Die taz hat gestern über „Geistersucher-Teams in Deutschland“ berichtet.
Der Autor Bernd Kramer erwähnt dabei auch die beiden GWUP-Mitglieder Alexa Waschkau (Hoaxilla) und Sebastian Bartoschek, die ein Buch zum Thema „Ghosthunting“ geschrieben haben:
Sie haben […] die deutsche Geisterjägerszene beobachtet und die Spuk-Detektive befragt.
Das Ergebnis: Fast immer betrachten sich Menschen, die kritisch an Spukphänomene herangehen, als Forscher, auch deswegen fahren sie die Gerätschaften auf.
Aber die Aufgeklärtheit ist nur eine Krücke, damit der Geisterglaube umso aufrechter gehen kann. Wer skeptisch ist, darf umso überzeugter sein. Es ist Unsinn, doch es hat Methode.“
In Sachen „Gerätschaften“ hat die US-Skeptikerin Sharon Hill gerade einen launigen Beitrag über die in der „Ghosthunter“-Szene allseits beliebten EMF-Geräte veröffentlicht:
Why do paranormal investigations use EMF meters? Turns out, they don’t even know why. This is what happens when the paranormal gets sciencey. It isn’t pretty but there is beeping and flashing lights.“
Natürlich gibt es in den USA bereits Einkaufsläden, „specializing in ghost hunting equipment“.
Und was das Buch von Waschkau/Bartoschek angeht:
Am Donnerstag (10. Oktober) findet eine Lesung mit den beiden statt, und zwar im Rahmen der „GegenBuchMasse“ um 20 Uhr im „Club Voltaire“ in Frankfurt (Alibri ist in diesem Jahr nicht bei der Frankfurter Buchmesse, die Gründe kann man hier nachlesen):
GBS Rhein-Main und GWUP haben die beiden Skeptiker eingeladen, nachprüfbare Erkenntnisse vom Treiben an der paranormalen Front zu präsentieren […]
Die Autoren beschreiben das verbreitete Phänomen mit kritischem Blick, doch ohne sich über die Geisterjäger lustig zu machen. In elf Interviews kommen die Ghosthunter selbst zu Wort.
Doch übersteigen die Spuk-Phänomene tatsächlich den Erkenntnishorizont der Wissenschaft? Selbstverständlich überpfüren Bartoschek und Waschkau gerade das.“
Beim Humanistischen Pressedienst ist bereits ein Interview mit den Autoren erschienen.
Ein Auszug:
Was sind die heutigen Ghosthunter für Leute?
SB: Vielleicht muss man erst mal beschreiben, was sie nicht sind. Nämlich verrückte Professoren, die mit komischen Overalls bekleidet und Gespensterstaubsaugern auf dem Rücken die Nächte unsicher machen. Nein, im Ernst, die Ghosthunter sind ganz normale Leute und keine Spinner. Sie sind Handwerker, Hausfrauen und stehen meist mitten im Berufsleben.
Aber sie haben eben ein ungewöhnliches Hobby. Dahinter steckt natürlich auch eine gewisse Weltanschauung, denn wenn ich nicht ans Jenseits und die Möglichkeit von Geistererscheinungen glaube, muss ich auch nicht versuchen, Spuk auf diese Weise zu erklären.
AW: Die Ghosthunter sind auch keine Abzocker, die den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen wollen. Wenn jemand sie ruft, weil er fürchtet, dass bei ihm zu Hause ein Geist sein Unwesen treibt, möchten sie in erster Linie helfen. Das ist bei den amerikanischen Gruppen so und hierzulande auch.“
OK, und jetzt mal ganz ehrlich: Wie viele Geister habt ihr bei euren Recherchen gesehen?
AW: Bei mir hat sich leider keiner persönlich vorgestellt, dabei hätte ich noch so viele Fragen! Scherz beiseite, es gibt eine Menge angebliche Geisterfotos, -videos und -stimmenaufzeichnungen, die von den Entdeckern als „der Beweis“ gehandelt werden. Aber schaut man genauer hin, entpuppt sich alles dann doch als Windei.
SB: Ich hab auch keinem Gespenst die Hand geschüttelt. Es ist auch eher de Frage, welche Phänomene man in dem Augenblick ganz klar erklären kann und welche nicht. Und selbst wenn man Erscheinungen vor sich hat, die man nicht aufgrund der Naturgesetze erklären kann, ist immer noch die Frage, ob die Ursache deswegen ein Geist gewesen sein muss.“
In den Gesprächen, die Alexa Waschkau und Sebastian Bartoschek mit den „Geisterjägern“ geführt haben, kommt die Rede auch immer wieder auf den Punkt „Konkurrenzdenken/Eifersüchteleien“ zwischen den verschiedenen Ghosthunter-Gruppen.
Diese ganz reale Phänomen sorgt mittlerweile auch in den USA für Diskussionen:
Ghost hunters haunted by new terror: competition“,
titelte CNN dieser Tage:
The public’s fascination with the paranormal, though, has created a problem. Ghost-hunting teams are chasing television gigs more than ghosts, some investigators say. The allure of fame, they say, has done what the forces of darkness could not do — turn ghost hunters against one another.
The stars of some paranormal shows feud over whose show is real or fake. Local ghost-hunting teams refuse to work together because they see each other as business rivals. Some teams refuse to share spooky „evidence“ captured on film because they plan to use it as a demo tape for a potential television pilot or a Hollywood movie like The Conjuring, investigators say.“
Ob die „Geisterjagd“ eine kurzfristige Modeerscheinung bleiben wird oder nicht, hängt wohl unter anderem von dieser Problematik ab.
Sharon Hill meint dazu kurz und bündig:
Ghost hunters need to get their act together and stop playing pretend scientist. They are failing.“
Abschließend noch ein weiterer Lesetipp:
Der Begriff „Ghosthunter“ wird allgemein dem in Wien geborenen Parapsychologie-Pionier Hans Holzer zugeschrieben. Er starb 2009 in New York.
Das amerikanische Internetportal Paranormal Phenomena hat jetzt ein ziemliches schräges Interview mit seiner Tochter Alexandra publiziert, die ebenfalls als gläubiger „paranormal investigator“ tätig ist.
Zum Thema „Ghosthunting“ sagt sie:
Seriously, it is my hope that with all the new technology we do not forget some of the older techniques that still play an active and important role today.“
Oder, wie der CSI-Falluntersucher Joe Nickell mal im Skeptiker-Interview erklärte:
Im Grunde nehme ich nur das mit, was ich benötige, um das Beweismaterial zu sichern – eine Kamera, Taschenlampe, Notizbuch, spezielle Fragebögen. Manchmal, wenn die Umstände es erfordern, auch zusätzliche Ausrüstung, etwa eine Lupe.“
Zum Weiterlesen:
- Sebastian Bartoschek/Alexa Waschkau: Ghosthunting – Auf Spurensuche im Jenseits. Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2013
- Webseite zum Buch (mit Probekapitel, Pressematerial etc.)
- Webseite zur Lesung am 10. Oktober 2013 in Frankfurt (20 Uhr im Club Voltaire)
- Unterwegs mit Geisterjägern, taz am 6. Oktober 2013
- Ghost Meters: I Can Name that Ghost in 5 Milligauss, Skeptical Inquirer am 1. Oktober 2013
- Ghosthunting: Geistern auf der Spur? hpd-online am 26. September 2013
- “Ist da was?” – Geisterjäger in Bayern, Skeptiker 4/2009
- Spukt’s? Ghosthunting in Deutschland, Video von der Skepkon 2013 in Köln
- Geisterjäger, „The Conjuring“ und ein Skepkon-Video dazu, GWUP-Blog am 26. Mai 2013