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Sind Hellseher Schwindler?

| 1 Kommentar

Im vergangenen Monat haben wir uns einige Male mit dem Thema „Cold Reading“ beschäftigt:

  • James-Bond-Spezial: Cold Reading Teil 1
  • James-Bond-Spezial: Cold Reading Teil 2
  • James-Bond-Spezial: Cold Reading Teil 3
  • James-Bond-Spezial: Cold Reading Teil 4

Außerdem berichteten wir im Oktober darüber, wie man als „Medium“ sein Publikum verblüfft, ohne wirklich übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen:

  • Medium für einen Tag, GWUP-Blog am 4. Oktober 2012
  • Medium für einen Tag II, GWUP-Blog am 6. Oktober 2012

Den Anlass für diese Artikelserie gab ein Hellseher-Interview auf einer Esoterik-Webseite, auf das wir drei Repliken verfassten:

  • Sind Hellseher sympathisch? GWUP-Blog am 30. September 2012
  • Sind Hellseher seriös? GWUP-Blog am 1. Oktober 2012
  • Sind Hellseher anerkannt? GWUP-Blog am 2. Oktober 2012

Vielleicht sollte man die Frage, ob Hellseher „sympathisch, seriös, anerkannt“ sind, noch um einen letzten Gedankengang erweitern:

  • Sind Hellseher Schwindler?

Damit beschäftigt sich auch der Psychologe und Skeptiker Richard Wiseman in seinem neuen Buch

Paranormalität. Warum wir Dinge sehen, die es nicht gibt.“

Wiseman beschreibt in einem eigenen Kapitel,

… wie wir fremde Personen davon überzeugen können, dass wir alles über sie wissen“.

Es geht darin um Séancen, wissenschaftliche Psi-Tests und ausführlich um die Techniken des „Cold Reading“.

Das Fazit des Ex-Bühnenmagiers und Forschers an der Universität von Hertfordshire:

Zu lernen, wie man eine parapsychologische Wahrsagesitzung abhält, hat absolut nichts damit zu tun, parapsychologische Ausbildungskurse oder eine Schule für begabte Medien zu besuchen. Sattdessen geht es um Schmeichelei, janusköpfige Aussagen, mehrdeutige Bemerkungen, Angeln und Aufspießen, die Vorhersage des Wahrscheinlichen und die Verwandlung von Misserfolgen in Erfolge.“

Zu guter Letzt widmet Wiseman sich der Frage, ob „alle Medien Schwindler“ seien?

Seine Antwort:

Nein. Tatsächlich verwenden viel mehr Medien und parapsychologisch begabte Personen die geschilderten Techniken, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Lamar Keene bezeichnete sie als „Leute mit geschlossenen Augen“ – Menschen, die zwar keinerlei paranormale Fähigkeiten besitzen, aber andere und sich selbst täuschen, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Das kalte Wahrsagen erklärt auch, warum parapsychologische Medien immer wieder bei wissenschaftlichen Tests scheitern. Dadurch, dass man sie von ihren Kunden abschirmt, sind die Medien nicht in der Lage, Informationen anhand der Art der Kleidung und des Verhaltens dieses Kunden aufzunehmen.

Dadurch, dass man allen am Test teilnehmenden Versuchspersonen alle Wahrsagesitzungen vorführt, werden sie daran gehindert, dass sie ihrer eigenen Sitzung eine bestimmte Bedeutung zuweisen, und deshalb können sie diese nicht von den Sitzungen für die anderen unterscheiden.

Als Folge davon zerfällt die äußerst erfolgreiche Trefferquote, die parapsychologische Medien täglich erreichen, und die Wahrheit kommt zum Vorschein.“

Zum Weiterlesen:

  • Richard Wiseman: Paranormalität. Warum wir Dinge sehen, die es gar nicht gibt. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2012
  • Meine Heizung und das Bewusstsein, naklar.at am 29. November 2012

Ein Kommentar

  1. Hellseher leiden so oder so an erheblicher Selbstüberschätzung:

    Nur schlimm, dass in unserer Gesellschaft nicht nur viele Menschen aus dem Volk sondern auch Staatsdiener „irgendwie“ an Hellseher glauben:

    http://www.express.de/koeln/nach-nagelbomben-attentat-kripo-befragte-eine-wahrsagerin,2856,16548666.html

    Da wollte eine Wahrsagerin wohl unbedingt mal in die Medien…

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