Kaum hat dieser Tage die Promi-Designerin Sarah Kern ihr irrationales Faible für wundersam geldvermehrende Geheimbünde eindrucksvoll unter Beweis gestellt, ereilt uns schon die nächste Nachricht aus dem Reich der Arm- und Schwarmgeister: Lady Gaga ist anscheinend genau so drauf, wie ihr Künstlername es schon vermuten lässt.
Während Mariah Carey bloß auf neuen Toilettensitzen und goldenen Wasserhähnen besteht und Madonna auf ihren Tourneen spezielles Kabbala-Wasser bevorratet, ist es für Stefani Joanne Angelina Germanotta alias Lady Gaga „wichtig, sicher vor Geistern zu sein“, meldet der Focus. Tausende Pfund soll das Pop-Huhn für Geisterjäger ausgegeben haben. Deren Auftrag sei es, Hotels und Auftrittsorte auf paranormale Geschehen zu inspizieren. Die Sangesdiva habe sich zudem ein E-Feldmeter zugelegt, um damit auch selbst nichtmenschlichen Entitäten nachzuspüren.
Sogar die O2-Arena in London hat Lady Gaga im Sommer auf „negative Schwingungen“ untersuchen lassen:
Dan Webb, Geschäftsführer der beauftragten Geisterjägerfirma, sagte: ,Als ich die Bestellung erhielt, hatte ich keine Ahnung, von wem die kam. Dann habe ich bemerkt, wer in der O2-Arena auftreten sollte. Vor jedem Auftritt muss diese Prozedur durchgeführt werden.'“
Stars und ihre Eso-Spleens – leider ein endloses Kapitel. Ob „magische“ Ringe (Britney Spears), Standleitungen zur Wahrsagerin (Demi Moore) oder Schutzengel-Tattoos (Justin Timberlake): Wer mit Traumwelten Geschäfte macht, ist anscheinendselbst schwer anfällig für jede Hirnfraß-Deutung des Alltags. Darüber haben wir an dieser Stelle schon mal berichtet.
Warum aber ist das so? Das fragten wir vor zwei Jahren – wenn auch in anderem Zusammenhang – einen, der sich mit sowas auskennt: den TV-Produzenten, Schauspieler und Moderator Hugo Egon Balder. Seine Erklärung:
Es gibt nur wenige Jobs auf dieser Welt, mit denen du in relativ kurzer Zeit reich, berühmt, bekannt, beliebt und bewundert wirst, auch wenn du Probleme mit Wörtern bekommst, die mehr als drei Silben haben. Selbst der größte Volldepp wird plötzlich in Talkshows eingeladen und darf seinen Senf zu politischen, gesellschaftlichen oder psychologischen Würstchen geben. Das ist eine einmalige Aufstiegschance. Entsprechend groß ist die Konkurrenz, entsprechend gnadenlos der Konkurrenzkampf. Diesen Stress ertragen viele besser, wenn sie das Gefühl der Kontrolle über sich und das Universum haben.“
Oder auch nur über ihren Alkohol-Konsum. So soll Julia Roberts einem Bild-Reporter vorm Münchner Oktoberfest geraten haben: „Trinken Sie viel Bier – aber lächeln Sie Ihre Leber an! Dann kann Ihnen nichts passieren.“ So so. Das indes scheinen ihr nicht mal die wohlmeinendsten Medien zu glauben:
Wären wir nicht alle froh, wenn unsere krebskranken Lieben einfach ihren Tumor lieb anlächeln und sie dann ganz schnell wieder gesund werden? So läuft der Hase!“
Zum Weiterlesen:
- Nicht ohne mein Medium, Welt-Online am 11. Januar 2013
9. Oktober 2010 um 08:44
Bei Lady Gaga bin ich überzeugt, daß das nur Imagepflege ist. Geschäft.
9. Oktober 2010 um 14:02
Fängt eine prominente Person an, über Gott oder Jesus zu reden, gilt sie als religiös und wird akzeptiert , aber wenn die selbe Person über Geister, UFOs und esoterisches Zeug fasselt, gilt sie als verrückt.
Der christliche Glaube wird viel eher akzeptiert, als esoterischer Aberglaube.
10. Oktober 2010 um 07:00
Ich schließe mich der Meinung von Ulf an. Marketing, aufgebauscht von BILD, und abgedruckt, abgedruckt, abgedruckt. Jetzt auch im Skeptiker :-)
10. Oktober 2010 um 07:25
Lieber Herr Harder, das ist ja wirklich ein netter Beitrag, der nur einen Nachteil hat: die Geschichte hat sich so wie geschildert nie zugetragen. Eine gute Zusammenfassung der Fakten liefert dieser Link: http://londonist.com/2010/07/the_ghost_and_lady_gaga.php
Also bitte das nächste Mal etwas skeptischer sein, spseziell gegenüber Artikeln eines bekannten Münchner Nachrichtenmagazins.
10. Oktober 2010 um 09:28
@Ralf Bülow: Vielen Dank für den Hinweis. Sollte es so sein, bliebe immerhin ein nettes Beispiel für die Entstehung einer modernen Sage übrig.
Wie auch immer: Von Lady Gagas Geisterglauben ist in dem Artikel gar nicht so sehr die Rede, nur von einer anscheinend nicht-existenten Ghosthunter-Firma. Dass die Dame eine gewisse Affinität zum Übersinnlichen pflegt (und darum geht es in dem Blogging in allererster Linie), tut sie hin und wieder auch selbst kund:
http://www.news.com.au/entertainment/music/lady-gaga-said-her-dead-auntie-joannes-ghost-saved-her-from-cocaine-addction/story-e6frfn09-1225827696081
10. Oktober 2010 um 10:13
Lieber Herr Harder, jetzt weichen Sie aber aus. Es ging darum, ob Lady Gaga auf Geisterjagd ging, eine Story, die im Mai (!) von einer englischen Boulevardzeitung in die Welt gesetzt wurde:
http://www.mirror.co.uk/celebs/news/2010/05/30/lady-gaga-calls-in-the-ghostbusters-115875-22295642/
Die Geschichte wurde (siehe mein voriges Posting) Anfang Juli als reichlich dubios nachgewiesen, was Ihre Kollegen vom „Focus“ nicht davon abhielt, sie zu recyceln. Der Hinweis jetzt auf die tote Tante scheint mir ebenso zweifelhaft zu sein, er entspringt offenbar einer schnell getippten Biographie. Ich bin kein Lady-Gaga-Fan, aber bei solchen „Beweisen“ werde ich eben doch skeptisch.
10. Oktober 2010 um 11:27
@Ralf Bülow: Durchaus nicht – es ging in erster Linie um Promis und Esoterik, und Lady Gaga war einer von mehreren Aufhängern. Möglicherweise ein unzutreffender, daran gibt es ja nichts zu deuteln.
14. Oktober 2010 um 07:55
Tja, was solls’s,
Herr Wulf sagt ja auch in seinen Reden:
Gott mit Deutschland!
Das ist grundsätzlich auch nichts anderes als der Unsinn von sogenannten Berühmten!
In einer Demokratie darf halt jeder Depp etwas sagen, je verschrobener um so besser für die Medien.