Aus irgendeinem (vermutlich paranormalen) Grund reißen die guten Nachrichten zum Jahreswechsel nicht ab.
Das populäre Nachrichtenportal medipresse veröffentlicht einen erfreulich sachlichen Homöopathie-Artikel: „Globuli – Wirkstoffe ohne Wirkung?“
Das Fazit:
Aber verschwinden Erkältungen oder Rückenschmerzen tatsächlich nach der Globuli-Gabe – oder fühlt sich der Patient einfach nur besser, weil er an die Heilung glaubt?
Ein Forscherteam um Professor Matthias Egger von der Universität Bern hat 110 Homöopathie- mit 110 Schulmedizin-Studien verglichen und kommt zu dem Schluss: Homöopathische Präparate sind nicht besser als Scheinmedikamente ohne jeden Wirkstoff. Und sofern eine Wirkung vorhanden ist, basiert diese auf purer Einbildung – dem Placebo-Effekt.
Daher warnen die Wissenschaftler davor, auf „echte Pillen“ zu verzichten. Der Placebo-Effekt kann weder heilen, noch Tumoren oder Bakterien stoppen. Er lindert und verbessert lediglich das Befinden – besonders, wenn die Psyche stark beteiligt ist, also bei Schmerzen, Depressionen oder eben Parkinson. Bei schwerwiegenden Krankheiten kann es geradezu tödlich sein, diesen ausschließlich mit einer positiven Erwartungshaltung zu begegnen und eine schulmedizinische Therapie zu unterlassen.
Deshalb sollten gute Homöopath auch wissen, wann sie einen Patienten zum Facharzt schicken müssen.“
Direkt daneben gibt’s noch „Kathis Kolumne“, und zwar zum selben Thema.
Ein Auszug:
Ich bin die Diskussion über die Wirksamkeit der Zuckerkügelchen inzwischen wirklich Leid und überlasse jedem selbst die Entscheidung, was er für richtig hält – auch wenn es schwer fällt.
Denn Sätze wie „Kinder und Tiere können sich eine Wirkung nicht einbilden, das ist doch der Beweis, dass Globuli wirksam sind“ bringen mich regelmäßig auf die Palme. Auch wenn Kinder und Tiere keinen Placebo-Effekt kennen, sagt das noch lange nichts über die Heilkraft der Zuckerkügelchen aus.
Hat denn niemand mal darüber nachgedacht, dass die vermeintlich durch homöopathische Mittelchen Genesenen einfach so, allein mit Hilfe ihrer körpereigenen Selbstheilungskräfte wieder gesund geworden sind?“
Erfahrungsgemäß hat das tatsächlich kaum jemand.
Umso wichtiger ist es, immer wieder darauf hinzuweisen – auch wenn wir es eigentlich Leid sind.
Und noch eine kleine Korrektur: Natürlich gibt es auch bei Kindern und Tieren Placebo-Effekte.
Zum Weiterlesen:
- Homöopathie bei Kindern und Tieren, GWUP-Blog am 5. März 2010
- Bei Tieren gibt es (k)einen Placebo-Effekt, Plazeboalarm am 21. Juli 2010
- Video: Der Placebo-Effekt, Astrodicticum simplex am 10. Februar 2010
- Is there a Placebo Effect for Animals? Science-based Medicine am 25. Oktober 2008
- Tierischer Placeboeffekt, Spiegel-Online am 5. Februar 2011
- Placeboeffekt bei Tieren: Wenn Ratten den Schmerz vergessen, Wissenswerkstatt am 27. Januar 2013
- Stehen Skeptiker auf verlorenem Posten? Esowatch-Blog am 5. Januar 2012
- Warum Homöopathie zu wirken scheint, GWUP-Blog am 9. Oktober 2011
- Credulous reporting on placebo effects strikes again, Orac am 4. Januar 2012
- Bei Tieren kann es keinen Placeboeffekt geben – ein Beweis für die Homöopathie? Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 22. Oktober 2013
- Homöopathie bei Hunden – eine skeptische Auseinandersetzung, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 9. November 2013
5. Januar 2012 um 22:56
schaut mal nen Ansatz der zeigt, dass Tiere viel mitbekommen vom Herrchen/Frauchen und selbstverständlich Tiere auf Signale von Menschen reagieren und das beeinflusst die Wirkung von homöopathischen Mittelchen.
http://www.gehirn-und-geist.de/artikel/1138015&_z=798884?
7. Januar 2012 um 03:42
Ich finde es wirklich nicht mehr lustig, was „ihr“ da betreibt. Wie kann man denn so gegen Anschauungen sein, die jeder Grundlage entbehren?
„Ihr“ seid einfach nur peinlich! ;-)
http://www.youtube.com/watch?v=KiBa03CkFwc
7. Januar 2012 um 12:19
@Christian: Danke, lustiges Video, kannte ich noch nicht!
8. Januar 2012 um 14:32
Die „Apotheken-Umschau“ hat einen Artikel über Entspannung, in dem unter anderem homöopathische Komplexmittel empfohlen werden. In einem weiteren Artikel werden Schröpfkuren ausführlich dargestellt; der Einwand, die Wirkung sei wissenschaftlich nicht nachgewiesen, kommt am Schluss – aber nur um darauf hinzuweisen, dass Krankenkassen den Kram nicht bezahlen.