Von Amardeo Sarma
Mit zwei Kennern der Materie will die GWUP bei der Skepkon 2016 aufzeigen, wie stark in Sachen Gentechnik die öffentliche Meinung von der Realität abweicht:
Auch bei unserer US-amerikanischen Schwesterorganisation CSI (Committee for Skeptical Inquiry) war das bereits Thema im letzten Jahr. Der Journalist Michael Specter sprach dort im Zusammenhang mit der Ablehnung der Gentechnik von Leugnung, analog der Leugnung des anthropogenen Klimawandels.
Sein Buch „Denialism“ erhielt 2009 den „Balles Prize for Critical Thinking“ von CSI.
Der Beitrag von Michael Specter unterstreicht, warum solche Themen für Organisationen wie die GWUP wichtig sind. Es geht darum, über wissenschaftlich unzutreffende, irreführende oder pseudowissenschaftliche Behauptungen aufzuklären.
Wie die Beispiele zeigen, ist es vor allem deshalb wichtig, um Schäden zu vermeiden und Nutzen nicht zu behindern oder gar zu verhindern. Specter nennt die Beispiele Impfungen und Gentechnik: Bereiche, in denen die Ablehner irrational hantieren. Zum Schaden für uns alle.
Bei der Gentechnik bringt er es auf den Punkt: Wir müssen alles tun, um eine Weltbevölkerung von 10 Milliarden Menschen vernünftig zu ernähren. Und wir können keine Optionen auslassen, wie Nina Fedoroff schreibt. Bio ist hier keine Alternative, denn sie verbraucht mehr Land und Ressourcen und ist mitnichten umweltschonender.
Sie ist eine Alternative höchstens für eine Minderheit: im wohlhabenden Deutschland oder für die reichen Eliten in Entwicklungsländern.
Professor Matin Qaim von der Universität Göttingen, der als Agrarökonom seit 20 Jahren an dieser Thematik forscht, erläutert hier, dass wir unsere Lebensmittelproduktion verdoppelt müssen, ohne dabei mehr Fläche zu verbrauchen. Und dass wir dafür die Gentechnik brauchen:
Um es vorweg zu nehmen: Ja, wir brauchen hohe Standards für den Umweltschutz. Und ja, wirtschaftliche Interessen haben auch dazu geführt, Gefahren zu leugnen oder verheimlichen, wie bei der Tabakindustrie.
Bei der Gentechnik tragen aber andere die Verantwortung für eine Irreführung.
Es gibt beim Thema Gentechnik – wie bei der globalen Erwärmung – einen überwältigenden Konsens in der Wissenschaft. Es ist nicht so, dass es zu diesem Thema an wissenschaftlichen Arbeiten fehlt. Zusammenfassungen der wissenschaftlichen Literatur zeigen wiederholt, dass in der Öffentlichkeit ein vollkommen verzerrtes Bild gezeichnet wird. Es werden irrationale Ängste geschürt, statt objektiv zu informieren.
Die Politik in Deutschland und Österreich gegen die Gentechnik ist zur reine Interessenpolitik verkommen. Sie nutzt die Partikularinteressen der Bio-Industrie. Regierungen betreiben das Marketing für bestimmte Lobbygruppen, um deren Gewinne zu Lasten anderer zu steigern. Umweltschutz ist nur der Vorwand.
Wie bei der Homöopathie und dem Binnenkonsens wird mit zweierlei Maß gemessen.
Eine Strategie dabei ist, auf andere Problemfelder auszuweichen, wenn die Verteufelung und Angstmache vor den Folgen nicht mehr zieht.
So seien manche „skeptisch“, ob die Gentechnik überhaupt etwas bringe. Bauern vor allem in Entwicklungsländern würden unter Knebelverträgen der Gentechnik-Industrie leiden. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass dies nicht zutrifft. Hierzu Professor Matin Qaim:
Schon jetzt profitieren Millionen von Kleinbauern in den Entwicklungsländern vom Anbau gentechnisch veränderter Sorten.“
Und nein, die Selbstmorde in Indien haben nichts mit dem Einsatz der Gentechnik zu tun. Statt solcher Angstkampagnen sollte man die wirklichen Ursachen dieser Selbstmorde angehen, etwa finanzielle Abhängigkeiten von Kreditgebern. Die Betroffenen brauchen eine bessere Sicherheit gegen Zahlungsunfähigkeit, keine Anti-Monsanto-Gesetze.
Auch hier müssen wir die echten Probleme angehen, keine Scheinprobleme in die Welt setzen.
Auch mit Glyphosat wird ein Stellvertreterkrieg geführt. Steven Novella schreibt darüber, dass manche Aktivisten sogar einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Autismus herstellen.
Dass bei einem Verbot noch viel problematischere Pflanzenschutzmittel als Ersatz zum Einsatz kommen würden, wird ausgeblendet. Zu der sehr kontroversen Einstufung von Glyphosat als „wahrscheinlich krebsauslösend“ vom WHO/IARC gab es seitens der Wissenschaft viel Kritik.
Die europäische EFSA fasst zusammen:
Glyphosate is unlikely to pose a carcinogenic hazard to humans and the evidence does not support classification with regard to its carcinogenic potential according to Regulation (EC) No 1272/2008.“
Auch aus Frankreich kommt Kritik:
The IARC partially legitimises its decision by distorting the conclusions of a study it cites as a reference. This is unheard of for an agency of such international renown, which undoubtedly reflects a malfunction that merits a thorough investigation.“
Selbst nachgewiesenermaßen mangelhafte Studien, die Angst vor Gentechnik schüren, scheinen drittklassigen Forschern nicht zu schaden. Sie werden sogar als Helden gefeiert. Ein Beispiel ist Gilles-Eric Séralini.
Den erbärmlichen Stand deutscher Organisationen, die sich für Wissenschaft einsetzen sollten, zeigt exemplarisch die Vergabe des „Whistle-Blower“-Preises der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW) an Séralini.
Hierzu gibt es auch einen lesenswerten Beitrag von Anna Müllner über die Mitglieder der Jury von VDW:
Diese drei Leute haben vor allem eines nicht: Naturwissenschaftliche Bildung. Sie haben nicht mal medizinische Bildung. Daher haben sie die Ereignisse um Séralini schlicht fehlgedeutet.“
Der Skeptical Raptor Blog schreibt dazu:
On the other hand, I still see the thoroughly debunked Séralini research being used as “proof” of the dangers of GMO corn. More evidence that the GMO deniers are the climate change deniers of the left.“
Ein weiteres Beispiel ist Federico Infascelli von der Universität von Neapel, der zu zeigen versuchte, dass Ziegen, die gentechnisch verändertes Soja fressen, veränderte Gene an ihre Nachkommen vererben könnten.
Dies bringt uns zu einer anderen Frage: Wir kommt es, dass intelligent Menschen trotz klarer Faktenlage Erkenntnisse leugnen?
Die weltanschauliche Einstellung spielt offenbar eine starke Rolle. Skeptiker sollten die neueste Forschung auf diesem Gebiet verfolgen, um Strategien dagegen entwickeln zu können. Das sind zum Beispiel Erkenntnisse aus der „Theorie der kulturellen Kognition„.
Selbst die subjektive Einschätzung, ob es einen wissenschaftlichen Konsens gibt, hängt von der politischen Einstellung ab.
Verschiedene Gruppen fürchten ganz unterschiedliche, teils konträre Entwicklungen, wie die folgende Grafik des Kognitionsforschers Dan Kahan zeigt:
Das Thema hatte ich schon 2013 in Bezug auf den Klimawandel behandelt.
David Ropeik schreibt hierzu im Scientific American:
Do perceptions driven less by the facts than these underlying instincts lead to mistakes…dangerous mistakes, like refusing vaccination or failing to deal with climate change? Sure. But it is a mistake to address these dangers without understanding and respecting the underlying reasons we deny science, and why we so fiercely defend our tribe’s views.“
Auf der einen Seite haben wir Individualisten, die ein sehr starkes Misstrauen gegenüber Restriktionen des Staates oder von Institutionen haben, nicht nur im privaten Bereich, sondern auch im wirtschaftlichem Leben.
- Sie glauben, der Markt wird es schon regeln und dass freie Individuen und Konzerne auch Probleme des Umweltschutzes lösen.
- Sie neigen dazu, zu glauben, alle Umweltprobleme seien nur Ablenkungsmanöver ihrer Gegner. Kollektivisten, Sozialisten und „Ökologisten“ wollten nur Freiheiten einzuschränken.
- Sie vermuten ein Komplott zwischen der Wissenschaft und von Umweltverbänden oder „Sozialisten“, wenn Umweltgefahren als sehr stark eingeschätzt werden.
- Diese Gruppe ist für den Einsatz von Kohlekraft, Kernenergie, Gentechnik oder DDT. Sie ist gegen Windkraft oder Bio-Produkte.
Auf der anderen Seite haben wir gemeinschaftlich orientierte Menschen, die ein starkes Misstrauen gegen die Industrie, Konzerne und „den Kapitalismus“ hegen.
- Sie glauben, staatliche oder gemeinschaftliche Regeln müssen das Handeln dieser „Moloche“, die nur an Profit auf Kosten der Umwelt interessiert sind, kontrollieren.
- Sie halten dezentrale, sozial kontrollierte und „sanfte“ oder „biologische“ Lösungen für die besten und Großbetriebe und große Einheiten für undurchsichtig und korrupt.
- Sie vermuten einen Komplott zwischen der Wissenschaft und von Konzernen, wenn Umweltgefahren als nicht existent oder geringfügig eingeschätzt werden.
- Diese Gruppe ist gegen den Einsatz von Kohlekraft, Kernenergie, Gentechnik oder DDT. Sie ist für Windkraft und Bio-Produkte.
Wichtig dabei ist, dass der Stand der Wissenschaft nur dann akzeptiert wird, wenn er mit der eigenen Weltanschauung übereinstimmt. Ansonsten gelten die Wissenschaftler als Kollaborateure mit dem jeweiligen Feind.
Insofern stößt der derzeitige Kenntnisstand mal bei den einen, mal bei den anderen auf Widerstand:
- Die anthropogene globale Erwärmung ist real und droht, ein massives Problem zu werden mit vermutlich hunderten Millionen Toten und Flüchtlingen.
- Die Gefahren der Gentechnik sind vergleichbar mit Bio und konventioneller Landwirtschaft. Sie rechtfertigen es nicht, dass diese Option verbaut wird.
- DDT ist ein erhebliches Problem und sollte nur in kontolliertem und beschränktem Maße und im Rahmen einer umfassenden Lösung (gegen Malaria) eingesetzt werden.
- Kernenergie hat ihre Probleme, die Gefahren werden aber über die Maßen übertrieben. Ohne Kernenergie werden die Emissionen weltweit höher sein und damit den Klimawandel unbeherrschbarer machen.
- Plastik-Müll ist ein massives Umweltproblem und braucht staatliche Interventionen.
- Der Nachweis von chemischen Verunreinigungen wird immer besser. Kleinste Spuren von Verunreinigungen bedeuten aber nicht, dass man riesige Summen investieren muss, die anderswo dringender gebraucht werden. Die Dosis macht es.
Die Liste ließe sich erweitern und wird die eine oder andere Seite auf die Barrikaden bringen. Wir müssen aber die echten, nicht die eingebildeten Probleme eingehen.
Und vielleicht muss man mit neuen Erkenntnissen den Forschungsstand anpassen. Aber erst dann, wenn diese Kenntnisse belastbar sind.
Wie Skeptiker es schaffen, diese unterschiedlichen weltanschaulichen Mauern argumentativ zu durchdringen, ist ein Thema, das uns noch beschäftigen wird, auch bei der SkepKon. Überzeugungsarbeit wird hier und dort möglicherweise auch erfolglos bleiben.
Aber für den Rest heißt es: Letztendlich hilft Wissenschaft und kritisches Denken uns allen! Wir sollten uns an dem Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse orientiern und diese nicht aufgrund von weltanschaulichen Gründen ignorieren oder leugnen.
Für die Freiheit und für die Umwelt.
Zum Weiterlesen:
- Michael Spector: Denialism: How Irrational Thinking Hinders Scientific Progress, Harms the Planet, and Threatens Our Lives. Penguin Press, London 2009
- Nina Fedoroff: Food in a future of 10 billion, Agriculture & Food Security vom 21. August 2015
- „Reason for Change“: Quacks and Cranks, GMOs and Climate, Science and Philosophy, Skeptical Inquirer, Volume 39.5, September/October 2015
- Why are most Europeans opposed to GMOs? Factors explaining rejection in France and Europe, Electronic Journal of Biotechnology, Vol.6 No.1, Issue of April 15, 2003
- An overview of the last 10 years of genetically engineered crop safety research. Critical Reviews in Biotechnology 2014 34:1 , 77-88
- Review of 10 years of GMO research – they’re safe, Skeptical Raptors Blog am 28. April 2015
- A decade of EU-funded GMO research (2001- 2010), European Commission/European Research Area 2010
- Peer Reviewed Publications on the Safety of GM Foods, AgBioWorld Foundation 2011
- Gentechnik: NGOs verbreiten Angst statt Informationen, GWUP-Blog am 22. Juni 2015
- Glyphosat – noch eine Sau durchs Dorf? GWUP-Blog am 5. Juli 2015
- Gentechnik: Anti-GVO Aktivismus nach Gutsherrenart, GWUP-Blog am 4. Oktober 2015
- Realitätsleugnung bei Klimaskeptikern, GWUP-Blog am 20. April 2013
- Glyphosate – The new Bogeyman, Science Based Medicine am 31. Dezember 2014
- Auswirkungen auf die Gesundheit von Anwenderinnen und Anwendern und Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie die Tiergesundheit sowie mögliche Konsequenzen im Hinblick auf die Zulassung als Pestizid-Wirkstoff, Stellungnahme des Einzelsachverständigen für die 40. Sitzung des Ausschusses für Ernährung und Landwirtschaft vom 8. September 2015
- A Meta-Analysis of the Impacts of Genetically Modified Crops, PLoS One 2014 Nov 3;9(11)
- Peer Reviewed Publications on the Safety of GM Foods, AgBioWorld
- No Health Risks from GMOs, Skeptical Inquirer Volume 38.4, July/August 2014
- Transgenic Crops, Production Risk, and Agrobiodiversity, European Review of Agriculture Economics (2016) 43 (1): 137-164
- Paper claiming GM link with tumours republished, Nature am 24. Juni 2014
- Anti-GMO Articels Retracted, Skeptical Raptors Blog am 15. März 2016
- Gentechnik-Kritiker: Aktivist statt Whistleblower, Süddeutsche Zeitung am 19. September 2015
- Italian papers on genetically modified crops under investigation, Nature am 18. Januar 2016
- Trains, nukes, marriage, and vaccines (and anything else): Why facts don’t matter, Scientific American am 22. April 2011
- Kevin Folta reflects after winning Borlaug Ag Comm Award, year of attacks from anti-GMO activists, Genetic Literacy Project am 21. April 2016
24. April 2016 um 14:51
„Und nein, die Selbstmorde in Indien haben nichts mit dem Einsatz der Gentechnik zu tun. Statt solcher Angstkampagnen sollte man die wirklichen Ursachen dieser Selbstmorde angehen, etwa finanzielle Abhängigkeiten von Kreditgebern. Die Betroffenen brauchen eine bessere Sicherheit gegen Zahlungsunfähigkeit, keine Anti-Monsanto-Gesetze.“
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Hm. Wieso wohl sind „Betroffene“ zahlungsunfähig? Wieso brauchen sie Kredite? Um wen zu bezahlen? An wen müssen sie denn Geld zahlen, dass sie nicht haben?
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An Monsanto womöglich (oder eine von deren Subfirmen)?
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Nee, der obige Artikel überzeugt mich nicht.
Der könnte auch in einer Reklamebroschüre einer Chemiefirma stehen, z.B. – nun ja – Monsanto.
24. April 2016 um 14:56
Auch ist es unredlich, Homöopaten und Klimaleugner mit den Kritikern an gen-manipulierten Pflanzen/Lebewesen in einen Topf zu werfen. Das „Gen“-problem hat weder mit Homöopathie noch mit der Klimaänderung (und deren paar Leugnern) zu tun. Warum nicht gleich die Nazi-Keule? Zu Zeiten des kalten Krieges wär‘ man dann wohl Kommunist, wenn man Monsanto kritisiert?
24. April 2016 um 19:07
Die Selbstmorde in Indien haben sehr viele Ursachen, man muss sich nur bei seriösen Quellen umschauen. Monsanto als alleinigen Verursacher auszumachen, ist einfach nur billig und unredlich. Genauso billig, wie die recht offensichtliche Unterstellung, von eben dieser Firma gesponsert zu sein.
Insofern stimmt es mich aber wieder positiv, dass der Artikel einen „Monsanto-ist-der-Teufel“-Vertreter nicht überzeugt (Dann hat Amardeo Sarma offensichtlich einiges richtig gemacht, besonders was die Aufforderung zur Differenzierung betrifft).
Aber vielleicht ist das jetzt nur eine billige Unterstellung meinerseits…
25. April 2016 um 05:33
Niemand weiß, was Agrochemie und Grüne Gentechnik langfristig (also weit jenseits der lächerlich kurzen Zeitspanne von 10 Jahren) anrichten, weil es niemand wissen KANN, denn die zur Interaktion freigegebenen Systeme sind VIEL zu komplex, als daß man verläßliche Voraussagen treffen könnte (von bereits erkennbaren Problemen ganz zu schweigen). Das Risiko schwerer und irreparabler Schäden ist vollkommen unakzeptabel, und deshalb müssen wir das Russische Roulette schnellstmöglich stoppen. Alternative: Veganismus, massive Entwicklung der öko-veganen Landwirtschaft, stark reduzierter und konsequent nachhaltiger Konsum sowie – falls dann überhaupt noch nötig – verstärkte Maßnahmen gegen das Bevölkerungswachstum (siehe Werner Bootes Doku „Population Boom“). Das Tolle daran: jeder kann SOFORT anfangen, sein Verhalten zu ändern und schlagartig vom Teil des Problems zum Teil seiner Lösung werden. Allerdings ist zu befürchten, daß auch in Zukunft die meisten Regungen von Verantwortungsbewußtsein dem Streben nach Bequemlichkeit und der Verteidigung von Wohlstandsprivilegien zum Opfer fallen werden.
25. April 2016 um 07:49
Grundsätzlich mag ich diese Seite ja sehr und stimme auch mit einigen Punkten überein. Man darf Gentechnik nicht generell verteufeln, auch Kunstfleisch etc können vielleicht irgendwann einmal helfen, die Weltbevölkerung zu ernähren – soweit bin ich noch dabei.
Das Problem ist für mich weniger die Gentechnik sondern mehr der Mensch an sich uns seine Gier. Es wird immer wieder Menschen auf dieser Welt geben, die mit unseren Lebensmittel gutes Geld verdienen. Gentechnik geht für mich schon etwas in die Richtung Hybridsamen und diese werden bestimmt nicht den Hunger in der Dritten Welt stoppen und die Schere zwischen Arm und Reich verkleinern. Man sieht jetzt schon wie sehr die Bauern von großen Saatgutproduzenten abhängig sind. Ich kenne kleine Kollektive in Österreich, die immer noch ihre eigenen Sorten pflegen, da sie ertragreicher sind als vieles Saatgut von großen Konzernen. Das eigene Saatgut hat sich über die Zeit einfach an die klimatischen Bedingungen angepasst, an die Gegebenheiten der Böden. Klar mit Gentechnik würde vieles schneller gehen, dazu bräuchte es aber auch regional sehr unterschiedliche Ansätze, oder liege ich da falsch?
Ich bin auch nicht allgemein misstrauisch gegen die Wissenschaft, glaube aber auch nicht jeder Studie – sei es für oder gegen Gentechnik. Die Welt ist halt nicht nur schwarz oder weiß. Kritik sollte aber in beide Richtungen akzeptiert werden. Für mich gilt – Gentechnik ja, aber nicht von großen Konzernen, die dadurch nur noch mehr Einfluss bekommen.
25. April 2016 um 07:56
Immer wenn ich denke, genug Ausfomungen von menschenverachtendem, ideologisch und weltretterisch verbrämtem Zynismus gesehen zu haben um nicht mehr angemessen erschüttert zu sein, kommt irgendein Thomas daher und kackt so ein Sahnehäubchen oben drauf.
25. April 2016 um 08:02
Die wichtigste Feststellung an diesem Artikel ist meiner Meinung nach die Verknüpfung von vorgefasster Ideologie für die Wahrnehmung der Probleme durch die Rezipienten. Je nachdem, mit welcher Einstellung man in die Diskussion über Gentechnik hineingeht, sucht man sich genau dazu die passenden wissenschaftlichen Ansichten. Eine neutrale Wertung fimdet sich selten, aber dieser Artikel ist erfreulicherweise sehr neutral. Jeder realistisch denkende Mensch ahnt, dass eine friedliche Zukunft ohne Gentechnik unmöglich ist. Die Alternative Vegetariertum, Bevölkerungswachstumskontrolle etc. sind unrealistische Vorschläge, die nur für eine kleine Minderheit praktikabel sind.
25. April 2016 um 10:20
Es wäre z.B. schon sehr hilfreich, wenn mir ein Öko-Veganer erzählen könnte, wie denn die ganzen zusätzlich notwendigen Felder dann gedüngt werden sollen. Kunstdünger ist ja ganz fürchterlich „Bäh!“. Der gestandene Demeter-Produzent düngt nur mit Gülle… – die woher kommt?
Jetzt klappt das ja noch, aber wenn die Felder mehr werden und die Tiere weniger, woher nehme ich dann die ganze Scheiße (‚tschuldigung).
25. April 2016 um 12:39
Die Gülle könnte nicht etwa von den Menschen selbst kommen? Ein paar Milliarden Menschen produzieren doch auch Unmengen davon.
Oder ist das dann keiner mehr, weil die Kacke des Nachbarn am Essen kleben könnte?
25. April 2016 um 13:09
@ Mike:
Kennen Sie den Spruch : aliquid semper haeret? Nein, damit meine ich nicht irgendwelche unappetitlichen Anhaftungen, sondern das, was beim Stoffwechsel im Esser drinbleibt. Ihr Dung hat nicht denselben Nährwert wie Ihre Nahrung. Ausgeglichen wäre die Bilanz höchstens, wenn Sie akzeptieren könnten, dass Leichname nicht mehr beerdigt oder verbrannt, sondern auf den Schindanger geworfen werden, welcher dann in einer Art Dreifelderwirtschaft auch wieder der landwirtschaftlichen Erzeugung zugeführt wird. Sie würden also nicht nur den Dung Ihres Nachbarn verzehren…
Abgesehen davon gibt es ja diese Form der Resteverwertung durchaus, und zwar in Form von Klärschlamm. Ausgesprochen unbedenklich ist die Ausbringung, nach allem was man hört, nicht. Bedarfsdeckend schon gar nicht.
25. April 2016 um 13:52
@klauszwingenberger:
Ah, ok … ist der Schiet von Nutz-Tieren also grundsätzlich besser zum Düngen geeingnet als der vom Mensch? War mir nicht bekannt.
Aber grundsätzlich hätte ich nichts dagegen wenn Leichname wieder der landwirtschaftlichen Erzeugung zugeführt werden, sofern das wirklich in gewisser Form eine positive Auswirkung hätte.
25. April 2016 um 14:01
@Mike:
Der extreme Bio-Fan(atiker) wäre davon bestimmt nicht begeistert :-D
Der Dung des Nachbarn dürfte nur bei streng biologischer Ernährung ausgebracht werden und wenn dieser nachweislich eine bestimmte Zeit keine Antibiotka oder andere bedenkliche Substanzen zu sich genommen hat. Man kann ja irgendwie alles übertreiben, aber Klaus Zwingenberger hat schon recht – Dung ist nicht gleich Dung, das weiß jeder Hobbygärtner, der sich für seinen Garten schon einmal Mist vom Bauern geholt hat.
@Rainer O:
Das möchte ich aber nicht nur vom Öko-Veganer wissen, sondern bitte auch von jedem der ein Haus baut in der heutigen Zeit am besten noch mit viel grünem englischen Rasen, der täglich bewässert wird, rund herum. Wenn ich mir meine Nachbarn so ansehe, weiß ich schon wo das ganze Nutzland verbraten wird. Und dann fleißig zum Supermarkt laufen, sich Grünzeugs von irgendwo heim holen und die Hälfte im Biomüll entsorgen, weil es verdorben ist. Bei mir hat da alles seinen natürlichen Kreislauf, weil was wirklich nicht gegessen werden kann, wird dem Boden in Form von Kompost wieder zugeführt. Ich glaube so mancher Öko-Veganer (nein, ich esse Fleisch keine Sorge, nur halt bewusster als die meisten) benötigt tatsächlich weniger Fläche weil er bewusster einkauft und sich mit seinen Lebensmitteln auseinander setzt.
Jedes Exterm, das keine Kompromisse zulässt, wird sicherlich nicht dazu beitragen, dass die Weltbevölkerung sich in der Zukunft besser ernähren kann. Weder der totale Öko-Freak noch der totale Mir-Wurst-Wo-Es-Herkommt-Mensch, auch nicht der Gentechnik-Um-Jeden-Preis-Mensch und nicht der Gentechnik-Auf-Keinen-Fall-Mensch. Diese Gruppen gibt es alle und solange man sich hier nicht endlich einmal einigt und Kompromisse schließt, die wirklich für Frieden sorgen und nicht auf immer mehr Kapital für die Reichen und weniger für die Armen ausgerichtet ist, wird sich auch nichts ändern. Es gehören Lösungen her, die aufgrund wissenschaftlicher Grundlagen, wirklich das Beste für die Menschheit ist und nicht nur das meiste Geld für große Konzerne bringt oder um das andere Extrem zu nennen, ein paar wenige Menschen wirklich ökologisch zu ernähren.
25. April 2016 um 15:01
Ein ganz, ganz wichtiges Thema. Im Grunde ist die Gegnerschaft zur grünen Gentechnik ja noch viel intensiver zu spüren und viel weiter verbreitet als die unsägliche Impfgegnerschaft. Man könnte manchmal meinen, die Ablehnung von grüner Gentechnik sei allgemeines Kulturgut.
Auch im Einzelfall erlebe ich in einem Maße Unverständnis und Ablehnung bei der Diskussion über grüne Gentechnik, gegen die manchmal Debatten z.B. zur Alternativmedizin geradezu harmlos anmuten.
Diskussionen über Alternativmedizin und Co. sind offenbar als solche einigermaßen normal, die Ablehnung grüner Gentechnik aber sakrosankt.
25. April 2016 um 16:07
@ Kari
>> Das möchte ich aber nicht nur vom Öko-Veganer wissen…
Natürlich, volle Zustimmung. Das Häuschen im Grünen mit 500m² Garten pro dreiköpfiger Familie wird sich für 10 Milliarden schwerlich ausgehen.
Ich führe ja auch keinen Feldzug gegen Veganer, den Begriff „Öko-Veganer“ habe ich nur von einem Vorposter aufgenommen. Ich versuche zum Zu-Ende-Denken anzuregen und sich die Konsequenzen der eigenen Forderungen zu überlegen.
Vielleicht bin ich mit meiner Rechnung zur Bewirtschaftung der Felder auch auf dem Holzweg, aber ich habe noch nirgendwo etwas oder jemanden gefunden, der das Gegenteil belegt. Selbst wenn ich den Flächenverbrauch mit Vertical/Urban Gardening vermindere, muss ich immer noch düngen.
Ganz bei dir bin ich, was die Forderung von Kompromissen angeht, sehe aber wesentlich mehr Widerstand auf Seiten der Ablehner, weil es leider oft zu dogmatischen Denkverboten kommt und ein Abweichen von der Linie als Häresie gesehen wird.
Die „Rettung der Schöpfung/Natur/Menschen/was auch immer“ wird da schnell zweitrangig.
25. April 2016 um 16:25
@ Sinapis:
Statt sich spontan zu echauffieren, hätten Sie sich besser mal die erwähnte Doku angesehen. Wir haben kein Überbevölkerungsproblem, sondern ein VERHALTENSproblem!
@ RainerO:
„Es wäre z.B. schon sehr hilfreich, wenn mir ein Öko-Veganer erzählen könnte, wie denn die ganzen zusätzlich notwendigen Felder dann gedüngt werden sollen.“
Wir brauchen keine zusätzlichen Anbauflächen, wenn wir damit aufhören, neben uns selbst auch noch Billionen von „Nutztieren“ durchzufüttern. Bitte belesen Sie sich über die Probleme der industriellen Landwirtschaft und bereits bestehende Lösungsansätze (z.B. auf http://www.biovegan.org).
„Das Häuschen im Grünen mit 500m² Garten pro dreiköpfiger Familie wird sich für 10 Milliarden schwerlich ausgehen.“
Richtig. Allerdings ist das auch kein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen.
25. April 2016 um 17:02
@ Thomas
>> Bitte belesen Sie sich…
Gerne, dann werfe ich http://www.antivegan.at in den Ring.
Und nun…
25. April 2016 um 17:11
Ich weise schon mal vorsorglich darauf hin, dass das Thema „Veganismus“ aus leidvoller Erfahrung absolut und vollständig Off-Topic ist.
Sollte sich der Thread deutlich in diese Richtung verlagern, sperre ich hier sofort zu, sorry.
25. April 2016 um 17:52
@ Bernd Harder
Kein Problem, bin schon still. Konstruktiv über grüne Gentechnik zu diskutieren ist ohnehin viel spannender.
25. April 2016 um 17:53
@RainerO:
Ihr ausgleichender „Gegen“-Link war ja völlig in Ordnung – hätten Sie es nicht getan, hätte ich es gepostet.
25. April 2016 um 17:55
@ RainerO:
„dann werfe ich http://www.antivegan.at in den Ring.“
Die antiveganen „Argumente“ sind mir hinlänglich bekannt. Außerdem war ich selbst lange genug Omnivor, um zu wissen, was das in so ziemlich jeder Hinsicht bedeutet. Allerdings habe ich „die Ethik für mich entdeckt“ und erkennen müssen, daß konsequentes Bemühen um Leidvermeidung nach dem Prinzip der gleichen Berücksichtigung gleicher Interessen weitreichende Verhaltensänderungen erzwingt – u.a. den Verzicht auf Produkte, die es nur gibt, weil Menschen willkürlich darüber entscheiden, welche Interessen welcher leidensfähigen Wesen sie wie berücksichtigen wollen und ob überhaupt.
@ Bernd Harder:
„Ich weise schon mal vorsorglich darauf hin, dass das Thema “Veganismus” aus leidvoller Erfahrung absolut und vollständig Off-Topic ist.“
Wohl kaum, denn über Grüne Gentechnik muß ja nur deshalb gestritten werden, weil sich „gewisse Leute“ weigern, weniger gefährliche Alternativen überhaupt in Erwägung zu ziehen, aber seien Sie beruhigt: wo ich weder Denkprozesse anregen, noch selbst etwas Neues lernen kann, halte ich mich auch nicht länger auf.
25. April 2016 um 17:57
@Thomas:
Sie machen mit Ihren Predigten a la „Ethik für mich“ und Ihrem Erweckungs-Gesäusel nicht den Eindruck, etwas Neues „lernen“ zu wollen.
<< welche Interessen welcher leidensfähigen Wesen sie wie berücksichtigen wollen und ob überhaupt. << Sie haben schon verstanden, dass es hier um Pflanzen geht, die auch Sie essen, oder was soll das? << Omnivor << OMG. << Wohl kaum << Doch. Schönen Tag noch und Schluss jetzt.
26. April 2016 um 09:42
Passend zum Thema morgen um 11.00 auf 1Plus: Glyphosat – die unterschätzte Gefahr? (http://programm.ard.de/Programm/Jetzt-im-TV?datum=27.04.2016&hour=10&sender=28725)
24. Mai 2016 um 14:54
Komisch. Ich wundere mich ja schon die ganze Zeit, denn ich habe am 27.04. auf 1Plus tatsächlich eine ganz andere Sendung gesehen, nämlich die da: http://www.swr.de/odysso/unkrautvernichter-glyphosat/-/id=1046894/did=17196226/nid=1046894/fwgt1a/index.html
Die kamen auch zu einem ganz anderen Schluss: „Der Eindruck drängt sich auf: Wenn überhaupt vorhanden, kann das Krebsrisiko durch Glyphosat nicht groß sein. Sonst hätten Jahrzehnte der Forschung längst klare Ergebnisse gebracht.“