Über das berühmte „Hamlet“-Zitat von den Dingen zwischen Himmel und Erde haben wir schon öfter geschrieben, etwa hier oder hier.
Der Esowatch-Blog weist nun via Twitter auf eine weitere Entgegnung hin, die auf den Physiker und Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg zurückgeht:
Ein etwas vorschnippischer Philosoph, ich glaube, Hamlet, Prinz von Dänemark, hat gesagt, es gäbe eine Menge Dinge im Himmel und auf der Erde, wovon nichts in unsern Kompendien stände. Hat der einfältige Mensch, der bekanntlich nicht recht bei Troste war, damit auf die Kompendien der Physik gestichelt, so kann man ihm getrost antworten:
Gut, dafür stehen auch wieder eine Menge von Dingen in unseren Kompendien, wovon weder im Himmel noch auf der Erde etwas vorkommt.“
Zum Weiterlesen:
- Schulweisheit: Das Hamlet-Argument, agpf.de
18. September 2011 um 16:22
Den Spruch kenne ich schon seit ca. 1999 – der hing nämlich in dem Institut, in dem ich meine Diplomarbeit gemacht hatte, an einer Tür – und ich habe ihn prompt als Zitat in meine Arbeit mit übernommen! :-)
18. September 2011 um 16:40
Ich finde den Spruch nett, kann ihn aber nicht richtig verstehen.
Gibt es Beispiele für Dinge, die in Kompendien stehen, wovon aber weder im Himmel noch auf der Erde etwas vorkommt?
18. September 2011 um 16:57
Ich frag ja nur, weil wenn etwas auf Himmel und Erde nicht vorkommt, dann wär es ja nicht existent, oder?
Irgendwo hab ich da eine Verständnis-Lücke!
Bitte antworten!
18. September 2011 um 17:14
@S.K.:
<< Ich frag ja nur, weil wenn etwas auf Himmel und Erde nicht vorkommt, dann wär es ja nicht existent, oder? <<
Genau. Mit "Kompendien" sind im zweiten Fall z.B. Esoterikbücher gemeint, in denen vieles steht, was es nicht gibt, zum Beispiel ein „homöopathisches Wirkprinzip“, ein „Wassergedächtnis“ oder ähnliches.
19. September 2011 um 08:41
Like it :-)
19. September 2011 um 08:51
@ S.K.Paden: Mir fällt spontan so einiges an Beispielen ein: Pi-Zahl, Relativitätstheorie, Dinosaurierknochen, die Indoeuropäische Ursprache… eigentlich eine ganz schöne Menge in allen möglichen Wissenschaftszweigen – entweder abstrakte Dinge oder solche, die zeitlich oder räumlich den definierten Rahmen (jetzt, zwischen Himmel und Erde) sprengen und dennoch Gegenstand der Natur- und Geisteswissenschaften sind.
19. September 2011 um 22:26
@S.K.Paden: Ich denke, was Lichtenberg meinte, sind typische Modelle der Physik, die in der Realität so direkt eigentlich nicht vorkommen, aber eben dennoch gute Näherungen darstellen (z. B. reibungsfreie Oberflächen, punktförmige Körper usw. usf.) Ein Beispiel aus der neueren Physik für etwas, das in der Realität evtl. gar nicht vorkommt, aber dennoch in -zig „Kompendien“ steht, wäre die String-Theorie.
13. Oktober 2011 um 23:30
Wie wenig Shakespeare sich als Rechtfertiger für narrative Welterklärungen ( narrativ als Gegensatz zum diskursiven Wissen) eignet, zeigt ein weiteres Zitat, diesmal aus dem Mysterien-Drama Macbeth.
Hier relativiert Shakespeare mit deutlichen Worten die von Aberglauben und Wahn bestimmte Lebensgeschichte Macbeth`:
„… Aus, kleines Licht!
Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild;
Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühne und dann nicht mehr
Vernommen wird; ein Märchen ist’s, erzählt
Von einem Blöden, voller Lärm und Wut,
Das nichts bedeutet.“
Diese Zitat hört man allerdings selten aus dem Mund von Esoterikern.
Was durchaus nachvollziehbar ist.