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Psiram/Esowatch-Interview

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Eines der raren Interviews mit den Machern von Psiram (ehemals Esowatch) ist vor einigen Tagen in der Wochenzeitung Jungle World erschienen.

Ein Auszug:

Wer sich bei Psiram schlau macht, merkt schnell, dass Esoterik häufig mit rechtsextremem Gedankengut einhergeht. Warum sind Esoterikanhänger so empfänglich für rassistische, antisemitische und verschwörungstheoretische Ideologien?

Zum einen, weil mit dem Zugang zur Esoterik die kritische Distanz als Kontrollinstanz für das eigene Urteilen lahmgelegt wird.

Wer ohne kritische Prüfung glaubt, folgt dem Glauben überall hin, auch in Abgründe. Zum anderen haben rassistische, antisemitische und verschwörungstheore­tische Positionen eine Eigenschaft, die sie mit der Esoterik teilen: Sie sind, verglichen mit dem rational und naturwissenschaftlich geprägten Weltbild, reduktionistisch.

Vom Standpunkt der wissenschaftlichen Vernunft betrachtet, ist die Welt prinzipiell, möglicherweise auch nur in bestimmten Graden, verstehbar. Der Preis dafür ist allerdings die Einsicht, dass sie sehr komplizierten Gesetzmäßigkeiten folgt, von denen viele Menschen entweder intellektuell überfordert oder emotional angewidert sind.

Noch das absurdeste Geschwafel über Feinstofflichkeit und irgendwelche Schwingungen ist einfacher zu verstehen als das Higgs-Boson, und die Ästhetik einer Märchenwelt ist einfacher zugänglich als die Biochemie einer Autoimmunreaktion. Esoterik bietet einfache, aber eben völlig haltlose Verständnismodelle für die Welt.

Die gleiche Vereinfachungsmasche findet man bei den genannten Ideologien. Infiziert man esoterische Weltmodelle damit, erhält man sehr schnell eine beträchtliche Schnittmenge in der Anhängerschaft. Diese Infektion geschieht umso leichter, da Esoterik und solche Ideologien aus mythologischen Quellen schöpfen – manchmal sogar aus denselben.

Auch wenn Esoterik mehrheitlich mit rechtem Gedankengut Hand in Hand geht, ist irrationales Verhalten kein Alleinstellungsmerkmal der Braunen. Auch in der Linken gibt es sektiererische Gruppen. Und Marxismus-Leninismus ist nach unserem Dafürhalten ebenfalls eine Pseudowissenschaft.“

Zum Weiterlesen:

  • „Geschwafel über Feinstofflichkeit“, Jungle World am 25. Oktober 2012
  • „Keine Position ist meist die falsche“, Interview mit Esowatch im Skeptiker 2/2012

 

Ein Kommentar

  1. apropos „rechtsextrem“, „rassistisch“, „antisemitisch“ – ein Artikel bei Psiram:

    „Anthroposophie und Nationalsozialismus: ‘Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft’

    (…) Anthroposophen arbeiteten in allen für sie wichtigen Praxisfeldern mit nationalsozialistischen Organisationen zusammen, im Überblick:

    – Waldorfschulen: „Das Motto der Waldorfbewegung im »Dritten Reich« lautete: »Die Waldorfschulen erziehen zur Volksgemeinschaft.«1

    Ihrer Selbstdarstellung zufolge lieferte die anthroposophische Pädagogik einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau des neuen Deutschlands durch »die Pflege des völkischen Gedankens und die Betonung des Wesens und der Aufgaben des deutschen Geistes« und stand damit »im Einklang mit der Grundgesinnung des nationalsozialistischen Staates«.2“3

    – Anthroposophische Medizin: „Die Vereinigung anthroposophischer Ärzte stellte eine Hauptstütze der NS-treuen »Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde dar«.“4

    – „Biologisch-dynamische“ Landwirtschaft: „1935 wurde der »Reichsverband für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise« korporatives Mitglied der nationalsozialistischen »Deutschen Gesellschaft für Lebensreform« (Motto: »Die Weltanschauung der Deutschen Lebensreformbewegung ist der Nationalsozialismus«).“5 (…)“

    zum vollständigen Artikel bei Psiram, einer Zusammenfassung der Forschungsergebnisse des Historikers Prof. Peter Staudenmaier: http://blog.psiram.com/2012/07/anthroposophie-und-nationalsozialismus-die-waldorfschulen-erziehen-zur-volksgemeinschaft/

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