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„Ausgemachter Humbug“: Prof. Edzard Ernst über Detox

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Bei welcher Gelegenheit hat Edzard Ernst gleich nochmal den damaligen Prinz Charles als „Schlangenölverkäufer“ tituliert?

Richtig – als es um eine „Detox Tincture“ ging, eine bizarre Mischung aus Löwenzahn und Artischocken, die 2009 von seiner Hoheit als Nahrungsergänzungsmittel „zur Unterstützung der Ausscheidung von Giftstoffen und zur Förderung der Verdauung“ beworben wurde.

Dass Charles jetzt König ist, macht Detox nicht wirksamer.

In seiner aktuellen Welt+-Kolumne erklärt Ernst, was es damit auf sich hat.

Kurze Zusammenfassung:

  • Das Prinzip des Detox [leuchtet] vielen Konsumenten intuitiv ein. Sicher ist, dass sich in unserem Körper allerlei Schadstoffe ansammeln können, und wer würde diese nicht gerne loswerden?

Glücklicherweise verfügen wir über leistungsfähige Mechanismen. Leber, Lungen, Nieren, Haut entgiften uns ohne Unterlass. Der beste Weg, diese Organe bei ihrer Entgiftungsfunktion zu unterstützen, ist keineswegs ein Detox-Programm; er besteht vielmehr darin, die Zufuhr von Giften abzustellen oder zu reduzieren.

Meine Schlussfolgerung war, dass Detox nicht nur nicht plausibel ist, sondern auch nicht durch belastbare klinische Studien gestützt wird. Bis heute hat sich daran so gut wie nichts geändert.

Aber wieso wurden keine publiziert? Eine plausible Erklärung wäre wohl, dass die Ergebnisse vernichtend negativ ausgefallen sind, und dass die Hersteller der jeweiligen Detox-Therapie daher verhindert haben, dass so etwas an die Öffentlichkeit dringt.

  • Fazit:

Bei genauerem Hinschauen entpuppt sich Detox als ausgemachter Humbug, als Glaubenssache.

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung schreibt heute über einen Detox-Selbstversuch mit Obstsäften:

Mir scheint, der einzig gesicherte Effekt einer Saftkur, ist, dass man Gewicht verliert, die Säfte liefern pro Tag nur rund 800 Kalorien. Und man verliert Geld: Saft für fünf Tage kann zwischen 50 und 150 Euro kosten.

Man muss die Getränke rasch verbrauchen, denn sie sind meist nicht pasteurisiert. So enthalten sie zwar Vitamine, allerdings auch Bakterien. Für den Preis, befinde ich, kann man auch einen Entsafter sowie einen Haufen Obst kaufen.

Zum Weiterlesen:

  • Der fehlgeleitete Glaube an Detox, Welt+ am 3. November 2022
  • Die Lehre der Säfte, FAS am 6. November 2022
  • Detox-Produkte im Check, zdf.de am 31. Oktober 2022
  • „Detox“-Produkte gibt es nicht. So entgiftest du trotzdem richtig, Perspective Daily am 2. Januar 2019
  • Der Detox-Schwindel, futurezone am 21. Februar 2017
  • Video: „Der letzte Dreck wird aus den Poren gezogen“ – die Band zweiraumsilke rappt über Detox, GWUP-Blog am 4. Januar 2019
  • Detox Fußpflaster – teuer, beliebt, wirkungslos, medwatch am 18. Januar 2022
  • Fasten – Heilfasten – Entschlacken – Entgiften, Gute Pillen, schlechte Pillen 2/2016
  • Podcast „Grams‘ Sprechstunde“: Detox – Müssen wir entgiften? GWUP-Blog am 4. Februar 2022
  • Warum “Entschlacken” Unsinn ist, GWUP-Blog am 2. Januar 2012
  • Skeptisches Entschlacken, GWUP-Blog am 23. Januar 2010
  • “Schlacken” gibt es nicht, GWUP-Blog am 26. April 2011
  • Detox: Der Mythos von der bösen Schlacke, SPON am 5. April 2013
  • Prinz Charles, der Schlangenölverkäufer, GWUP-Blog am 26. Juli 2011

2 Kommentare

  1. „…Saft für fünf Tage kann zwischen 50 und 150 Euro kosten…“

    Da muß man den Saft schon in der Apotheke kaufen. Bei Aldi kosten 460kcal (1l) Apfelsaft 0,99€ + Pink Grapefruitsaft gab es letztens bei EDKA 390kcal (1l) auch für 0,99€.

  2. @uwe hauptschueler:

    Das ist aber kein Detox-Saft. Da geht es eher um sowas:

    https://www.kaleandme.de/produkt/5-tage-gemuese-saftkur

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