Die Schweriner Volkszeitung hat in ihrer Wochenendausgabe einen Artikel über den „Esoterik-Wahn“ veröffentlicht, der an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt.
Den Anlass dafür gab die Buchneuerscheinung „New Cage – Esoterik 2.0 – Wie sie die Köpfe leert und die Kassen füllt“, über die wir hier berichtet haben.
Einige Auszüge aus dem SVZ-Artikel:
Wir besprechen dieses Thema an dieser Stelle, weil wir es bei der Esoterik mittlerweile nicht mehr mit einem Randphänomen zu tun haben. Okkultismus & Co. sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. […]
Dazu muss man wissen, dass die esoterische Reise ein Etappenrennen ist. Immer wieder müssen neue Stufen in Richtung Wahrheit, Licht und Erkenntnis genommen werden, und jede dieser neuen Stufen verlangt neues Equipment. […]
Und es gibt in der Eso-Welt eben nicht nur die Edel-Ecke in der City mit ausgeleuchteten Frauenparkplätzen, sondern auch eine Schmuddelecke. Es ist der Astro-Strich im Nachtprogramm irgendwelcher Privatsender, die wir zielgerichtet auf der Fernbedienung gar nicht finden würden.
Wo dereinst aufgepumpte Billig-Blondinen irgendwas von „Ruf mich an!“ stöhnten, später dann abgehalfterte Porno-Sternchen und Big-Brother-„Stars“ dämliche Call-In-Gewinnspiele moderierten, sitzen jetzt beleibte Damen und quasseln beispielsweise mit einem Engel namens Metatron. Die armen Anruferinnen energieausgleichen für diesen Wahnsinn pro angefangener Minute – und zwar happig.
Schauen Sie doch mal nach, wenn Sie nicht einschlafen können.
Gegen diese gruseligen Fernseh-Veranstaltungen nehmen sich die geschäftlichen Aktivitäten von Hütchenspielern auf dem Kurfürstendamm wie ein seriöses Gewerbe aus. Die wenigen Akustikfetzen der verzweifelten „Kundinnen“ nächtlicher Astro-Hotlines (es sind wirklich fast ausschließlich Frauen) lassen erahnen, dass es nicht nur mental, sondern auch finanziell diverse Großbaustellen bei ihnen gibt.
An dieser Stelle wird aus dem Eso-Lifestyle eine skrupellose und verachtenswerte Veranstaltung.“
Zum Weiterlesen:
- Der Esoterik-Wahn, Schweriner Volkszeitung am 31. August 2013
- Johannes Fischler: New Cage: Esoterik 2.0. Wie sie die Köpfe leert und die Kassen füllt. Molden-Verlag, Wien 2013
- Schulfrei für Esoterik? Kritisch gedacht am 4. September 2013
- Lichtarbeiter und die Kunst, den Verstand abzuschalten, GWUP-Blog am 3. August 2013
- Esoterik in der Zeit – jetzt alle Beiträge online, GWUP-Blog am 26. Mai 2013
- Esoterischer Selbstversuch: “Erleuchtung gefällig?”, GWUP-Blog am 13. April 2013
- “Die Esoterik will die Probleme der Welt mit Engelssprays lösen”, derStandard.at am 24. April 2012
- Die sich selbst belügen, hpd-online am 15. April 2013
- Esoterik in der WAZ, GWUP-Blog am 23. Februar 2013
- Esoterik, selbst erfahren. GWUP-Blog am 28. Januar 2013
- Pierre M. Krause, Esoterik und der Boom der Reinkarnierten, GWUP-Blog am 3. März 2013
- Wünsche ans Universum, Astrosteine und Metatron, Psiram am 23. Februar 2010
- Mit dem unsichtbaren Zwerg Morak auf dem Geisterpfad, Focus am 1. September 2013
- Astro-TV: Auf dem Straßenstrich der Astrologie, GWUP-Blog am 23. Dezember 2009
2. September 2013 um 07:32
Interessant das gerade die Ost-Zeitungen in letzter Zeit solche Artikel bringen. Erst Greifswald zur Homöopathie, jetzt der hier.
2. September 2013 um 16:14
Leider gibt es auch Werbung in den Tageszeitungen für Homöopathie, Feng Shui u. ä. wie z. B. in der Ostthüringer Zeitung unter der Rübrik „Thüringen-Akademie“.
Da geht einem schon der Hut hoch.
3. September 2013 um 06:33
Wer zahlt hat recht :-)
Die Zeitungen leben ja davon.
3. September 2013 um 12:04
@ Eberhard
Schlimm wird es, wenn die Werbung nicht direkt als solche zu erkennen ist.
Manche Firmen gestalten ihre Texte nämlich so, dass – zumindest ältere Menschen – oft nicht erkennen, dass es bezahlte Werbung ist. Manches wird so dargestellt, als würde es sich um einen redaktionellen Teil handeln (das Wort „Anzeige“ oder „Promotion“ wird dabei oft so klein geschrieben, dass man es leicht übersieht). Ich habe auch schon gesehen, dass das Wort Anzeige „vergessen“ wurde.
3. September 2013 um 12:32
Es kommt ja immer wieder vor, das solche Veranstaltungen auch von politisch Verantwortlichen begünstigt werden. Ein gravierendes Beispiel, Hofheim am Taunus:
http://blog.psiram.com/2008/09/grenzenlos-aber-was/
Aber schier unerträglich wird es, wenn eine Gemeinde selbst Esoterikmessen veranstalten, so wie Bad Eilsen in Niedersachsen. Da nutzten bisher auch keine Proteste und keine kritischen Presseberichte:
http://www.sn-online.de/Schaumburg/Bueckeburg/Eilsen/Bad-Eilsen/Dodo-des-Monats-verliehen
Unbeirrt geht das dort so weiter. Allerdings wird das Wort Esoterik nicht mehr plakatiert. Man schaue aber nur in das Programm, was da am 15./16. d.M. im Kursaal Bad Eilsen unter „Körper, Geist und Seele – Wege zu mehr Lebensfreude“ abgeht:
http://www.bad-eilsen.de/pdf/kgs.pdf
3. September 2013 um 13:36
@ TH
„Aber schier unerträglich wird es, wenn eine Gemeinde selbst Esoterikmessen veranstalten, so wie Bad Eilsen in Niedersachsen.“
Bei manchen Verantwortlichen könnte man glauben, dass die gar nicht wissen, was Esoterik ist bzw. was alles unter diesen Oberbegriff fällt.
Habe sogar kürzlich gesehen, dass in einer Volkshochschule alles mögliche aus dem Esoterik-Bereich angeboten wurde.
Bleibt nur abzuwarten, wie lange es noch dauert, bis eine Wahrsagerin, die nichts mehr verdient, für´s Wahrsagen Kurse anbietet.
3. September 2013 um 14:03
Das Problem der Volkshochschulen ist schon länger bekannt. Besonders das Thema Gesundheit wird mit allerlei Quacksalbereien durchseucht.
http://blog.psiram.com/2013/02/das-elend-der-volkshochschulen-die-ihr-eintretet-lasst-alle-vernunft-fahren/
Ich hatte mal damit begonnen, die Programme von VHS diesbezüglich zu analysieren, es dann aber aufgegeben. Es wäre Arbeit für Jahre gewesen, ohne jegliche Chance, damit etwas bewirken zu können.
Hier noch eine Beispiel politischer Esoterik, die Gemeinde Much im Bergischen:
http://www.bergische-gesundheitstage.de/
Die Bezeichnung Gesundheitstag ist bei der Mischung reiner Etikettenschwindel. Keine Ahnung, was die politisch Verantwortlichen im Kopf haben. Wenn eine Gebietskörperschaft so etwa veranstaltet, dann ist das Gesundheitspolitik, auch wenn das nicht im Programm der jeweiligen Partei steht. Und das muss ich jetzt auch mal los werden: In den allermeisten, von mir entdeckten Fällen dieser Art, sind die Verantwortlichen Sozialdemokraten.
Oder schaut mal hier, die neue Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz:
http://www.16vor.de/ich-bin-ja-hier-nicht-vor-gericht/
Es geht hier zwar nur ums Enneagramm, aber das ist doch meschugge.