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Highway to Intensivstation: Der Tiefpunkt des „Querdenkens“

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Was soll man zu diesem Video noch sagen, das der Fotojournalist Florian Boillot von der „Querdenken“-Demo gestern in Berlin mit „Captain Future“ hochgeladen hat – inklusive der Szene-Hits „Maskenlos durch die Stadt“, „Ein bisschen SARS muss sein“ und „Highway to Intensivstation“?

Oder zu diesen Clips von dem Fotografen Kim Winkler:

Eigentlich nichts mehr.

Man kann sich erst mal nur, zur eigenen Psychohygiene, Comedy reinziehen:

Johann König setzt mal kurz den Aluhut auf und sendet ein Telegram an alle Querdenker.

Oder:

Immerhin:

Michael Wendler hat sich innerhalb einiger Monate von der Witzfigur zum Reputationskiller entwickelt. Jetzt lacht bei RTL keiner mehr über Wendler, sagt der Markenexperte Christopher Spall.

„An Michael Wendler sieht man gut den Unterschied zwischen Bekanntheit und Attraktivität. Fast jeder in Deutschland kann mit dem Namen Wendler was anfangen, aber wer sich mit ihm identifiziert, verbindet sich nun nicht nur mit billigem Inhalt, sondern auch mit kruden Thesen“.

Zum Weiterlesen:

  • Wer ist die Gruppe um „Captain Future“? Corona-Skeptiker skandieren in Berliner Supermarkt „Ein bisschen Sars muss sein“, tagesspiegel am 18. Dezember 2020
  • “Ein bisschen Sars muss sein”-Song: Coronaleugner drehen völlig durch, wmn am 19. Dezember 2020
  • „Jetzt lacht bei RTL keiner mehr über Wendler“, Welt+ am 10. Januar 2021
  • Wendler aus „DSDS“ herausgeschnitten: RTL startet zweite Folge mit Hinweis, rnd am 10. Januar 2021
  • „Xena“-Star Lucy Lawless verspottet ehemaligen „Hercules“-Kollegen wegen Verschwörungstheorien, rnd am 10. Januar 2021
  • Aus Worten werden Taten, GWUP-Blog am 7. Januar 2021
  • Querdenken – Gegner der Wissenschaft: „Warum Bhakdi & Wodarg falsch liegen“, GWUP-Blog am 3. Januar 2020
  • Neue „Querdenker“-Studie: Misstrauensgemeinschaft mit eigenwilliger Auffassung von Kritik, GWUP-Blog am 25. Dezember 2020
  • Die Irrtümer der Querdenker – Zwischen Kulturkampf und Glaubenskrieg, handelsblatt am 31. Dezember 2020
  • Die erschöpfte Demokratie, Gesundheits-Check am 9. Januar 2021
  • Das EBM-Netzwerk im Elchtest? Es ist genug, Herr Sönnichsen! Gesundheits-Check am 9. Januar 2021
  • Warum ihr sofort aufhören solltet, über Michael Wendler zu lachen, vice am 5. Januar 2021
  • Blue Lies“: Warum Anhänger von Donald Trump seine Lügen glauben, swr 2 am 8. Januar 2021
  • Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte, futurezone am 9. Januar 2021
  • Wie umgehen mit Verschwörungsgläubigen? tagesspiegel am 10. Januar 2021

8 Kommentare

  1. Kommentar zu K. Winklers Video:

    „Mich würde es nicht wundern, wenn es demnächst bei solchen Demos zu Gewalttaten kommt. Die Leute haben mittlerweile die Schnauze von diesen Leugnern voll. Solche Bilder erzeugen extreme Aggressionen.“

    Der Kommentator meint: „gegen“, wo er „bei“ sagt.
    Kommt jetzt zur imaginieren „Impf-RAF“ (Söder) die „Wehrsportgruppe Wieler“ hinzu?

    Ja, ich habe auch die Schnauze voll von Leugnern, die objektivierbare Tatsachen abstreiten, z.B. die in Abb. 4 und Tab. 3 übersichtlich hier dargestellten: https://www.initiative-qualitaetsmedizin.de/covid-19-pandemie

  2. @Boris Büche:

    Keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen?

    Denken Sie wirklich, enthemmte Realitätsverweigerer, die auf dem Alexanderplatz „Ein bisschen SARS muss sein“ singen, wären vergleichbar mit einer seriösen „Initiative Qualitätsmedizin“, die zumindest diskutable Vorschläge macht?

    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/117756/Initiative-empfiehlt-Routinedaten-als-Grundlage-fuer-politische-Entscheidungen

  3. „Ein bisschen SARS muss sein“

    In China reagiert man dann sehr drastisch:

    „Nach dem Nachweis von rund zwei Dutzend neuen Coronainfektionen haben die Behörden in der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang den Ausnahmezustand verhängt. Die 37,5 Millionen Ein­wohner der Provinz dürften die Region nur noch in Ausnahmefällen verlassen, teilten die Behörden heute mit.“

    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/120120/Ausnahmezustand-in-nordchinesischer-Provinz-nach-Coronafaellen

  4. @Bernd Harder : Worauf ich hinauswill, sage ich gerne!

    Erstmal danke für die Dialogbereitschaft, und die Zweitquelle (Ärzteblatt). Ja, die seriöse „Initiative Qualitätsmedizin“ macht einen nicht nur diskutablen, sondern höchst sinnvollen Vorschlag: Als Grundlage für politische Entscheidungen das Erkrankungsgeschehen zu nehmen – zu dem, dank der Initiative, zeitnahe und verlässliche „Routinedaten“ zur Hand sind.
    Genau dieser Vorschlag wurde von den rational orientierten Corona-Maßnahmen-Kritikern schon im Frühjahr auf den Tisch gelegt.
    Über Leute, die eine geheime Weltverschwörung am Werk sehen, oder meinen, sie kriegten Covid mit Kristallzauber oder Chlorbleiche weg, brauchen wir uns nicht unterhalten. Was rationale Einwände angeht, ist es höchste Zeit.

    Ich habe mal gelesen, IQM bilde ca. 20% der deutschen Krankenhauskapazität ab – nach Vergleich der Sterbeziffern komme ich eher auf 30%. So oder so, die Lage wird repräsentativ abgebildet, mehr als 2-3% Abweichung zum Gesamtgeschehen sind nicht zu erwarten.

    Schaut man sich die Daten an, ist offensichtlich
    1) dass eine ernst zu nehmende Infektionserkrankung existiert (wer was andres sagt, ist Spinner);
    2) dass diese innerhalb der Daten Quartal 1+2 für 2.800 Sterbefälle eine Rolle spielte („an oder mit“) und deutlich (ca. doppelt) so gefährlich ist wie non-COVID-SARI (gemittelt, einzelne wohl ähnlich gefährlich);
    3) dass die COVID-Stationärfälle (die einzig relevanten – ambulante Fälle sind halt mal krank) etwas mehr als 0,5% der Gesamtbelegung ausmachen, natürlich mit etwas erhöhtem Pflegeaufwand;
    4) dass, was daraufhin nicht verwundern kann, eine kritische Versorgungslage in Bezug auf Covid-Patienten zu keinem Zeitpunkt in 2020 eingetreten ist.

    SARI-Fälle sind nicht-elektive Behandlungen, man kann sie nicht zurückstellen. Wir sehen, was IST. Die Sterblichkeit der SARI-Fälle bei IQM hat sich gegenüber 2019 um 0,2% erhöht – bei gleichzeitiger Abnahme der SARI-Fälle um 13,6% (Stand 48. Woche). Die durchschnittliche Minderbelegung um 15% setzt sich aktuell fort (Teildatenbestand Helios-KH) – alles im grünen Bereich, behandlungstechnisch.

    Voll im roten Bereich!!! Sagt die Politik, sagen die Befürworter der aktuellen Maßnahmen – wenn sie es nicht gern noch strenger hätten. Ich nenne das Realitätsverweigerung!
    Die Modellierungen, die im Februar/März für Alarmismus sorgten, haben sich zum Glück als krass unzutreffend erwiesen. Man kann das inzwischen wissen. Aber anscheinend bleibt man daran hängen, anstatt sich an objektivierbaren Tatsachen auszurichten.

    Die „Epidemische Lage von nationaler Tragweite“ (Rechtsbegriff, eingeführt Ende März 2020) hat weder damals eine Entsprechung in der Realität gehabt, noch hat sie es jetzt. Objektive Kriterien für ihre Feststellung/Aufhebung fehlen nach wie vor, lediglich wurde ein „wenn die WHO es so sagt“ im November ergänzt.

    Die Politik richtet sich nach wie vor an Ahnungen, Wähnungen, Schreckgespensten aus. Wer das nicht sieht, sehen will, ist Realitätsverweigerer, und auch einige dieser Gruppe sind erschreckend enthemmt:
    Unter dem angesprochenen Video finde ich 37 Kommentare, und in ihnen 10 direkte und 2 indirekte Wünsche, den Tanzdemonstranten möge private oder staatliche Gewalt zuteil werden; daneben noch sind nicht weniger als 19 Insultationen zu zählen, die deutlich agressiver sind als „Lemming“ oder „Schlafschaf“

  5. @Boris Büche:

    Die Zahlen der IQM geben sicherlich Hinweise, was bei der ersten Corona-Welle schiefgelaufen sein und was man künftig berücksichtigen könnte.

    Dennoch sind das keine 1:1-Handlungsanweisungen.

    Das Intensivregister vom 15.1.2021 zeigt noch zirka 16 Prozent freie Intensivbetten an, in vielen Bundesländern (z.B. Hamburg) auch weniger – das ist schon relativ knapp.

    Die Debatte um Klinik-Kapazitäten ist immer ein Blick in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit.

    – Oder (Zitat IQM):

    In den ersten 11 Monaten des Jahres 2020 wurden insgesamt weniger Patienten im Krankenhaus behandelt als im Vergleichszeitraum 2019. Auch die Gesamtzahl der SARI-Fälle, Intensivfälle und Beatmungsfälle war im Untersuchungszeitraum nicht höher als 2019.

    Das kann aber auch daran liegen, dass zum einen Nicht-Corona-Patienten die Kliniken gemieden haben und zum anderen die Corona-Maßnahmen auch andere SARI-Fälle, z.b. Grippe oder Lungenentzündung, stark reduziert haben.

    Die „Epidemische Lage von nationaler Tragweite“ (Rechtsbegriff, eingeführt Ende März 2020) hat weder damals eine Entsprechung in der Realität gehabt, noch hat sie es jetzt.

    Die Statistik, z.B. bei Zeit-Online, zeigt etwas anderes:

    https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-01/coronavirus-zahlen-statistik-weihnachten-lockdown-neuinfektionen/seite-2

    https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/coronavirus-echtzeit-karte-deutschland-landkreise-infektionen-ausbreitung

    Zudem ist die Übersterblichkeit ab der KW 42 deutlich und stieg im Dezember nochmal stark an – und die Auswirkungen der zweiten Welle sind noch nicht absehbar:

    https://www.aerztezeitung.de/Politik/Deutliche-Uebersterblichkeit-in-Deutschland-416279.html

    https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbefallzahlen.html

  6. Sehr geehrter Herr Harder,

    sicherlich lassen die Daten Interpretationsspielraum.
    Nicht jedoch hinsichtlich der Nicht-Angemessenheit der aktuellen Maßnahmen. Bis Ostern 2020 ging das aus Gründen wissenschaftlicher Unklarheiten noch an.

    Jetzt definitiv nicht mehr!
    Es ist zu fordern, dass sofort auf die Basis des Bundespandemieplans* zurückgekehrt wird, der seitens der Politik ignoriert wird, obwohl er vom dazu bestellten Institut ausgearbeitet wurde, und nach wie vor vom RKI als gültige Handlungsgrundlage betrachtet wird. Auch eine 5-fache Gefährlichkeit gegenüber einer saisonalen Influenza rechtfertigte keine Suspendierung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Es geht nicht die Lungenpest um, oder Ebola – also, wirklich!

    * https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Ergaenzung_Pandemieplan_Covid.html

  7. @Boris Büche:

    Danke für Ihre Beiträge, aber ich denke, es ist jetzt mal gut hier.

    – Corona ist zehnmal gefährlicher als Grippe, nicht fünfmal.

    – Zweitens „fordern“ Sie hier gar nichts, das hier ist kein Politik-Blog. Schreiben Sie Ihrem Abgeordneten oder sonstwem.

    – Drittens ist der „Pandemieplan“, zu dem Sie „zurückkehren“ wollen, vom 4. März 2020 – also noch älter als „Ostern 2020“.

    Das ist kein „Interpretationsspielraum“, mit dem Sie hier ankommen, sondern Sie drehen sich alles so, wie es Ihnen gerade passt.

    Es geht nicht die Lungenpest um, oder Ebola

    Stimmt, weder Lungenpest noch Ebola haben in den letzten zwölf Monaten auch nur annähernd mehr als zwei Millionen Todesopfer weltweit gefordert.

    Einen schönen Tag noch.

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