„Parapsychology: Dead or Alive?“ lautet die Titelschlagzeile der aktuellen Ausgabe des englischen Magazins The Skeptic. Im Innenteil stellt der US-Psychologe Ray Hyman den Totenschein für die Parapsychologie aus. Seinen Beitrag „The Demise of Parapsychology“ fasst Dr. Martin Mahner in der aktuellen Ausgabe der GWUP-Zeitschrift Skeptiker auf Deutsch zusammen:
Hyman hat die Parapsychologie jahrzehntelang kritisch begleitet und wird auch von Parapsychologen als Diskussionspartner geschätzt. Nun kommt er jedoch zu dem Schluss, dass es an der Zeit sei, den Tod dieses 160 Jahre alten Unterfangens festzustellen.“
Wieso? Wir Skeptiker haben stets darauf hingewiesen, dass die „Erkenntnisse“ der Parapsychologen
- Vorhandenes nicht erklären, dafür aber
- Nichtvorhandenes zu erklären versuchen,
- im Widerspruch zu gesicherten Erkenntnissen stehen und
- kein theoretisches Gerüst vorweisen können, das auch nur unter den Parapsychologen selbst allgemein anerkannt wäre.
Ursprünglich (im 19. Jahrhundert) war die Parapsychologie angetreten, wissenschaftliche Belege für die Existenz spiritueller/okkulter Phänomene zu erbringen, um die bereits damals skeptische wissenschaftliche Gemeinschaft von der Existenz von Psi zu überzeugen. Das galt bis vor kurzem weiterhin als ihr Hauptziel.
In den vergangenen zehn Jahren seien jedoch immer mehr Parapsychologen zu der Ansicht gelangt, dass dieses Ziel nicht zu erreichen ist, schreibt Hyman. Diese Neoparapsychologen, wie Hyman sie nennt, gäben zu, dass die Beleglage für Psi nicht nur widersprüchlich und flüchtig ist, sondern auch anerkannte wissenschaftliche Standards nicht erfüllt.
Während dies früher als Manko beklagt worden sei, behaupteten die Neoparapsychologen nun, dass Psi wissenschaftliche Standards grundsätzlich nicht erfüllen könne. Sie argumentieren, es gehöre zur Natur von Psi, eben nicht mit wissenschaftlicher Methodologie greifbar zu sein. Mit der daraus abgeleiteten Forderung, die wissenschaftliche Methode müsse aufgegeben beziehungsweise den Anforderungen der Parapsychologie angepasst werden, sei das ursprüngliche wissenschaftliche Ideal der Parapsychologie abhanden gekommen.
Wenn die Neoparapsychologen heute also das exzentrische Verhalten parapsychologischer Ergebnisse als Hinweis deuten, dass diese Unreplizierbarkeit, Unregelmäßigkeit und Flüchtigkeit zur Natur von Psi gehöre, dann gestehen sie damit das Scheitern der Parapsychologie ein. Mit ihrer Forderung, die wissenschaftlichen Methoden zu ändern beziehungsweise aufzuweichen, um Psi zur Anerkennung zu verhelfen, wenden sie sich von der Wissenschaft ab und kehren zurück zum Okkultismus.
Man könne, so Hyman, in diesem Sinne also nur noch zu dem Schluss kommen, dass die Parapsychologie nach 160 Jahren das Zeitliche gesegnet hat.
Ergänzt wird Mahners Review des Hyman-Aufsatzes „Der Tod der Parapsychologie“ durch den Themenartikel „Von Schafen und Ziegen – Der Sechste Sinn und die unbewusste Wahrnehmung“ von Wolfgang Hell, Professor für Angewandte Psychologie an der Uni Münster und Zweiter Vorsitzender des GWUP-Wissenschaftsrats. In seiner Einleitung schreibt Hell:
Wir können von den zum Teil in der Parapsychologie erforschten Phänomenen eine Menge über die menschliche Kognition lernen, was auch Mainstream-Psychologen, -Mediziner, -Neurophysiologen und -Biologen interessieren sollte. Die Beschränkung von Parapsychologen auf eine einzige Erklärung ist es, die mich stört. Die Parapsychologie könnte ein so spannendes Gebiet sein, das auch in der Mainstream-Wissenschaft mehr Beachtung finden würde, wenn sie diese Beschränkung aufgäbe und ernsthaft nach naturalistischen Erklärungen für ihre Befunde und Berichte suchen würde.“
Wie das geht und welche hoch interessanten Erkenntnisse man tatsächlich aus der seriösen Beschäftigung mit Phänomenen wie dem „Sechsten Sinn“, „Gedankenlesen“ oder „Extrasensorischen Wahrnehmungen“ gewinnen kann, steht ausführlich im Skeptiker 2/2010 zu lesen, der im Juni erscheint.
26. Oktober 2011 um 17:03
„im Widerspruch zu gesicherten Erkenntnissen stehen und…“
Aha! Immerhin lebt die Naturfwissenschaft bereits seit längerer Zeit davon, gesicherte Erkenntnisse ständig zu widerlegen und durch neue gesicherte Erkenntnisse zu ersetzen. Ausser vielleich der Genetik, die zumindest nach dem „Human Genome Project“ vollmundig die Entschlüsselung des menschlichen Genoms verkündete, auch schon wieder Federn lassen. Alles ist halt etwas komplexer und komplizerter, als man sich das ausdachte.
Im übrigen bringt die Naturwissenschaft sei ca. 20 Jahre kaum mehr neue Erkenntnisse zutage. Dafür werden laufend unmustössliche Beweise durch neue unumstösssliche Beweise ersetzt.
Und danN noch dies: Haben Sie eigentlich nichts beseres zu tun, als sich in die Angelegneheiten anderer Leute einzumischen (Parapsychologie), die sie nichts angehen. Wir zahlen Ihnen mit unserem schwer verdienten Geld ihren Lohn und Ihre Arbeit, aber wir bezahlen Sie nicht dafür, dass sie anständige Menschen und deren Tun verhöhnen!
26. Oktober 2011 um 17:10
@Herr Knaller: Ihr Nickname ist Programm, was?
<< Immerhin lebt die Naturfwissenschaft bereits seit längerer Zeit davon, gesicherte Erkenntnisse ständig zu widerlegen und durch neue gesicherte Erkenntnisse zu ersetzen. <<
Korrekterweise: "zu erweitern". Das neue Wissen passt sich stets in das vorhandene ein, das scheinen Sie nicht ganz zu überreißen.
Nicht einmal davon kann in der Parapsychologie überhaupt eine Rede sein, die nicht mal ihren eigenen Forschungsgegenstand beweisen kann und seit 200 Jahren keinen Erkenntniszuwachs aufzuweisen hat.
<< Im übrigen bringt die Naturwissenschaft sei ca. 20 Jahre kaum mehr neue Erkenntnisse zutage. Dafür werden laufend unmustössliche Beweise durch neue unumstösssliche Beweise ersetzt. <<
Um so etwas ernsthaft zu behaupten, muss man schon Wissenschafts-Analphabet sein.
<< die sie nichts angehen. Wir zahlen Ihnen mit unserem schwer verdienten Geld ihren Lohn und Ihre Arbeit, aber wir bezahlen Sie nicht dafür, dass sie anständige Menschen und deren Tun verhöhnen! <<
Sie sind nicht ganz bei Trost, oder?
*Sie* bezahlen *unsere* Arbeit??? Können Sie das näher erklären?
Das Gegenteil ist der Fall: Forschung – auch "Parapsychologie" – wird zu einem hohen Teil aus Steuermitteln finanziert, und selbstverständlich geht es *uns* und jeden Bürger/Steuerzahler etwas an, was damit gemacht wird.