Bei Bittel TV gab es dieser Tage den Versuch einer Annäherung zwischen einer Satanic-Panic-Proponentin und einem Skeptiker zu sehen:
Etwa eine halbe Stunde lang diskutierte Marko Kovic mit Chantal Frei, Autorin von „ICH REDE! Mein Leben und Ausstieg aus satanisch ritueller Gewalt“.
Die Bereitschaft dazu und die Gesprächsatmosphäre in gegenseitigem Respekt sind hoch anzuerkennen – allerdings wird auch deprimierend deutlich, wie weit die Positionen inhaltlich auseinanderliegen.
Zu Beginn möchte Frau Frei wissen, warum die Kritiker der Satanic Panic ihr und anderen selbstdefinierten Betroffenen zwar möglichen Missbrauch glauben – nicht aber die spezielle Rituelle Gewalt-Mind Control-Theorie.
Dazu genügt eigentlich ein Blick auf die Webseite 50 Voices of Ritual Abuse, die Chantal Frei laut Impressum verantwortet:
Hier wird praktisch komplett das Satanic-Panic-Narrativ dargelegt und als Tatsache hingestellt – von generationenübergreifenden globalen Satanskulten bis hin zu „Mind Control“ mittels „hochkomplexer Methoden der Bewusstseinsaufspaltung und Konditionierung“.
Nichts davon konnte in großangelegten Recherchen jemals bestätigt werden, wie zum Beispiel die jüngste Untersuchung in den Niederlanden gezeigt hat oder aus der aktuellen Stellungnahme der Mitgliederorganisationen der Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen (BDP/DGPs) hervorgeht, die „Mind Control“ in der beschriebenen Form ins Reich der Fabel verweisen.
Den Skeptikern vorzuwerfen, sie würden ohne Grundlage und kenntnislos „satanistisch-rituellen“ Missbrauch einfach leugnen, ist so gesehen ziemlich dreist. Und Roger Bittels Einlassung, dass „bis jetzt die andere Seite“ (also die der selbstdefinierten Betroffenen) von Skeptikern und Medien nicht beleuchtet worden sei, ist schlichtweg Unsinn.
Immer wieder wird in dem Gespräch zwischen Kovic und Frei deutlich, dass ein Grundkonflikt darin besteht, was als „Beweis“ gelten kann und welche Anfordungen an valide Belege zu stellen sind.
Die Bücher eines Verschwörungsideologen wie Guido Grandt sind eben keine Beweise, ebensowenig wie die „50 Voices“ von selbstdefinierten Betroffenen, die Frau Frei auf ihrer Seite gesammelt hat.
Immerhin endet der Austausch mit dem Wunsch Freis, „gemeinsam diese Verbrechen“ aufzudecken. Dafür will sie „gewisse Namen“, „gewisse Orte“ und „alle Hinweise“ preisgeben, was dann handfeste Ermittlungen möglich machen soll.
Nichts anderes fordern die Skeptiker seit vielen Jahren immer wieder ein. Bislang ohne jede Resonanz.
Schauen wir mal.
Zum Weiterlesen:
- „Satanic Panic“: Die Szene gibt sich weiterhin verschlossen, während Recherchen die Missstände klar belegen, GWUP-Blog am 18. Oktober 2023
22. Oktober 2023 um 05:48
War da jetzt ein einziger konkreter Beweis ? oO Ausser dass sie fünf Mal behaptet hat, sie sei rituell missbraucht worden ? Und den natürlich völlig unnötigen Beleidigungen ? oO
Keine Fragen, Herr Richter – ihr Zeuge ;)
Aber schon komisch: Immer die Gegenseite „lügt“ oder „hat schlecht recherchiert“ oder „macht ihre Arbeit nicht richtig“ – also für ein – angebliches (!) – Missbrauchsopfer sind da aber sehr viele Angriffe/anschuldigungen/Beleidigungen/Attacken bei Chantal!
22. Oktober 2023 um 14:09
Ich weiß gerade nicht, ob es mir gefallen hat, daß Herr Kovic sich in dieses Format begeben hat.
Abgesehen davon, daß, vom Schluß abgesehen, die Umgangsformen angenehm waren, war doch von vornherein ganz klar, daß Herr Bittel nicht ein unvoreingenommener Moderator war – und der eingeblendete Chat war haarsträubend.
Alleine schon der „Twist“ von Bittel, daß am Anfang betont wird, daß Kovic den Fall von Chantal Frei nicht kennt – was mir Unvoreingenommenheit seitens Kovic suggerierte – und ihm am Ende ebendies vorzuwerfen, ohne daß Kovic darauf weiter eingehen konnte: unterste Schublade. Und die Anwürfe gegen Robin Rehmann (der sicherlich polarisierend wirkt): ohne jede Substanz. Zeigt mir doch, daß Rehmann ins Schwarze mit seiner Recherche getroffen hat …
Ich glaube daher, daß Marco Kovic leider durch seinen Auftritt diejenigen, die der These von der Realität eines „satanisch-rituellen Mißbrauchs“ zuneigen, in ihrem Weltbild bestätigt und nicht zum Nachdenken gebracht hat.
Und umgekehrt: Ich habe mich wirklich überwinden müssen, in die Niederungen des Roger Bittel herabzusteigen und mir das anzutun. Viele der Skeptiker werden das wohl nicht tun. Und ich glaube auch nicht, daß irgendeine Kooperation zwischen Frau Frei und Herrn Kovic herauskommen wird, egal, ob mit oder ohne Herrn Rehmann.
Nichtsdestoweniger hohen Respekt dafür, daß sich Herr Kovic getraut hat, dort aufzutreten und immer auf der Sachebene geblieben ist in Verbindung mit einer klaren und nachvollziehbaren Argumentation bei gleichzeitigem Respekt gegenüber den subjektiven Erlebnissen von Chantal Frei.
22. Oktober 2023 um 14:17
Die Kommentare zu dem Video finde ich erschreckend. Mir scheinen die Antworten oft sehr reflexhaft zu sein.
Natürlich hat man Mitleid mit Menschen, die Schlimmes erlebt haben. Ich habe den Eindruck, es gehört zum guten Ton, denjenigen, die sich als Opfer von satanischen Kulten wähnen, kritiklos alles zu glauben.
Wie schnell ein Vergleich zu „der erschütternden Erinnerung an Täterkreise (!)“ gezogen wird, zeigte sich auch im Video von Jan Böhmermann.
22. Oktober 2023 um 17:40
Ich Finde den Auftritt von Herrn Kovic sehr professionell und entspannt.
Frau Frei willigte anfangs in die Zusammenarbeit ein, machte dann einen Rückzieher und gab schlussendlich ein „sich die Kooperation nochmal zu überlegen“. Der Rest waren viele Anschuldigungen, vor allem gegenüber einer dritten Person, die gar nicht Teil des Interviews war.
Jetzt liegt es an Frau Frei gerne Beweise zu erbringen. Das sollte so schwer ja nicht sein, gemäss ihrer Internetpräsenz (https://www.50voices.org/2023/08/04/chantal-frei/) bezichtigt sie schliesslich ihre Eltern und Nachbarn und sich selber unter anderem des Mordes und versuchten Mordes an ihrer Schwester.
Die Beteiligten, eventuell die damals schwer verletzte Schwester haben doch sicherlich noch Erinnerungen an damals.
Ausserdem sind ja laut Frau Frei noch prominente Personen aus Medien und Politik involviert, da kann man sicherlich auch juristisch ansetzen. Im übrigen kann man auch zur Selbstanzeige greifen, im Falle von Frau Frei aufgrund der von ihr verübten und publik gemachten Morde.
Ich habe nicht die Zeit mir die Videos auf der Seite anzuschauen, aber wenn alle Geschichten wie diese erschreckende Geschichte von Frau Frei sind, dann ist das eine sehr grosse Ansammlung von Geständnissen nicht verurteilter Mörder.
Es ist wirklich erschütternd und wenn nur ein Bruchteil der Geständnisse wahr ist, hat man als Person mit einer Website mit Aufklärungsanspruch ja geradezu die menschliche Pflicht Beweise zu liefern, um andere Menschen und Kinder zu schützen.
Um nicht zu sprechen von der moralischen Verantwortung, die Schuldfrage der eigenen grausamen Tötungsdelikte juristisch abklären zu lassen, selbst der Opferstatus entbindet einen nicht von dieser Verantwortung.
Wenn all das nicht als Konsequenz der Behauptungen gezogen wird, ist man eben nur noch eine weitere Person, die Dinge im Internet behauptet und dann ist unbedingte Glaubhaftigkeit nichts, was man für sich fordern kann.
22. Oktober 2023 um 22:00
Ständig ist die Sprache von Recherche u Recherchieren.
Sollte es nicht vielmehr um Anzeigen (gegen Bekannt u Unbekannt), Ermitteln, Fahnden, Beweissuche gehen als um ein Dauerlamentieren, dass irgendjemand nicht genügend gut recherchiert habe?
Warum lässt ein Moderator, der an einem respektvollen Umgang miteinander interessiert ist (in der Tat im Gespräch selbst gelungen), nebenher die Hass- Kommentare für alle sichtbar laufen?
Wäre an ihm gewesen, sein Live-Publikum darauf anzusprechen u bei Nichtbefolgen von Mindestanstand die Chat- Spalte auszublenden. Den guten Ton erwartet man immer nur von den anderen auf Bittel TV?
Sehr dickes Lob an M. Kovic!
22. Oktober 2023 um 22:53
Beim D.I.S. Ding gibt es nun ebenfalls Opferberichte. Das Prinzip anekdotischer Evidenz wurde jedenfalls nicht verstanden.
https://youtu.be/ez7WA9Z_w0Q?si=JLn2f7nMLfbYbsxG