„Ehrlicher Makler“ oder „Epistokrat“? Wer kann wissenschaftliche Erkenntnisse glaubwürdiger vermitteln?
Das haben Prof. Senja Post und Nils Bienzeisler vom Lehrstuhl für Wissenschaftskommunikation am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) untersucht.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich zum Beispiel hier und hier:
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass öffentliche Politikberatung im Stil eines ehrlichen Vermittlers im Gegensatz zu dem eines Epistokraten die politische Polarisierung verringern und das Vertrauen in Wissenschaftler und wissenschaftliches Wissen insbesondere bei den politisch am stärksten benachteiligten Personen stärken kann.
Für die GWUP sprach Dr. Nikil Mukerji mit Senja Post:
Wissenschaft – Neutraler Ratgeber oder politisches Werkzeug?
Wenn Wissenschaft politisch auftritt, verliert sie Vertrauen. Dies geht aus einer neuen Studie unserer Referentin hervor, die diesen Zusammenhang in drei Fallstudien zu aktuellen politischen Themen überprüft hat.
Was bedeutet dies für die Wissenschaftskommunikation und die wissenschaftliche Politikberatung? Und wie sollte sich die GWUP positionieren?
Zum Weiterlesen:
- The Honest Broker versus the Epistocrat: Attenuating Distrust in Science by Disentangling Science from Politics, Political Communication, Volume 41, Issue 5 (2024)
- Der ehrliche Vermittler und der Epistokrat, Scientific Temper
- 20 Thesen für eine wissenschaftsfreundliche Kultur, reatch am 13. Mai 2024
- Scicomm-Support: Hilfe für angefeindete Wissenschaftler, GWUP-Blog am 26. November 2023
- Amerikas Meteorologen unter Beschuss von Trumps Verschwörungstheoretikern, Berliner Kurier am 13. Oktober 2024
- NGF65: „Warum hört die Politik nicht auf die Wissenschaft?“ vom 12. September 2023
16. Oktober 2024 um 02:40
Sich in die Rolle des „Honest Broker“ zu stellen ist doch schon eine politische Äusserung.
Die Forderung nach politischer Neutralität kommt doch immer dann auf, wenn jemandem die Konsequenzen der wissenschaftlichen Erkenntnis nicht in den Kram passen.
Irgendwie impliziert schon die Fragestellung man hätte nur die beiden Möglichkeiten, dass Wissenschaftler den Mund halten und Zahlen aufschreiben oder die Philosophenherrschaft. Die politische Idee dahinter ist in meinen Augen die, eigene politische Positionen gegen wissenschaftliche Argumente zu immunisieren. Reaktanz siegt…
16. Oktober 2024 um 15:03
Eine Folgerung aus der Studie ist es, dass man Menschen davor warnt diesen Fehlschluss zu ziehen. Es wurde schließlich identische Information unterschiedlich bewertet.
Nur weil jemand unpolitisch auftritt, muss er nicht neutral sein und korrekte Informationen geben. Das beste Beispiel dafür ist der Autor, der den „Honest Broker“ beschrieben hat. Pielke hat häufig verzerrte Informationen zum Klimawandel dargestellt, aber sich als neutraler Spieler präsentiert.
Es ist wichtig darüber aufzuklären, dass Menschen selbst in die Lage kommen zu erkennen, welcher Anteil einer Äußerung politisch ist und was evidenzgesichert und sich nicht zu sehr vom Auftreten oder Formulierungen in Berichten, wie in der Studie beeinflussen zu lassen. Das zuverlässig erkennen zu können, gehört in den Gebieten aber auch ein gutes Wissen.
Eine andere Folgerung kann sein, den Stil des Hostest Broker anzuwenden, wenn man effektiv kommunizieren will. Aber ganz sicher, sollte man sich damit nicht sein.
Daneben frage ich mich, ob das Studiendesign wirklich sorgfältig ist. Die Autoren, scheinen schon in ihren Hypothesen den Honest Broker zu bevorzugen und dementsprechend, erscheinen die verschiedenen Rollen etwas holzschnittartig.
Daneben kann das auch durch das konkrete Thema beeinflusst sein, bei denen Menschen intuitiv die Evidenzlage einschätzen, dass es strittig ist. Die Themen wurde auch bewusst so ausgewählt, damit man glaubwürdig in beide Richtung die Probe machen kann.
25. Oktober 2024 um 11:57
Video nicht verfügbar…
25. Oktober 2024 um 13:24
@RJB:
Danke, ja – sorry, ich kann derzeit nicht sagen, woran das liegt.