Irgendwie seltsam, oder?
In „Illuminati“ schreibt Dan Brown quasi aus der Sicht eines Verschwörungstheoretikers und spinnt ein weltumspannendes Komplott dieses uralten Geheimbundes. In „Das Verlorene Symbol“ nimmt er einen anderen Geheimbund, nämlich die Freimaurer, gegen populäre Verschwörungsmythen in Schutz. Wieso eigentlich?
Diese Frage haben wir dem obersten deutschen Freimaurer gestellt. In einem Interview, das in der nächsten Ausgabe der GWUP-Zeitschrift Skeptiker (1/2010) erscheint, zitiert Prof. Rüdiger Templin, Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland, aus einem Brief, den Dan Brown an die US-Freimaurer schrieb:
„In einer Welt, in der Menschen sich bekriegen wegen der Frage, wessen Definition von Gott die richtigste ist, kann ich gar nicht genügend ausdrücken, welch tiefen Respekt und Bewunderung ich für eine Organisation hege, in der Männer unterschiedlicher Glaubensrichtungen in der Lage sind ‚miteinander das Brot zu brechen’ in einem Band von Brüderlichkeit, Freundschaft und Kameradschaft.“
Die Illuminaten, die im 18. Jahrhundert ähnlich hehre Ziele verfolgten, treten bei Dan Brown dagegen als „gefährlichste antichristliche Macht auf Erden“ auf. Was unterschied eigentlich die historischen bayerischen Illuminaten von den Freimaurern? Templin:
„Illuminaten und Freimaurer sind nicht gleichzusetzen, auch wenn es personelle Überschneidungen gab. Es ist richtig, auch der Illuminatenorden wandte sich den freiheitlichen Idealen der Aufklärung zu. Allerdings war die Gründung 1776 eine Art Rebound-Effekt zu dem weitreichenden dogmatischen Einfluss der Jesuiten, vor allem an den Hochschulen.
Die Illuminaten hatten eine eindeutig antiklerikale Struktur und ein politisches Ziel: den Absolutismus abzuschaffen oder zumindest mit liberalen Ideen zu durchwirken. Das sind zwei Merkmale, die sich von den Alten Pflichten der Freimaurerei von 1723 deutlich unterscheiden. Denn die Freimaurer als Organisation machen keine Politik und verstehen sich auch nicht als Alternative zu einer Kirche oder Religion.“
Das sehen Konspirations-Fans natürlich etwas anders. Die letzte Weltkonferenz der Freimaurer-Großmeister etwa fand 2009 in Gabun statt. Was wird bei solchen globalen Treffen besprochen?
„Jedenfalls nicht, wie man eine Regierung stürzen oder die Wirtschafts- und Finanzkrise noch weiter verschärfen könnte – also nichts von alledem, was Verschwörungstheoretiker sich vorstellen. Es ging zum Beispiel um die Förderung von Bildung und Aufklärung unter andersartigen gesellschaftlichen Bedingungen, etwa in islamischen Staaten oder in Entwicklungsländern. Auch Klima und Umwelt waren große Themen.“
Tatsächlich findet sich zum Beispiel im Focus-Archiv eine entsprechende Meldung:
„Die magere Bilanz des Kopenhagener Klima-Gipfels ruft jetzt eine Organisation auf den Plan, die bislang nicht für ihr Engagement im Naturschutz bekannt war: die Freimaurer. Nach Focus-Informationen will der Geheimbund der Freimaurer künftig gegen die Erderwärmung kämpfen.“
Na, wer hätte das gedacht?
Aber was ist mit der One-Dollar-Note? Der Pyramide? Oder dem düsteren Freimaurer-Ritual, das gleich zu Beginn von „The Lost Symbol“ detalliert beschrieben wird?
Die Antworten gibt’s im nächsten Skeptiker, der dieser Tage in Druck geht.
Zum Weiterlesen:
- Matthias Pöhlmann (2008): Freimaurer: Wissen was stimmt. Herder-Verlag, Freiburg.