Die österreichische Tageszeitung Die Presse stellt den US-Podcast Otherworld von Jack Wagner vor – „one of the hottest paranormal podcasts today“, wie Wagners Kollege Jim Harold („The Paranormal Podcast Guy“) neidlos anerkennt:
Auch seriöse amerikanische Medien wie die Los Angeles Times schreiben von einem „Phänomen“ und „Massenerfolg“:
Die Geschichten auf „Otherworld“ muss man gehört haben, um sie zu glauben. Und selbst wenn man ihnen nicht glaubt, machen sie Spaß – und sorgen für einen höllisch gruseligen Hörgenuss. Eine Frau rettet dank der Warnung eines Hellsehers ihren Vater vor dem Vergiftungstod durch die Hand ihrer Stiefmutter. Eine Frau überlebt einen Mordversuch, nachdem drei Geister eingreifen.
Wagner selbst ist es ziemlich egal, ob seine Gäste die Wahrheit erzählen, sagte er der Presse:
Wagner [bekommt] Tausende Zuschriften von Leuten, denen Dinge jenseits der Realität passiert sein sollen. In das Programm schaffen es nur die wenigsten. Wichtige Kriterien sind für Wagner die „Unerklärbarkeit“, eine interessante persönliche Geschichte und ein Grundvertrauen in seine Gäste.
Was Wagner bietet, ist eine skeptische und zugleich einfühlsame Offenheit, die man aus
klassischen Geisterjägersendungen kaum kennt. In seinem Podcast geht es wenig um die
Erklärung paranormaler Fälle. „Ich bin kein Wissenschaftler“, stellt Wagner klar, „meine Show
dient der Unterhaltung.“Eher sieht sich der gelernte Dokumentarfilmemacher als Ethnograf: „Ich bin im Hintergrund und helfe den Leuten, ihre Geschichten zu erzählen.“
Immerhin hat Die Presse eine kurze kritische Stellungnahme bei uns eingeholt:
Auch Otherworld-Host Jack Wagner sieht das „wachsende Interesse am Unerklärlichen“ als eine Reaktion auf die Dauerkrise:
Als Covid kam, bröckelten viele Institutionen. Die Leute stellten fest, dass wir der Natur ausgeliefert sind.
In dem New Yorker Kulturmagazin Document benennt Wagner neben den „destabilisierenden Auswirkungen der Pandemie“ noch ein „wachsendes Misstrauen gegenüber dem Mainstream-Narrativ“ und „die Suche jüngerer Generationen nach alternativen Erklärungen für die Absurdität und den Horror der letzten Jahre“ als Gründe:
Die Leute greifen nach allen möglichen Dingen, von denen sie vielleicht nicht erwartet hatten, dass sie sie ergreifen würden. Ich sage nicht, dass es wie ein Abwehrmechanismus ist. Ich denke, das ist eine gute Sache.
Dem stimmt die Document-Autorin zumindest nicht uneingeschränkt zu. Für viele Zuhörer der Generation Z und der Millennials sei Wagner „eine Art Einstiegsdroge ins Paranormale“.
Seit Oktober 2022 zählt der Otherworld–Podcast 74 Episoden, die von Hunderttausenden gehört werden.
In Deutschland ist gerade der Podcast „Phänomenal Paranormal“ (von Podimo, produziert bei BosePark) an den Start gegangen. Wir werden auf die eine oder andere Folge zurückkommen.
Zum Weiterlesen:
- Grusel-Trend: Warum wir die Geister gar nicht loswerden wollen, diepresse am 16. Februar 2024
- How the L.A. area creator of „Otherworld“ made the breakout podcast of paranormal encounters, Los Angeles Times am 27. Oktober 2023
- Jack Wagner takes your ghost stories seriously, document-journal am 4. April 2023
- Geisterjäger im Labor, dasgehirn.info am 19. September 2017
- Geister oder was man dafür hält, GWUP-Blog am 30. Oktober 2022
- GWUP-Video: Timur Sevincer über Spuk und Geister, GWUP-Blog am 15. Januar 2023
- Videos: Lydia Benecke und die schwierige Aufklärung über Spuk und Paranormales, GWUP-Blog am 1. November 2022
- Erklärbar: Die „landesüblichen Geistersichtungen“ im BR, GWUP-Blog am 19. März 2024
30. März 2024 um 08:37
Auf YouTube gibt es seit Jahren schon diverse Kanäle die sich mit Paranormalen Dingen beschäftigen.
Am besten gefällt mir dabei der Mythen Metzger, der seine Stories überwiegend aus dem amerikanischen Raum hat.
Spannend finde ich solche Themen schon und Realität kann ja manchmal auch wirklich nerven
31. März 2024 um 03:33
Es soll Zeiten gegeben haben, in denen das „wachsende Interesse am Unerklärlichen“ die moderne Wissenschaft hervorgebracht und befördert hat. Und genau das ist ja auch heute noch ihr Antrieb: sie arbeitet an den „Grenzen des Wissens“ und sucht sie weiter herauszuschieben und damit das „Unerklärliche“ immer weiter zu erklären.
Bringt das Zeitalter der Bequemlichkeit (der Denkfaulheit) und eines teilweise grotesken Interesses am „Paranormalen“, weithin verbreitet durch die Medien (als Reaktion auf Nachfrage, sei zugestanden) die vielbeklagte Wissenschaftsfeindlichkeit hervor? Ich denke, zumindest beteiligt ist diese Tendenz an der sich verbreitenden Wissenschaftsskepsis.
Da wir den Herausforderungen der Gegenwart (die reichen gerade schon, abgesehen von denen der Zukunft) wohl kaum durch sprituelle EIngebungen herausfinden werden, gibt es keinen Grund dafür, „die Geister gar nicht loswerden zu wollen“.
Wogegen gegen ein wenig wohldosierten Blödsinn samt esoterikfreier Spiritualität sicher nichts einzuwenden ist.
https://www.spektrum.de/kolumne/gesundheit-spiritualitaet-ohne-esoterik/1838299