Wir sollten das wohl als Ermutigung betrachten:
Die FAZ-Redakteurin Sibylle Anderl schreibt heute über den Umgang mit Wissenschaftsleugnern und referiert dabei eine aktuelle Arbeit von Philipp Schmid und Cornelia Betsch:
In sechs Online-Experimenten ließen sie Testpersonen zunächst an einem Interview mit einem Wissenschaftsleugner teilhaben, um sie daraufhin entweder einer inhaltlichen Gegenrede, einer Kritik der argumentativen Technik des Leugners oder einer Kombination aus beidem durch einen Wissenschaftsbefürworter auszusetzen.
Auch die Variante ohne Gegenrede wurde realisiert und alle Szenarien bezüglich deren Wirkung auf die themenbezogene Einstellung der Teilnehmer geprüft. Das in „Nature Human Behaviour“ veröffentlichte Ergebnis lautet: Alles ist besser, als dem Leugner das Feld zu überlassen. Die gewählte Strategie ist dabei sekundär.
Für gewissenhafte Leser dieser Wissenschaftsseiten ist der Auftrag demnach klar: Schwärmen Sie aus und scheuen Sie keine Diskussionen!
Im Grunde steht das so auch im Kapitel „Aufklärung mit Fakten und Gefühlen“ (Seite 146) in „Verschwörungstheorien – Ursachen, Gefahren, Strategien“.
Und machen wir hier ja eh schon die ganze Zeit.
Zum Weiterlesen:
- Wissenschaftsleugner : Nicht den Falschen das Feld überlassen, FAZ am 29. Juni 2019
- Philipp Schmid/Cornelia Betsch: Effective strategies for rebutting science denialism in public discussions, Nature Human Behavior am 24. Juni 2019
- Verschwörungstheorien: Wenn einem die Worte fehlen, GWUP-Blog am 20. August 2017
- Impfgegner: „Ärzte müssen kämpfen“, sagt der Psychologe Philipp Schmid, GWUP-Blog am 4. Juni 2019
- Flat Earthers, and the Rise of Science Denial in America, newsweek am 14. Mai 2019
- Sibylle Berg: Wir dürfen die Welt nicht unseren Feinden überlassen, SPON am 3. Mai 2014
29. Juni 2019 um 22:08
Schönes Ergebnis. Mir geht es oft so, dass ich die Klappe (bzw. die Tastatur) nicht halten kann, wenn wieder jemand irgendwo Unsinn von sich gibt. Dann halte ich gegen, und oft entwickelt sich ein längerer Kommentarwechsel. Kommt ja auch hier im Blog regelmäßig vor.
Dabei frage ich mich immer wieder, ob es wirklich was bringt, denn den Gesprächspartner „kriegt“ man meistens ja nicht.
Ich sage mir immer, dass dann wenigstens andere, vielleicht unentschlossene Passanten sehen, dass der Schwurbelkram nicht so ohne weiteres ernstgenommen werden sollte. Außerdem wachsen den Schwurblern dann die Bäume nicht in den Himmel. Wenn das Vorgehen dann jetzt sogar noch den Segen „der Wissenschaft“ hat, um so besser!
Und klar, dieses Blog macht das seit vielen Jahren auf ganz hohem Niveau.
29. Juni 2019 um 22:26
Das Diskutieren wird aber immer schwieriger…
man hat halt alles nicht mehr auf dem Schirm, was in der Szene so abgeht…kennt jeder wirklich jede Website im Netz, die Verschwörungstheorien auskocht?…bei einigen Argumenten, muß man schon etwas nachforschen und recherchieren…
der „Stammtisch 4.0“ ist digital und bestens vernetzt….
1. Juli 2019 um 18:14
Joseph Kuhn hat über die Diskussion im Forum des Deutschen Ärzteblattes bereits mehrfach geschrieben.
Dort trollen seit einigen Monaten zwei faktenresistente (vermutlich nicht-ärztliche) Impfgegner bei jedem Artikel, der sich irgendwie mit Impfen beschäftigt. Anfangs hatten sie noch drei oder vier regelmäßige Kontrahenten aus dem Kreis der Ärzte (auch ich war ziemlich lange dabei), die aber nach und nach das Handtuch geworfen haben. Inzwischen haben die Impfgegner die unangefochtene Lufthoheit bei diesem Thema im Forum.
Ich meine, tausende von Ärzten lesen die Onlineartikel, aber nur ein winziges Häuflein davon widerspricht den Verschwörungstheoretikern. Und nicht zuletzt wegen fehlender Resonanz bei den Kollegen haben die wenigen Aufrechten inzwischen auch aufgegeben.