein-Debakel oder oder…).
Und das alles läuft schon seit ewigen Zeiten so, Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt.
Es *müßte* so nicht laufen.
Ein weiterer seit ewigen Zeiten „bekannte“, aber nicht diskutierte Fehlleistungsbereich akademischer Institutionen war/ist die mangelhafte Kontrolle eingereichter Arbeiten auf Verstösse gegen geltende Regularien.
Es hat nur ein paar konkrete öffentliche Wikis gebraucht, um erhebliche Veranlassungsaktivitäten zu verursachen – und wenn die akademischen Institutionen glauben, sie könnten das Thema in der Versenkung verschwinden und mittel-/langfristig auf sich beruhen lassen, dann täuschen sie sich meiner Meinung nach.
Dieses gesellschaftliche Teilsystem mit seinen Voraussetzungen, seinen Eigenregeln und Grundlagen ist entweder aufgrund von aussichtsvollen Angriffen zur Eigenkorrektur fähig oder insgesamt zum Scheitern verurteilt.
18. Dezember 2013 um 15:59
Es gibt hier keine Verschwörung. Den Menschen ist eine schicke Lüge, Hoffen und Warten lieber als die wenig spannende Wahrheit.
Und die Homöopathen Versprechen alles. Es gibt keine moralischen, gesetzlichen oder medizinischen Fesseln, mit denen Homöopathen gezwungen werden sich an aufrichtiges medizinisches Handeln zu binden.
Deswegen gibt es keinerlei Hemmungen, alles jedem zu versprechen.
18. Dezember 2013 um 17:26
>> Die Methoden sind hier dokumentiert: http://eristik20.wordpress.com/
Gibt es denn auch eine Zusammenstellung, wie man sich dagegen wehrt?
18. Dezember 2013 um 21:05
Zitat Dr. Roth
…genau das ist das Schlimme…genauso verhält es sich auch mit den angeblichen „religiösen Erscheinungen“, auch hier kann das „blaue vom Himmel“ gelogen werden und auch ordentlich Kohle gescheffelt werden.
Die Religionsfreiheit hat auch ihre Nachteile ;-)
19. Dezember 2013 um 16:59
Man spricht immer von Apothekern, die aufgrund der Sachzwänge Homöopathika verkaufen, weil die Menschen das wünschen, weil sich damit Geld verdienen lässt, weil es ihnen schlicht egal ist, etc.
Nur hatte ich grade heute wieder mal wieder Gespräch mit drei Apothekerinnen, die alle (!) der Meinung waren, es würde doch irgendwie wirken. Nein, nicht durch den Placeboeffekt, sondern wirklich. Und das war nicht das erste Gespräch dieser Art.
Ich weiß ja, dass man im Pharmaziestudium nicht unbedingt zum kritischen und wissenschaftlichen Denken hingeführt wird, aber bitte, wie kann jemand, der von Pharmazie auch nur ein bisschen Ahnung hat, da eine Wirkung vermuten? Studierte, intelligente Leute!
Warum ist das so?? Kann mir das bitte jemand erklären? Ich verstehe es nämlich nicht. Wirklich nicht.
Und wenn man das mal weiter denkt: Wenn schon Menschen, die von der Materie Ahnung haben (müssten), daran glauben, gibt es dann nicht auch genug Journalisten und Redakteure, die ebenso daran glauben?
Vielleicht wird auch deswegen zu selten kritisch darüber berichtet, aus Überzeugung also, und nicht, weil man die werte Leserschaft nicht verschrecken will.
Mannomann, ich werde auch immer desillusionierter und vermeide diskussionen inzwischen.
Ich tue mir diesen Stress nicht mehr an, wenn ich mich immer einer gläubigen Mehrheit ausgesetzt sehe.
19. Dezember 2013 um 20:04
@ Melanie
„Ich tue mir diesen Stress nicht mehr an, wenn ich mich immer einer gläubigen Mehrheit ausgesetzt sehe.“
Ich leider auch nicht mehr. Wenn ich gewisse Anhänger aus diesen Kreisen schon nur sehe (ja, ich schätze tatsächlich ein, dass ich vielen ihren Glauben ansehe), empfinde ich Abneigung.
Früher kaufte ich übrigens viel bei der Drogeriekette dm ein. Weil es dort gute Produkte ziemlich preisgünstig gibt (damit meine ich selbstverständlich NICHT Weleda usw.).
Wie gesagt, früher. Seitdem ich dort aber in der „Kinderecke“ (in größeren Filialen zu finden) öfter mal die Muttis mit ihren Kindern beobachtete und deren Gespräche „mitbekam“, weiß ich einige der dm-Kunden besser einzuschätzen.
Diese Kinderecke gab es früher nicht in dem Drogeriemarkt, den ich öfter aufsuchte. Da sich die Damen mit ihren Kindern dort über einen längeren Zeitraum aufhalten (manche – und das ist kein Scherz – machen es sich dort sogar mit mitgebrachtem Brot und Getränken gemütlich), bekommen aufmerksame Beobachter einiges an Unterhaltung geboten…
19. Dezember 2013 um 20:09
Was ich vergessen hatte:
Gut, dass nicht alle wie Melanie oder ich denken.
Umso beachtenswerter, dass es Menschen wie Bernd Harder und viele andere gibt, die mit immer wieder neuem Ehrgeiz für Aufklärung sorgen!
19. Dezember 2013 um 22:33
@ Melanie und @ Pierre Castell
Also doch aufgeben … ?
Und lieber den Aufklärungs-Stress auf die wenigen Leute abwälzen, die so „blöd“ sind und ihn sich – immer noch – antun ?!
Das hat nichts mit deren „Ehrgeiz“ zu tun, sondern mit der empfundenen Notwendigkeit und Verpflichtung.
Nach dem Motto:
„Nur gut, dass ich selber durchblicke und mich und meinen Geldbeutel schützen kann – wenn es hilflose und unwissende Menschen trifft: mir doch egal …“ ?!
Das ist genau diese „Nach-mir-die-Sintflut“-Haltung, diese Art von Mitdiskutieren in Foren als bloßem intellektuellem, theoretischem Freizeitvergnügen, die ich so verwerflich bzw. nutzlos finde.
Sorry – bitte nicht zu persönlich nehmen.
Vielleicht muss man wirklich erst direkt oder indirekt persönlich heftig betroffen und/oder geschädigt sein, um diese Notwendigkeit zu spüren.
19. Dezember 2013 um 23:18
Ja, Aufklärung kann anstrengend sein. Besonders in Verbindung mit einem Siwoti-Syndrom oder anderem missionarischen Eifer. Auch im Familien- und Bekanntenkreis braucht man oft starke Nerven um jedem Unsinn zu widersprechen. Vielleicht treibt das viele Leute in die Resignation.
Aber vielleicht lässt sich das auch lockerer angehen. Bemerkungen über Homöopathie, Astrologie etc. lassen sich auch mit einem ironischen Spruch und einem Lächeln kontern. Das verfängt sowieso besser als vehemente Belehrungsversuche.
Und nicht jede(r) muss gleich ein Wissenschaftsblog mit hunderten Beiträgen füllen. Es genügt ja schon, die vorhandenen Artikel und Beiträge in diversen Netzwerken zu teilen und zu verbreiten.
Es muss schon Spass machen, Skeptiker zu sein, sonst hat niemand etwas davon.
19. Dezember 2013 um 23:48
@ Beobachter
Ich nehme das überhaupt nicht persönlich, keine Bange. Mein Problem ist eher, dass ich oft NICHT den Mund halten kann.
Und dann sieht man sich oft einer Mehrheit gegenüber, die einen niederredet. Es geht nicht darum, dass ich Diskussionen scheue, sondern dass einem oft blanke Ablehnung und Groll entgegen schlagen, und das kann einen je nach Agressionspotential des Gegenübers (und es waren schon öfter mehrere auf einmal) ganz schön fertig machen.
Solche Gespräche beinhalten ja selten nur den Austausch von Sachargumenten. Die Propaganda ist ja schon so weit fortgeschritten, dass man als HomöopathiekritikerIn als kaltherzig und engstirnig gilt, als Menschenfeind, der dem Anderen seine ganzheitliche, sanfte, natürlich Gesundheit nicht gönnt. Außerdem als strunzdoof weil man immer noch nicht kapiert hat, dass die die Pharmalobby die Bösen und die Homöopathen die Guten sind.
Und soll ich Ihnen mal was sagen? Das verletzt mich. Das tut mir weh. Je nach Heftigkeit des Gesprächs ist der Tag dann emotional gelaufen. Vielleicht bin ich zu dünnhäutig, vielleicht habe ich es einmal zu oft erlebt, oder ich bin an die Falschen geraten (die Hardcore-Gläubigen), aber ich kann nicht gelassen sagen „Mir doch wurscht, was die anderen von mir denken“. Ich bin immer wieder viel zu erschrocken über das Ausmaß des menschlichen Selbstbetrugs. Ich verfolge den Blog hier nicht wegen des intellektuellen Freizeitvergnügens, dazu ist mir das Thema viel zu ernst, sondern aus eben diesem Erschrecken. ‚Vergnügen‘ ist wahrlich etwas anderes.
Eine Protestmail schreiben? Habe ich schon öfter gemacht.
Eine Petition unterzeichnen? Gerne, her damit.
Jemandem Informationen liefern, der wirklich neutral eingestellt ist? Klar, ich kenne mich aus.
Aber Diskussionen mit Menschen, bei denen man noch nicht weiß, auf welche Minen man da treten kann? Nein danke.* Das ist mir inzwischen zu riskant. So, und jetzt langt’s mit dem Seelenstriptease. Gute Nacht!
*Jedenfalls bis ich nächstes Mal wieder meinen Mund nicht halten kann *grrmmpff*!
20. Dezember 2013 um 08:09
@Beobachter
Was genau soll man denn tun?
Ich hab jetzt gefühlte 2-3 Mann-Tage in eine Debatte mit Esos gesteckt.
Letztlich kam das raus was auch rein ging, denen sind Erfahrungen wichtiger als Beweise und über haupt Beweise. Wer heilt hat recht, die heilen zwar, aber man kann es nicht beweisen (warum auch immer)
Außerdem fehlt jegliches Verständnis von Wissenschaft , Forschung , Einordnung von Erfahrungen etc
Was soll ich da machen? Auf Fragen zu offensichtlichen Widersprüchen wird nicht eingegangen, sich aus der Diskussion verabschiedet mit „meine Erfahrungen sind nun mm al da“ etc
Die Möglichkeiten zur Information sind ja da und mussten nur genutzt werden.
Ironischerweise wurde mir mangelndes Wissen und Erfahrung vorgeworfen … meine Mutti hatte Krebs und ist dank „Schulmedizin“ geheilt , darauf ging dann aber niemand ein
Ich bin ja kein Therapeut und bekomme auch kein Geld dafür. Wer in einem geschlossenen System denkt und nicht den Wert des offenen Denkens sieht, was soll man da tun?
Ich sah in der Debatte nur eine Person, die evtl. langfristig diesem geschlossen EM System entkommen könnte.
Mit diesen Menschen diskutieren Ja
Informieren Ja
Aber tagelang mit positionierten bis pathologischen Menschen im Kreis diskutieren bis die Antwort vom Anfang komm (meine Erfahrungen zählen)
Nein danke
Die Ironie ist ja das die ach so erleuchteten aufgeklärten kritischen Esos oft nur mit Entwertung des Gesprächspartner s arbeiten können, einer richtigen Diskussion gar nicht offen gegenüberstehen können per System und kritisch ja nur in eine Richtung denken. Das gepaart mit magischem Denken, dem absolutem Vertrauen in die eigene Erfahrung und mangelndes wissenschaftlichem Wissen lässt mich auch resignieren
wie man glaube ich schon gemerkt hat
Die Leute aus der „Grauzone“ kann man eher noch abholen. Wie oben schon wer schrieb, vielen ist ja gar nicht klar was Homöopathie eigentlich ist (also Magie statt Naturheilkunde)
Ach ja, auch interessant: Die Esos lieferten die schönsten Beispiele für das Funktionieren des Wissenschaftsbetriebs selbst :-)
Natürlich gab es viele Irrtümer, aber letztlich setzte sich die bessere These irgendwann durch, egal wie verlacht sie auch war anfangs
Dummerweise sagen die Esos nach 200 erfolgreichen Jahren aber: die Homöopathie wird irgendwann auch mit euren Geräten beweisbar sein …
20. Dezember 2013 um 08:16
Mal an die Experten:
Einer der Esos bezieht sich immer auf Heisenberg und auf Handy als Beispiel-Vergleich (wie werden Informationen da versendet, anscheinend angeblich ahnlich mysterios) um Homöopathie zu beweisen bzw zu zeigen das ja das beim Handy auch nicht wirklich klar ist
Da er sich bisher tapfer geweigert hat mehr als Name-Dropping zu machen, weiß jemand von Euch wo da der Zusammenhang sein soll?
Das Handy-Beispiel finde ich eh völlig absurd, eher als Gegenargument zu gebrauchen, denn es funktioniert.
Auch wenn ich nicht dran glaube funktioniert es.
Es ist nachweisbar.
Es hat Sender und Empfänger.
Ich weiß, schwierig ohne selbst in der Diskussion zu sein, aber dann kann ich wenigstens doch noch einen Erkenntnisgewinn mit nehmen :-)
20. Dezember 2013 um 08:47
@ Beobachter
„Das ist genau diese “Nach-mir-die-Sintflut”-Haltung, diese Art von Mitdiskutieren in Foren als bloßem intellektuellem, theoretischem Freizeitvergnügen, die ich so verwerflich bzw. nutzlos finde. Sorry – bitte nicht zu persönlich nehmen.“
Doch, ich nehme das persönlich, schließlich ist Ihr Kommentar an Melanie und mich persönlich gerichtet.
Endweder liegt hier ein Missverständnis vor und ich konnte in meinem Kommentar nicht richtig zum Ausdruck bringen, was ich eigentlich sagen wollte, oder Sie deuten das absichtlich falsch, um mir diese “Nach-mir-die-Sintflut”-Haltung zu unterstellen.
Mit dieser Aussage haben Sie mich sehr verärgert, da diese Haltung in keinster Weise auf mich zutrifft.
Ihre Aussage „diese Art von Mitdiskutieren in Foren als bloßem intellektuellem, theoretischem Freizeitvergnügen, die ich so verwerflich bzw. nutzlos finde“ bringt mich zum Kochen.
Soll ich Ihnen, Beobachter, mal sagen, wieso ich hier oft mitdiskutiere? GARANTIERT NICHT ZUM FREIZEITVERGNÜGEN.
Sondern, weil ich mich dazu berufen fühle, um der Sache zu dienen und diese mit meinen bescheidenen sprachlichen Mitteln zu stärken. Sicher, ich bin kein Akademiker und drücke mich daher nicht so geschliffen wie die meisten hier aus. Sicher, ich brauche auch oft lange, bis ich auf den Punkt komme. Und sicher sind meine Aussagen nicht jedermanns Geschmack. Aber ich beteilige mich dennoch an Diskussionen, um zumindest einen winzigen Teil dazu beizutragen, dass Aufklärung geschieht!
„Das hat nichts mit deren “Ehrgeiz” zu tun, sondern mit der empfundenen Notwendigkeit und Verpflichtung.“ Akzeptiert, dann habe ich das falsch umschrieben. Manchmal finde ich nicht die richtigen Worte. Wieso das so ist, möchte ich jetzt und hier nicht näher erklären. Aber Herr Harder wird (hoffentlich) diese Aussage richtig gedeutet haben, ansonsten entschuldige ich mich für die Wortwahl.
Was ich eigentlich mit meinem Kommentar sagen wollte:
Ich tue mir diesen Stress nicht mehr an, wenn eine Gruppe mit Personen (wie z. B. in der dm-Kinderecke oft anzutreffen) als gläubige Mehrheit PERSÖNLICH vor mir steht. Mag sein, dass viele Skeptiker mit einer solchen Situation bestens zurecht kommen und sie sich sogar dazu berufen fühlen – ich aber leider nicht.
Wenn Sie vor 5 oder 7 Anhängern stehen und diese sich noch gegenseitig hochschaukeln, werden auch die besten Argumente dagegen verpulvern. Weil sie eine Mauer um sich herum aufbauen, die zumindest ich nicht schaffe, in solchen Momenten zu durchbrechen.
Hinzu kommt, dass solche Leute, wenn sie sich durch vernünftige Argumente an die Wand gepresst fühlen, äußerst laut und auf übelste Art und Weise unangenehm werden können.
DIESEN in solchen Momenten entstehendem Stress tue ich mir nicht mehr an.
Zu Ihrem letzten Satz:
ICH SPÜRE DIESE NOTWENDIGKEIT SCHON LANGE UND VERHALTE MICH DEMENTSPRECHEND!
20. Dezember 2013 um 10:01
Hallo Frau Parsch, hallo in die Runde.
Wollen Sie wissen, warum Sie keine Medienresonanz erzeugt haben? Ganz einfach: Ihre Texte sind nicht gut.
Wie ich dazu komme, so was zu behaupten? Nun, ich habe einige Jahre in einer PR-Agentur gearbeitet, und Pressearbeit war meine Hauptbeschäftigung: Kontakte knüpfen und pflegen, Interviews vermitteln, Pressekonferenzen organisieren und vor allem Pressemitteilungen schreiben, ganz viele Pressemitteilungen schreiben. Es gibt zahlreiche Faktoren, die darüber entscheiden, ob ein Pressetext tatsächlich in die Zeitung kommt. Darauf gehe ich hier nicht ein, denn damit könnte ich problemlos ein Tages-Seminar bestreiten. Die wichtigste Frage aber lautet: Ist mein Text gut?
Ich bin ihren Links gefolgt, Frau Parsch, und hier gelandet: http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=1227 . Ist das der Text, den Sie an die Presse geschickt haben? Oder nur den offenen Brief? Eigentlich ist es egal, denn beide Texte sind nicht gut. Ich spreche dabei nicht vom Inhalt, der ist sicher unangreifbar. Und sachliche Richtigkeit ist das Fundament für einer erfolgreiche Pressearbeit. Aber eben NUR das Fundament, und das alleine reicht nicht.
Um es kurz zu machen: Beide Texte sind nicht gut, weil Sie sie für sich selber geschrieben haben. Sie sind davon ausgegangen, das die Leser sich grade für Ihr Thema interessieren. Sie sind davon ausgegangen, dass die Leser Lust und Zeit haben, sich durch einen fachlich fundierten, umfassenden und trockenen Sachtext zu arbeiten, um sich anschließend mit den Fußnoten und den weiterführenden Links zu beschäftigen. Sie haben da an jemanden wie Ute Parsch gedacht. Die Leser der Zeitungen, die Sie angeschrieben haben, sind aber ganz anders als Sie, und die Redakteure dieser Zeitungen wissen das.
Außerdem haben Sie die erste goldene Weisheit der Pressearbeit nicht beachtet: Redakteure haben keine Zeit! Seit Jahren sind Zeitungsredaktionen massiv verkleinert worden. Gleichzeitig hat sich das Aufgaben-Spektrum eines Redakteurs erweitert: Der ist heute meist auch noch Fotograf und rasender Außenreporter und findet einfach nicht die Zeit, Ihren Text nebst Links und Fußnoten zu studieren, um anschließend daraus einen kurzen und verständlichen Text zu basteln, den seine Leser auch noch gerne lesen!
Wenn Sie wollen, dass Sie in der Presse wahrgenommen werden, dann müssen Sie den Redakteuren diese Arbeit abnehmen und selber gute Texte schreiben: Prägnant, allgemeinverständlich, und der Text muss unterhaltsam sein! Ich weiß, für Naturwissenschaftler (ich bin selber Biologe) klingt das frivol, aber das ist der entscheidende Punkt: Ihr Text muss die Leser amüsieren (schreiben Sie eine Glosse über den Quatsch, den die Homöopathen verzapfen), zum Staunen bringen und erschüttern (decken Sie die Machenschaften der Carstens-Stiftung auf) oder berühren (erzählen sie die Geschichte der Frau mit unerfülltem Kinderwunsch, die der Homöopathie auf den Leim gegangen ist). Und das ganze bitte auf maximal anderthalb Seiten und mit einem passenden Foto (Bildunterschrift nicht vergessen).
Möglicherweise wollen Sie so was aber gar nicht schreiben, weil ein solcher Text nicht den Maßstäben entspricht, die Sie an einen “guten Text” anlegen. Daher noch einmal: Wenn Sie wollen, dass Sie außerhalb ihrer Community wahrgenommen werden, dann müssen Sie mit Multiplikatoren zusammenarbeiten. Das sind zum Beispiel Zeitungsredakteure. Diese Redakteure veröffentlichen aber nur Artikel, die ihren Lesern auch gefallen (sie amüsieren, erschüttern, berühren … kurz: interessieren). UND: Diese Redakteure haben wenig bis keine Zeit. Daraus folgt: Sie müssen Ihre Texte für die Leser schreiben! Nicht für die Journalisten und schon gar nicht für sich selbst. Dann klappt’s auch mit der Pressearbeit.
Sie könnten natürlich auch eine PR-Agentur engagieren …
20. Dezember 2013 um 11:44
Ich verstehe alle frustrierten Aufklärer.
Auch ich spüre die Verpflichtung, gegen offenkundigen Unsinn anzuargumentieren. Aber man hat im Alltag doch dauernd das Gefühl, damit mutterseelenallein zu sein. Rund um einen herum lauter Homöopathiegläubige („bei mir hats auch geholfen“), die selbst noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung haben, was sie da eigentlich einnehmen und was die kruden Prinzipien der Homöopathie eigentlich sind.
Man trifft ja im realen Leben praktisch nie zufällig mal einen Skeptiker. Man trifft sehr viele ahnungslose Gläubige und ein paar ahnungslose Gleichgültige.
Das macht das Anreden gegen diesen Schwachsinn nicht nur äußerst ermüdend, man läuft auch Gefahr, sich sozial zu isolieren. Es ist ganz schön schwierig, gegen den haarsträubenden Unfug immer engelsgeduldig, laienverständlich und freundlich anzuargumentieren, und am Ende gilt man dennoch als verbissener Besserwisser und Spaßbremse.
20. Dezember 2013 um 12:00
@Pierre Castell:
<< ICH SPÜRE DIESE NOTWENDIGKEIT SCHON LANGE UND VERHALTE MICH DEMENTSPRECHEND! << Das kann ich ganz sicher und gerne bestätigen. << Ich tue mir diesen Stress nicht mehr an. << Deshalb sehe ich auch jedes Jahr zu, dass diese Themen bei allen weihnachtlichen Familien- und sonstigen Treffen weit außen vor bleiben. So auch heuer.
20. Dezember 2013 um 12:58
@ Bernd Harder
„Das kann ich ganz sicher und gerne bestätigen.“
Danke!
20. Dezember 2013 um 18:56
@ Bernd
„Einer der Esos bezieht sich immer auf Heisenberg und auf Handy als Beispiel-Vergleich (wie werden Informationen da versendet, anscheinend angeblich ahnlich mysterios) um Homöopathie zu beweisen bzw zu zeigen das ja das beim Handy auch nicht wirklich klar ist…
Das Handy-Beispiel finde ich eh völlig absurd, eher als Gegenargument zu gebrauchen, denn es funktioniert.“
Was Sie hier beschreiben, ist ein weiteres Beispiel von Analogiedenken auf Grund äußerer Ähnlichkeiten. Da wird auch nichts Substanzielles mehr kommen, Ihr Gesprächspartner hat ja schon mit der Aussage, die Funktionsweise eines Handys sei nicht völlig klar, gezeigt, dass er von den technischen Aspekten keine Ahnung hat.
Der grundsätzliche Denkfehler dabei ist: Wenn sich zwei Systeme ähneln, müssen die Eigenschaften des einen auch auf das andere übertragbar sein.
Das kommt im Alltag oft vor, und darauf basieren letztendlich weite Teile der Esoterik und Alternativmedizin. Schlagworte, die bei beiden Systemen vorkommen (hier: Sender, Empfänger, eine irgendwie ‚immaterielle‘ Information) genügen da bereits, um zu meinen, man könne hier eine Gleichsetzung vornehmen.
Ungefähr so, wie wenn behauptet wird, der Mondzyklus beeinflusse den menschlichen Menstruationszyklus, nur weil beide ungefähr 4 Wochen dauern.*
Über Heisenberg können Andere sicher was Qualifizierteres sagen, als ich als Nicht-Physikerin.
(* Warum hat eigentlich noch niemand behauptet, es sei umgekehrt? Dann könnte frau durch die geeignete Planung ihrer Pilleneinnahme Mondphasen ‚machen‘. „Hey wir haben heute eine Gartenparty, Schatz, mach doch mal Vollmond!“ Ich wär da sofort dabei! ;)
20. Dezember 2013 um 19:55
juhuu. Menstruation oder Vollmond! Eins ist immer! ;)
Vor ein paar Jahren gab es in unserer Firma eine „Gesundheitswoche“ organisiert von einer Krankenkasse und am letzten Tag war u.a. ein Vortrag über Homöopathie vorgesehen.
Im Gegensatz zu solchen Dingen wie „Rückenschule“ und kostenloses Messen von Blutdrücken konnte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen.
Der Vortrag wurde von einer studierten Biologin von der DHU vorgetragen und es war niemand – ca 30 Leute- im Raum, der es auch nur wagte, ein kritisches Wort zu dem seltsamen Zinnober zu äußern.
Nun, ich war so frech, zumindest eine Zeit lang, bis ich von jemandem aus dem Publikum (!) äußerst barsch angewiesen wurde, endlich „meinen Mund zu halten, wenn ich daran sowieso nicht glauben würde“.
Disqualifiziert hatte sich die Vortragende spätestens am Ende, als sie eine Art Reiseapotheke mit 4 Fläschchen anbot, die hier anstelle der sonstigen 26,90 nur 25,90 kosten sollte, da gingen doch einige auf Distanz.
Das alles ist nicht so lustig, wenn man schier alleine vor einer Meute steht, die gern glauben will…
20. Dezember 2013 um 22:54
@ Hanno,
Sie haben völlig Recht, unsere Texte sind wenig geeignet, ein breites Publikum in dem Sinne zu fesseln, wie Sie das darstellen. Ob das nun ‚gut‘ oder ’schlecht‘ ist, sei einmal dahingestellt.
‚Ist mein Text gut?‘ ist erst zu beantworten, wenn man dazu sagt, wofür er gut sein soll.
Der Text, der an die Presse ging, war wesentlich kürzer.
Kurz und gut, ich weiß auch, dass die Artikel, die in Zeitungen gedruckt werden, anders aussehen.
Wissen Sie was das Problem ist? Ganz einfach – ich kann nicht so schreiben, und ich glaube, Ute auch nicht. Es wäre uns sehr geholfen, wenn jemand, der es kann, mit uns mitarbeiten würde.
Wir können Fakten liefern – das ist aufwändig genug. Wie man das verpackt, damit ein reizüberfluteter Leser – oder zunächst ein Redakteur – darauf aufmerksam wird, das ist mir nicht klar.
Kennen Sie jemanden, der Interesse hätte, uns da zu unterstützen?
Wie wäre es mit Ihnen?
P.S. Den Text nicht falsch verstehen – ich habe das ohne Sarkasmus geschrieben.
21. Dezember 2013 um 03:19
@ Pierre Castell und
@ Melanie
@ Hanno
Ich bitte um Entschuldigung, sollte ich missverstanden worden sein; ich wollte niemanden persönlich angreifen und niemandem etwas unterstellen.
Man muss hier kein Akademiker sein, um sich äußern zu dürfen und verstanden zu werden – so hoffe ich doch … ;-)
Bin selber auch keiner … :-)
Außerdem hat ein akademischer Grad nicht unbedingt etwas mit besonderen intellektuellen Fähigkeiten, Ausdrucksvermögen und Redlichkeit zu tun; dafür gibt`s zuhauf schöne Beispiele (Politik, Medien etc.)
Manchmal könnte einem halt der Hut hochgehen angesichts der Übermacht der „gläubigen“, unwissenden Gesprächspartner (wenn man sich überhaupt noch darauf einlässt) – kein Wunder, wenn man sich den Stress nicht mehr antun will und entnervt aufgibt; zumindest vorübergehend.
Geht mir und vermutlich jedem anderen kritisch denkenden Menschen auch so.
Man ist ja auch nicht nur und ständig mit seiner Haltung als „Skeptiker“ und „Aufklärer“ unterwegs, sondern ist auch noch in vieles Andere eingebunden, was Zeit und Kraft braucht.
Deshalb meine ich: Jeder so, wie er kann und will und so lange, wie die eigene Kraft dafür ausreicht.
Und Patentrezepte gibt`s eh nicht – und es kann sich auch nicht jeder engagierte Mensch, der einen fundierten Artikel verfasst und damit an die Öffentlichkeit gehen will, vorher eine PR-Beratung leisten … ;-)
Es ist aber m. E. ein guter Ansatzpunkt, prinzipiell mal zu überlegen, für wen man eigentlich schreibt:
Für die, die eh schon „den Durchblick haben“ bzw. informiert sind und die man detaillierter informieren/über Neues benachrichtigen will –
oder die „Zweifler“, die vielleicht noch argumentativ zu überzeugen sind –
oder die „Gläubigen“, die nahezu „aufklärungsresistent“ sind.
21. Dezember 2013 um 09:57
Ich hab jetzt nicht alle Kommentare durchgelesen, möchte aber noch meine Meinung dazugeben. Zum Hintergrund, ich bin selbst (freier) Journalist und hab schon kritisch über Homöopathie geschrieben, insofern fühle ich mich angesprochen.
Ich habe die Pressemeldung nicht bekommen, hätte aber aller voraussicht nach auch keine Geschichte dazu gemacht.
Warum?
Meiner Ansicht nach ist die Homöopathie ein Glaubensprinzip, das den Gesetzen der Physik widerspricht. Eine Meldung „Homöopathie wirkt auch nicht gegen unerfüllten Kinderwunsch“ halte ich für irrelevant.
Dass die Carstensen-Stiftung das anders sieht ist auch keine Nachricht, das kann sich jeder denken der weiß was das für eine Stiftung ist. (und: ich weiß dass das ein heftig umstrittenes Thema – auch in der GWUP – ist, aber ich denke eigentlich dass es solche Studien überhaupt nicht braucht)
Wenn ich eine Geschichte aufgreife, muss ich erstmal selbst das Gefühl haben, dass sie relevant ist. Nun könnte ich natürlich eine Geschichte machen, die generell erklärt, warum Homöopathie unwirksam ist, aber es ist selten, dass man als Journalist zeitlose Geschichten schreibt. Meistens sucht man einen aktuellen Anlass.
Ok, nun, was ist eine gute Geschichte mit einem aktuellen Anlass. Gute Mediengeschichten waren in jüngerer Zeit denke ich etwa die Geschichte zu Fritzsche in der Süddeutschen, die ganzen Geschichten um die Viadrina oder die Homöopathen ohne Grenzen (bei letzteren – befangenheitsdisclaimer – hab ich selbst auch Sachen zu geschrieben).
Gefühlt wäre daraus meine Empfehlung: Studie hat mal wieder gezeigt dass Homöopathie jetzt auch nicht gegen X wirkt ist keine spannende Geschichte. Hintergründe über die Lobbyarbeit der Homöopathen sind eher spannend.
21. Dezember 2013 um 13:09
@ Beobachter
Entschuldigung akzeptiert;-)
21. Dezember 2013 um 13:50
Anlässe, die medienrelevant waren und teilweise auch ein Medienecho hatten, sind das goldene Brett (warum so etwas nicht auch fuer D?)
Oder diese 10:23 Aktionen, darüber wurde auch berichtet. Ab und zu so etwas zu veranstalten wäre doch nicht schlecht.
21. Dezember 2013 um 16:45
@Beobachter
Wie sehen Sie die aktuelle Aktion „Homöo-Akademie in Traunstein“?
Hier wäre noch Gelegenheit, etwas zu verhindern. Es geht um die Verleihung von akademischen Graden durch eine Homöo-Schule, ganz aktuell.
Warum ist der Presse offenbar auch keinen kritischen Bericht wert? Der „Aufschrei“ der Akademiker und der eventuell betrogenen Studenten kann doch nur erfolgen, wenn die Sache publik gemacht wird.
Das schafft ein Einzelkämpfer kaum.
21. Dezember 2013 um 17:01
Man kann es eigentlich auf einen Punkt bringen: Die nüchterne Wahrheit will die Mehrheit nicht hören.
So ist es, man fährt besser, wenn man das „Blaue vom Himmel“ verspricht.
„Sanfte Medizin“ versus „pöhser Pharma“, das ist doch was…
Altes Wissen, uralte Riten, die „wundersame“ Kräfte haben; das gefällt.
Die „nüchterne Wahrheit“ fordert von uns die ganze Initiative – keine „Mutter Natur“, kein „Gott“, sondern „Wir“ (das Wir entscheidet) bestimmen über unser Schicksal bzw Gesundheit.
Ich persönlich, neige auch oft zu irrationalem Verhalten, obwohl ich es eigentlich besser wissen müßte…
es ist für den Mensch ein schwieriges Unterfangen, da wir weder Tier noch „Engel“ sind (um es etwas metaphysisch zu beschreiben).
21. Dezember 2013 um 20:17
@ Susanna A.
Die aktuelle Aktion wg. Traunstein ist sehr gut und notwendig und muss in den Medien noch viel mehr verbreitet werden, natürlich.
Es müsste noch viel mehr solcher Aktionen geben, auch wegen der Viadrina-Uni und IntraG usw.
Den Presse-Redaktionen sollten die Türen eingerannt werden; am besten von kritischen Leuten, die selbst Journalisten sind und wissen, wie man das am effektivsten und überzeugendsten macht … ;-)
Einzelkämpfertum ist immer verdammt anstrengend und auch wenig effektiv; gemeinsam ist man stärker.
Man muss sich aber auch fragen, weshalb z. B. die Viadrina-Uni überhaupt (immer noch) Studenten-Zulauf hat und weshalb man dort immer noch ungehindert weiter „lehren“ kann? Selbst nach der lachhaften Master-Arbeit über diesen ominösen Kozyrev-Spiegel :
http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/kozyrev-spiegel-masterarbeit-an-der-viadrina-uni-belegt-hellsehen-a-831305.html
Wenn`s keine Studenten für solche „Leerbetriebe“ gäbe, könnten die nämlich dicht machen:
„Stell dir vor, es gibt IntraG (oder Traunstein oder …) und keiner geht hin …“
21. Dezember 2013 um 20:47
@ Norbert Aust
„Der Text, der an die Presse ging, war wesentlich kürzer.“
Ist dieser Text auch auf Ihrer Homepage zu finden bzw können Sie ihn bitte zur Verfügung stellen? Ich würde das gerne mal nachlesen.
22. Dezember 2013 um 19:17
@Melanie
Das war der Text:
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Pressemitteilung: Kinderwunsch, Homöopathie und Carstens-Stiftung – sind keine gute Kombination
23. November 2013
Die Karl und Veronica Carstens-Stiftung informiert auf ihren Webseiten dahingehend, dass eine homöopathische Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch neben Vorteilen bei Kosten und Nebenwirkungen die gleichen Erfolgsaussichten biete wie eine konventionelle Behandlung. Die Physikerin Ute Parsch aus München und der Ingenieur Dr. Norbert Aust aus Schopfheim haben sich die Grundlage für diese Aussagen genauer angesehen und herausgefunden, dass die vorliegenden Forschungsergebnisse diese nicht rechtfertigen, zum Teil sogar im Widerspruch dazu stehen. Damit wird den betroffenen Frauen eine höchstwahrscheinlich wirkungslose Therapie nahegelegt, bei der viel wertvolle Zeit unnütz verstreichen würde.
Es wurden alle Studien, die als Quelle für die Carstens-Stiftung in Frage kommen, ausfindig gemacht und ausführlich analysiert. Ergebnis: Die positive Therapieaussage beruht nur auf einer einzigen Studie, die aus wissenschaftlicher Sicht nicht überzeugen kann. Sogar die Autorin selbst sieht darin keinen Wirkungsnachweis für eine homöopathische Behandlung. Weitere Studien der gleichen Autorin, die die Ergebnisse der ersten sogar widerlegen, hat die Carstens-Stiftung offenbar nicht berücksichtigt. Insgesamt umfasst die Kritik nicht weniger als 14 Punkte, die in einem offenen Brief an die Carstens-Stiftung übermittelt wurden. Eine Reaktion steht naturgemäß noch aus.
Weitere Informationen:
(1) Kritisierte Webseite der Carstens-Stiftung:
http://www.carstens-stiftung.de/artikel/homoeopathie-bei-weiblichen-fruchtbarkeitsstoerungen.html, abgerufen am 11. November 2013
(2) Offener Brief an die Carstens-Stiftung vom 23.11.2013:
s. Dateianhang
(3) Ausführliche Darstellung der durchgeführten Analyse:
http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=1227
hieran schlossen sich die Kontaktdaten (Adresse, Email, Telefonnummern) der beiden Autoren an.
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22. Dezember 2013 um 22:15
Vielen Dank Herr Aust.
Auf die Schnelle noch ein Link auf ZEIT ONLINE von einem Studienabbrecher, der jetzt als Journalist arbeitet:
http://www.zeit.de/campus/2014/01/studienabbruch-abitur-bildungspolitik
Natürlich darf man ein Studium abbrechen, überhaupt ist niemand zum Studieren gezwungen, das lässt erstmal keinen Rückschluss auf die Qualität seiner Texte zu. Nur die Begründung für den Abbruch macht nachdenklich:
„Nach anderthalb Jahren habe ich mein Studium der Politikwissenschaften abgebrochen. Das ist jetzt zwei Jahre her und war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Meine Probleme mit dem Studium kamen nicht daher, dass ich das falsche Fach gewählt hatte oder keine guten Noten bekam. Sie gingen tiefer: Ich hasste es, komplizierte Texte zu lesen. All die Theorien, die ich an der Uni lernen sollte, erschienen mir nutzlos. Ich war wütend, weil ich das Gefühl hatte, meine Zeit zu verplempern. Ich wollte etwas Praktisches tun.“
Er sagt dann noch, er sei kein Wissenschaftler, Mathe habe er auch noch nie gemocht.
Journalismus sei seine Leidenschaft, er wolle nichts Lernen, was ihm von außen aufgezwungen wird.
Das ist natürlich ein Einzelbeispiel und deshalb nicht repräsentativ für die deutsche journalistische Landschaft. Nur, wie will man denn für seine Leser ein Thema verständlich aufbereiten, wenn man nicht willens ist, sich ernsthaft mit der (manchmal durchaus trockenen und komplizierten) Themantik auseinander zu setzen? Oder ist er so ein Top-Journalist, dass er sich seine Themen nach gusto aussuchen kann?
22. Dezember 2013 um 22:49
Diese Aussage läßt mich kopfschüttelnd zurück. Ich dachte bisher, man hätte es lediglich als Boulevard-Schreiberling nicht nötig, sich in komplexe Themen einarbeiten zu können. Sowas schimpft sich ernsthaft „Journalist“?
Ist der auf seine Ignoranz etwa auch noch stolz?
Irgendwann kann man sich dann wohl auch in aller Öffentlichkeit dazu bekennen, Deutsch in der Schule schon immer doof gefunden und Lesen und Schreiben nie wirklich gelernt zu haben. Ist ja irgendwie auch uncool…
23. Dezember 2013 um 08:17
@ Melanie
„Ich hasste es, komplizierte Texte zu lesen. All die Theorien, die ich an der Uni lernen sollte, erschienen mir nutzlos. Ich war wütend, weil ich das Gefühl hatte, meine Zeit zu verplempern. Ich wollte etwas Praktisches tun.”
Naja, weiß nicht, was ich von dieser Aussage halten soll. Wo fängt es für ihn an, kompliziert zu werden? Sicher, jeder liest gern einfache verständliche Texte. Aber aus meiner Sicht sollte jemand, der Politikwissenschaften studiert, bereit sein, sich auch mit komplizierten Texten (wenn sich die Kernaussage nicht anders ausdrücken lässt) beschäftigen.
Ansonsten soll er sich einen Job bei der BILD suchen!
23. Dezember 2013 um 08:49
Melanie,
Profil dieses Journalisten (http://community.zeit.de/user/ruben-karschnick):
>> Begann seine Karriere beim Angelmagazin „Rute&Rolle“ und angelt immer noch leidenschaftlich. Mag Fisch aber lieber auf dem Teller als auf Papier. Hat bei der „Financial Times Deutschland“ Nachrichten geschrieben und bei der Werbeagentur „Zum Goldenen Hirschen“ Strategien entworfen. Nun bei ZEIT ONLINE in Berlin verantwortlich für das Studium-Ressort.
Nun ja, passt ja doch irgendwie. Da bin ich eher froh, wenn sich so jemand NICHT an unseren Texten versucht….
Übrigens: Wer eine Werbeagentur gründet, sie ‚Zum Goldenen Hirschen‘ nennt – der will keine Aufträge.
23. Dezember 2013 um 11:00
Beim Mainstream-Journalismus scheint es mehr um die Form/Verpackung als um den Inhalt zu gehen.
Das macht es dem Journalisten leichter: er braucht sich nicht mit komplizierten Inhalten auseinanderzusetzen und/oder sich fachkundig zu machen – und dem Leser dann doppelt: er wird nicht über Gebühr beansprucht; bekommt serviert, was er eh bevorzugt und meint zu kennen; wird unterhalten.
Das alles steigert die Auflage und trägt dazu bei, dass es so bleibt, wie es ist.
Vielleicht eine allzu pessimistische Sichtweise … ?
23. Dezember 2013 um 17:10
Ich wollte mich nun nicht an der Person dieses Journalisten festbeißen, vielleicht schreibt er ja super Texte innerhalb seiner Interessengebiete.
Aber es kann ja als Beispiel dienen, wie manche Journalisten ticken, um dann zu überlegen, wie man Informationen schon vorher so aufbereitet, dass der Redakteur/Journalist weniger Arbeit damit hat.
23. Dezember 2013 um 23:04
Klar, Melanie.
Aber manche Dinge regen halt zum Widerspruch an….
Diese ‚Werbeagentur ‚Zum Goldenen Hirschen“, das geht einfach nicht ohne. Das hat mich denn doch gerissen. Die bisher schönste Umschreibung von ‚Stammtischparole‘.
Sorry, wieder off topic – aber ich hab‘ mich noch nicht wieder eingekriegt…
24. Dezember 2013 um 11:52
Hallo in die Runde.
@Norbert Aust:
Ihr Pressetext ist schon mal gar nicht schlecht. Schön kurz und ganz gut geschrieben. Haben Sie den verfasst?
Es gibt Tages-Seminare, da kann man sich erklären lassen, wie so eine Pressemitteilung geschrieben wird, und wie / wann / wohin man die dann verschickt. Außerdem hat man die Gelegenheit, mal ein paar Texte zu schreiben und bewerten zu lassen.
Falls Sie vorhaben, regelmäßig mit der Presse zu korrespondieren, würde ich Ihnen raten, so einen Kurs zu besuchen. Der kostet nicht die Welt, und Sie lernen die Basics – das bringt schon eine ganze Menge. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen da ein paar Kontakte vermitteln.
@all:
Der Ton der Diskussion hier gefällt mir nicht. Da werden studienabbrechende Journalisten als Negativbeispiele geschildert, und es wird beklagt, dass „die Mehrheit“ (wer bitte soll das sein?) „die nüchterne Wahrheit“ (sind damit langatmige und langweilige Texte gemeint?) gar nicht hören wolle und sich stattdessen lieber mit seichtem Quatsch abfüttern lasse.
Diese Haltung ist ausgesprochen überheblich! Ich möchte darauf hinweisen, dass diese „Mehrheit“ keine Menschen sind, über die wir Akademiker, die wir zum Frühstück erstmal drei Fachtexte fressen, uns abfällig äußern sollten! Nur weil wir in unserem Leben schon ein paar wissenschaftliche Papers gelesen oder verfasst haben, sind wir keine gesellschaftliche Elite, die sich auf die Position „Perlen vor die Säue“ zurückziehen darf.
Im Gegenteil: Wenn wir der Meinung sind, dass wir irgendetwas wichtiges zu sagen haben, dann haben WIR die Pflicht, uns dabei verständlich auszudrücken!
Wenn wir das nicht tun, dann brauchen wir uns auch nicht beschweren, dass uns niemand zuhören will
24. Dezember 2013 um 12:56
@Norbert Aust
Man kann zu Werbeagenturen ja stehen, wie man will, aber „Zum Goldenen Hirschen“ gehört zu den bekanntesten und erfogreichsten der Branche. Und der Name ist ziemlich genial.
24. Dezember 2013 um 13:28
Nun, Hanno, Sie haben nicht unrecht, wenn Sie – um wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur Fachkollegen zugängig zu machen – allgemeinverständliche Texte einfordern, die sich an durchschnittlichen intellektuellen Fähigkeiten orientieren.
Nur, die Auseinandersetzung um die Homöopathie findet nicht, oder nur zum Teil, mit Otto Normalverbraucher statt, sondern mit den akademischen Proponenten der Quacksalberei, die sich, wie z.B. eine Prof. Dr. Claudia Witt, ein Prof. Dr. Dr. Harald Walach, ein Dr. Henning Albrecht, ein Prof. Dr. Robert Jütte (um nur einige der CAM-Szene zu nennen), auf wissenschaftliche Arbeitsweise und Erkenntnisse berufen, sich weiterhin eines wissenschaftlichen Jargons bedienen, um beispielsweise politische Entscheidungträger zu beeinflussen, und denen deshalb auf diesem Niveau auch zu begegnen ist.
Dass Robert Redfords Synchronsprecher auf NTV oder N24 die fachgerechte Bedienung einer Schlitzfräse rezipientengerecht aufpimpt, als würde – nachdem der Schlitz ordentlich gefräßt wurde – die nächste Aufgabe der Schlitzfräsenbedieners beispielsweise in der Feinjustierung der CERN-Detektoren liegen, diese Art journalistischer Sensationierung muss nicht jedem gefallen.
Mein Frau jedenfalls macht sich über die Inszenierung des Banalen regelmässig lustig und wendet sich dann stillvergnügt der Lektür ihres Grünen Heinrichs zu, der ihr liefert, was sie sucht: Fakten, ohne poetisches Geschwalle.
24. Dezember 2013 um 14:38
@ Hanno
>> Haben Sie den verfasst?
Ja, das war ich.
>> aber “Zum Goldenen Hirschen” gehört zu den bekanntesten und erfogreichsten der Branche
Kaum zu glauben. Nun gut, wieder was gelernt. Falls sich jemand angegangen fühlt – sorry.
>> Nur, die Auseinandersetzung um die Homöopathie findet nicht, oder nur zum Teil, mit Otto Normalverbraucher statt, sondern mit den akademischen Proponenten der Quacksalberei
Otto Normalverbraucher hat auch normalerweise nicht den Hintergurnd, sich über die Homöopathie auseinanderzusetzen. Demzufolge ist eine Diskussion um Sachinhalte überhaupt nur mit dem akademisch orietierten Personenkreis möglich.
Ziel ist aber dennoch Otto Normalverbraucher, denn aus seinen Reihen rekrutieren sich die Multiplikatoren der Homöopathie heute. Ich glaube, dass kaum ein Normalverbraucher überhaupt mitbekommt, dass da ein heftiger akademischer Disput herrscht. Dort, bei den potenziellen Patienten, muss die Information allerdings landen, dass Homöopathie Quacksalberei ist, und zwar irgendwie so aufbereitet, dass er sich dafür interessiert, das versteht und überzeugt wird.
24. Dezember 2013 um 19:09
Übrigens:
Frohe Weihnachten.
24. Dezember 2013 um 21:28
@Hanno
Danke und ein „frohes Neues“…
…was wirklich traurig ist, der nächste „offizielle“ Weltuntergangstermin ist erst am 31.07.2017…also erst in vier Jahren !!!
Na ja, werde mich trösten mit einem T-Shirt…
Davon werde ich noch meinen (noch nicht gezeugten) Enkeln erzählen…
Nur die Besten überleben einen Weltuntergang…das sollte uns alle stärken für den nächsten… ;-)
25. Dezember 2013 um 11:14
@Ralf
Am 24. Dezember sind Sie enttäuscht, dass der nächste Weltuntergang erst 2017 ist? Sie sind also auch auf Familienweihnachtsbesuch … keine Sorge, das schaffen Sie auch ohne Apokalypse.
Wir müssen auch noch bis zum 27.12 aushalten, und dann geht es zurück in ein Leben ohne irre Verwandte und bekloppte Hunde – ganz sicher.
25. Dezember 2013 um 12:22
Oje, ich bin hier wohl der Einzige, der die Weihnachtsstimmung mag;-)
26. Dezember 2013 um 10:28
Ho ho Ho
Ich musste auch wieder merken, Otto-Normal- Bürger interessieren meist keine Fakten sondern eigene Erfahrungen, einfache Antworten und die Quelle ist wichtiger wenn persönlich bekannt und gemocht als Fachmann
5. Januar 2014 um 18:17
Also, wenn ich die vielen Kommentare stark vereinfacht zusammenfasse, schließe ich daraus: Inhalte und Fakten interessieren die Presse erst einmal nicht – dafür haben die Journalisten keine Zeit; das müsste man ihnen erst „mundgerecht“ vorbereiten, damit sie darüber eventuell berichten…
Aber so ein Schwachfug WIRD veröffentlicht:
http://www.salzburg.com/nachrichten/gesundheit/sn/artikel/therapie-mit-globuli-wird-akademisch-88937/
Das geht. Schwachfug ist es wert, darüber zu schreiben?
5. Januar 2014 um 21:40
@ Susanne A.
„Inhalte und Fakten interessieren die Presse erst einmal nicht – dafür haben die Journalisten keine Zeit!“
Oder DIESE Art von Journalisten verstehen überhaupt nicht, was sie da an Fakten lesen und sind zu faul, sich mit dem vorliegenden Mataerial auseinanderzusetzen!