Skeptiker-Autor Ansgar Martins als Interviewpartner im bpb-Jugendmagazin fluter:

Wie kann die Anthroposophie für die Demokratie gefährlich werden?

Martins: Viele Anthroposophen haben ein positives Verhältnis zur Demokratie. Sie spielten zum Beispiel eine Rolle bei der Gründung der Partei „Die Grünen“.

Aber die Anthroposophie enthält ein autoritäres Potenzial: Wer davon ausgeht, dass es jemanden gibt, der unfehlbares, hellseherisches Wissen besitzt, in dem Fall Rudolf Steiner, ist leichter anfällig dafür, auch auf andere autoritäre Führungsansprüche hereinzufallen.

Außerdem hat Steiner antisemitische, rassistische und verschwörungstheoretische Hetze weiterverbreitet: Weiße Europäer seien höher entwickelt als andere Völker, dunkle „okkulte Logen“ aus England würden versuchen, die Welt zu beherrschen.

Teile seiner Anhänger glauben daran bis heute und laufen jeder rechten Mode hinterher.

Ab wann sind von Steiner propagierte, harmlos klingende Glaubensdinge wie Glückssocken beim Bewerbungsgespräch oder ein mit Kuhdung gefülltes Horn unter einem Acker, wie es in der anthroposophisch geprägten „biologisch-dynamischen Landwirtschaft“ üblich ist, keine Privatsache mehr?

Es gibt die Freiheit, an Unsinn zu glauben. Wir alle tun das, und Rituale und Magie können auch einfach Spaß machen. Schwierig wird es dann, wenn ich glaube, meine Glückssocken sind wirklich magisch, und nicht zum Arzt gehe, weil sie mich beschützen. Oder, um im Bild zu bleiben, wenn ich versuche, auch meine Nachbarn davon zu überzeugen, und zwingen will, sie anzuziehen.

Das ganze Gespräch gibt es hier.

Zum Weiterlesen:

• „Die Anthroposophie enthält ein autoritäres Potenzial“, fluter am 25. Januar 2024
• Waldorfsalat #17: „Soziale Dreigliederung“ vom 25. Januar 2024
• Salatbar #5: „Lea trifft Why“ vom 11. Januar 2024
• Waldorfsalat #16: „Schwurbeln mit Steiner“ vom 31. Dezember 2023
• Anthroposophische Kreativität: Mein Hocker ist dein Hocker, taz am 1. Januar 2024
• Was ist Anthroposophie? Skeptiker 2/2023
• Anthroposophie II, Skeptiker 3/2023