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„Handbuch Reichsbürger“: Skurrilität und Absurdität mit rechtsextremistischem Denken

| 16 Kommentare

Das Brandenburgische Institut für Gemeinwesenberatung hat ein „Handbuch Reichsbürger“ herausgegeben.

Es richtet sich speziell an die Mitarbeiter der Landes- und Kommunalverwaltungen, kann aber zugleich als umfangreiche Informationsquelle über das Phänomen der sogenannten Reichsbürger gelten.

Auch Xavier Naidoo wird in dem 224-Seiten-Werk klar als „öffentlicher Unterstützer dieses Milieus“ benannt:

Spätestens mit den Montagsdemonstrationen sowie dem Auftreten des Popmusikers Xavier Naidoo haben „Reichsbürger“ sogar in der nationalen Presse große Resonanz gefunden.“

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Diese „Verschwörungsphantasten“ seien eindeutig als „Feinde einer offenen Gesellschaft“ zu betrachten und deren Ansichten …

… ideologisch tiefer im rechtsextremistischen Denken verankert als bisher angenommen.“

Ein Auszug aus der Publikation:

Das erste Gefühl, dass sich im Umgang mit „Reichsbürgern“ einstellt, ist eines der Skurrilität und Absurdität. Das Auftreten ist oft verschroben, zwanghaft, bemüht und von großem missionarischen Eifer geprägt.

Schnell beschleicht einen der Verdacht, dass diese umgangssprachlich gesprochen doch wohl „nicht ganz richtig ticken würden“, und oftmals entwickeln sich zu Beginn einer solchen Konversation recht humoristische Dialoge.

Mit anhaltender Dauer kippt die Stimmung dann schnell ins Negative aufgrund der anhaltenden Penetranz und vollkommenen Ignoranz, mit der die „Reichsbürger“ ihre Ideen vertreten.

Bei derseitige Gereiztheit und Aggressivität werden zum vorherrschenden Affekt, bevor es zum unvermeidlichen Abbruch der Kommunikation kommt, da dem Gegenüber von Beginn an nicht an einer konsensuellen Lösung gelegen war beziehungsweise sich die komplett unterschiedlichen vorherrschenden Wahrnehmungen der gesellschaftlichen Realität nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen.

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Spätestens ab diesem Moment fragt sich der involvierte Behördenmitarbeiter, wie es um die Realitätseinsicht des Gegenübers steht: Ist sich der „Reichsbürger“ seiner Provokation bewusst und genießt diese oder lebt er bereits in einem krankhaften Wahn, den er nur noch mit Gleichgesinnten teilen kann und aus dem er allein den Rückweg in die Realität nicht finden wird?

Wie soll man sich gegenüber dem „Reichsbürger“ verhalten, als handelte es sich hierbei um einen normalen politisch motivierten Propagandastraftäter oder um einen hilfsbedürftigen Patienten ohne Krankheitseinsicht?“

Interessant ist auch das letzte Kapitel, ein Vergleich der „Reichsbürger“ mit den „souveränen Bürgern“ in den USA, die heute ebenfalls Schlagzeilen machten.

Zum PDF geht es hier, zum Bestellformular („Nur für Brandenburger“) hier.

Zum Weiterlesen:

  • Brandenburg veröffentlicht Handbuch für die öffentliche Verwaltung zu „Reichsbürgern“, Jenapolis am 3. Januar 2016
  • Wie man mit „Reichsbürgern“ umgeht – ein Handbuch, heute am 3. Januar 2016
  • Was tun, wenn der ’Reichsbürger’ kommt? Märkische Allgemeine am 3. Januar 2016
  • USA kündigen Teilverkauf der BRD GmbH an, Postillon am 12. November 2015
  • Sturm auf den Reichstag und umgedrehte Nummernschilder – „Reichsbürger“ sind nicht lustig, GWUP-Blog am 5. Dezember 2015
  • Die Promi-Claqueure des Xavier Naidoo: Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr, GWUP-Blog am 24. November 2015
  • Wir Deutsche sind Kriegsgefangene? Nur 4 Cent für einen Brief? Mimikama am 30. Dezember 2015
  • Gruseliger Jahresrückblick: „Reichsbürger“, Querulanten und andere Verpeilte im Video, GWUP-Blog am 1. Januar 2016
  • Souveränität Deutschlands: Personalausweis, Seelenlachen am 10. Juli 2015
  • Souveränität Deutschlands: Friedensvertrag, Seelenlachen am 29. Juli 2015
  • Bewaffnete Bürgerwehr hält USA in Atem, Huffington Post am 4. Januar 2016
  • Staat der „Reichsbürger“ und Demokratieverdrossenen: „Fürstentum Germania“ ging 2009 schnell unter, Märkische Allgemeine am 4. Januar 2016
  • Ein Handbuch soll den richtigen Umgang mit „Reichsbürgern“ erklären, Süddeutsche am 4. Januar 2016
  • Peter Fitzek macht Werbung für „Reichsbürger – ein Handbuch“, Eisenfraß: ironleafs und andere „Volksbetrüger“ am 8. Januar 2016
  • Nachtrag zu Peter Fitzek und dem Reichsbürger-Handbuch, Eisenfraß: ironleafs und andere „Volksbetrüger“ am 9. Januar 2016

16 Kommentare

  1. Hallo
    Zwei Fragen:sollte der untere Linke nicht ’schlagzeilen’statt .’schagzeilen’lauten?
    Und steht auf dem dödeligen Ausweis ‚diensrang‘? Mir unterlaufen in meiner Muttersprache aehm Reichsbürgerlandessprache ja auch mal Fehler…aber auf einem Dokument????

  2. @Sceric:

    a) Danke, werde ich korrigieren.

    b) Ja, dieser „Ausweis“ ist ein Phantasiedokument eines „Reichsbürgers“. Zu deren Orthografie steht in dem besagten Handbuch u.a.:

    << Die 'Schreiben zeichnen sich in erster Linie durch eine chaotische handschriftliche Gestaltung, Unübersichtlichkeit sowie durch die fehlende Beherrschung der deutschen Grammatik und Sprache aus'. Rechtliche Begriffe werden in einer 'pseudorechtlichen Fantasiesprache' wahllos aneinandergereiht. <<

  3. Wenn die Behörden Zeit für solche Leute aufwenden, dann dürften sie ein großes Problem sein. Wie viele können es denn eingentlich sein? Ein paar Tausend? Zehntausend? Wie konsequent sind diese Leute in ihrem Verhalten wirklich?
    Die Behörden tun so, als ob ein Vortrag, diese Leute beeindruckt.

  4. Weil’s grad passt: Das Handbuch (heilig) für alternativ- und paraesoterische Gurus:

    http://FSMoSophica.org/das-buch-zum-blog

    [SPAM]

  5. @Randifan

    Die von Ihnen gestellten Fragen werden eigentlich recht gut im Handbuch erklärt und erläutert.

    Ich hätte aber eine Frage an Sie:
    Wieso vermuten Sie, dass das Institut dieses Handbuch vorallem deswegen anfertigte, damit Personen der Reichsbürgerbewegung beeindruckt werden sollen?

  6. Kleiner Malus: Unter den Autoren des Handbuchs ist eine „Heilpraktikerin für Psychotherapie“ … O.o

    Fetter Bonus: Jetzt verweist sozusagen ein Dokument des Verfassungsschutzes in einer Fußnote auf psiram.com und sonnenstaatland.com in einem Atemzug – und zwar als Surftipp! :D

  7. << Die ‘Schreiben zeichnen sich in erster Linie durch eine chaotische handschriftliche Gestaltung, Unübersichtlichkeit sowie durch die fehlende Beherrschung der deutschen Grammatik und Sprache aus’. Rechtliche Begriffe werden in einer ‘pseudorechtlichen Fantasiesprache’ wahllos aneinandergereiht. <<

    Wenn man einen Kommentar zur Zivilprozessordnung aufschlägt, findet man dort eine fast identische Beschreibung sogenannter "querulatorischer Eingaben".

  8. Wie die Geschichte mit dem Gerichtsvollzieher gezeigt hat, langen die Reichsbürger sogar richtig hin. Die sind doch ein etwas anderes Kaliber als die Facebook-Liker die bei den übrigen Verschwörungsschwurbeleien mitmachen. Vielleicht sollte man deshalb von Seiten der Behörden endlich in die Offensive gehen.

  9. @steeph:

    Verbindlichsten Dank.

  10. << Zwei mit Haftbefehl gesuchte Angeklagte im Prozess gegen Mitglieder des „Deutschen Polizeihilfswerks“ wurden jetzt ausfindig gemacht. << http://www.sz-online.de/nachrichten/reichsbuerger-verhaftet-3293681.html

  11. << Reichsbürger radikalisieren sich << http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1039714/

  12. Noch was zur Reichsbürger-Plage:

    Reichsbürger fahren jetzt Autos mit “MENS:CH” Kennzeichen

    http://justillon.de/2016/01/reichsbuerger-fahren-jetzt-autos-mit-mensch-kennzeichen/

  13. Pingback: Lesestoff am Sonntag, 10. Jänner 2016 mit 20 Artikeln - Der Webanhalter

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