„Nerv getroffen“ haben wir heute Morgen unser Posting über einen Artikel beim Online-Portal Apotheke Adhoc überschrieben – und das war anscheinend noch untertrieben.
Dem sehr passablen Beitrag über das neue „Netzwerk Homöopathie“ folgte nämlich im Laufe des Tages der unterirdische Kommentar einer vollkommen ahnungslosen Redakteurin, die noch dazu als klinische Pharmazeutin zeichnet:
Die Antworten verschiedener „Netzwerk“-Mitglieder und anderer Leser kamen prompt – sind aber offenbar nicht vollumfänglich gewünscht.
Mehrere meiner Kommentare wurden minutenschnell gelöscht. Aus unerfindlichen Gründen ist es wohl nicht erlaubt,
- die promovierte Pharmazeutin und Redakteurin zu gemahnen, dass zum Beispiel auch der Apotheker Dr. Edmund Berndt zum „Netzwerk Homöopathie“ gehört – und nicht bloß „Zauberkünstler und selbst ernannte Skeptiker“, wie die Dame sich zusammenphantasiert.
Hinweise auf den Artikel „Der Apotheker Dr. Edmund Berndt zur Unwirksamkeit der Homöopathie“ und auf sein Buch „Der Pillendreh: Ein Apotheker packt aus“: gelöscht.
- Des Weiteren ist es untersagt, einen Kommentator, der die üblichen Standard-Phrasen strapaziert, darauf hinzuweisen, dass kein Mensch „im Mittelalter“ geglaubt hat, dass die Erde eine Scheibe sei, und dass Copernikus nicht „verbrannt“ wurde.
Ein Hinweis auf den Spiegel-Artikel „Mittelalter und Moderne“: gelöscht.
- Total allergisch reagiert die Redaktion anscheinend auf die Tatsache, dass es selbstredend auch bei Tieren Placebo-Effekte gibt und die Behauptung
„Bei den Tieren kann man ja wohl nicht von einem Placeboeffekt sprechen“
folglich Unfug ist.
Hinweise auf die Artikel „Homöopathie bei Kindern und Tieren“, „Bei Tieren kann es keinen Placeboeffekt geben – ein Beweis für die Homöopathie?“, „Homöopathie – auch wenn wir es leid sind“, „Argumente für Tierhomöopathie“, „Auch bei Tieren ist Homöopathie nur eine Lüge“ und „Homöopathie – So wirken Placebos bei Tieren“: gelöscht.
- Auch auf die Nicht-Wirksamkeit der Homöopathie darf nicht aufmerksam gemacht werden.
Ein Link zu dem FAZ-Artikel „Große Homöopathie-Studie: Hilft weder gegen Migräne noch gegen Asthma“: gelöscht.
Nun ja, was will uns das bedeuten?
Natürlich waren meine Statements keineswegs frei von Polemik – als völlig angemesse Reaktion auf solch miserabel recherchierten Blödfug seitens der Frau Doktor Redakteurin:
Die Riege der Meinungsmacher ist bunt gemischt: Biologen, Hobbyzauberer, Diplom-Ingenieure und selbsternannte Skeptiker stehen an der Spitze der GWUP. Ist das die forschende Elite für unser Gesundheitswesen? Und viel wichtiger: Dürfen solche Charaktere tatsächlich eine vernichtende Meinung zu alternativen Heilmethoden herbeireden?“
Anscheinend sorgt das gerade mal eine Woche alte „Netzwerk Homöopathie“ schon jetzt für jede Menge Unruhe bei den Profiteuren des Zuckerzeugs.
Erstaunlicherweise wurde der exakt dazu passende Kommentar bislang nicht gelöscht:
Update von 19.20 Uhr: Gerade gesehen, es gibt auch einen redaktionellen Widerspruch zu dem genannten Kommentar, und zwar „Globuli: Goldstandard von gestern“.
Zum Weiterlesen:
- Lehren aus der Hühnerkacke, Apotheke adhoc am 9. Februar 2016
- Nerv getroffen: Das Netzwerk Homöopathie in den Medien, GWUP-Blog am 9. Februar 2016
- „Wir sehen mit Sorge …“: Gründungsmitglied Dr. Vahle zum Netzwerk Homöopathie, GWUP-Blog am 8. Februar 2016
- Das „Netzwerk Homöopathie“: die offizielle Presseerklärung, GWUP-Blog am 1. Februar 2016
- Homöopathie muss man sich leisten können, Psiram am 8. Februar 2016
- Homöopathie-Kritik: Excrementum canium C30, DocCheck am 9. Februar 2016
9. Februar 2016 um 18:34
Meine exakt passenden Qualitätskommentare werden nie gelöscht ;-)
9. Februar 2016 um 18:39
Das wundert mich nicht, denn der Name ist schon eine Kampfansage, wie ich hier schon an anderer Stelle schrieb.
Auch formiert sich eine Kritiker-Gruppe, so etwas gab es bis jetzt meines Wissens nach noch nicht, sondern die Homöopathie konnte sich eigentlich über ein gutes Wachstum freuen und das lag nicht zuletzt auch an der Unwissenheit der Patienten, die man aber niemanden zum Vorwurf machen darf – er vertraut ja auf den behandelten Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker.
9. Februar 2016 um 19:08
Das finde ich eigentlich nicht erstaunlich, denn dieser Kommentar, birgt keine Fakten, sondern kann von unbedarften Lesern, als despektierlich angesehen werden.
Man merkt, es ist kein „wahlloses“ Löschen, sondern gerade die Kommentare bzw Links, die Fakten enthalten, die nicht in das Weltbild passen, werden anscheinend gelöscht.
9. Februar 2016 um 19:10
Wenn ich mich richtig erinnere gab es in den Niederlanden oder in Belgien (weiß ich jetzt nicht mehr genau)Globuli im Supermarkt, im Drogeriemarkt aber nicht in der Apotheke.
9. Februar 2016 um 19:21
Immerhin gibt es ein redaktionelles Pro und Contra (jetzt erst gesehen, sorry):
http://m.apotheke-adhoc.de/nachrichten/pharmazie/nachricht-detail-pharmazie/kommentar-homoeopathie-kritik-muss-lauter-werden/
9. Februar 2016 um 19:30
@Bernd Harder
Na ja, so toll ist der Artikel auch wieder nicht ;-)
Denn er sagt zwar: Ja, es ist gut, das man darauf hinweist, aber bitte nehmt uns nicht das Geschäftsmodell (deshalb der Hinweis mit der Einordnung).
Denn jeder seriöse Apotheker wird letztlich eingestehen müssen, daß Homöopathie maximal eine Placebo-Therapie ist, aber er will sich doch die Einnahmen nicht nehmen lassen…
9. Februar 2016 um 20:09
Jetzt auch bei DocCheck:
http://news.doccheck.com/de/120209/homoeopathie-kritik-excrementum-caninum-c30/
9. Februar 2016 um 20:58
Jetzt gehts ab:-))
9. Februar 2016 um 21:10
@Ralf:
Schlimmer – aus meiner Sicht – ist, dass zu dem Artikel eine Abstimmung über die Apothekenpflicht für Globuli gehört, die den entscheidenden Punkt gar nicht aufführt:
„Inhalts- und wirkungslose Zuckerkügelchen gehören nicht in die Apotheke.“
9. Februar 2016 um 21:35
@Bernd Harder
Na ja, „nicht erforderlich: kein Wirkstoff, keine Komplikationen“, sagt das eigentlich, aber man hätte das noch deutlicher Formulieren können…obwohl das bei einem Phytopharmakon nicht der Fall ist, da dort nicht durch „Potenzierung“ der Wirkstoff auf Null gebracht wurde, sondern es sich um ein wirkliches Naturarzneimittel handelt, das unter eine Apothekenpflicht fallen kann.
9. Februar 2016 um 22:02
Harder,
was für ein Blödsinn …
9. Februar 2016 um 22:06
@tralala:
Ach Paul, spar dir doch die Zeit für deine infantilen Spielchen.
Glaubst du im Ernst, ich lösche dein Gewölle, damit du dich hinstellen und „Siehste!!“ plärren kannst?
9. Februar 2016 um 22:56
Zitat bei Doc-Check (Sylvia Räsenhöft)
Zitat
Das „sonstwas“ hab‘ ich schon lange entdeckt :-D Aber der Nobelpreis wurde mir bisher verwehrt…
10. Februar 2016 um 07:34
“ Einweckgläser “ im Frühen Mittelalter? Das ist für mich ja fast noch lustiger als der übliche Globuli -Huschipfuschi.
10. Februar 2016 um 08:16
Man sollte vielleicht auch bedenken, dass das Apotheken-Portal mit seiner dahinter stehenden El Dato Ltd und somit Herrn Bellartz durchaus eine Agenda hat. http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/apotheker-lobbyist-bellartz-bricht-sein-schweigen-a-872659.html
10. Februar 2016 um 09:27
@Der Buddler: Vielleicht waren Einweggläser gemeint;-)?
10. Februar 2016 um 11:46
>> Jetzt gehts ab:-))
Natalie, alle,
macht Spaß, gell? Mir auch! Ich denke aber, da läuft jetzt erstmal der normale Empörungs- und Selbstvergewisserungsalgorithmus ab.
Wir wurden bemerkt, Reiz-Reaktions-Automatik. Homöopathiekritische Artikel, öffentliche Äußerungen etc. gab es immer schon. Damit geht man routiniert um und hält einfach nur die Linie.
Waren ja immer nur Strohfeuer. Auch für uns Gelegenheit zum Üben, würde ich mal sagen :-))
10. Februar 2016 um 13:12
@Onkel Michel:
Partiell auch in Deutschland:
http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/markt/nachricht-detail-markt/apotheker-produziert-fuer-dm-homoeopathika-dm-drogerie-arzneimittel-homoeopathie/
10. Februar 2016 um 13:50
Ich würde gerne von den vermeidlichen Zuckerlösungs-Experten und Majestäten des Wasser-Voodoo wissen, was bitte schön „Selbsternannte Skeptiker“ sind ? Wie wird man denn sonst zu einem Skeptiker ? Mittels einer Ernennung oder Amtseinsetzung ? Ich dachte immer, man ist ein Skeptiker oder wird mit der Zeit zu einem.
Herr Harder, verleiht die GWUP etwa irgendwelche Titel von denen ich nichts weiß ? Wenn das der Fall sein sollte, möchte ich auch so einen Logen-Grad erwerben.
Ich wäre mit einem kleinen Titel schon sehr zufrieden *gg Ich will jetzt nicht nach der Krone greifen, aber etwas was sich über meinem Schreibtisch, beispielsweise in Form eines Diploms gut machen würde, hätte ich dann doch gerne ;)
Eurer „Energetischer Skeptiker in Potenz Q2000“ :D
10. Februar 2016 um 13:53
nihil jie:
Nur Mitglieder, die nachweislich seit mindestens 166 Jahren dabei sind, werden ganz langsam in die tiefsten Geheimnisse der GWUP eingeführt – früher wäre es zu schockierend.
10. Februar 2016 um 14:24
@Bernd Harder
Wir sprechen uns noch mal in 166 Jahren ;)
10. Februar 2016 um 16:10
Herrlich!
Der Wirbel kann gar nicht groß genug werden, ernsthaft.
Je mehr Menschen man damit erreicht, desto besser.
Dem Ottonormalverbraucher wird oft weniger Vernunft zugetraut, als vorhanden ist.
Selbiger ist sehr wohl in der Lage, sich ein Bild zu machen, wenn die Informationen zugänglich UND verbreitet werden.
Wie Kant schon sagte, gegen selbstverschuldete Unmündigkeit gibt es nur ein Mittel: aufklären.
Und ein Portal wie Apotheke Adhoc erreicht schon ein hübsch großes Publikum.
Gibt man bei Google „Homöopathie“ ein, erscheint die GWUP und der Artikel bei Apotheke Adhoc inzwischen auf der ersten Seite.
Und wie man am Hühnerkot-Paradoxon (Antibiotische Wirkweise wird als Beleg für die H. benutzt, wenn das nicht irgendie paradox ist :))
erkennt, entlarven sich manche gern selbst. Wenn man ihnen die Gelegenheit gibt.
10. Februar 2016 um 16:24
Aus Hühnermist wird Antibiotika!
Frau Lippke wollte bestimmt nur darauf hinweisen, dass unorthodoxe Methoden medizinisch angewandt werden, ohne die Wirkmechanismen zu kennen. Abgesehen von der Tatsache, dass sie von einer Wirkung schreibt, die die Homöopathie bislang schuldig bleibt:
Ist der Frau die Tragweite dieser Aussage bewusst?
Sie behauptet damit, dass im Stall Antibiotika in wirksamen Mengen entstehen. Im Hühnerstall – und auch in Freiauslauf – wird an gleicher Stelle gefressen wie geschissen. Wenn also ein Huhn im Stroh herumpickt wird es Antibiotika kontaminierte Körner aufnehmen, welches ins Fleisch gelangt. Eine Kuh, die dort grast nimmt es ebenso auf wie der Mensch, der sein Gemüse mit Hühnermist düngt. Ständig! Unbewusst! Unkontrolliert!
Im Garten Hühnermist zu verwenden ist sowieso problematisch, aber dass es so gefährlich ist: ist das eine ganz neue Sicht auf das Problem der Antibiotikaresistenzen?
Auf, auf alle Antibiotika Gegner: nieder mit dem Haushuhn!
Jürgen
10. Februar 2016 um 17:28
Frau Bajic kommentiert nun auch:
http://www.homoeopathie-online.info/homoeopathie-kritiker-planen-kampagne-fuer-mehr-glauben-an-die-schulmedizin/
10. Februar 2016 um 19:21
Viel zu viele Anführungszeichen, da wird mir das Lesen schon fast zu schwer gemacht, um die haltlosen Schwurbeleien zu erkennen:
(Soll da wer schwindlig gelabert werden?)
—————–
„Den rückwärtsgewandten Versuch, die konventionelle Medizin als „alternativlos“ zu bemänteln, halten die Homöopathie-Kritiker im Kontext der sinkenden Reputation der sogenannten Schulmedizin für nötig. Die „Hoffnung der Initiatoren“ gibt „Die Welt“ folgendermaßen wieder: „Die Internetplattform könnte dazu beitragen, dass der Glaube an die Schulmedizin wieder wächst.“ Zudem soll es eine Sammlung von Fällen geben, „bei denen homöopathische Behandlungen nachweislich geschadet haben“. Hier wird versucht, im Gegensatz zur tatsächlichen Behandlungsrealität der homöopathischen Ärzte, ein Entweder-Oder-Szenario darzustellen, welches so nicht existiert, und auch von den maßgeblichen Akteuren, nämlich den Ärzten, überhaupt nicht angestrebt wird.“
———————
Rückwärtsgewandt? – Im Gegenteil.
Sinkende Reputation der Schulmedizin? – Nie davon gehört.
Es soll Fälle geben, wo die H. geschadet hat? – Jawohl, die gibt es und sie sind sehr gut dokumentiert.
Der letzte Satz in diesem Zitat ist fast ein Wunderwerk. Zwei freche Lügen, gut verpackt.
Der Rest des Artikels beinhaltet so viele weitere Unwahrheiten, die einem um die Ohren geschwurbelt werden, dass es schon lächerlich ist.
Selbst mir, der nun wahrlich eher ein interessierter Laie als ein Experte ist, fällt diese „Bild-Zeitungs-Sprache“ massiv auf.
Na, wenn alles andere nicht mehr hilft…
10. Februar 2016 um 19:21
@Ich:
Und wie immer total am Thema vorbei und wie immer ohne Kommentarfunktion.
Aber auf Facebook kann man dazu kommentieren …
10. Februar 2016 um 19:30
@Carsten:
<< Na, wenn alles andere nicht mehr hilft… << Ich denke, dem DZVhÄ wird in der Tat langsam klar, dass argumentativ gegen die Kritiker nichts mehr auszurichten ist. Aber dann sollen sie halt eine Kirche gründen, und gut ist. Das "Netzwerk" sagt ja nur, dass der Kram nix in der Medizin verloren hat.
10. Februar 2016 um 20:20
@Ich:
Und wie immer total am Thema vorbei….
Da war ich beim lesen erst einmal irritiert, da doch keiner Schuld bewusst…
Sehr schön, die Gründung dieses Netzwerkes und erfreulich, wieviele Menschen sich darüber schon echauffieren können. Barbara Streisand lässt ja vielleicht grüßen.
10. Februar 2016 um 20:21
@Ich:
<< Und wie immer total am Thema vorbei…. << Ich meine natürlich den DZVhÄ-Kommentar.
10. Februar 2016 um 21:12
Hier kann man den DZVhÄ-Artikel kommentieren:
https://www.facebook.com/Zeitschrift-Homoeopathie-688823217810308/
11. Februar 2016 um 09:22
>> der Glaube an die Schulmedizin
Da hat der Texter in der Welt natürlich auch nicht gewusst, was er da schreibt. Ich fühle mich bei dem Argument, es ginge mir/uns ebenso wie der Gegenseite ums Glauben, schon fast persönlich beleidigt, auf jeden Fall ist es unverschämt. Und Frau Bajic disqualifiziert sich als Wissenschaftlerin gleich selbst, wenn sie so argumentiert.
Wissenschaft funktioniert auch, wenn man nicht an sie glaubt.
Wir sollten dem scharf entgegentreten (was ich selbst auf Facebook nicht kann).
11. Februar 2016 um 09:51
Ach und wo wir gerade dabei sind
>> Studie: Homöopathie hilft mehr als 80 Prozent der Patienten
Ohmann! Helfen ist gut und unbestritten und dagegen haben wir doch gar nichts! Der in toto beste aller Ärzte heißt Prof Dr med Placebo.
Aber helfen ist nicht wirken, das ist Rabulistik. Und wenn ich Leute, die gerade aus der Kirche kommen, nach ihrem Glauben und ihrer Befindlichkeit frage, was werden die wohl antworten? Da sind 80% bei einer präjudiziert positiven Grundhaltung doch eher ein bisschen wenig, oder?
Außerdem steckt in der Befragung der „wer heilt, hat recht“ Irrtum drin – die sachlich oft grundlose Zuschreibung der Zustands- (nicht Stimmungs-) Verbesserung zu der Globuli-Einnahme. Eine Umfrage ist eben keine RCT.
Kürzer: Homöopathie funktioniert auch ohne Globuli ;-))
11. Februar 2016 um 09:57
@2xhinschauen:
Ich nehme an, Sie meinen das hier:
https://ratgebernewsblog2.wordpress.com/2016/02/10/dzvhae-groessenwahn-homoeopathie-einzige-effektive-hilfe-fuer-viele-chronisch-kranke/
14. Februar 2016 um 08:19
So einige Apotheken bieten Globuli an. Es ist anscheinend ein lohnendes Geschäft und solche Apotheker_innen sind entweder skrupellos oder selber unwissenschaftlich einzuordnen.
Ich habe Kundinnen, die nicht reich aussahen, beim Warten zugehört, wie sie 200 € für div. Zauberkügelchen bestellten – seither warte ich sehnsüchtig auf den Tag, an dem mir homöopathisches von Seiten der Apotheke angeboten wird, nur damit ich endlich mal die Frage stellen kann, ob sie auch Amulette, Fetische und in Weihwasser aufgelöste Asche von mit heiligem Feuer verbrannten Zaubersprüchen für mich hätten.
14. Februar 2016 um 10:24
@Karmen
Ich verstehe die Verärgerung, aber so einfach ist das nicht. Meine Frau ist Apothekerin und absolut gegen Homöopathie (et al.) eingestellt.
Sie ist alles andere als skrupellos und schon gar nicht unwissenschaftlich eingestellt (sie macht auch Qualitätssicherung bei pharmazeutischen Bioverfügbarkeitsstudien).
Es ist schlicht ein Dilemma. Die Leute, die Globuli kaufen, wollen gar nicht wissen, was dahintersteckt. Auf keinen Fall wollen die Aufklärung. Wenn meine Frau das täte (ansatzweise versucht sie es trotzdem), rennen die einfach in die nächste Apotheke und kaufen es dort.
Gestern kam ein Patient mit einem ärtzlichen Rezept für Globuli aus Eigenblut. Was tust du mit so einem? Sagen, dass der Arzt ein verantwortungsloser Vollkoffer ist? Selbst wenn das stimmen würde, darf das ein Apotheker gar nicht.
Die Herausgabe eines Rezepts darf man auch nur verweigern, wenn ein Missbrauchsverdacht vorliegt.
Sie macht es im Regelfall so, dass sie die explizite Forderung nach Homöopathika erfüllt, aber keinesfalls in diese Richtung berät.
Ihr Traum ist es übrigens, eine eigene Apotheke aufzumachen und diese esoterikfrei zu betreiben (wohlwissend, dass sie dabei wohl Schiffbruch erleiden würde).
14. Februar 2016 um 13:10
@RainerO
Verstehe – bitte entschuldige die Beleidigung. Ich vergaß die Zwänge des Marktes. :-/
14. Februar 2016 um 13:24
@Karmen:
<< Ich vergaß die Zwänge des Marktes. << Das ist es nicht allein. In der Tat muss eine Apotheke ein vom Arzt verordnetes Homöopathikum zumindest beschaffen oder herstellen können (wenn auch nicht bevorraten), und der Apotheker darf ein ärztliches Rezept nicht "kommentieren" oder dem Patienten ausreden.
14. Februar 2016 um 21:45
Das Problem der Apotheken kann ich verstehen, aber es gibt Apotheken, da wird man regelrecht erschlagen von „esoterischer“ Werbung…Schüßler Salze hier…Hundekot-Globuli da…
„Meine“ Apotheke macht keine offensichtliche Werbung für homöopathische Präparate, als „Schauprodukte“ sind dort nur Kosmetika, Blutdruck und Zucker-Messgeräte und „Natur-Tees“ (wobei das schon fast eine Grauzone ist ;-))
15. Februar 2016 um 07:14
Die wenigsten kennen sich ja mit Apothekenrecht aus. Warum auch? Daher ist verständlich, dass man meint, Apotheker, die Homöopathika verkaufen, seien unwissenschaftlich etc.
Die gibt es natürlich auch. Das sind die, die aktiv zur Homöopathie raten (insbesondere Hochpotenzen – bei Niedrigpotenzen kann ich mir eine Wirkung vorstellen, wenn die dann auch pharmazeutischem Wissen entsprechen und nichts mit Simile zu tun haben).
Ansonsten aber muss man „Rezepte beliefern“ (was aus sprachlicher Sicht vollkommener Unfug ist). Wenn also Ex. can. C30 auf dem Rezept steht, dann muss ich es dem Kunden auch beschaffen.
Naja, und wenn die Kunden es von sich aus verlangen, dann kann man natürlich aufklären; aber das ist so ähnlich wie bei Nasensprays:
„Sie wissen, dass sie das nur 3x am Tag für maximal 10 Tage anwenden sollen?“ „Ja, klar. Also, 3 Packungen bitte“.
Im schlechtesten Fall gehen die Leute in eine andere Apotheke, auch mit Rezepten über echte Medikamente.
15. Februar 2016 um 19:43
@Karmen
Kein Problem, ich habe es nicht als Beleidigung aufgefasst. Als quasi „Insider“ habe ich halt einen etwas umfassenderen Einblick in diese Thematik.
Und glaube mir, meine Frau hat oft mit ihrem Gewissen zu kämpfen. Es gibt in Wien eine Apotheke, in der würde sie um kein Geld der Welt arbeiten wollen, das ist eine Hochburg der Esoterik. Zum Glück arbeitet sie zur Zeit in einer, in der der Chef die selbe Einstellung hat, wie sie.