„Trickser können nur von Tricksern entlarvt werden“, hat James Randi mal gesagt.
Und er hat recht.
Wie wenig Techniker, Wissenschaftler oder gar „Parapsychologen“ bei vermeintlichen Spukfällen ausrichten können, bezeugte vor genau 30 Jahren der Fall „Chopper“, auf den die Süddeutsche und andere Zeitungen heute zurückblicken.
Ein Auszug aus dem SZ-Artikel:
Monatelang hatte die Post mit Hilfe von Fangschaltungen und High-Tech-Messungen versucht, „Chopper“ auf die Schliche zu kommen.
Er sei schon erstaunlich, dass der Fall nicht schneller gelöst werden konnte, sagt der heute 68-jährige Czerny. So stürmte ein Beamter in die Toilette, weil dort Schreie von „Chopper“ gehört wurden. „Als er die Tür aufriss, stand dort Claudia mit hochrotem Kopf und stammelte, der Geist habe sie dorthin befohlen.“
Niemand habe anfangs geglaubt, dass die zierliche junge Frau alle zum Narren hält. Die damaligen Umstände waren aber auch ungewöhnlich für die Ermittler. „Zehn Tage lang konnten wir nicht mit dem Arzt und seinen Mitarbeitern sprechen, weil die Praxis überfüllt war mit Kamerateams“, sagt Czerny.
Im Mittelpunkt stand der Freiburger Parapsychologe Hans Bender, der den Journalisten die Phänomene erläuterte. Claudia wurde zum Medium hochstilisiert und in den derben „Chopper“-Sprüchen verstanden manche gar „Botschaften aus dem Jenseits“.
Den Beamten entging aber nicht, dass der Geist nur dann sprach, wenn Claudia im Raum war. Als dann ein Kollege die Lippenbewegungen der Auszubildenden in einem Spiegel beobachtete, beendeten sie das Treiben. „Wir haben alle drei in ein Nebengebäude gebracht. Dort haben sie alles zugegeben.
Die Akte „Chopper“ wurde geschlossen, die Kameras abgebaut und in Neutraubling kehrte wieder Ruhe ein.
Zum Weiterlesen:
- 30 Jahre „Chopper“: Spuk in der Zahnarztpraxis, Süddeutsche Zeitung vom 4. März 2012
- Der Geist aus der Zahnarztpraxis, Mittelbayerische Zeitung vom 27. Februar 2012
- „Mach’s Maul auf“: Geist in der Zahnarztpraxis, Ärztezeitung vom 3. März 2012
- Claudias Geist, einestages vom 2. März 2012
4. März 2012 um 16:04
Da hat James Randi aber unrecht, denn der geschilderte Fall zeigt doch, daß Trickser auch von nachdenkenden Menschen entlarvt werden können. Es ist aber oft so, daß am Anfang gar kein Interesse an einer Entlarvung besteht, weswegen die Nachdenker erstmal nicht zum Zuge kommen (in diesem Beispiel wegen der Kamerateams).
Auch die Hitler-Tagebücher wurden nach meinem Wissen durch eine Papieranalyse des BKA eindeutig als Fälschung entlarvt. Allerdings brauchte dies seine Zeit, die von den Medien genutzt wurde, um tüchtig Schaum zu schlagen.
5. März 2012 um 23:18
…ja, wie ich mich noch daran erinnere…ich war damals ein Kind von etwa 9 Jahren und „glaubte“ das. In meiner kindlichen Naivität horchte ich an den Wasserleitungen im Keller…heute kann ich nur darüber lachen und wundere mich auch, daß der „Spuk“ nicht schon eher aufgeflogen ist…;-)
7. März 2012 um 04:07
Sind die Münchener Kriminalbeamten jetzt die Trickser oder wie ist die einleitung zu verstehen?
7. März 2012 um 23:49
@Hans
Vielleicht „Ja“…auf jeden Fall sind das Menschen, die die Abgründe kennen…;-) viele „Parapsychologen“, sind redliche „Wissenschaftler“, die versuchen eine wissenschaftliche Erklärung für „Phänomene“ zu finden und dies hat in dem Fall „Chopper“ kein Erfolg gebracht.
8. März 2012 um 21:19
@Ralf:
<< die versuchen eine wissenschaftliche Erklärung für "Phänomene" zu finden und dies hat in dem Fall "Chopper" kein Erfolg gebracht. << Nun ja, das hat überhaupt noch keinen Erfolg gebracht, auch wenn sich die parapsychologischen Auffassungen zum Wesen "paranormaler" Kräfte und Fähigkeiten mehrfach grundlegend geändert haben. Während "Normalwissenschaften" wie Psychologie, Biologie, Medizin und v.a. die Neurowissenschaften wesentliche Fortschritte dabei gemacht haben, den Wert außergewöhnlicher Phänomene für das Verständnis der Funktionsweise des Gehirns und unseres Wahrnehmungsapparats zu entdecken, verteidigt die Parapsychologie bloß noch mühsam ihre Daseinsberechtigung und hat methodisch wie konzeptionell längst den Anschluss an die etablierten Wissenschaftszweige verloren (vgl. "Skeptiker" 1/2012).
12. März 2012 um 17:18
@Bernd Hader
Ja…unser Gehirn…ich bin kein Neuro-Biologe, aber ich habe das Buch von Hoimar von Ditfurth „Der Geist fiel nicht vom Himmel“ gelesen…und daraus viel gelernt; zwar mag diese Buch in einigen Dingen veraltet sein, aber an der Grundessenz ist nicht zu rütteln.
Ich kann dieses Buch nur jedem „Skeptiker“ empfehlen…;-)