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Markenrechte, Merchandising, Schenkungen, Bustransfers: Womit „Querdenken“ Geld verdient

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Bereits im September gab es Recherchen zum Finanzgebaren der Corona-Protestbewegung.

Allerdings konnte der Umfang des Artikels bei netzpolitik.org (mit Podcast) nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Ergebnis letztendlich mager blieb.

Es könnte durchaus um beträchtliche Summen gehen („Allein der Querdenken-Erfinder Michael Ballweg soll im Frühjahr innerhalb weniger Tage 225.000 Euro eingesammelt haben.“), aber:

Wie viel Geld durch seinen Aktivismus bei ihm insgesamt eingegangen ist, dazu äußerte sich Ballweg auf Anfrage nicht. Häufig bleibt es ein Geheimnis, wie und wofür das Geld verwendet wird, wie viel Geld wirklich schon überwiesen wurde und wer das Geld verwaltet.

Im Oktober berichtete der MDR, dass die Verteilung des Geldes innerhalb der Bewegung „maximal intransparent“ sei:

Querdenken ist keine Partei und keine Wählergemeinschaft. Bisher ist es eine lose Bewegung aus verschiedenen Einzelpersonen, Unternehmern und Vereinen. Genau diese unklare Lage macht es bislang den Behörden offenbar schwer, die Geldflüsse von und zur Bewegung einzuordnen […]

Solange Ballweg die Höhe der Schenkungen nicht öffentlich macht, bleibt unklar, wie viel Geld er tatsächlich bekommen hat und was mit dem Geld passiert ist.

Daran hat sich nichts geändert. Auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung bekam keine Auskunft, wie viel Michael Ballweg beispielsweise an Schenkungen erhalten hat und was er mit dem Geld macht:

„Die Anzeigepflicht existiert nur für Schenkungen, die die Freibeträge überschreiten“, schreibt er dazu. „Bei uns ist dies nicht der Fall.“ Bis zu 19.999 Euro kann er je Schenker vereinnahmen, ohne das irgendwo angeben zu müssen.

Daneben streift der FAS-Artikel „das Merchandising-Geschäft, das sich rund um Querdenken aufgebaut hat. Partner wie Merch You verkaufen T-Shirts, Pullover und vieles andere.“

Ein lukratives Geschäft für Gründer Ballweg seien nach Beobachtungen von Michael Blume [der baden-württembergische Antisemitismus-Beauftragte] auch die Namensrechte an Querdenken. „Jeder, der sich dranhängen will, muss dafür im Zweifel zahlen“, sagt Blume.

Tatsächlich hat Ballweg die Wortmarke „Querdenken 711“ im Juni beim Deutschen Patent- und Markenamt eintragen lassen. Im September meldete er nach dem gleichen Muster 18 weitere Querdenken-Marken mit den Vorwahlen anderer deutscher Städte an.

Auf den Bühnen von Querdenken und anderen Corona-Demonstrationen tauchen zudem zahlreiche Untergangspropheten auf und werben für ihre Bücher, ihre Fonds oder andere Produkte.

Der Koch Attila Hildmann etwa preist seine vegane Nuss-Nougat-Creme, seine veganen Energy-Drinks oder auch „Siegfried-Taler“ an: Münzen mit einem gewissen Edelmetall-Anteil, die für mehrere tausend Euro und damit einem Mehrfachen ihres Materialwertes angeboten werden. Derzeit sind sie beim Anbieter, der Deutschen Edelmetallkasse, alle ausverkauft.

Das ist ein Geschäftsmodell, wie es auch in Finanzkrisen immer wieder auftaucht: Nichts ist sicher, der Euro am Ende, euer Geld bald wertlos – also kauft etwas, das wirklich werthaltig ist.

Und nicht zuletzt:

Neben den Schenkungen hat sich auch der Bustransfer zu den Demonstrationen als lukratives Geschäft entpuppt. Hunderttausende Euro werden auf diese Weise in die Taschen einer Handvoll Organisatoren geflossen sein, rechnet Joachim Jumpertz vor.

Jumpertz betreibt selbst eine Busvermittlung und gründete im April die Organisation „Honk for Hope“, die auf die Notlage der Busbranche aufmerksam machen wollte. Er stieg im Juli aus, entsetzt darüber, welche Richtung die Sache nahm.

Die Preise lägen etwa 20 Prozent höher als bei Flixbus, zusätzlich werde bei jeder Bestellung um Spenden gebeten. Außerdem würden die Busse stärker ausgelastet, als es bei Einhaltung der Hygienevorschriften möglich wäre.

„Und Vermittlungen mit 50, 60 Bussen auf einen Schlag – von solch großen Aufträgen träumen Sie ja sonst nur“, sagt Jumpertz. „Die haben sich damit saniert, können sich dann bald ein Häuschen in der Karibik kaufen, der Zulauf ist gigantisch.“

Jumpertz macht das wütend: „Die wahren Lügner stehen bei Querdenken oben auf der Bühne und nutzen die Schäfchen unten schamlos aus, die längst in eine Parallelwelt abgedriftet und nicht mehr vernünftig erreichbar sind.“

Zum Weiterlesen:

  • Das Geschäft mit den Querdenkern, FAZ+ am 23. November 2020
  • Die fragwürdigen Spenden-Tricks der Anti-Corona-Bewegung, netzpolitik am 15. September 2020
  • „Querdenken“: Keine Transparenz bei Spenden? BR24 am 15. September 2020
  • Dubiose Spenden-Machenschaften von Querdenken und Klagepaten: Wo geht das Geld hin? volksverpetzer am 16. September 2020
  • Querdenker lassen sich Geld schenken, mdr am 24. Oktober 2020
  • Corona-Demonstrationen: Wer marschiert da zusammen? Deutschlandfunk am 17. November 2020
  • „Querdenkerin“ vergleicht sich mit Sophie Scholl – und was Schüler und Lehrer einer Geschwister-Scholl-Schule dazu sagen, GWUP-Blog am 22. November 2020
  • Extra 3-Video: „Querdenker – Die Gedanken sind Brei“, GWUP-Blog am 19. November 2020
  • Honk for Hope: Politischer Spurwechsel, Zeit-Online am 3. Oktober 2020
  • Markenrechte verletzt? Firma geht gegen Querdenken-Initiative vor, rnd am 24. November 2020
  • Markenstreit um „Querdenken“, FAZ+ am 24. November 2020
  • Peter Sloterdijk: Abrechnung mit den „Querdenkern“, Spiegel-Online am 26. November 2020
  • Video: Gibt es gar keine Epidemie nach dem Infektionsschutzgesetz? GWUP-Blog am 26. November 2020

8 Kommentare

  1. Schon Adolf sowie andere Nazi-Größen hatten begriffen, wie sie ihren Status erst in der Bewegung und später im Staat zu Geld machen konnten.

  2. Geld mit der Dummheit von Menschen machen, das ist leider eines der ältesten Gewerbe der Welt.
    Oder es geht um Wählerstimmen, was ja auch eine Existenzsicherung von Abgeordneten darstellt.
    Anfang März, wo unsere Regierung noch im wohligen Winterschlaf verharrte und die Pandemie als „Grippchen“ herunterspielte, da war die AfD für härtere Maßnahmen. Damals ging ich konform mit der AfD ;-)
    Weidel am 04.03.2020 im Bundestag:

    https://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7431150#url=L21lZGlhdGhla292ZXJsYXk=&mod=mod536668

    Genau das Gegenteil, was sie jetzt sagt…warum? Ja, man will die Stimmen der „Querdenker“ und siehe da, die AfD hat jetzt ein Plus von einem Prozent ;-)

  3. „Gutes Geschäft mit Groll gegen Maßnahmen“:

    https://orf.at/stories/3191221/

  4. „Irgendwelche Joachims und Monikas aus Stuttgart überweisen ihr Erspartes an Ballweg, Wodarg und Co. und rätseln dann in ihren Telegram-Gruppen wer wohl von dieser mysteriösen Pandemie profitieren könnte“.

    https://www.facebook.com/photo?fbid=10217758517465708&set=gm.707617373210827

  5. Unfassbar…
    Also ich würde den Querquarkdenkern eine kleine Flasche Spyrolysatin verkaufen (oder vielleicht Lytospiritocinchenolase, klingt irgendwie wichtiger), für nur 800.- Euro pro Einheit. Der Inhalt riecht, schmeckt und sieht aus wie Leitungswasser, geheimnisvollerweise.
    Damit werden die negativen Schwingungen der Mainstreammedien aus dem Wohnraum gefiltert und alles Ungemach aus dem Leben vertrieben.
    Heute Preisaktion! Zwei zum Preis von drei. Fallen Sie nicht auf Drosten herein. Greifen Sie sofort zu.

  6. „Wie man mit der Wut auf die Corona-Maßnahmen Geld verdienen kannWie man mit der Wut auf die Corona-Maßnahmen Geld verdienen kann.“

    https://www.derstandard.de/story/2000122191265/wie-man-mit-der-wut-auf-die-corona-massnahmen-geld

  7. @ „Bis zu 19.999 Euro kann er je Schenker vereinnahmen, ohne das irgendwo angeben zu müssen!“

    Das ist ja unglaublich.

    Aber geht es nicht auch um den „Gesamtumsatz“?

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