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Australien geht Impfgegnern an den Geldbeutel, während die WHO herumschwafelt

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Zur Frage nach der effektivsten Impfaufklärung haben sich jetzt auch Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geäußert.

In dem Medizinjournal Vaccine skizzieren sie zum Teil nebulöse Aktionspläne, etwa

Proaktive Vorbereitung und schnelle Reaktionen, indem Hotspot-Gebiete für Impfskepsis erkannt, beurteilt und angegangen werden“,

von denen niemand weiß, wer das hierzulande konkret wie und mit welchen Mitteln leisten soll.

Als sinnfälligere Ergänzung dazu befasst DocCheck sich mit dem Drei-C-Modell:

Hierin werden die möglichen Gründe für Impfskepsis einer von drei Kategorien zugeordnet – confidence, complacency und convenience„,

schreibt die Medizin-Journalistin Dr. Annuka Aho-Ritter bezugnehmend auf den Vaccine-Aufsatz „Vaccine hesitancy: Definition, scope and determinants“:

  • Zuversicht (confidence) bedeutet nicht nur, Vertrauen in die Sicherheit und Wirksamkeit eines Vakzins zu haben, sondern auch in das Gesundheitssystem und dessen Mitarbeiter sowie in die Entscheidungsträger, die über die notwendigen Vakzine urteilen.
  • Selbstzufriedenheit (complacency) besteht dann, wenn das vermeintliche Risiko für durch Impfschutz vermeidbare Krankheiten gering ist und eine Impfung als unnötige Schutzmaßnahme angesehen wird.
  • Convenience wiederum wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, beispielsweise durch Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit, Erreichbarkeit […]

Die drei Cs sind nicht nur abstrakte Konzepte aus einem WHO-Bericht, sondern spielen auch in Deutschland eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine Impfung.

Der 2012 veröffentlichten Infektionsschutzstudie der BZgA zufolge hat etwa ein Drittel (31 Prozent) der befragten Deutschen zumindest teilweise Vorbehalte gegenüber dem Impfen, 8 Prozent stehen dem Impfen eher ablehnend gegenüber – in Westdeutschland ist der Anteil der Impfskeptiker übrigens doppelt so hoch wie in Ostdeutschland.

Als Gründe gegen eine Impfung gaben 48 Prozent an, dass sie die Krankheit, gegen die sie geimpft werden sollten, als nicht besonders schwer einschätzten (complacency). 35 Prozent verzichteten aus mangelndem Vertrauen in die Wirksamkeit auf eine Impfung, 33 Prozent fürchteten sich vor Nebenwirkungen und ein Viertel der Befragten gab an, aufgrund von impfkritischen Medienberichten von einer Impfung abgesehen zu haben (confidence).

23 Prozent war es einfach zu zeitaufwändig, extra für die Impfung einen Arzt aufzusuchen (convenience).“

Das sind gewiss wichtige Erkenntnisse – aber was fängt man damit an?

WHO-Stabsstuben-Geschwafel à la

Vordefinierte Rollen, im Vorfeld bereitgestellte Ressourcen und Krisenbewältigungspläne, die ausgelöst werden können, um Gerüchten und Fehlinformationen zu begegnen, bevor sie die Impfraten beeinträchtigen“

hilft vermutlich nicht weiter.

Die australische Regierung geht deshalb einen radikal anderen Weg:

Wenn einige Familien die Entscheidung treffen, ihre Kinder nicht zu impfen, dann wird das weder von der medizinischen Forschung unterstützt noch sollte dieses Verhalten von den Steuerzahlern unterstützt werden“,

zitiert Spiegel-Online Sozialminister Scott Morrison.

Ab 2016 sollen daher Familien, die ihre Kinder nicht immunisieren lassen, umgerechnet bis zu 9500 Euro pro Jahr und Kind verlieren. Ihnen sollen Gelder für die Kinderbetreuung und bestimmte Steuererleichterungen gestrichen werden. Ausnahmen soll es künftig nur noch aus medizinischen Gründen geben.

Und gleichwohl Impfverweigerer gegen die Regierungspläne „Sturm laufen“, dürfte das Gesetz …

… mit überwältigender Mehrheit und ohne Änderungen vom Parlament in Canberra verabschiedet werden.“

Zum Weiterlesen:

  • Impfskeptiker: Es juckt am C, doccheck am 15. September 2015
  • Australien will Impfgegnern Geld streichen, Spiegel-Online am 17. September 2015
  • Fight the Anti-Vaccine Rhetoric With Science, Huffington Post am 25. August 2015
  • Neue Studie: Impfpflicht möglicherweise kontraproduktiv, GWUP-Blog am 26. August 2015
  • Impfen: „Warum ich nicht mehr diskutiere und was die böse Farmafia damit zu tun hat”, GWUP-Blog am 11. August 2015
  • Neue Studie zur Impfaufklärung: Proaktiv auf die Gefahren der Unterlassung hinweisen, GWUP-Blog am 4. August 2015
  • Wie sich Impfgegner umstimmen lassen, spektrum.de am 3. August 2015
  • Impfen: Wie skeptische Eltern ihre Meinung ändern, Spiegel-Online am 4. August 2015
  • Was tun gegen Impfgegner? Jetzt sind Emotionen gefragt, GWUP-Blog am 18. Februar 2015
  • Impf-Aufklärung: Persönliche Storys zählen mehr als Fakten, GWUP-Blog am 20. März 2015
  • Jenny McCarthy, ein Shitstorm und die Frage nach der besten Impfaufklärung, GWUP-Blog am 17. März 2014

4 Kommentare

  1. Wenn Aberglaube teuer wird. Schauen wir mal, wie viel das bringt.

  2. Ich schätze die aufklärerische Arbeit der GWUP und bewundere die Entscheidung der australischen Regierung.

    Aber ein Satz wie

    „WHO-Stabsstuben-Geschwafel à la

    Vordefinierte Rollen, im Vorfeld bereitgestellte Ressourcen und Krisenbewältigungspläne, die ausgelöst werden können, um Gerüchten und Fehlinformationen zu begegnen, bevor sie die Impfraten beeinträchtigen”

    hilft vermutlich nicht weiter.“

    stimmt mich als ehemaliger „Frontkämpfer“ der WHO sehr, sehr traurig.

    Dieses „Stabsstuben-Geschwafel“ hat immerhin dazu geführt, dass wir die Pocken ausrotten konnten und bei Polio kurz davor stehen.
    Unser Kampf wird nämlich zu großen Teilen in Ländern ausgetragen, die – anders als Australien – über keine funktionierende Regierung und keine aufgeklärt denkende Bevölkerung verfügen.

    Dieses „Stabsstuben-Geschwafel“ führt auch dafür, dass wir auch in Krisen- und Kriegsgebieten unserer Arbeit nachgehen können und lebend wieder heim kommen.

    Welche Folgen nämlich Gerüchte haben können, ist bei der Ebolaepedemie Anfang des Jahres wieder einmal offenkund geworden: Medizinisches Personal wurde plötzlich (natürlich regional begrenzt) als Schuldiger an der Katastrophe betrachtet und angegriffen.

    Die Welt ist nicht Australien. Leider.

  3. PS: Wir wissen auch nicht, ob die nächste oder übernächste demokratisch gewählte australische Regierung die ganze Geschichte ganz anders sieht und plötzlich Boni verteilt, wenn man sich mit Krebs zunächst beim Heilpraktiker homöopathisch behandeln lässt.

    Unfug? Dann kennen sie Thabo Mbeki nicht.

    Auch für solche Eventualitäten werden in „WHO-Stabsstufen“ Vorbereitungen getroffen („Geschwafelt“), damit medizinische Errungenschaften nicht durch den unwissenschaftlichen Irrsinn Einzelne zurückgeworfen werden können.

  4. @Dr. Gampe:

    Haben Sie vielen Dank für Ihre Anmerkungen.

    Sie haben natürlich recht, was „Krisen- und Kriegsgebiete“ sowie s.g. „Entwicklungsländer“ angeht.

    Ich habe den „Vaccine“-Aufsatz dagegen in erster Linie auf hiesige (europäische und amerikanische) Verhältnisse übertragen, wo mir weder klar ist, was diese STAGE-Formulierungen inhaltlich genau bedeuten noch wer das in einem demokratischen Staat mit zahllosen Partikularinteressen vermitteln soll (so steht es ja auch in meinem Beitrag).

    In dem „Vaccine“-Text heißt es auch ausdrücklich „particularly in Europe“ und „WHO Euro“ – und das ist mir völlig unklar, warum dann keine europäische Strategie geschildert wird, sondern „Stabsstuben-Geschwafel“ für Krisen- und Kriegsgebiete?

    Ich räume indes gerne ein, dass ich nicht alle Teilaufsätze der „Vaccince“-Sonderausgabe intensiv gelesen habe – das war sicher ein Versäumnis von mir, nur die beiden Texte herausgenommen zu haben, auf die DocCheck konkret Bezug nimmt.

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