Mitte Dezember haben wir über eine Petition gegen eine geplante staatliche Waldorfschule in Hamburg berichtet.
Heute schreibt auch die Süddeutsche Zeitung über „Steiner vom Staat“ und zitiert den Petitions-Initiator und Skeptiker-Autor André Sebastiani mit dem schönen Satz:
Mit Esoterik löst man keine sozialen Probleme.“
Das Hamburger Projekt sei außerdem „ein Angriff auf die Wissenschaft“.
Ein Auszug aus dem SZ-Artikel:
Die Anthroposophie als Lehre vom Menschen wendet sich explizit gegen den Materialismus der modernen empirischen Wissenschaften. Dazu gehört unter anderem die Vorstellung Steiners, der Mensch entwickele in sogenannten Jahrsiebten einzelne „Wesensglieder“: In den ersten sieben Jahren bilde sich der physische Leib; Kinder in diesem Stadium sollen vor allem durch Nachahmung lernen. In den nächsten Jahren entwickle sich der Ätherleib, anschließend der Astralleib. Erst dann sei das Ich herausgebildet.
Kritiker halten diese Ideen Steiners für ebenso widerlegt und unvereinbar mit wissenschaftlichen Erkenntnissen wie seine Annahme, es gebe Geisterwesen und Reinkarnation – oder seine Behauptung, er habe sein Wissen teilweise durch eine Art Hellsehen gewonnen.“
Zum Weiterlesen:
- Steiner vom Staat, Süddeutsche Zeitung am 28. Januar 2013
- Petition gegen eine geplante staatliche Waldorfschule, GWUP-Blog am 13. Dezember 2012
- „Waldorf-Schule“, Hoaxilla-Podcast Nr. 107 vom 18. November 2012
- Erste deutsche staatliche Waldorfschule: Wirbt Christian Füller (taz) für die ‘Sekte’ Anthroposophie? Ruhrbarone am 31. Januar 2013
28. Januar 2013 um 15:53
Was für euch vielleicht auch interessant sein könnte, ist die Tatsache, dass die Vereine „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“ und „EOS – Erlebnispädagogik“ die sich unter anderem auch auf Steiner berufen, in Bayern als Träger für das freiwillige soziale Jahr zugelassen sind ( http://www.stmas.bayern.de//ehrenamt/fsj/traeger.php ).
28. Januar 2013 um 16:35
Das obige Zitat aus der SZ zeigt auch wieder deren krampfhafte Ausgewogenheit, selbst hier zwischen esoterischem Unfug und Wissenschaft.
So wird dem Quatsch eine gleichwertige Bedeutung zugeschrieben, die mithilft, ihn gesellschaftlich zu etablieren. Beim pseudokritisch-linksliberalen Blatt für das gebildete Kleinbürgertum kann man sich´s halt auch nicht mit seiner Kundschaft verscherzen.
28. Januar 2013 um 17:47
@ pederm
hier ein wenig deutlicher (vielleicht schaut sich die SZ das demnächst mal ab):
–
„Man kann nicht nur ein ‘bisschen’ Waldorf sein
Prof. Dr. Stefan T. Hopmann, Bildungswissenschaftler an der Universität Wien, über Waldorfschule, Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Das Interview führte Andreas Lichte für die Ruhrbarone.
(…)
Lichte: noch einmal zur Jahrsiebtelehre – von 0–7 Jahre wird der physische Leib entwickelt, von 8–14 Jahre der Ätherleib, von 15–21 Jahre der Astralleib, vom 21 Lebensjahr an endlich das „Ich“ – erst dann ist der Mensch ein Mensch. Was sagen Sie zu Steiners Mensch aus dem Esoterik-Baukasten?
Hopmann: Wir leben in einer freien Gesellschaft. Also hat jede/r das Recht, jeden Unfug zu glauben. Nur sollten sich Eltern, die ihr Kind einer Waldorfschule anvertrauen, darüber im klaren sein, dass sie dann einer Pädagogik vertrauen, die ein heilloses Gebräu esoterischer Glaubenssätze über Drüsen, Zahnentwicklung, astrologischen Einflüsse und ähnliches ist, das von der modernen Kinderpsychologie und der aktuellen Lehr-Lern-Forschung durchweg als durch nichts begründbarer Unsinn abgelehnt wird. Entschiedene Waldorfianer wird das nicht anfechten: Wie alle Sekten sind sie gegen widersprechende Wissenschaft immun.
(…)“
zum vollständigen Interview: http://www.ruhrbarone.de/waldorfschule-„man-kann-nicht-nur-ein-»bisschen«-waldorf-sein“/
28. Januar 2013 um 18:06
Wir haben uns auf unserer letzten Jahrestagung u.a. mit dem fragwürdigen Bildungskonzept und den dubiosen weltanschaulichen Grundlagen (Wurzelrassen etc) beschäftigt. Gerade letzteres kommt in der öffentlichen Diskussion immer noch zu kurz. Mehr über die dubiosen ideologischen Grundlagen von Anthroposohie und Waldorf-Pädagogik („Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister.
Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die
Waldorfpädagogik“) findest Sie auf unserer Hoepage unter http://www.sektenwatch.de/drupal/sites/default/files/files/anthroposohie_wurzelrassen.pdf
29. Januar 2013 um 05:41
Und dann gibt es noch „Steiner-Universitäten“ siehe z.B.
http://www.alanus.edu/1516.html?&L=0&tx_ttnews%5Btt_news%5D=335&cHash=ad103fe20fde3b9042f039749be57a4f
30. Januar 2013 um 11:05
Bis zur taz ist’s leider noch nicht vorgedrungen. http://taz.de/Erste-staatliche-Waldorfschule/!110015/
30. Januar 2013 um 14:59
liebe mitmenschen,
für Ihren tapferen Einsatz vor allem der Waldorfbewegung gegenüber sei Ihnen auch von mir (Evangelischer Pfarrer) gedankt. Es ist wirklich Zeit, daß die Girlanden des „Besondern, Alternativen“ bei diesen fragwürdigen Einrichtungen aufgedröselt werden.
Gruß
Lutz Keil
31. Januar 2013 um 12:44
@ Jo & alle
ein Antwort-Artikel auf den taz-Blödsinn:
–
„Erste deutsche staatliche Waldorfschule: Wirbt Christian Füller, taz, für die ‘Sekte’ Anthroposophie?
Regelmässig erfreut die taz ihre anthroposophischen Leser mit der Beilage „taz THEMA Anthroposophie“. Nun wirbt Christian Füller in der taz-Rubrik „Zukunft – Bildung“ für ein höchst umstrittenes Schulprojekt, die erste „staatliche Waldorfschule“ Deutschlands, als „Zukunftsmodell für das Bildungswesen“. Wirbt Christian Füller damit für die, Zitat Prof. Hopmann, „Sekte“ Anthroposophie?
Christian Füller beginnt seinen Artikel so: „Die Nachrichtenlage ist unübersichtlich, was die staatliche Waldorfschule in Hamburg anlangt. Ein Rudolf-Steiner-Hasser aus Bremen sammelt Unterschriften, um die Schule zu verhindern.“ Quellenangaben – z.B. einen einfachen link – hält Christian Füller offensichtlich nicht für nötig, um die „Nachrichtenlage“ zu verbessern, stattdessen versucht er es mit einer Unterstellung: „Rudolf-Steiner-Hasser aus Bremen …“.
Nein, André Sebastiani, Gastautor der Ruhrbarone, und Initiator der Petition „Gegen die geplante staatliche Waldorfschule in Hamburg“ ist kein „Steiner-Hasser“. Sebastiani interessiert sich als Lehrer einer öffentlichen Schule in Bremen für „Bildung“. Irgendwann stiess er auf das Thema „Waldorfschule“ und hat sich seitdem intensiv damit auseinandergesetzt, wie bei den Ruhrbaronen hier nachzulesen ist: Waldorfschule: Versteinerte Erziehung.“
weiter beim Blog „Ruhrbarone“: http://www.ruhrbarone.de/erste-deutsche-staatliche-waldorfschule-wirbt-christian-fueller-taz-fuer-die-sekte-anthroposophie/