Der richtige Film für die Halloween-Nacht?
Wer sich nicht zum x-ten Mal an der Gruselposse Halloween: Resurrection delektieren will, dem sei Trick’r Treat empfohlen, der seit einigen Tagen in jeder Videothek steht. Kam beim Fantasy-Filmfest im Sommer gut an. „Hier rockt die wahnwitzigste Kürbiskopf-Achterbahnfahrt der letzten Jahrzehnte“, dichteten auch die Marketing-Cracks im offiziellen Programmheft: „Ein Streifen, der das Prädikat Instant Cult Classic mit links verdient.“
Mag sein. Vor allem aber Atmosphäre und Deko sind auf Gourmet-Niveau, etwa die Szenen von der Halloween-Parade in New Orleans. Phantastisch.
Umso mehr bedauert man, dass der Halloween-Boom in Deutschland schon wieder am Abflauen ist. Jedenfalls scheint das Angebot an entsprechenden Artikeln bei den großen Discountern Jahr für Jahr mehr zusammenzuschrumpfen. Und Madoff-Masken, wie sie in Amerika der Verkaufsrenner sind, gibt es hierzulande schon gar nicht.
Woran liegt das? „Halloween hat Event-Charakter. Ein echter Brauch dagegen wächst, steuert sich selbst und entsteht an der Basis“, analysiert der Freiburger Volkskundler Werner Mezger. Heißt: Der Reiz ist weg, „die Begeisterung für das aus Amerika übernommene Fest hat in Europa ihren Höhepunkt überschritten“.
Da ist wohl was dran. Was sich allerdings hartnäckig hält, ist der Mythos vom keltischen Ursprung.
„Halloween beinhaltet Versatzstücke aus verschiedenen bekannten Festen des Spätherbst“, sagt dagegen Mezger, Professor für Volkskunde und Europäische Ethnologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg. Und zählt auf: „Der Kürbis als eine Art Wahrzeichen findet sich im Erntedank wieder. Die Erinnerung an den Tod gehört zu Allerheiligen, die Bettelbräuche zum rheinischen St.-Martinsfest und das Verkleiden zum Karnevalsauftakt am 11. November.“
Eine Außenseitermeinung, die einen radikalen Kontrapunkt setzt, um sich öffentliche Beachtung zu sichern? Nicht unbedingt.
„Legendenhaft und historisch nicht exakt zu beweisen ist eine direkte Verbindungslinie zu dem keltisch-angelsächsischen Fest des Totengottes Samhain„, schreibt Meyers Konversations-Lexikon: „Aus der Verbindung mit diesem Totengott sollen sich die Gebräuche zu Halloween ableiten, vor allem der Bezug auf das Totenreich und Geister. In der neueren Forschung wird jedoch die Existenz eines Totengottes namens Samhain bezweifelt.“
Auch der Bonner Volkskundler Dr. Gunther Hirschfelder springt seinem Kollegen mezger bei. In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sagte der Kulturwissenschaftler:
Die allerersten Ursprünge liegen sicherlich im keltischen Raum. Die Frage ist nur, was von diesen Ursprüngen wirklich erhalten geblieben ist. Es gibt da also einen bestimmten Herbsttermin, der eine bestimmte Unglücksbedeutung hat un der irgendetws mit Trauer und Tod zu tun hat.
Es gab ihn bereits in Irland in der vorchristlichen Zeit, wie uns spätere Legenden sagen, denn Schriftquellen gibt es darüber eigentlich nicht, ebenso wenig wie archäologische Quellen. Wir haben da also nur ein ganz diffuses Bild. Wie wir aus späteren frühchristlichen Quellen wissen, war ds bei den Kelten das Totenfest „Samhain“. Wie sich dieses Totenfest „Samhain“ tatsächlich entwickelt hat, wissen wir nicht.
Wir wissen auch nicht, was die Menschen dabei gemacht haben, denn wir haben da nur spätere Legenden aus der Frühneuzeit vorliegen. Entscheidend ist letztlich: Es gibt da ein diffuses Kulturmuster in Irland, das dann mit den irischen Auswanderern im 19. Jahrhundert in die USA gekommen ist, wo es zunächst einmal ein Schattendasein fristete. Seit den 1980er Jahren ist es dann in neuem Gewand und auch wieder medial vermittelt zu uns nach Deutschland gekommen.
Wenn ich nur eine Brücke zum Freitag, dem Dreizehnten, schlagen darf: Halloween ist ja vom Namen her ein christlicher Termin: „All Hallows‘ Eve“, das ist der Vorabend zu Allerheiligen. So wird Halloween heute jedoch gar nicht wahrgenommen.
Der Ursprung von Halloween mag nun für die freundlichen Skeptiker von der GWUP kein übermäßig brisantes Thema sein – aber wenn wir gefragt werden, nehmen wir natürlich Stellung dazu.
So zum Beispiel am Donnerstag, dem 29. Oktober, um 20.30 Uhr in der Augsburger Kult-Kneipe Annapam. Nur zwei Tage später steigt an gleicher Stelle eine Livesendung des Szene-Magazins Zündfunk in Bayern 2. Mit Moderator Achim Bogdahn unterhalte ich mich dann über die GWUP. Und natürlich über Halloween.
27. Oktober 2009 um 09:05
Halloween hat mit Samhain sicher nichts zu tun. Das wenige, was man von Samhain weiß, hat nicht im Entferntesten irgendwas mit dem Halloweenbrauch zu tun. Einzig ungefähr in die selbe Zeit (auch nicht exakt!) fallen beide Bräuche. Aber es deswegen gleichzusetzen, wäre etwa so wie das jüdische Hanukkah mit dem Nikolausfest gleichzusetzen.
Halloween gehört – wie auch St. Martin oder das Dreikönigsfest – zu den Heischegängen, die im Mittelalter in fast jedem katholischen Dörfchen ein wenig anders gefeiert wurde. In einigen Dörfern kennt man heute noch Maskenumzüge mit „Horrorgestalten“, die wohl Reste heidnischen Glaubens beinhalten. So mag dieses Element ein ganz entfernter Nachhall des Heidentums sein, Halloween aber mit Samhain gleichzusetzen, wie heute immer wieder gemacht wird, ist einfach nur Blödsinn. Halloween ist – ganz im Gegenteil – in jeder Hinsicht christliches Brauchtum.
14. November 2009 um 15:54
Ich verstehe diese Extrempositionen nicht. Ich liege in der Mitte: Christliches Brauchtum, dessen Ablauf und Termin kein Zufall sind und heidnische Vorläufer hatten. Halloween ist nicht Samhain, aber auch nicht im luftleeren Raum entstanden.