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SKEPTIKER 1/2009: Wer holt die Nobelpreise?

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Die freundlichen Skeptiker von der gemeinnützigen Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) präsentieren die neue Ausgabe des SKEPTIKER, der Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken: Im SKEPTIKER 1/2009 erläutert der Biologie-Didaktiker Prof. Dittmar Graf eine Studie über die Verbreitung von Kreationismus unter künftigen Bio-Lehrern. In einem weiteren Beitrag betrachtet Prof. Martin Lambeck die Alternativmedizin aus Sicht des Physikers: Falls sich die Wirksamkeit von Verfahren wie Homöopathie tatsächlich nachweisen ließe, zöge dies eine Revolution in den Naturwissenschaften nach sich, so der Physik-Professor; mit mehreren Nobelpreisen wäre zu rechnen.

SKEPTIKER 1/2009

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„Haben Sie schon einmal Studenten gebeten, bei einem Skelett das Geschlecht zu bestimmen, und dann sehen müssen, wie sie die Rippen zählten?“ beklagte sich die Anthropologin Eugenie Scott schon vor Jahren über den wachsenden Einfluss von Kreationisten im amerikanischen Bildungssystem. Jetzt schlagen auch die hiesigen Didaktiker Alarm. Einer Umfrage zufolge lehnt jeder Fünfte in Deutschland die Evolutionstheorie ab – da stimmt doch was nicht mit der Schulausbildung!

Dittmar Graf, Biologie-Professor in Dortmund und Mitglied des interdisziplinären Wissenschaftsrates der GWUP, hat angehende Bio-Lehrer zu ihren Einstellungen gegenüber der Evolutionstheorie befragt. Von den Dortmunder Studenten vertraten immerhin acht Prozent kreationistische Positionen. Bei ihren Kommilitonen im türkischen Ankara waren es sogar über 70 Prozent – eine ernüchternde Bilanz im Jahr des doppelten Darwin-Jubiläums. In der aktuellen Ausgabe des SKEPTIKER stellt Dittmar Graf seine Aufsehen erregende Studie vor. Und er erklärt, was sich in den Lehrplänen ändern muss.

Außerdem im Heft: Mit „Schwingungen“ und „Ganzheitsmedizin“ behandeln die 20.000 Ärzte der Hufelandgesellschaft ihre Patienten. Klingt gut, nur konnte bisher niemand zeigen, dass komplementärmedizinische Verfahren wie Homöopathie, Elektroakupunktur nach Voll und Bioresonanztherapie überhaupt funktionieren. Falls ja, würde nicht nur Physik-Professor Martin Lambeck ins Staunen geraten. Lockere 14 Nobelpreise wären dann fällig, ist das GWUP-Wissenschaftsratsmitglied überzeugt. Lambeck ist u.a. Autor des Esoterik-kritischen Sachbuchs „Irrt die Physik?„.

Weitere Artikel und Autoren im SKEPTIKER 1/2009:

  • Achten aufs Kleingedruckte
    Der Physiker und Kabarettist Vince Ebert stürmt mit seinem Buch Denken Sie selbst! die Bestsellerlisten. SKEPTIKER-Redakteur Bernd Harder hat sich mit ihm unterhalten. [Artikel im PDF-Format]
  • Weltuntergang 2012
    Das Ende ist mal wieder nah! Diesmal lesen die Auguren den Untergang aus dem Mayakalender und aus Prophezeiungen des Indianervolkes heraus. Manche befürchten sogar, das Unheil kommt aus dem All – in Gestalt des Planeten „Nibiru“. Dass es sich bei den  Maya-Mythen bestenfalls um poetische Symbolsprache handelt, erklärt Mario Krygier. Und der Physiker Dr. Philippe Leick nimmt sich die Mär vom Planeten Nibiru vor.
  • „The Morbach Monster“
    Mitten im beschaulichen Hunsrück treibt ein Werwolf sein Unwesen – sofern man den Geschichten der dort stationierten US-Soldaten glaubt. Der Volkskundler Matthias Burgard hat sich auf die Fährte des Morbach-Monsters gesetzt. Sein Fazit: Bei den Einheimischen praktisch unbekannt, beschreibt der Grusel-Mythos für die GIs die Angst im fremden Land. [Ausführliche Literaturliste]
  • Detektiv des Übersinnlichen
    Massimo Polidoro spürt Poltergeistern nach, guckt Medien auf die Finger und verbiegt auch schon mal einen Löffel. Auf der GWUP-Konferenz im Hamburg (21. Mai 2009) spricht der Skeptiker und Executive Director der italienischen Skeptiker-Orgaisation CICAP über seine spannendsten Fälle. Im Vorfeld hat sich SKEPTIKER-Redakteur Bernd Harder mit Massimo Polidoro unterhalten. [Artikel im PDF-Format]
  • Kein Riesenkaninchen und die überraschende Finanzkrise
    Die Hellseher-Flops 2008, präsentiert von Michael Kunkel. Übrigens: Der GWUP-Aktive sammelt derzeit Vorhersagen fürs laufende Jahr. [Artikel im PDF-Format]
  • Die Graphologie in der Personalauswahl
    „Ihre Zeugnisse sind ja beachtlich – aber Ihre Handschrift lässt das Schlimmste befürchten!“ – Wenn ein Personal-Chef seine Absage in solche Worte kleidet, hat er sicher ein graphologisches Gutachten eingeholt. Daher hätte er ebenso gut würfeln können. Warum Graphologie bei der Auswahl der besten Bewerber versagt, erläutert der Personaler und GWUP-Vorstand Rouven Schäfer.
  • SKEPTIKER-Magazin: Shaolin-Kräfte im TV-Test
    Wie wirft man eine Nadel durch eine Glasscheibe? Der SKEPTIKER-Redakteur Dr. Holm Gero Hümmler hat es beim Dreh für das Fernsehmagazin Galileo Mystery (ProSieben) ausprobiert. [Artikel im PDF-Format]

Video und Audio:

  • Löffelbiegen mit Massimo Polidoro: „Could it be the power of the mind? Maybe not …“
  • Interview mit Prof. Dittmar Graf im ARD-Morgenmagazin:
  • Das Morbach-Monster im SWR:

Buchtipps:

Links zum Thema:

Autor: Inge Hüsgen

Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

20 Kommentare

  1. Ich mache ja aus meiner (begründeten!) Ablehnung gegen naturwissenschaftlich nicht belegbare „Medizin“ keinen Hehl. Homöopathie fand ich schon immer recht seltsam. Denn wie etwas wirken soll, wenn aufgrund starker Verdünnung des angeblichen Wirkstoffes von diesem in dem Mittelchen nichts mehr drin ist, ist mir schleierhaft. Absolut schleierhaft.

  2. Der Wahnsinn hat Methode und befällt inzwischen auch unsere wissenschaftlichen „Nachwuchskräfte“. Da bekommen doch allen Ernstes zwei Schülerinnen des Rostocker Christophorus-Gymnasium den 1. Preis im Landeswettbewerb „Jugend forscht – Schüler experimentieren“ für ihre Arbeit „Die Wirkung der Akupunktur auf die Energieströme in Tabakpflanzen“ und werden dafür sogar noch vom Ministerpräsident Sellering geehrt.

    Da bin ich einfach nur sprachlos.

  3. @ThyceomX: Das ist großartig, so etwas zu erforschen. Dann machen die wenigstens so lange keinen anderen Unfug.

  4. Im Skeptiker, S.14, schreibt M. Lambeck über den EPR-Effekt:

    „Wenn man eins dieser verschränkten Photonen dreht, muss sich auch sein Zwilling drehen.“

    Das ist doch falsch, oder? Die Drehungen der verschränkten Photonen haben entgegengesetzte Richtungen (d.h. die Messung des einen hat auf die Messung des anderen einen Einfluss), aber wenn man mit dem einen etwas anstellt, reagiert das andere nicht darauf.

  5. @ kereng:

    Ich hatte „in alleräußerster Vereinfachung gesagt“: Wenn man einen Zwilling dreht, muß sich auch der andere gleichzeitig und in beliebiger Entfernung drehen. Diese Erscheinung hatte Einstein als „spukhafte Fernwirkung“ bezeichnet und für unmöglich gehalten. Tatsächlich aber findet diese gleichzeitige Drehung doch statt; das ist die Grundlage der Quantenkryptografie. Andererseits hatte auch Einstein recht: Man kann mit dieser Erscheinung keine Signale übertragen, etwa auf dem Jupiter eine Lampe einschalten. Genaueres siehe Wikipedia: Quantenkryptografie, EPR-Effekt und Quantenverschränkung.

    Diese Diskussion ist ganz aktuell und hoch spannend. Das ist aber nicht mein Thema, denn bei den bis jetzt genannten Überlegungen geht man immer davon aus, daß das Photonenpaar allein im Weltraum ist.

    Mein Thema war die Frage, ob mit dieser Quantenverschränkung medizinische Verfahren wie Bioresonanz erklärt werden können. Meine Antwort ist: Nein, denn hier haben wir es nicht mit isolierten Quantensystemen zu tun, sondern mit Systemen in engem Kontakt mit der Umwelt. Hierdurch werden mittels „Dekohärenz“ die Quanteneigenschaften praktisch sofort zerstört, so daß die Geräte sich klassisch verhalten.

    M. Lambeck

  6. @ kereng: Die richtigen Worte zu finden, um den EPR-Effekt zu erklären, ist äußerst schwierig. Ganz sicher gibt es keine Signalübetragung und keine kausale Wechselwirkung zwischen den EPR-Partnern.

    Vielleicht helfen die folgenden Anmerkungen:

    * Wenn man an einem der Photonen eine Messung durchführt, lernt man auch etwas über den Zustand des anderen. Durch die Messung wird die Verschränkung natürlich zerstört. Man kann aber nicht sagen, dass das andere Photon etwas von der Messung „merken“ würde – es handelt sich ja nicht um eine Signalübertragung.

    * Wie genau die Korrelationen zwischen den Messungen aussehen, hängt vom einzelnen System ab… dabei sind verschiedene Varianten denkbar. Man kann auch die Polarisation von einem der Photonen drehen (etwa mit einem richtig orientierten lambda/2-Plättchen). Dabei handelt es sich nicht um eine Messung, die Verschränkung bleibt also an sich erhalten, der Partner merkt davon nichts. Was sich ändert, ist die genaue Form der Korrelationen zwischen den Messreihen der beiden Beobachter, und die zum Nachweis der Verschränkung optimale Ausrichtung der Messgeräte.

  7. Frage an Phillipe Leick oder Martin Lambeck: In dem Moment, in dem das Photon an Metall reflektiert wird, ist es doch kurzzeitig absobiert und ein neues wird emittiert? Das wäre doch das Ende jedweder Verknüpfung mit dem Zwilling, denn einer von beiden hat aufgehört zu existieren.

  8. @ Volker: Bei der Reflektion an einem Spiegel handelt es sich um einen elastischen Streuprozess. D.h. das Photon wird (mit hoher Wahrscheinlichkeit) reflektiert, ohne in den Spiegel einzudringen oder vom Spiegel kurzzeitig absorbiert zu werden. Es besteht allerdings eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass das Photon absorbiert oder durchgelassen (transmittiert) wird.

    Es vergeht auch keine Zeit „während der Reflektion“, anders als bei Absorption und anschließender Re-Emission. Dementsprechend wird Verschränkung nicht zerstört, ebensowenig wie die Kohärenz eines Laserstrahls durch Reflektion an einem Spiegel gestört wird.

    Es führt hier wahrscheinlich zu weit, aber man darf das Bild eines Photons als klassisches, lokalisiertes, sich fortbewegendes Teilchen auch nicht zu ernst nehmen. Diese Vorstellung macht quantenmechanische Effekte mitunter noch schwieriger zu verstehen als sie ohnehin schon sind.

  9. Habe ich es jetzt verstanden?

    Man erzeugt Quanten-Zwillinge, dreht den einen und führt dann dort die Messung durch. Am anderen Zwilling misst man ebenfalls und erhält einen passenden Wert, woraus man schließt, dass der Zwilling die Drehung mitgemacht hat.

  10. @ kereng: Nicht ganz. Der „Zwilling“ merkt nichts davon, was man mit seinem Partner macht – im klassischen EPR-Experiment gibt es weder Wechselwirkung noch Kommunikation zwischen den beiden.

    Wenn Messreihen verglichen werden, die an den getrennten Systemen ermittelt wurden, passen die auf seltsame Art und Weise (sofern natürlich die Verschränkung nicht zerstört wurde). Durch Drehung des einen Systems kann die Art und Weise, wie die Daten zueinander passen, sich ändern. Z.B. können die Polarisationen der Partner immer gleich sein, oder immer umgekehrt – in beiden Fällen gibt es zwischen ihnen gewisse Korrelationen.

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