Und weiter geht’s mit der Debatte um die Homöopathie.

Mittlerweile haben verschiedene Funktionäre der HP-Verbände auf die massive Kritik der vergangenen Tage und Wochen reagiert. Ihre Einwürfe bewegen sich indes auf dem altbekannt niedrigen Niveau. Zwei aktuelle Lesetipps:

1. „DZVhÄ-Geplärr“ im Excanwahn-Blog.  

Der Autor setzt sich in diesem Beitrag umfassend mit der Replik des Deutschen Zentralverbands homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) auf den Spiegel–Artikel „Rückfall ins Mittelalter“ auseinander – und decouvriert die Behauptungen der HP-Funktionäre als „Märchen“, getragen von einer „naiven Mythensehnsucht“.
Sein Fazit:

Die logische Konsequenz wäre, sich in einem Befreiungsschlag von Simile und Sepia C30 loszusagen, sich dabei auf wissenschaftliche Entwicklungen zu berufen und Hahnemann als überholt darzustellen. Diese Maßnahme wäre einfach zu begründen und für (fast) jeden nachvollziehbar. Würden die dann ehemaligen Homöopathen zusätzlich ihr Engagement auf die Weiterentwicklung der Psychosomatik konzentrieren, wäre die Konversion wohl selbst für eingefleischte Gegner der ,Schulmedizin‘ akzeptabel.

Statt dessen ergehen die Apologeten der heilsamen Kugel weiterhin in Vernebelungs- und Ablenkungstatiken und diskreditieren Kritiker, da eine sachliche Offensive aus Mangel an Argumenten nicht möglich ist.

Es ist unübersehbar: Wo die menschliche Größe verlangt ist, sich selbst eine Lebenslüge einzugestehen, offeriert die Flucht in die Rolle des ewig und zu unrecht Verfolgten […] wohl das geringere Übel.“

2. „Anmerkungen zur Homöopathie“ bei Kritisch gedacht:

Prof. Ulrich Berger, GWUP-Vorstandsmitglied, antwortet einem Vertreter der „Ärztegesellschaft für Klassische Homöopathie„. Besagter Prof. Frass erregt sich mit allerlei Pseudo-„Argumenten“ über die HP-Kritik in der Broschüre „Anmerkungen zur Esoterik“, welche die GWUP-Wien (Gesellschaft für kritisches Denken) für die Abteilung Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer Wien verfasst hat.
Berger schreibt:

Nur Fachkundige“ – und damit meint er natürlich sich selbst – könnten zum Thema Homöopathie eine fundierte Aussage machen, belehrt uns dann Herr Frass, und er sei gerne bereit, zur Wissenschaftlichkeit der Homöopathie Stellung zu nehmen und diese zu erklären.
Jetzt wäre es sicher spannend zu erfahren, wie es z.B. um die Wissenschaftlichkeit der homöopathischen Erkenntnis steht, dass potenzierter Marmor (C30) bei Gesunden Träume von Feen hervorruft, wie Frass Kollegin Dr. Ulrike Keim herausgefunden haben will.“

Und wie war das gleich nochmal mit „Murus berlinensis“, werter Herr Frass? Jenem bröseligen Homöopathikum aus Bruchstücken der Berliner Mauer? Wirkt dieses Mittelchen etwa auf den Teil des Gehirns, der einen jede Grenze des Irrsinns beschwingt überschreiten lässt? Das würde so manches erklären.

Zum Beispiel Meldungen wie diese: „Abnehmen mit Homöopathie: Adipositas mit Kügelchen bekämpfen.“

Das hier beschriebene „Abnehmen mit Homöopathie“ funktioniert übrigens so:

Kein Fleisch, keine Wurst, keine Sojaprodukte

Keine Rohkost

Keine frischen Backwaren

Keine Süßigkeiten, kein Zucker

Hauptsächlich gedämpftes Gemüse und gekochtes Getreide

Käse, Ei, Nüsse, Trockenobst, Joghurt, Quark, Kartoffeln und Pflanzenöl gehören dazu.

Ergänzt mit frisch gepressten Frucht- und Gemüsesäften“

Na dann … darf man natürlich nebenher so viele Lactose- und Saccharose-Kügelchen schlucken, wie man nur will.

Wird kaum ins Gewicht fallen.

Zum Weiterlesen:

• Homöopathische „Überdosierer“ kündigen weltweite Aktion an, GWUP-News vom 3. Dezember 2010
• Aberglaube Homöopathie, Kritisch gedacht am 4. Juni 2008