„Galileo Mystery“ hat in seinen (Wiederholungs-)Sendungen vom 05. Januar 2009 mal wieder gezeigt, wie eine Wissenschaftssendung nicht gemacht werden sollte. Erst wurde über Wahrsager berichtet, die bei der Aufklärung von Kriminalfällen (es wurden vermisste Personen gesucht) angeblich helfen konnten. Hier blieb die Sendung noch halbwegs kritisch. Auch konnte im Fall einer jungen Wahrsagerin, die man mit einem erfundenen Vermisstenfall auf die Probe stellte, nachgewiesen werden, dass die Frau sich ihre Fähigkeiten nur einbildet.
Völlig unkritisch wurde die zweite Sendung (Geister und Gespenster – Was steckt hinter dem Spuk?). Hier ging es um rätselhafte Vorgänge in einer Wohnung in Mannheim. „Gegenstände bewegen sich wie von selbst, ein eiskalter Hauch weht durch die Räume, nur eines kann helfen – eine wissenschaftliche Untersuchung“ (O-Ton der Sendung).
Vage Konturen von Menschen wurden gesehen. Als Ratgeber wurde Zauberkünstler Trickser Uri Geller geholt. Der orakelte fachmännisch: „Vielleicht ist es ein Geist.“ O-Ton des Moderators weiter: „Am Ende werden wir wissen, ob es in unserer Welt Dinge gibt, von denen wir keine Ahnung haben“ – wie man eine wissenschaftliche Sendung macht, zum Beispiel.
Dann der Auftritt von „Deutschlands Ghostbuster Nr. 1“ – Walter von Lucadou – „berät seit 40 Jahren Menschen, bei denen Geisererscheinungen auftreten“ (von Lucadou ist 63). Der sagte dann auch, ein Drittel der Fälle könne er nicht klären. Zunächst gibt er sich den Anschein des seriösen Wissenschaftlers und bringt sein Lieblingsbeispiel – sein einziges, die legendäre Geschichte vom Teekesselchen. Diesen Fall hatte er einst aufgeklärt.
Aus einem Teekesselchen kamen Stimmen – als Ursache konnte ein nahe gelegener Radiosender ausgemacht werden. Dieses Beispiel gibt von Lucadou immer zum Besten, um den Anschein zu erwecken, er glaube ja nicht alles, aber manche, ja manche Phänomen könne man nicht anders erklären als durch einen Spuk („Da kommt man natürlich nicht so ohne weiteres drauf.“).
So auch in der Wohnung der leidgeplagten Mannheimer Familie. Zwar wurden alle Möglichkeiten von Infraschall bis zu Erdbeben, die Erschütterungen in der Wohnung auslösen könnten, erörtert. Aber wie öffnen sich Schubladen von alleine? Wie können sich Gegenstände wie von Geisterhand innerhalb der Wohnung bewegen?
Von Lucadou weiß Rat: Psychokinese hat die Gegenstände bewegt. Als berühmtester Psychokinet wird prompt der bereits vor über 30 Jahren als Zauberkünstler enttarnte Uri Geller präsentiert. Was ihn nicht davon abhält zu behaupten, gerade Kinder hätten psychokinetische Fähigkeiten. Die vielleicht, er hat sie ja jedenfalls nicht.
Von Lucadou glaubt auch daran (wenngleich ihm dafür die Beweise fehlen) und bemüht dabei ausgerechnet den „Fall Rosenheim“: 1968 waren in einer Rosenheimer Rechtsanwaltskanzlei unheimliche Phänomene zu beobachten. Lampenschirme fingen an zu wackeln, Lichter gingen an und aus, Telefonnummern wurden von Geisterhand gewählt.
Laut von Lucadou gab es keine rationale Erklärung, die Parapsychologen damals hielten auch eine der jungen Rechtsanwaltsgehilfinnen für das Medium, das durch persönliche Konflikte so viel Energie freisetzte, dass sich dadurch Gegenstände bewegten. Dass ausgerechnet bei diesem Fall Protokolle eines Polizeibeamten vorliegen, die schilderten, wie die Rechtsanwaltsgehilfin beim Schwindeln ertappt wurde (sie hatte die Lampenschirme bewegt) und dass der Fall längst als gelöst gilt, schien weder von Lucadou noch die offensichtlich uninformierten Redakteure der Sendung zu stören.
Wer von der Märchenstunde dann immer noch nicht genug hatte, wurde nach der Sendung noch auf die „Galileo-Mystery“-Hörbücher aufmerksam gemacht – mit weiteren ungelösten Fällen. Unheimlich!
7. Januar 2009 um 17:08
Galileo Mystery ist eine Unterhaltungssendung, die dem Zuschauer mit viel Effekthascherei Seriösität und Wissenschaftlichkeit verkaufen will. Das meiste was dort langatmig und aufwendig mit Hilfe von „Experten“ präsentiert wird, ist längst bekannt und kann man in 10 Minuten bei Wikipedia nachlesen. Der Auftritt Uri Gellers war allerdings der Gipfel der Unverschämtheit und bestätigte mich mal wieder in meiner Meinung, solche Sendungen am besten gar nicht erst einzuschalten.
Habt ihr noch Quellen zu dem Rosenheim-Fall? Im Netz finde ich dazu nur Berichte auf irgendwelchen Esoterik- und Geisterseiten, die diesen Fall als den ultimativen Beweis für die Existenz für das Übersinnliche feiern.
7. Januar 2009 um 17:20
@ Marco: Danke für den Hinweis auf Wikipedia!
Ich zitiere mal den Anfang des Artikels zu Galileo Mystery:
Ok, ich will nicht zu viel darauf herumhacken, weil unser Mitglied Mark Benecke da auch schon geschauspielert hat … ;-)
Was kritische Quellen zum Rosenheim-Fall betrifft, habe ich meinen Co-Autor Holger bereits gebeten, noch etwas nachzulegen. Er macht sich die Tage dran, das kann aber eventuell noch etwas dauern.
7. Januar 2009 um 18:28
„Am Ende werden wir wissen, ob es in unserer Welt Dinge gibt, von denen wir keine Ahnung haben“
Nee is klar.
Um herauszufinden, daß es in unserer Welt Dinge gibt, von denen wir keine Ahnung haben muß man ja wirklich nicht Galileo schauen… Ich habs schon bei diesem Mannheimer Ehepaar nicht mehr ausgehalten, wo die Frau Symptome einer Panikattacke schildert (Aus dem nichts heraus Gänsepelle, Palpitationen und Stenokardien (Vulgo: Herzrasen)) und natürlich sofort ein Spuk, hier ein Cold Spot, verantwortlich gemacht wird. Da hat auch nicht mehr geholfen, daß die beiden schon versucht haben sich das ganze „mit irgendwelchen physikalischen Gesetzen“ (sagte der Mann so od. so ähnlich) zu erklären.
Ich empfehle dringend ein Tavörchen oder zwei …
7. Januar 2009 um 18:29
@ Stefan: Vielen Dank für die Mühe! Ich werde den Feed zu dem Artikel abonnieren, damit ich eure Antwort nicht verpasse.
7. Januar 2009 um 20:33
@ Hypnosekröte: Für die Nicht-Mediziner übersetze ich mal: Tavörchen = Tavor = Lorazepam = Medikament u.a. zur Behandlung von Unruhestörungen und Panik-Attacken. – Wohl bekomm’s!
7. Januar 2009 um 23:39
Es war eine Zahnarzthelferin, keine Rechtsanwaltsgehilfin.
8. Januar 2009 um 21:32
Nein, im Fall Rosenheim war es eine Rechtsanwaltsgehilfin. Der Fall mit der Zahnarztpraxis hat ein paar Jahre später in Neutraubling stattgefunden.
8. Januar 2009 um 21:37
Zum Rosenheim-Fall empfehle ich „Poltergeister und Professoren“ von Herbert Schäfer, Fachschriftenverlag Dr. jur. Herbert Schäfer, Bremen, 1994. Er schildert mehrere bekannte „Spukfälle“ der letzten Jahrzehnte und wie unkritisch Parapsychologen diese Vorgänge untersucht haben.
9. Januar 2009 um 10:04
Also, es ist ja sehr höflich von euch, Galileo Mystery immer noch als Wissenschaftssendung zu bezeichnen (wenn auch als miese). Für mich, der ich ab und an beim zappen darüber stolpere, ist es einfach nur noch ein Ärgernis. Spaß an der Sendung dürften neben Wünschelrutengängern und Klangschalenbeschwörern vor allem die Mediengestalter haben, die die Trickeffekte um Aiman Abdallah herum basteln.
Ich meine mich zu erinnern, dass Galileo in den Anfangszeiten noch eine nette populärwissenschaftliche Sendung war, ohne Eso-Geister-Ufo-Gedöns. Ich fürchte, das wollten nicht genug Leute sehen, also wird daraus eine bunte Boulevard-Sendung gemacht und dazu die Mystery-Schiene bedient. Glauben ist für viele eben spannender als Wissen.
9. Januar 2009 um 11:34
@ Dr. No: Bedauerlich ist, dass ProSieben sein Mystery-Programm nicht auf fiktionale Formate begrenzt (die Serie „Lost“ finde ich bisher sehr genial), sondern aufs Redaktionelle ausweitet. Aus Marketing-Perspektive ist das aber durchaus sinnvoll, siehe diese (inzwischen historische) Presse-Info der ProSiebenSat.1 Media AG:
Siehe komplett unter: ProSieben ist Main Partner des Mystery Park
Genützt hat’s dem Esoterik-Spielplatz von Erich von Däniken übrigens nichts: Ende 2006 ging der Mystery Park den Bach runter und meldete Konkurs an, weil mal das öffentliche Interesse weit überschätzt hatte.
11. Januar 2009 um 13:41
Ein schönes Kapitel zum Thema „Psychokinese“ und im Zusammenhang damit angeblich verbundenen Vorkommnissen bei „Spukfällen“ findet sich in der Neuauflage des Buches von Otto Prokop und Wolf Wimmer: „Der moderne Okkultismus„, Paderborn: Voltmedia GmbH, 2006.
16. März 2009 um 22:09
Also ich kann nur eins sagen! Die Folge mit Geistern und Spukgeschichten war so ein Fehlschlag das ich mich weg beamen mußte. Es gibt bei weitem über 1000 ungelöste Fälle von Geistererscheinug, daß diese Folgeder reinste Schrott war.Bei 75% der gezeigten Fälle von Galileo Mystery war ich nicht nur Entäuscht sondern auch Stinkwütend.
Manchmal fragte ich mich wo sie ihre Quellen haben?( Fox Mulder).??
Dann noch solche Einfallslosen Bsp.zunehmen bei wirklich Brisanten Themen wie Ufos war ferner jeglicher Moral und Glaubwürdigkeit. Schade um das Konzept,was wirklich klasse ist,,aber der Inhalt so Merkwürdig verpackt undohne Struktur das man an Irreführung der Zuschauer glauben muß. Schade Eigentlich
7. Dezember 2009 um 01:34
Schaut einfach UFO hunter auf youtube, das scheint wohl besser zu sein.
19. Januar 2010 um 17:33
Hallo,
ich muss zugeben, dass ich am Anfang (als Pro Sieben mit der Ausstrahlung begann) Galileo gerne gesehen habe. Mit der Zeit als die Sendung etwas reifte, begann man sich kontinuierlich von dem Thema Wissenschaft zu entfernen.
Heute muss man leider feststellen, dass die Sendung Galileo absolut nichts mit einer Wissenschaftssendung zu tun hat; und sich selber als solche zu bezeichnen ist eigentlich eine Frechheit, denn das einzige was man sieht sind tägliche „Fake Checks“ oder wo es das schärfste Essen gibt, etc..
Die Themen die ausgestrahlt werden sind einfach nicht interessant und stehen in keinem Zusammenhang mit Wissenschaft; und von Galileo Mystery brauch ich ja wohl gar nicht erst anfangen…
21. Januar 2010 um 18:54
Ich werde nie verstehen, weshalb Walter von Lucadou als Experte für sog. paranormale Phänomene gilt und häufig zu Fernsehsendungen eingeladen wird. Er war übrigens ein Schüler des höchst umstrittenen „Dr.“ Hans Bender, dem seinerzeitigen Leiter des Instituts für Grenzgebiete der Parapsychologie an der Uni in Freiburg.
Uri Geller wiederum (ihm unterstellt von Lucadou paranormale Fähigkeiten wie Psychokinese) wurde bereits vor einigen Jahren vom Unterhaltungs-Zauberer, James Randi, in der US-Fernsehserie „Arthur Clark’s World of Strange Powers“ als Schwindler entlarvt. Bei seinem Auftritt hat Randi alle Tricks von Uri Geller ebenfalls vorgeführt und erklärt. Arthur Clarke schrieb auch das Vorwort von James Randis Buch „Lexikon der übersinnlichen Phänomene“ (ISBN 3-453-18848-9), wo diese Fakten nachzulesen sind. In der Folge hat Geller James Randi mehrfach verklagt, letztlich aber sämtliche Prozeße gegen Randi verloren.
Dass die PRO 7-Sendungen „Galileo Mystery“ und „The next Uri Geller“ reinste Volksverdummung und esoterischer Schwachsinn in höchster Potenz ist, wirft ein bezeichnendes Licht auf den Privat-TV-Sender PRO 7. Mit seriöser Wissenschaft haben diese Sendungen absolut rein gar nichts gemein.
24. Januar 2010 um 20:29
Oh ja, endlich mal jemand, der mir aus der Seele spricht. Ich muss wirklich nicht wissen, wie die Benimm-Regeln in einem Kaufhaus sind, denn die hab ich durch meine Erziehung schon mitbekommen. Dass man sich nicht vordrängeln muss, ist wohl jedem klar, der nicht von Sinnen ist…
Wenn ich manchmal so beobachte, was für „Geistesblitze“ in der Sendung ausgesprochen werden, denke ich echt: „WARUM?!?!“ Womit hab ich diese Bestrafung verdient, für so verdammt hohl gehalten zu werden. Ich meine, ab und zu brechen sie komplizierte Vorgänge für einfache Gemüter herab, damit sie jeder verstehen kann, aber ob’s dann auch der Wahrheit entspricht, finde ich eher grenzwertig. In der Hinsicht ist das kleinkariert. Wer etwas wissen will, sollte auch verstehen können. Wissenschaft ist das nicht, Galileo ist nichts anderes als eine effekt-verhätschelte Wiederhohlungssendung, die Bekanntes und selbst ausgestrahltes ständig von neuem ausstrahlt.
9. April 2011 um 14:59
Galileo outet sich selbst als nette Allerweltsunterhaltung, indem es dem ständig herumzappenden TV-desillusionierten gelangweilten 1te-Welt Menschen alles haarklein zum Erbrechen und nochmal hinhören vorkotzt. Eine Weitergabe von Wissen findet nicht statt.
Wie in der BILD-Zeitung trifft die Überschrift bereits 99 Prozent des Inhaltes, den man zu erfahren hat. Kann sein, daß die Anfänge von Galileo nichts mehr mit dem heutigen Niveau zu tun haben, so geht es allen guten Vorsätzen, die sich an der Masse von Einschaltenden bzw. Käufern orientieren. Die Masse ist primitiv, ungebildet, stinkfaul und wartet ein Leben lang nur auf Hilfe oder auf einen Lottogewinn. Sie hat nichts besseres verdient. MfG Manfred Zenns.
26. April 2011 um 18:58
Ich finde mitlerweile auch, dass Galileo mit der Zeit sehr… „traurig“ wurde. Ständige Wiederholungen sind ohnehin schon offensichtlich – Thema A wird umgeschnitten (vielleicht sogar einfach nur neugedreht) und anders kommentiert und Thema A1 genannt, oder sowas.
Nachdem ich die zweite Folge Simpsons nach 19 Uhr zuende gesehen habg, greife ich zu aller ERst zur fernbedienung um sofort wmzuschalten. Icj kann Galileo wIrklich NichtmehR sehen – ich werde teilweise schon fast agressiv wenn ich nur die Stimme des Kommentators höre. Die uninteressantesten Themen der Welt werden oittlerweile aufeeführt, als wÄren sie dermaßEn unglawblich uld neuarvig; es wird vieL zu übErtrieben dargestellt, meisstens auch noch falsch bzw sehr uninformativ und wie gesagt, oberflächig.
Bei sicher 90% der heutzutagigen Experimente ihrerseits denke ich mir immerwieder: „Was’n das fürn Experiment gewesen? Es gab sicherlich noch 5 weitere Versuche die weitaus logischer klingen als die dort gezeigten“. Demnach halte ich deren Experimente also für vollkommen Falsch. Schade finde ich es allerdings, dass diese „wertvolle Stunde“ von ca. 19.00 bis 20.15 Uhr immernoch mit Galileo verschwendet wird; da gibt es doch sicher unzählige andere Sendungen die wesentlich mehr (interessantes!) Wissen rüberbringen können.
Ich will die Sendung eigendlich nicht runtermachen oder angreifen o.ä., – Vor Jahren war sie allerdings wektaus wiqsenschaFtlicher Ich finde schoN lange, sie sollte endlich ersetzt werden. Wenigstens fürn paar Monate.