gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Die Homöopathie-Debatte zieht immer weitere Kreise – bis zur EU, bis in die USA

| 30 Kommentare

Das „Netzwerk Homöopathie“ befeuert weiter die öffentliche Diskussion um die Nonsens-Methode.

Im Südwestrundfunk argumentiert ein Redakteur pro Homöopathie, mit den altbekannten Floskeln „Erfahrung“, „Ganzheitlichkeit“ und „Wer heilt, hat Recht“.

ng

Die Netzwerk-Koordinatorin Dr. Natalie Grams geht in einem aktuellen Blog-Posting noch einmal auf diese Punkte ein:

Wissenschaft und Glaube/Erfahrung stehen sich auf den ersten Blick unvereinbar gegenüber. An diesem Punkt könnte man also sagen: Gut, stehen sich eben zwei Überzeugungen gegenüber. Leben und leben lassen, sagen Homöopathen an dieser Stelle gerne.

Warum aber kann in der Medizin, zu der die Homöopathie ja gerne gehören möchte und dies bislang auch noch tut, diese „Ausgewogenheit der Überzeugungen“ nicht gelten?“

Einem weiteren Einwurf des SWR-Redakteurs („Bevor ich mich über die Abzocke mit Zuckerkügelchen aufrege, kommt für mich erst mal der ganz normale Wahnsinn des Medizinbetriebs dran“) widmet sich heute Prof. Edzard Ernst in seinem Blog:

 ernst

Außerdem erklärt Ernst im US-Online-Portal STAT die Ziele des neuen „Netzwerks Homöopahie“.

 rej

Mit einem Gastbeitrag für den britischen Independent war Ernst indes nicht ganz zufrieden („I was surprised how much they changed without my permission“) – daher gibt es hier „The original (of my homeopathy article in the Independent)“.

Immerhin berichtet der Independent auch, dass The Good Thinking Society ihr Engagement gegen Homöopathie im staatlichen Gesundheitswesen Großbritanniens verstärkt.

Latest news:

Dr. Norbert Aust hat für das „Netzwerk Homöopathie“ einen Brief an alle deutschen Mitglieder des EU-Parlaments geschrieben.

Es geht um eine geplante Revision der europäischen Tierarzneimittelgesetzgebung:

Der Unmut der Homöopathen richtet sich dagegen, dass in dem neuen Gesetz festgeschrieben wird, dass nur solche Arzneimittel bei Tieren angewendet werden dürfen, die dafür auch zugelassen sind. Die ‚armen kleinen Hersteller‘ der Homöopathika können sich den finanziellen Aufwand wahrscheinlich nicht leisten – war allen Ernstes zu lesen.

Mein Unmut richtet sich allerdings dagegen, dass es für die Homöopathie wieder das gleiche Schlupfloch geben soll wie in der Humanmedizin, nämlich dass die Mittel nur registriert werden müssen und von der Pflicht, die Wirksamkeit nachzuweisen, befreit sind.“

Zum Weiterlesen:

  • Kritisches Netzwerk will aufklären, SWR2 am 26. Februar 2016
  • Ich würde so gerne nur einmal erleben, dass …, Homöopathie neu gedacht am 27. Februar 2016
  • Ernst is slagging off homeopathy, yet pharmaceuticals kill 100k a year, edzardernst am 27. Februar 2016
  • Reject the pseudoscience of homeopathy, STAT am 26. Februar 2016
  • Need any more proof that homeopathy is useless? We’ve just got it, so let’s finally end this farce, The Independent am 22. Februar 2016
  • And here is the original (of my homeopathy article in the Independent), edzardernst am 23. Februar 2016
  • Homeopathy ‚quackery‘ should be cut from NHS, campaigners urge after study finds it ineffective, The Independent am 22. Februar 2016
  • Homöopathie, Ganzheitlichkeit und die sprechende Medizin, GWUP-Blog am 20. April 2013
  • Hat Recht, wer heilt? GWUP-Blog am 2. August 2013
  • Warum „meine Erfahrung“ nicht zählt, Homöopathie neu gedacht am 1. Oktober 2015
  • „Netzwerk Homöopathie“ im Fernsehen und im Radio, GWUP-Blog am 26. Februar 2016
  • An das EU-Parlament: Homöopathika sollen keine Tierarzneimittel sein, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 27. Februar 2016

30 Kommentare

  1. Der verlinkte SWR-Beitrag endet mit der Feststellung:

    „Und solange ich für eine ganzheitliche Behandlung eher zum Heilpraktiker und Homöopathen gehen muss als zum Schulmediziner, weil der für eine heilende, empathische Grundhaltung und Zuhören meist nicht mehr anständig bezahlt wird – solange plädiere ich für ein Patientenrecht auf Alltags-Schamanismus. Auch mit Zuckerkügelchen aus der Apotheke.“

    Weil die sprechende Medizin nicht ordentlich honoriert wird, plädiert er für die schwafelnde Medizin?

  2. Joseph Kuhn:

    „Weil die sprechende Medizin nicht ordentlich honoriert wird, plädiert er für die schwafelnde Medizin?“

    Das ist genau der Punkt.

    Naheliegend wäre, sich für eine „bessere Medizin“ einzusetzen, statt ein „Patientenrecht auf Alltags-Schamanismus“ zu fordern.

  3. Da ist doch das Standardargument, dass dann eine Berechtigung hat, wenn ich wegen einer Erkrankung zum Arzt gehe, die psychische Anteile hat oder stressbedingt ist oder sehr schwer und ich besonderen Gesprächsbedarf habe.

    Aber viele zu behandelnden Erkrankungen sind doch gar nicht „ganzheitlichkeitsfähig“. Wenn ich meinen winterlichen Infekt habe, den Knöchel verrenkt, meinen Blutdruck regulieren muss oder was auch immer, was soll den vermeintlich Ganzheitliche sein?

    Natürlich sollte es einem Arzt auffallen wenn ein langjährige Patient stark unter Stress steht und zu vermuten ist, dass eine Erkrankungen Folge dieses Stresses sein kann.

    Aber Ärzte sind auch keine Psychologen oder Therapeuten. Ich finde immer mehr, dass die Ganzheitlichkeit ein Windbeutel ist.

  4. Ja, das wäre eine Verabschiedung von der modernen „Schulmedizin“…
    Auch diese „nicht-ganzheitliche“ Behandlung eines Schulmediziners ist immer noch besser als das Eso-Geschwafel von einem Heilpraktiker (selbst wenn man den Placebo-Effekt hinzuzählt).
    In einer akuten Notfall-Situation kann man nur etwas mit handfester Notfallmedizin machen – hier kann der Placebo-Effekt nur wenig bewirken…aber bei „Alltags-Beschwerden“ kann eine Placebo-Effekt-orientierte Behandlung schon etwas bewirken.
    „bessere Medizin“, würde auch etwas mehr kosten, aber diese Kosten – so wage ich kühn zu behaupten – wären mit den Kosten der „Schwurbelmedizin“ zu begleichen.

  5. Der SWR-Redakteur baut auf den sattsam bekannten Strohmann (bzw. Strohziegel ;-) ):

    „Und solange ich für eine ganzheitliche Behandlung eher zum Heilpraktiker und Homöopathen gehen muss …“

    Er tut so, als wäre die Möglichkeit der esoterischen Heils- und Daseinsvorsorge durch Schamanen aller oder keiner Qualifikationsgrade in Gefahr, wenn die bösen Evidentisten ihren bösartigen Plan zur Machtübernahme in geheimen Hinterzimmergesprächen in den Hochhausghettos der Pharma-Industrie durchsetzen.

    Das aber ist doch seit ewig und drei Tagen in Dtschl. und anderswo genau nicht der Fall und wird auch nie der Fall sein. Die Schamanen-Industrie… oh Verzeihung, die Schamanen-Blüte wird nach einer (eher unwahrscheinlichen) „Ausschaffung“ aus dem medizinischen Sektor genauso weiterhin ihre Annoncen im „Bild der Frau“ und anderen Glanzprodukten der journalistischen Creme schalten, wie sie auch ansonsten ihre diversen Schlangenöl-Produkte (nach regulärem Produktrecht) in Drogerien (man beachte das Wort „Droge“ im Wortstamm), im Versandhandel und im Direktverkauf in ihren Abverkaufsstellen (fiktional derzeit: „Praxis“) vertreiben.

    Nach einem (eher unwahrscheinlichen) Durchsetzen der Forderung der (achso bösen) Evidentisten, den Kram aus dem regulären Versorgungsbereich auszugliederen, stünde der Redakteur zur „heilt-hat-recht“-Versorgung genau da, wo er/sie immer schon stand: bei der Eigenleistung aus dem eigenen Portemonnaie und der eigenen Beauftragung. Also frei und unbeschwert und autonom als Konsument und Süchtiger.

    Was könnte für ihn erstrebenswerter sein? Oder will er der Welt wirklich andeuten, es käme ihm/ihr darauf an, dass er/sie die „heilt-hat-recht“-Mittelchen unbedingt von jemandem überreicht bekommt, der die repressive, Propaganda-gesteuerte, korrupte, menschenverachtende Ausbildung der „Apparate“-Medizin durchlaufen hat?

    Von solchen Verblendungen ist doch der aufgewachte und aufgeweckte SWR-Redakteur schon seit irgendwelchen Pfingst-Erlebnissen in früher Kindheit emanzipiert und er/sie hat solche Konstrukte gar nicht mehr nötig.

    Der Weg zum Schamanen seiner Wahl wird dem Redakteur immer möglich sein.

    Und wenn wirklich mal was ist, dann wird auch dieser Redakteur je froher sein, desto wirksamer echte Medizinleistungen ihm zu Diensten sein werden.

  6. Was ich nicht verstehe: Jeder Arzt könnte doch seinem Patienten anbieten, dass er sich für den HP-Satz auch so viel Zeit nimmt.

    Warum macht das kaum ein Arzt?

  7. @Joseph Kuhn

    Das ist der springende Punkt. Das Wichtigste ist die Ermöglichung einer Sprechenden Medizin. Für 9.- Euro geht das nur bei Schnupfen.

    Bei einer Tumorerkrankung oder einer ernsthaften Erkrankung ist diese Honorierung ein Hohn.

    Hierum muss sich die Diskussion drehen.

    Die Fakten zur Honorierung nennt der Hamster.

  8. @Bernd Harder:

    Richtig. Daher fordere ich seit Jahren die Intensivberatung-z.B. für 100.- Euro. Wir müssen die Patienten „mit ins Boot holen“. Dann erreichen wir unser Ziel.

    @Ralf:

    Ist das nicht ein etwas vorschnelles Urteil aus der Hüfte? Es geht um „soft-skills“, wie z.B. Empathie. Darin sind wir uns, die als klinisch tätigen Mediziner arbeiten, einig.

  9. @Clemens Maier
    „Aber viele zu behandelnden Erkrankungen sind doch gar nicht “ganzheitlichkeitsfähig”. Wenn ich meinen winterlichen Infekt habe, den Knöchel verrenkt, meinen Blutdruck regulieren muss oder was auch immer, was soll den vermeintlich Ganzheitliche sein?“

    Ganz so einfach ist es nicht: wenn es blöd läuft, führt der verrenkte Knöchel zu Problemen, durch die nicht nur die Lebensqualität eingeschränkt wird, sondern die auch existenzielle Sorgen nach sich ziehen.

    Hier wäre also der Stress die Folge und nicht die Ursache einer Erkrankung. Ähnlich ließe es sich für Herz-/Kreislauferkrankungen oder Stoffwechselerkrankungen argumentieren. Und selbstverständlich lässt sich Bluthochdruck ganzheitlich regulieren: neben ACE-Hemmern gibt es ja noch Sport, Ernährung und eventuell Entspannungstechniken.

    Ich vermute aber, daß die Schamanen eine andere Vorstellung von Ganzheitlichkeit haben. Irgendwie wollen die noch ihre feinstofflichen Schwingungen unterbringen.

    Interessanterweise spielen übrigens bei vielen esoterisch-ganzheitlichen Therapien die aktiven (Sport, Training) Aspekte eine völlig untergeordnete Rolle.

  10. An Sport, Ernährung und Entspannungstechniken verdient der Arzt halt nichts.

    Und welcher Arzt traut sich, dem Patienten zu sagen ‚bevor wir zu Medikamenten greifen, specken sie mal 30 Kilo ab‘?

    Es stimmt, so mancher versteht ganzheitlich in Richtung ‚Schwingungen‘, andere als ‚mehr als nur Medikamente‘

  11. Axel Weiß, was Patienten wünschen:

    http://linkis.com/www.swr.de/swr2/wiss/0iH6N

    Gequirlter unverdünnter Unfug.

  12. @Dr. Bertelsen:

    Angeblich gab es einen „Shitstorm“ gegen den Text von Herrn Weiß (und tatsächlich mal *gegen* Homöopathie), sodass sein Chef sich noch zu einer Ergänzung des Schriebs genötigt sah:

    http://wissenschaft-medien.com/wer-heilt-hat-mehr-recht-als-wer-poebelt/

  13. @Bernd Harder:

    Du grüne Neune, die Ergänzung ist ja fast noch §$(§$&%% als der ohnehin schon &§%$&/(§ Artikel von A. Weiß. Kommentare kann man zwar schreiben, aber nicht einsehen. Falls ich nicht fähig bin, die Kommentare dort zu finden: ist das ein Impfschaden? Hab vor ein paar Wochen meine HepA und HepB aufgefrischt!

    Damit mein Kommentar der Nachwelt nicht verloren geht:

    „Der Satz “Wer heilt, hat recht” löst offenbar einen Kreisch-Reflex aus – völlig unabhängig vom Kontext, in dem er fällt. Es wird unterstellt, der Satz sei “unlogisch” – was in sich wiederum unlogisch ist, denn die Redewendung ist keine, die mit den Gesetzen der Logik beweis- oder widerlegbar wäre.“

    Unabhängig von logischer Stringenz und unabhängig davon, ob der betreffende GWUP-Artikel die Hürden der High-End-Philosophie nimmt, löst die Phrase „Wer heilt, hat recht“ einen Kreisch-Reflex aus und braucht ihn, da sie auf Therapeutenseite ein selbstgefälliges Zurücklehnen mit einhergehend fehlender Selbstkritik anzeigt und auf Patientenseite eine unkritische und unmündige Hinnahme. Und das auch im Kontext: „Es ist mir primär egal, ob jemand aufgrund schulmedizinisch-klinischer Expertise, spirituell begründet oder placebo-indiziert gesundet.“ (A. Weiß)

    Einige GEZ-Zahler finden wohl die Promotion unkritischen Denkens bedenklich.

    „Man mag beklagen, dass sie sich in weiten Kreisen durchgesetzt hat. Nur: Sie ist heute gesellschaftliche Realität. […] Lohnt sich der Kampf oder sollte man die Energie nicht gegen andere Missstände richten?“

    Bei bestimmten politischen Themen würde mich diese Sentenz gruseln, allgemein: wenn man Probleme nur strikt nach Chartposition abarbeitet, kommt man womöglich auch nicht voran.

    „Wo also ist das “Kritische Netzwerk” gegen Antibiotika-Missbrauch?

    Wo sind die Aufklärungskampagnen gegen unnötige Bandscheiben-, Knie- und Hüft-OPs?“

    http://www.fr-online.de/gesundheit/medikament-kampf-gegen-antibiotika-missbrauch,3242120,32230498.html
    http://www.aerzteblatt.de/archiv/102971

    Darf ich noch bei anderen Recherchen behilflich sein?

    „Ist es wirklich der hilfreichste Ansatz, Plazebos zu entlarven und auszumerzen statt sich ihr Potenzial zunutze zu machen? Die Kritiker argumentieren nach dem Motto “Plazebo gilt nicht”. Andererseits ist ja auch bekannt, dass die ärztliche Ansprache einen großen Einfluss auf die Heilung hat, was ja auch zunehmend in die Mediziner-Ausbildung einfließt. Da sagt auch niemand: “Das müssen wir bekämpfen, ist ja kein Wirkstoff drin”. Die Unterschied ist: Die ärztliche Ansprache wird als “psychische Maßnahme mit einer psychischen Wirkung” wahrgenommen.“

    Spätestens jetzt wäre doch mal der Zeitpunkt gekommen, die Texte des Netzwerks und anderer Homöopathiekritiker zu lesen. Ich greife mal voraus: die Inhalte sind umfangreicher als „Plazebos sind doof“.

    Lassen Sie sich überraschen!

  14. @rectus:

    << Falls ich nicht fähig bin, die Kommentare dort zu finden << Ich dachte schon, ich bin der Einzige, dem es so geht. Auch Dr. Grams und ich haben kommentiert (u.a. ebenfalls mit den Hunderten von Artikeln und Initiativen, die es gegen Antibiotika-Missbrauch und unnötige Hüft-OPs gibt), aber nichts davon taucht irgendwo auf. Wenn ich mal Zeit habe (diese Woche nicht), gibt's eventuell noch ein Posting dazu.

  15. @rectus:

    Spätestens jetzt teile ich Ihre Einschätzung bezüglich des vorgesetzen SWR-Kommentators – das ist noch übler als der Kommentar seines untergeordneten Redakteurs.

    Mir hat der Herr geantwortet:

    << Wenn ich mir ansehe, wie viele Bücher, Blogs usw. es gegen Homöopathie gibt – im Vergleich zu Büchern und Blogs gegen die anderen genannten “unnützen” Therapieformen – kann vom Fehlen “jedweder kritischen Betrachtung” [der Homöopatie] nun wirklich keine Rede sein. << Meine neuerliche Erwiderung: "Kleiner Tipp: Gehen Sie mal in eine beliebige Bahnhofsbuchhandlung und blättern Sie die Frauen-, Eltern- und Unterhaltungspresse durch. Dann zählen Sie alle Pro-Homöopathie-Artikel zusammen, die Sie innerhalb kürzester Zeit darin finden, ohne eine einzige Zeile Kritik darin. Und dann durchforsten Sie bitte dieselben Blätter (plus Wochenmagazine, Tageszeitungen etc.) nach kritischer Berichterstattung über das Gesundheitssystem, Pharmaindustrie, Medikamente, Krankenkassen, Funktionäre, Gesundheitspolitik, unnötige Therapien etc. Dann gehen Sie bitte in die nächste Buchhandlung und lassen sich eine Liste aller verfügbaren Pro-Homöopathie-Bücher ausdrucken (allein der Katalog vom Narayana-Verlag ist dicker als das Telefonbuch) und stellen diese Zahl (mehrere Hundert) in Relation zu den fünf oder sechs kritischen Homöopathie-Büchern (Aust, Schmacke, Grams, Weymayr/Heißmann, mehr fallen mir nicht ein). Und dann wiederholen Sie bitte noch einmal ernsthaft und mit Überzeugung Ihre obige Antwort."

  16. Axel Weiß, dass er „vis a tergo“ erhält von allen Leuten, denen Steuereinnahmen wichtig sind. Ach ja – Arbeitsplätze sind in diesem Zusammenhang auch ein gerne genannter Aspekt. Pecunia non olet: Man stelle sich vor, Tumorkranke würden auf ihrem Ersparten sitzen bleiben. Worst case im Todesfall für das Finanzamt: das Geld wird vererbt!

    Aber Axel Weiß auch, dass es überall Mietmäuler gibt. Er befindet sich in bester Gesellschaft.

    Im Gesundheitssystem wird das Geld wird bivalent abgesogen: regulär und scheinheilig.

    Das BIP ist unser Heiligtum!

  17. Wirklich sehr irritierend, wenn ein Wissenschaftsredakteur sich seinen Job mittels Kommentaren erklären muss. Die Verwechslung von Meinung und Fakten scheint zwar erschreckend gesellschaftsfähig, aber das ist doch schon beängstigend.

    Wenn man sich so wenig mit einer Sache auseinandergesetzt hat, das Wort zu ergreifen, ohne zu überlegen, wie dünn das alles ist (selbst beim Plausch beim gemeinsamen Abendessen mit Freunden könnte es nicht durchgehen), muss man sich nicht mehr wundern über Filme wie Akte Aluminium.

  18. Es gibt hier auch eine Adresse, in welcher man dem SWR 2 direkt sagen kann, wie man die Beiträge findet:

    http://www.swr.de/swr2/sagen-sie-uns-ihre-meinung/-/id=7576/did=13847302/nid=7576/ax6cp0/index.html

  19. Und dann schon wieder das ewige und schon lange ausgeleierte „Warum sich nicht den Placebo-Effekt zu Nutze machen?“-Argument.

    Wenn sich die Leute, die mit dieser Ausrede kommen, auch nur mal 3 Minuten über Placebos informieren würden, würden sie feststellen, dass der Placebo-Effekt zufällig und unvorhersagbar auftritt.

    Und ein „Medikament“, dass nur dann wirkt, wenn es Lust hat, ihm Deine Darmflora sympathisch ist und der Mond im dritten Haus des Wassermanns steht, ist ja nun wirklich keine grosse Hilfe.

  20. Die SWR2 Wissenschaftsredaktion hielt ich bislang für relativ vernünftig. Habe ich mich doch getäuscht? Sind die öffentlich-rechtlichen Sender etwa von Homöo-Pharma gekauft? Von Big Pharma mit esoterischem Anspruch?

    Initiativen gegen Antibiotikamissbrauch und unnötige Operationen gibt es sehr wohl, aber sie bleiben meist fachintern. Sie öffentlich zu diskutieren, wäre wenig sinnvoll, da viel zu fachspezifisch.

    Im übrigen sind wir mit unserem Netzwerk Homöopathie ausgelastet genug. Da können wir nicht noch gegen andere Missstände in der Medizin netzwerkern.

  21. Irgendwie seltsam die ganze SWR-Geschichte. Im besten Fall ist es so, dass sie erst anfangen, darüber nachzudenken, worum es bei der Homöoapthie geht, über den schlimmsten Fall, dass ihre Beiträge schon das Ergebnis des Nachdenkens gewesen sein sollten, will ich meinerseits nicht nachdenken.

  22. @Natalie Grams:

    << Es gibt mittlerweile genügend Wirksamkeitsnachweise und Erfahrungen über homöopathische Wirkstoffe; lediglich nach dem Wirkmechanismus wird wissenschaftlich noch gesucht. << Herrlich, nichts als die immerselben Standardphrasen. Da geht wohl langsam die Düse ...

  23. @ N. Grams:

    Der von Dir verlinkte Brief ist ja echt der Hammer. Besonders interessant finde ich ja, wie man aus folgendem Abstract herauslesen kann, dass HP funktionieren soll:

    „Results

    Thirty-two eligible RCTs studied 24 different medical conditions in total. Twelve trials were classed ‘uncertain risk of bias’, three of which displayed relatively minor uncertainty and were designated reliable evidence; 20 trials were classed ‘high risk of bias’. Twenty-two trials had extractable data and were subjected to meta-analysis; OR = 1.53 (95% confidence interval (CI) 1.22 to 1.91). For the three trials with reliable evidence, sensitivity analysis revealed OR = 1.98 (95% CI 1.16 to 3.38).

    Conclusions

    Medicines prescribed in individualised homeopathy may have small, specific treatment effects. Findings are consistent with sub-group data available in a previous ‘global’ systematic review. The low or unclear overall quality of the evidence prompts caution in interpreting the findings. New high-quality RCT research is necessary to enable more decisive interpretation.“

    Da wird das genaue Gegenteil konstatiert – aber warum soll man sich auch als HPler mit solchen Nebensächlichkeiten aufhalten. Muss wohl am Simile-Prinzip liegen.

    Dazu dann noch Links zu mehreren HP-Hurraschrei-Seiten, ein paar Umfragen ohne wissenschaftliche Aussagekraft, ein paar grobe Fehlbehauptungen über die wissenschaftsbasierte Medizin – Fertig ist eine Urtinktur des groben Denkunfugs. Ich brauche jetzt jedenfalls dringend eine neue Tischkante.

  24. Die „Union Deutscher Heilpraktiker“ mag das Netzwerk Homöopathie nicht:

    http://unternehmen-heute.de/news.php?newsid=340152

  25. Die Politik schaut sich die Auseinandersetzung an und geriert sich als „lachender Dritter“. Es geht einzig und allein um Steuereinnahmen, die bivalent gemolken werden können. Wir müssen die Patienten verstehen, denen es einzig um Zeit und Zuwendung geht. Sich für die Patienten einzusetzen heißt, die Sprechende Medizin zu verbessern. Diskussionen, die einen wissenschaftlichen Touch vorgaukeln, sind Scheindiskussionen, weil sie nur ein Ziel haben:

    Ablenkung von 120.- Euro pro Anamnese

    Was passiert, wenn die Honorierung analog zur GKV-Gebührenordnung ausfiele? Wieviele Homöopathen halten dann noch an ihrem Geschäftsmodell fest? Die Schar, und mit ihr die Fangemeinde würde sich sehr schnell verdünnen.

    In einer Homöopathie-Praxis, in der ca. 20 Patienten pro Tag behandelt werden, wird ein Umsatz von ca. 3000.- Euro erarbeitet.

    Hierzu braucht ein GKV-Mediziner 150 Patienten und ist nach 20 Berufsjahren ausgebrannt wie ein Auspuff einer Kreidler Florett.

  26. Bei den Homöos/HP’s kann man immer wieder neue, spannende Sachen lernen. Z.B. dass u.a. Metall ein biologischer Grundstoff ist, der regulierende Selbstheilungskräfte verstärkt.
    Also meine Definition für Metall lautete bisher etwas anders.

  27. Mir gefällt ja dieser Ausschnitt des von Natalie Grams verlinkten Briefes:

    „Wiederholte Umfragen unter Patienten zeigen, dass etwa jeder zweite Deutsche homöopathische Mittel schon verwendet hat (FORSA, März 2014, 48% und Allensbach, 2009, 51%) […]“

    Nehmen wir mal an, diese Umfragewerte würden stimmen. Dann ergäbe sich daraus, dass innerhalb von 5 Jahren die Anzahl der Deutschen, die homöopathische Mittel schon verwendet hat, stark gesunken ist.

    1 % der Bevölkerung entspricht gut 800 000 Menschen, 3 % wären also etwa 2,5 Mio Menschen.

    Soll ich jetzt daraus schließen, dass bei den Menschen, die homöopathische Mittel nehmen, die Sterblichkeitsrate viel höher ist als bei den anderen?

  28. Mein Favorit aus dem Brief:

    Dieser Angriff – von welchem Interessenhintergrund auch immer geleitet – wird allerdings dem eigenen Anspruch des „kritischen Denkens“ erneut nicht gerecht.

    Diese Skeptiker, sind sich mal wieder nicht im klaren darüber was ihre eigenen Ansprüche sind …

    Was wohl ein Verein zur wisenschaftlichen Überprüfung für einen Interessenhintergrund haben mag?

    Und nicht vergessen:

    Kritik = Angriff

    Mein einziger Trost ist bei solchen Verlautbarungen die ungewollte Selbstironie am Ende:

    Es wäre gut, wenn es der Öffentlichkeit und den Medien möglich wäre, im Sinne der Meinungsvielfalt und der gesetzlich garantierten freien Therapeuten- und Therapiewahl an einem neuen Stil mitzuwirken, der einseitiges Denken und ideologisches Handeln vermeiden könnte.

    Was wären wir ohne unsere Projektionen …

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.