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Häppchen für den Hai: Bella Luna ist da

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„Schwangerschaft durch Gedankenkraft.“

Eine Überschrift, die den Leser sofort packt. Was will uns dieser lässig hingeworfene Satz bedeuten? Was erwartet uns in dem zugehörigen Artikel?

Ein esoterisches Pendant zur biblischen Weihnachtsgeschichte (die Jahreszeit würde immerhin passen)? Die zehn besten Ausreden für lebenslustige Ehefrauen, deren Gatte seit zwei Jahren auf einer Ölbohrinsel im Kaspischen Meer weilt? Oder packt gar Uri Geller über seine weiblichen Groupies aus?

Nichts von alledem. Sondern bloß langweiliger Biedersinn à la „Nicht verzagen [wenn es nicht klappen will mit dem Babyglück], denn das macht Sie unglücklich – was wiederum die Chancen verringert.“

Ach so. Thematisch gehört der platte Zweispalter zur Rubrik „Die Kraft der Wünsche“ in der neuen Eso-Postille Bella Luna. Aber selbst unsere putzigen Wünschelwichte gehen dort am Stock.

„Traumhaus gesucht? So finden Sie es …“ springt uns der nächste erregende Kurzbericht an. Und wiederum verpufft die schöne Verheißung sogleich in Beschwichtigungs-Dampfplauderei:

Zunächst mal: Natürlich sollten Ihre Vorstellungen realistisch sein. Eine 250-qm-Villa für 500 Euro Kaltmiete werden Sie nicht finden. Doch die brauchen Sie wahrscheinlich auch nicht unbedingt.“

Nicht? Wieso nicht? Und was heißt hier „realistisch“? Wenn ich Realismus will, kaufe ich Bauen&Wohnen und nicht Bella Luna, die Zeitschrift für …

Ja – für wen oder für was eigentlich? Das ist das wahrhaft Mysteriöse an dem gerade inkarnierten Kiosk-Sternchen. Für 13-Jährige, denen die Hexen- und Astro-Storys in Mädchen oder Bravo Girl zu anspruchsvoll sind?

In diese Richtung weisen jedenfalls News wie „Energieschub für depressive Katzen“:

In den kalten Winterwochen wirken Katzen oft traurig und lustlos. Verhelfen Sie Ihrem Liebling doch zu einer neuen Portion Lebensfreude … Zünden Sie die [gelbe] Kerze an und wiederholen Sie 7-mal diesen magischen Spruch: Ich wärme ihre Seele, verbanne den Schmerz, lass Sonne leuchten direkt in ihr Herz.“

Leider gibt’s keinen Spruch für depressive Bella-Luna-Leser, die während der Lektüre gewiss ebenfalls traurig und lustlos wirken – aber das können wir ja bei der Leserbefragung auf Seite 60 mal vorschlagen.

Immerhin gehört in der Redaktion anscheinend das Büchlein „Sag’s in Reim und Vers“ zur Grundausstattung eines jeden Mitarbeiters (oder dieses populäre Reim-Lexikon kann mittlerweile auch aus der Akasha-Chronik mental abgerufen werden). Weitere Kostproben des aneinander gereihten Knopfdruck-Vokabulars:

Unser Streit wird vergehen, die Liebe bestehen.“ (Gegen ständigen Streit in der Beziehung)

Oder:

Es wird uns nicht mehr langweilig sein, denn neue Leidenschaft zieht ein. (Neue Leidenschaft)

Oder:

Krankheit vergeht, Glück wird kommen, Beschwerden und Pein werden genommen. (Unterstützung für liebe erkrankte Menschen)

Ich geb’s zu: Bevor ich mich getraut habe umzublättern, habe ich den zweiten Teil dieses Narrenkäppchen-Verses dreimal laut aufgesagt – hat aber nix genutzt.

Die Pein ging unvermittelt weiter, und zwar in Gestalt einer „übersinnlichen Ermittlerin“, die „ihre spirituellen Kräfte nutzt, um Licht in ungeklärte Mordfälle zu bringen“. Und an dieser Stelle können wir nun unsererseits Licht in die rätselhafte Titelzeile dieses Blog-Beitrags bringen. Denn das Opfer des ungelösten Kriminalfalls, in den Tracy Higgs, „Psychic Detective“, mit ihrer transzendentalen Pupille blickt, wurde im Körper eines Raubfischs gefunden.
Headline der absurden Räuberpistole:

Er endete als Häppchen für den Hai …“

(Das reimt sich übrigens auf „Eins, zwei, Freddy kommt vorbei“, aber wir wollen die lieben Kolleginnen ja nicht auf noch mehr dumme Gedanken bringen …)

Spätestens an dieser Stelle verabschieden sich auch die letzten Neuronen in das Nirwana, in dem Bella Luna produziert wird. Nach 62 Seiten regt sich merkwürdigerweise weder skeptischer Verdruss noch spirituelle Begeisterung – sondern gar nichts.

Ein Hauch der längst verblichenen Pro-Sieben-Esoterikshow „Talk X“ durchweht dieses irgendwo in der Zwischenwelt angesiedelte Heft. „Talk X“ brachte es wundersamerweise selbst zur Hoch-Zeit des Laber-Fernsehens nur auf einige wenige Folgen. Dann war Schluss. Denn dieses telemediale Wortabwasser war vollkommen und total überflüssig. Einfach nur scheiß-egal.

Und das bringt uns wieder zurück zur Erstausgabe von Bella Luna. Auf Seite 26 soll eine Art Hellseher und Kim-Anne Jannes-Verschnitt den Leserinnen und Lesern erklären, „was Sie bei einer Sitzung mit einem Medium beachten sollten“. Top-Tipp des Mannes:

Den gesunden Menschenverstand einschalten.“

Guter Rat. Dass dann aber keiner mehr Bella Luna kaufen würde, scheint nicht mal die Redaktion zu stören.

Zum Weiterlesen:

Ein Kommentar

  1. …aber die englische „Bella Luna“-Vorlage (vgl. Pressemitteilungen) macht doch Spaß: http://www.fateandfortunemagazine.co.uk – speziell die Story mit dem Poltergeist und dem Truthahn.

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