Wer an Engelskarten und andere esoterische Kräfte glaubt, spinnt, dachte sich Cosmopolitan-Autorin Meike Werkmeister …“
Eine grundsympathische Einstellung, die jedoch, wenn es sich dabei um den Vorspann eines Artikels in einer Frauenzeitschrift handelt, zugleich Schlimmes erahnen lässt.
Denn üblicherweise folgt auf einen solchen Teaser in Jolie, Wellfit, freundin, Bella Luna und Co. eine Bekehrungsgeschichte, in deren Verlauf es der Autorin schließlich wie Schuppen von den Augen fällt, dass es ja doch so viel mehr zwischen Himmel und Erde …
Immerhin: So schlimm ist die Geschichte „Alles Hokuspokus?“ in der aktuellen Cosmopolitan (August 2011) dann bei weitem doch nicht geworden.
Der Dreiseiter zitiert die GWUP sowie einen Psychotherapeuten mit einigen kritischen Statements, und auch die Verfasserin artikuliert ihre ungläubige Verwunderung über Freudinnen und Kolleginnen wie eine gewisse Sabine, die …
… in ihrer Handtasche ein Päckchen Blumensamen trägt, weil ihr Heilpraktiker ihr erklärt hat, sie würden ihr beim inneren Wachsen helfen.“
Oder Julia, …
… die eine Wand in ihrer Wohnung einreißen ließ, weil ein Wünschelrutengänger schlechte Energien unter ihrem Bett entdeckt hatte.“
Seltsamerweise entdecken Rutengänger „schlechte Energien“ grundsätzlich immer unter dem Bett, sodass dieser Mumpitz mit einem simplen Test zu entlarven ist, der auch die gutgläubigste Esoterikerin ins Grübeln bringen dürfte: Einfach mal drei oder fünf verschiedene Wünschelrutengänger engagieren und bei jedem ihrer Besuche das Bett vorher woanders hinschieben.
Wo werden die Herren Radiästheten wohl die „Erdstrahlen“ erspüren? Naaa?
Aber das nur nebenbei.
Einigermaßen rätselhaft bleibt bei der Cosmopolitan-Geschichte am Ende denn auch eigentlich nur, wie die eher skeptische Autorin zu diesem Fazit kommt:
Ich habe deshalb beschlossen, mit den mystischen Ticks meiner Freundinnen in Zukunft toleranter umzugehen.“
Wieso?
Oder anders gefragt: Was ist so schwierig daran, sich auch in der Frauenpresse eindeutig negativ zu esoterischem Unsinn zu äußern (so wie Sibylle Berg im Spiegel etwa)?
Anscheinend ist es tatsächlich so, dass der „Zwang zum Geheimnis“ zur inhärenten Logik dieser Presseprodukte gehört, und dass auch andersdenkende Journalistinnen keine Chance haben, dieses Gleis zu verlassen (hatten wir auch schon mal bei Glamour).
Warum das aber durchaus sinnvoll sein könnte, hat am Samstag abend der Deutschlandfunk schön beschrieben, in der Sendung „Der Esoterik-Boom und seine Opfer“.
Zitat:
Bedürfnisbefriedigung – was ist schon dagegen einzuwenden?
Viele mögen auf der neuen Esoterikwelle reiten, ohne dabei Schaden zu nehmen. Nach den Erfahrungen der Beratungsstelle aber gehen immer mehr Menschen unter in dieser Welle. Und nehmen eben doch Schaden: finanziell, weil sie abgezockt werden und manchmal viele Tausend Euro verlieren, gesundheitlich, weil die notwendige medizinische Hilfe ausbleibt – und nicht zuletzt seelisch.
Bei vielen, die anschließend professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, wurden eben keine Bedürfnisse befriedigt, sondern – in den harmloseren Fällen – falsche Hoffnungen enttäuscht.“
Zum Weiterlesen:
- Ursula Caberta: Schwarzbuch Esoterik, Gütersloher Verlagshaus 2011
19. Juli 2011 um 10:50
Manchmal denke ich: sollen die Doofen doch ruhig abgezockt werden. ob sie dass Geld für wackelige Papiere durch ihren Bankenberater oder auf einer teuren Schönheitsfarm loswerden – ist doch egal!
Ich versuche nur noch, die Ärmeren, die sich das finanziell nicht leisten können und die interessiert sind an Gegenargumenten, aufzuklären.