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Homöopathie-Kritik und die „unvermeidlichen“ Skeptiker

| 14 Kommentare

Die GWUP ist „unvermeidlich“.

Schreibt der Journalist Hans Schmidt in der aktuellen Ausgabe (7/2014) von bild der wissenschaft.

In der Rubrik „Denk-Zettel“ (S. 106) macht Schmidt sich Gedanken über die „Globuli-Front“.

Dabei streift er das Ende der geplanten „Hochschule“ für Homöopathie in Traunstein ebenso wie die vernichtende Homöopathie-Studie des australischen National Health and Medical Research Council und die Forderung der CDU-Politikerin Mechthild Heil nach mehr Transparenz bei Homöopathika.

Dennoch kommt Schmidt zu dem Fazit, dass „der Homöopathie das wissenschaftlich-politische Sperrfeuer kaum schaden dürfte“ – trotz der „Frühlingsoffensive“ des Deutschen Konsumentenbunds und der „unvermeidlichen“ Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, die „Homöopathen in die Esoterikecke stellt“.

Schmidt:

Gegen Globuli & Co ist offenbar kein Kraut gewachsen.“

Abwarten.

Zwar zitiert der aktuelle Focus (28/2014) eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Homöopathie-Union, nach der Globuli-Anwendern „Erfahrung wichtiger [ist] als Studien“.

Allerdings halten mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) kritische Berichterstattung über Homöopathie für sachlich und informativ.

Dazu schreibt heute das Online-Portal der Deutschen Apotheker Zeitung:

Auch kritische Berichte zur Homöopathie in den Medien wurden in der Umfrage thematisiert. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) fand, dass die Kritik für Menschen, die noch keine Erfahrung mit der Homöopathie haben, hilfreich ist.

37 Prozent aller Befragten empfanden die Kritik als sachlich, 60 Prozent wiederum für überzogen – bei den Anwendern sogar 69 Prozent.“

Das deckt sich so ziemlich mit unserer Erfahrung.

In unserem Posting „Homöopathie: Brauchen wir mehr Forschung?“ vom August 2010 steht zu lesen:

Die wenigsten Patienten, die sich homöopathisch behandeln lassen, wissen, was Homöopathie eigentlich ist. Eine Umfrage eines Homöopathika-Herstellers und der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) von 2006 erbrachte, dass “die meisten Befragten” in der Homöopathie eine “natürliche und sanfte Heilmethode” sehen, die “die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.

Sie denken bei homöopathischen Arzneimitteln an natürliche Inhaltsstoffe und das Fehlen von Nebenwirkungen.”

Dass der Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V. diesen Wortlaut der Umfrage auf seiner Homepage zitierte, ist ein Beleg dafür, dass die Homöopathie vorwiegend über ein gut aufgebautes Image verkauft wird – nicht über Tatsachen.“

Und genau hier setzen die Skeptiker an.

Zum Beispiel Dr. Norbert Aust von Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie.

Er besuchte unlängst den Vortrag einer „Apothekerin und Heilpraktikerin“ und war über die öffentlichen Desinformationen der Dame so schockiert, dass er in seinem Blog einen Offenen Brief geschrieben hat.

Ermutigendes Zeichen:

Eine andere Apothekerin hat mittlerweile einen Kommentar dazu verfasst, in dem sie die „Propaganda-Maschinerie der Hom-Industrie“ beklagt und zugleich versichert:

Bei uns empfiehlt niemand mehr Esoterik als Behandlungsmethode.“

Prima!

Denn neben dem unsäglichen „Binnenkonsens“ ist die Apothekenpflicht die zweite Lebensversicherung für die Zauberzucker-Industrie.

Deshalb fordert die GWUP unter anderem …

… die Abschaffung der Apothekenpflicht für homöopathische und anthroposophische Produkte.“

Auch zum Beispiel in Australien findet diese Argumentation Unterstützung.

Und möglicherweise sind die Homöopathen dann viel schneller „mit dem Latein am Ende“, wie Hans Schmidt in bild der wissenschaft glaubt (und in der Überschrift schreibt).

Zum Weiterlesen:

  • Mit dem Latein am Ende, bild der wissenschaft 7/2014
  • Apotheke und Homöopathie – ein Vortrag, ein Erlebnis, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 8. Juli 2014
  • SkepKon 2014: Homöopathie-Vortrag von Dr. Norbert Aust jetzt als Video, GWUP-Blog am 7. Juli 2014
  • Globuli raus aus Apotheken, fordert ein Pharmazeut in Australien, GWUP-Blog am 18. Juni 2014
  • Schwachfug aus der Apotheke, GWUP-Blog am 15. Dezember 2013
  • „Die Homöopathie-Lüge“ – Ein Interview (Teil 2), GWUP-Blog am 23. Dezember 2012
  • Umfrage zu Homöopathie: Erfahrung wichtiger als Studien, DAZ-Online am 9. Juli 2014
  • Forderungen der GWUP an Politik, Krankenkassen und Ärzteverbände

14 Kommentare

  1. Hab‘ mir eben noch mal schnell den verlinkten Forderungskatalog angeschaut. Dort wird wie zitiert die Abschaffung der Apothekenpflicht für Homöopathie-Produkte ohne jede Einschränkung gefordert.

    Ich bin mir da nicht zu 100% sicher, ob das ohne weiter spezifizierte Bedingungen klug ist. Einerseits gibts da diese (nach der „Lehre“ unwirksamen) Produkte mit allem möglichen drin, darunter auch irgendwelches „homöopathisches“ Zeug, die von der Werbung her auf dem bekanntesten „Alternativ“-Image Homöopathie basieren.

    Andererseits gibts da Mittel mit „Potenzen“, bei denen mindestens theoretisch, wahrscheinlich aber aufgrund von Fabrikationsbedingungen auch praktisch noch irgendwelche Restmengen von zum Teil aberwitzig schädlichen Stoffen tatsächlich enthalten sind.

    Wenn man realistisch davon ausgeht, dass jede Menge Hypochonder sich permanent frei verkäufliches Zeug in Mengen jenseits von Gut und Böse reinziehen, dann ist eine solche einschränkungslose Forderung möglicherweise ein bißchen „gefährlich“.

  2. „‚Gegen Globuli & Co ist offenbar kein Kraut gewachsen.‘

    Abwarten.“

    Diese aggressive Naivität kann einen schon nachdenklich stimmen.

    Ja, die bösen Homöopathiker und Heilpraktiker verbreiten Desinformation. Aber wird hier wirklich ernsthaft geglaubt, „mehr Forschung“ hilft mehr? Selbst aus der Binnenperspektive der GWUP ist das mittlerweile verzweifelt naiv. Der ebenso aggressiv naive Norbert Aust hat doch in seinem GWUP-Vortrag erklärt, dass Studien, wie sie in dieser Forschungslogik funktionieren, natürlich nicht die Umwirksamkeit der Homöopathie zeigen können. Und durch ein trotziges „Wir brauchen mehr Forschung“ wird man nicht ihr Ende heraufbeschwören kann.

    Bei einer solch großen Portion Selbsttäuschung fällt mir nur TWA ein:
    „Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“

    Wäre die GWUP wirklich an der wissenschaftlichen Untersuchung der Parawissenschaften interessiert, würde sie Gesellschaftswissenschaft betreiben und kein Hase-und-Igel-Spiel mit den Gegnern. In dieser Gesellschaft werden die Esoteriker immer sagen können „ich bin schon da“.

  3. „… die Abschaffung der Apothekenpflicht für homöopathische und anthroposophische Produkte“

    Nach guter alter Piratenmanier kann man aber auch fordern, dass alternative Zuckerkügelchen, welche den Homöopathischen (wahrscheinlich) equivalent sind, ebenfalls in Apotheken abzugeben sind.

  4. @Abe:

    << Aber wird hier wirklich ernsthaft geglaubt, “mehr Forschung” hilft mehr? << keine Ahnung, wovon Sie reden oder welchen Artikel Sie gelesen haben wollen? "Hier" glaubt das niemand und hat auch keiner behauptet. "Wir brauchen mehr Forschung" ist das naiv-verzweifelt-aggressive Credo der Homöopathen und wird in dem Link, auf den Sie offenbar anspielen, auch als solches abgehandelt. Und Sie dürfen uns auch gerne verraten, was Sie an dem Wort "Abwarten" so "aggressiv" finden?

  5. von Schmidt: „Gegen Globuli & Co ist offenbar kein Kraut gewachsen.“

    Irgendwie stimmt das, solange Unis sich als Plattform hergeben und politische Fürsprecher einen Anschein von Seriosität vermitteln.

    Wo sonst soll man das da unten denn eintüten?

    http://grenzwissenschaft-aktuell.blogspot.de/2014/07/weltkongress-der-ganzheitsmedizin-in.html
    bzw. hier http://www.institut-infomed.de/weltkongress-2014.html

    Die Uni vermietet ihre Hörsäle und läßt sich ins Programm einspannen.

  6. @ Abe
    „…Der ebenso aggressiv naive Norbert Aust…!“

    Ja, was denn nun?

    Geht es vielleicht auch ein wenig höflicher?

  7. Ein bisschen Aggression für den abe:

    Wie wäre es mit einer HomöoPlag?

    Gestern habe ich einiges über die – laut Kritiker natürlich selbsternannten – Plagiatsjäger gelesen, denen es inzwischen gelungen ist, die Politik zu einem gefährlichen Terrain für Leute mit Doktortitel zu machen. Natürlich trifft das nur die, denen die Doktorarbeit einstmals nur durch Schummeln gelungen ist.

    Vielleicht hilft es, die Gilde der Politikerinnen und Politiker zu etwas mehr Redlichkeit zu veranlassen.

    Dabei ist mir folgender Gedanke gekommen:

    Das könnte man doch auch auf unredliche Mediziner anwenden. Ich halte z.B. die homöopathischen Ärzte für solche. Entweder sind das Pfeifen, die das Wesentliche ihres Fachs nie verstanden haben und nur durch Abschreiben ihren Doktortitel erwerben konnten, oder es sind Zinker, die genau wissen, dass Homöopathie Humbug ist und ihre Patienten trotzdem damit betrügen, alleine des schnöden Mammons wegen.

    Bei dieser Art von Ärzten dürfte der Hang zum Schummeln bereits im Charakter angesiedelt sein.

    Redliche Ärzte, die ihren Beruf ernsthaft ausüben, tun so etwas nicht. Sie sind aber gegenüber den Zinkern benachteiligt. Ein ehrlicher Mensch ist immer ehrlich, so gut es eben geht. Ein Betrüger hat mehr Optionen als ein ehrlicher Mensch.

    Er kann betrügen, aber auch ehrlich sein. Quacksalber mit Approbation ist es möglich, den normalen Doktor zu spielen und gleichzeitig ihren Patienten des Kaisers neue Kleider verkaufen. Dabei nehmen sie oftmals ihren redlichen Kollegen die Privatpatienten weg.

    Also bin ich mal ganz gemein: Wie wäre es mit einer HomöoPlag oder QuakPlag? Man stelle sich vor, eine Hand voll „Selbsternannte“ nimmt sich die Damen und Herren Doktores des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte zur Brust. Gut, das sind vielleicht ein bisschen viel.

    Für den Anfang würden auch die Funktionäre genügen. Zusammen mit den Landesverbänden sind das ja schon einige.

    Ich denke, so könnte man diesen Club für „individuelle Medizin“, der jetzt noch da steht wie eine eherne Windmühle und nicht wenig schrägen Einfluss in die gegenwärtige Gesundheitspolitik bläst, binnen kürzester Zeit ganz bös aufmischen.

  8. @DH (ohne U) *lol*: So ein Plag wäre was feines und man muss dazu nur auf den Bewertungsportalen eintragen… bloss:

    bei dem Status der HP wirst du damit leider das Gegenteil bewirken. Meine Zahnärztin (Vega-Test-Anbieterin wegen dem bösen Amalgam) hat locker auf meine Feststellung reagiert: will ich nicht haben…

    Weil es genug andere gibt, die das nachfragen. Da kommt es auf mich nicht an. Würde ich das festhalten in einer Bewertung – würde das verm. auch noch Werbung sein (positive….).

  9. Die Stellungnahme der betreffenden Apotheke (dem „Wohlfühlort für die ganze Familie“) liegt inzwischen vor:

    http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=1984#more-1984

  10. Ganz so einfach ist es auch wieder nicht.

    Es gibt seriöse Hausärzte, die nicht publizieren, sondern praktizieren, aber neben der „Schul“medizin auch Homöopathie anbieten, schon weil es ein akzeptiertes Placebo ist, das in weiten Teilen der Gesellschaft nicht als solches angesehen wird und dort daher umso besser wirkt.

    Und dass Placebos in Zusammenhang mit Zuwendung oder auch Hopuspokus super wirken, und oft genug besser als manches echte Medikament ohne Zuwendung oder Hokuspokus, ist ja unbestritten.

    Auch kann man so die Abwanderung der ach so allwissenden Patienten zu den reinen Quacksalbern (Heilpraktikern) etwas vermeiden, was so mancher seriösen schnelleren Diagnose ernsthafter Krankenheiten zugute kommen dürfte.

    Wenn ein Arzt aber auf klare sachliche Anfrage ernsthaft behauptet, das Homöo-Zeug würde über den Placebo-Effekt hinaus helfen, dann ist er wirklich seiner Profession unwürdig.

  11. Zitat Artikel:

    Die wenigsten Patienten, die sich homöopathisch behandeln lassen, wissen, was Homöopathie eigentlich ist…

    Ja, und das ist auch ein entscheidender Grund, daß es „wirkt“…denn das begünstigt einen Placebo-Effekt…und deshalb finde ich Aufklärung auf diesem Gebiet nicht „naiv“.
    Jede Aufklärung wirkt dem Placebo-Effekt entgegen – ja, das kann man wieder als etwas Falsches sehen, aber eine Kosten-Nutzen-Rechnung zeigt, daß der Placebo-Effekt nur kurzfristig ist und langfristig eine falsche Behandlung zu weitaus größeren Folgeschäden führen kann.
    Auch kann sich da eine „Pseudo-Sekte“ entwickeln, die alles „Schulmedizinische“ ablehnet und auch dadurch einen Nocebo-Effekt bedient.

  12. @Abe:
    Was wäre denn besser als diese „aggressive Naivität“?

    Wie sollte „Gesellschaftswissenschaft“ konkret stattfinden?

    Was bedeutet das eigentlich? Ich bin mit diesem Begriff nicht vertraut und der eine oder andere User hier vlt. auch nicht.

    Lediglich einen Begriff in die Runde zu werfen finde ich „etwas“ schwammig und nicht sehr hilfreich.

  13. Das einzig „echt“ wirksame Globuli auch „Mikro“ genannt
    wird durch das besprühen von Zuckerkugerln, garantiert
    Alkoholfrei, mit sogn. Lysergsäurediethylamid gewonnen
    und von dem Grossisten Ihrer Wahl in beliebigen Mengen
    feilgeboten.

    Die „Wirkung“ ist garantiert.
    Die unverfälschte Echtheit der „Megaperls“
    kann vermittels einer billig UV-Lampe
    getestet werden.

    Das schmeckt dem Heilpraktiker.
    Guten Appetit.

    Ein bischen Satiere, die zur verschärften Kontrolle
    sogn. Hopelmotischen Mittel via Bundesgrenzschutz
    fueren koennte.

    Das leben ist schön.

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