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Sommerloch-Alarm: Der Löwe ist los – endlich wieder mal

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Beneidenswert:

So eine Hysterie wie heute hat unser alter Freund, Waldphantom und Kryptide Gustav noch nie ausgelöst. Da muss wohl erst der König der Tiere daherkommen – ein, äh, „Löwe“:

Anscheinend driftet unser Land tatsächlich langsam in den Panik-Modus – anders ist das kaum noch zu erklären („Roar and Order“ kommentiert die britische Sun).

Ein Jammer, dass weder die Polizei Brandenburg noch andere wortstarke Experten das diesjährige WTF-Festival in Leipzig oder die SkepKon 2014 besucht haben:

Oder sich hier im Blog mal über Gustav informierten.

Nun ist Gustav allerdings ein Panther – und ganz Berlin-Brandenburg macht Jagd auf eine Löwin, die dem initialen Handyvideo vom späten Mittwochabend zufolge so aussehen soll:

Aha.

Ein wissenschaftlicher Angestellter der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung sieht in diesem Tier allerdings eher einen Hund. Andere halten es für ein Wildschwein.

Auch die Story macht keinen Sinn. Der Videofilmer will gesehen haben, „wie die Raubkatze ein Wildschwein gejagt und erlegt habe“. An der Stelle, wo das Video aufgenommen wurde, finden sich aber keinerlei Kampfspuren oder Beutereste.

Der Wildtierfotograf Marco Papajewski sagt:

Ungewöhnlich sei auch, dass alle anderen Tiere ihre Tagesroutine nicht geändert hätten. „Wäre ein Löwe in dem Waldstück, würden sich die Tiere nicht so verhalten wie sie sich verhalten.“

Dazu kommt:

Sowohl Phantom-Löwen/Pumas/Löwinnen etc. als auch echte entlaufene Löwen werden (auch in und um Berlin oder in Augsburg oder in Lausanne oder in der Normandie oder bei Paris) immer wieder gesichtet, erklärten wir schon 2019 dem Newsportal nordbayern.de.

Nur werden leibhaftige Tiere sehr schnell wieder eingefangen oder erschossen:

Denn:

Die Tiere sind in der Regel jung, unerfahren, nur an Gefangenschaft gewöhnt, verängstigt und zunächst orientierungslos. Nicht zu vergessen ist der große Aufwand, der betrieben wird, diesen nachweislich entlaufenen Exoten nachzuspüren und sie wieder in Gefangenschaft zu überführen.

Und es wird in der Regel ohne großen Verzug klar, ob es sich um ein echtes Tier handelt:

Grundsätzlich kann ein Löwe nicht einfach weg sein, auch so eine Löwin nicht. Sie hinterlässt Spuren,

erklärt im aktuellen Fall der Wildtierreferent des Landes Berlin Dirk Ehlert.

Auch andere exotische Ausreißer oder Zuwanderer wie Wölfe, Bären, Luchse, Schakale, Kängurus, Elche produzieren Beweise für ihre Anwesenheit.

Dagegen lösen sich die diversen Phantom-Sichtungen nach einiger Zeit spurlos in Nichts auf.

Bester Satz der Berliner Behörden:

Es gibt eine gesicherte Wahrnehmung der Polizei.

Nö – „Wahrnehmungen“ sind immer subjektiv und nie „sicher“.

Zumal diese darauf beruht, dass zwei Polizisten um drei Uhr nachts die „Löwin“ aus 20 bis 30 Metern Entfernung beobachtet haben wollen.

Wir sind gespannt, wie lange der Hype diesmal andauert. Immerhin ist gerade Sommerloch.

Und wir freuen uns auf neues Vortragsmaterial.

Update vom 21. Juli

Das war’s dann mal wieder:

Eine erneute Analyse des am Donnerstag viral gegangenen Sichtungsvideos durch zwei Experten hat demnach ergeben, dass es sich höchstwahrscheinlich nur um ein Wildschwein handelt – und nicht um ein Raubtier oder eine Löwin.

Am Montag (24. Juli) bestätigten Laboranalysen diese Einschätzung.

Eine Zusammenfassung der ganzen Geschichte gibt es hier.

Update vom 24. September 2023

Zum Weiterlesen:

  • Schwarz wie die Nacht, mit glühenden gelben Augen, Skeptiker 2/2001
  • Panther, Ufos – und die Glaubensmaschine, GWUP-Blog am 28. Oktober 2010
  • Panther Gustav – der deutsche Yeti, GWUP-Blog am 7. November 2009
  • “Sommerlochtiere” zwischen Urangst und Bambi-Syndrom, GWUP-Blog am 22. August 2013
  • Es gibt ihn wirklich, den berühmten Sommerloch-Panther, GWUP-Blog am 20. September 2020
  • Kein Sommer ohne Sommerlochtier, Spiegel-Online am 11. August 2013
  • Sommerloch: Es wimmelt wieder von Panthern und Krokodilen, GWUP-Blog am 20. September 2020
  • Die Panther-Jagd von Parsberg, nordbayern am 22. Oktober 2019

68 Kommentare

  1. „Wagenknecht fordert Verhandlungen mit Löwin: „Wir müssen Kleinmachnow notfalls abtreten“

    https://www.der-postillon.com/2023/07/loewin5.html

  2. Bissiges Mäuschen geht von einem Wildschwein aus:

    https://twitter.com/BMauschen/status/1682125787577851904

  3. Kann man schon bei Tucholsky nachlesen. „Der Löw ist los!“

    (passen würde sein Pseudonym Theobald Tiger)

    https://www.textlog.de/tucholsky/erzaehlungen-prosa/der-loew-ist-los

  4. „Auf jeden Fall kein Löwe“: Britischer Raubtierspezialist analysiert Video – das ist sein Urteil“:

    https://www.tagesspiegel.de/potsdam/potsdam-mittelmark/auf-jeden-fall-kein-lowe-britischer-raubtierspezialist-analysiert-video–das-ist-sein-urteil-10186552.html

  5. @Martina:

    Das Ganze verdichtet sich wohl langsam auf „Wildschwein“:

    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlins-wildtierexperte-zur-lowin-10186621.html

    Ich date den Beitrag mal bisschen up.

  6. Die Polizei sucht weiter nach dem mysteriösen Tier, bisher ohne Erfolg. Auf Dauer ist das dann doch ganz schön teuer: mehr als hundert Beamte im Einsatz, Polizeihubschrauber, Drohnen. Gut möglich, dass sich nie klären lässt, was es war – denn wie beweist man die Nichtexistenz einer Löwin? Für die Menschen in Kleinmachnow wäre das vielleicht eher unangenehm. Für die 80 Millionen Großwildjägerinnen aber der beste Zustand. Das Abenteuer wäre nie ganz vorbei.

    https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-07/loewin-kleinmachnow-suche-jagd-internet

    Im Grunde richtig. Klar ist das mal wieder eine nette Sommerloch-Story – aber auch eine unglaubliche Geld- und Ressourcenverschwendung, die man sich hätte sparen könnte, wenn man nicht jeden Unsinn glauben und sich zuerst über zahllose ähnliche Fälle in den letzten Jahren informieren würde.

  7. Hätte man in Berlin nicht mindestens einen Bären erwarten dürfen? Statt des bayrischen Wappentiers?

    Haben die denn gar keine Selbstachtung mehr?

  8. Und so sehen dann die weiteren „Sichtungen“ aus, die natürlich jetzt von allen möglichen Leuten gemeldet werden:

    https://twitter.com/3ampensieri/status/1682013389533454341

  9. Warum bricht das Video so abrupt ab? Villeicht, weil man dann des Rätsels Lösung erkennen würde?

  10. Als Jäger muss ich mich jetzt zu Wort melden da die gesamte Welt berichtet und die Fremd-Scham unendlich ist.

    Auf dem Video aus #Kleinmachnow sieht man das gemeine Wildschwein (lat. Sus scrofa) beim #Schubbern (markieren) am Baum – sonst NIX !!!

    https://twitter.com/kb11_1/status/1682299734403297281

  11. Mist – aktuell ist es tatsächlich nur noch ein Wildschwein.

    Wieso muß eigentlich dieser Klugscheißer Harder immer recht haben?

  12. Und das wars mal wieder …

    „Entlaufenes Wildtier offenbar doch keine Löwin“ – ähem … offenbar ist das entlaufene Wildtier auch nach dem Spiegel-Text nicht mal ein entlaufenes Wildtier.

    https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/berlin-brandenburg-entlaufenes-wildtier-ist-offenbar-doch-keine-loewin-a-641b3bbe-f8a1-425f-9a46-0664d0170494

  13. @Udo:

    Genau, it’s over:

    Verblüffende Wende auf Löwen-Suche in Berlin: Polizei meldet „keine akute Gefährdungslage“

    https://www.merkur.de/deutschland/berlin/berlin-kleinmachnow-loewe-loewin-brandenburg-polizei-tier-raubtier-suche-spur-zr-92415097.html

    Nur „verblüffend“ ist daran gar nichts.

  14. Eine Petitesse am Rande:

    tagesschau: Polizei stellt Suche ein: „Löwin“ war wohl ein Wildschwein

    https://www.youtube.com/watch?v=RIItp3iXnC4

    Das Video berichtet (21.07.23, 14:43 Uhr) über die Einrichtung eines Bürgerrates.

  15. Naja, wenn so eine kapitale Wildsau anfängt unangenehm zu werden ist das auch kein Spaß. Einer Bache, die ihre Frischlinge beschützt, sollte man nicht zu Nahe kommen. Ich habe genügend Jäger im Bekanntenkreis, die eindrucksvolle Narben von solchen Begegnungen vorzeigen können.

    Aber ich bin ja froh, dass man die Löwin als Wildschwein erkannt hat, bevor man Kleinmachnow mit Napalm bombardiert hat.

  16. @Onkel Michael:

    Naja, wenn so eine kapitale Wildsau anfängt unangenehm zu werden ist das auch kein Spaß.

    Völlig richtig.

    Deshalb habe ich auch keine Sekunde lang geglaubt, dass dieses Video eine Löwin zeigt, die gerade ein Wildschwein frisst. Da hätte der Videofilmer erst mal einen langen, sehr heftigen Kampf sehen müssen, und Spuren davon hätte man auch finden müssen.

    Nicht mal die Suchhunde haben auch nur ein Fitzelchen von einem gerissenen Wildschwein gefunden.

  17. Tatsächlich stellt mal jemand (leider nur die Bild) die Frage nach den Kosten für diesen Zirkus.

  18. „Jugendliche haben sich nach Angaben der Brandenburger Polizei in der Nacht zu Freitag einen Scherz erlaubt. Wie Polizeisprecherin Kerstin Schröder dem rbb sagte, hätten diese an der Landesgrenze von Brandenburg zu Berlin per Bluetooth-Box lautes Löwengebrüll abgespielt. „Das hilft weder der Gemeinde noch der Polizei weiter bei der Suche nach dem Tier“, erklärte Schröder.“

    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/07/brandenburg-berlin-freilaufende-loewin-wild-raubtier-liveticker.html

  19. Bin nicht sicher, ob das eine Satire-Versuch von Mikimama sein soll?

    https://www.mimikama.org/war-die-gesuchte-loewin-nur-ein-wildschwein/

  20. @Martina:

    Zum Teil wohl schon, aber nicht wirklich ausbalanciert.

    Die 30-stündige Anspannung in Berlin und Umgebung war zweifellos ein Ereignis, das in die Geschichtsbücher eingehen wird.

    Der Wirbel um „Gustav“ 1992 im Saarland dauerte damals vier Wochen und kaum jemand erinnert sich heute noch daran.

    Seitdem werden jedes Jahr Panther, Löwen, Tiger oder sonstwas irgendwo „gesichtet“, die keinerlei Spuren hinterlassen, während es von echten Tieren wie Wölfe, Bären, Luchse, Schakale, Kängurus etc. nach kurzer Zeit scharfe und eindeutige Fotos gibt.

    Obwohl es sich als Wildschwein und nicht als Löwe herausstellte, hat dieser Vorfall uns eine wertvolle Lektion darüber vermittelt, wie wichtig es ist, bei der Sicherheit unserer Gemeinden auf Nummer sicher zu gehen.

    Alternativ könnte man auch die Erkenntnisse aus solchen Ereignissen in den letzten Jahrzehnten mal in das Lagebild mit aufnehmen und nicht bei jedem verwackelten Handyvideo Hubschrauberstaffeln und Polizeihundertschaften in Marsch setzen.

  21. das wird noch lustig, wenn mittels KI richtig gute Videos oder halb-gute-Videos erstellt und verteilt werden. Wenn dann gleich Panik ausbricht.

  22. @Bernd Harder

    „Alternativ könnte man auch die Erkenntnisse aus solchen Ereignissen in den letzten Jahrzehnten mal in das Lagebild mit aufnehmen und nicht bei jedem verwackelten Handyvideo Hubschrauberstaffeln und Polizeihundertschaften in Marsch setzen.“

    Ja, das ist sicher richtig.

    Ich möchte aber einen Aspekt nicht außer Acht lassen:

    Dass man da behördlicherseits so massiv reagiert hat, zeigt doch aber auch, dass wir in einem Land und in einem Staatsgebilde leben, in dem der Schutz der Bevölkerung, die Fürsorge für die Bürger ein sehr hohes Gut ist und dass für diesen Schutz auch schon bei geringem Verdacht ein „großes Besteck“ ausgepackt wird.

    Ich finde, das ist eine ziemlich gute Message in dieser ganzen Geschichte.

    „Staatsorgane“ haben m.E. dadurch zum wiederholtesten Male bewiesen, dass sie nicht das sind, was „Verschwörungsgläubige“ ihnen zuschreiben und andichten wollen, sondern dass der Staat eine Fürsorgepflicht für die Menschen wahrnimmt und der Schutz von Menschenleben oberste Priorität hat.

  23. Kleinmachnow, wo das angebliche boese Tier sein Unwesen trieb, ist ein spezieller Ort (IIRC).
    Ein Berliner Villen-Vorort, der nach der Wende/“Wieder“Vereinigung einen nahezu kompletten Bevölkerungsaustausch sah.
    Westliche Erben vertrieben die vorherigen Bewohner. Die waren nicht alle Stasis oder SED-Bonzen.
    Vielleicht ist die Panik vor dem boesen Tier eine Verarbeitung der Ur-Angst vor der Wiederkehr des ‚Kommunismus“?

  24. Während im Süden Berlins unter Hochdruck nach einer Löwin gesucht wird, hat unsere Veterinäraufsicht gestern einen jungen aber dennoch mit 90 cm staatlichen Baumleguan auf dem Gelände des BMWK eingefangen. Dem Tier geht es gut.

    https://twitter.com/BA_Mitte_Berlin/status/1682294052450971648

  25. Klar, auf dem Gelände des BMWK ist es ein staatlicher Leguan. Vermutlich beamtet.

  26. Immerhin wurden die Bürger bei der Löwenjagd mit Sicherheitshinweisen versehen. Ich weiß jetzt, dass ich rückwärts den Rückzug antreten muss, sollte ich mich mal vor einem Löwen wiederfinden. Dies gilt als besonders wichtig, weil der Löwe hungrig sein könnte ;)

    Ich habe sofort an das WTF in Leipzig gedacht.

  27. Ich fürchte, Chusa More hat recht: die Behörden konnten nicht anders handeln. Sollte ausnahmsweise tatsächlich einmal eine reale Bedrohungssituation vorgelegen haben, auf die Staat nicht mit maximalen Abwehrmaßnahmen reagiert hat, würde es einen Sturm der Entrüstung geben und die Verantwortlichen würden im Schadensfalle, mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Verurteilung, vor Gericht landen. Als ehemaliger Angehöriger einer Behörde weiß ich, wovon ich spreche. Ein beträchtlicher Teil meiner Arbeit bestand darin, mich vor juristischen Unwägbarkeiten zu schützen.

  28. Eine Tierärztin, die an der Suche teilnahm, ist immer noch nicht überzeugt, dass es „nur“ Wildsschweine waren. Ich denke, die Dame sollte mal die Begriffe optische Täuschung und Ockhams Rasiermesser nachschlagen.

    https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/loewin-nicht-mehr-gesucht-tieraerztin-zweifelt-am-wildschwein-19051734.html

  29. @RPGNo1:

    Zumindest erstaunlich, dass die Dame sich weiterhin auf das Video kapriziert und alle anderen Widersprüche, die in unserem Beitrag genannt werden, einfach ausblendet.

    Wie auch immer, Laborergebnisse soll es erst am Montag geben.

    https://www.zeit.de/gesellschaft/2023-07/loewin-berlin-brandenburg-wildschwein-laboranalyse

  30. „Vllt hilft Visualisierung? Natürlich nicht denen die unbedingt an Löwen glauben wollen“:

    https://twitter.com/Moench110/status/1682509229226094593

  31. Pingback: Le lion de Brandebourg et le cannibale de Randersacker - bilan de santé - Nouvelles Du Monde

  32. Witzig. Die französische Version der Copy&Paste-Seite breaking lastest news hinterlässt ein pingback hier, sozusagen ein hilfreicher Inhalte-Dieb. Von Scienceblogs aus funktionieren pingbacks gerade nicht.

  33. Möchte lieber nicht wissen, was die „Polizeieinsätze“ usw. insgesamt gekostet haben.

  34. Musste ja kommen:

    „Unbekanntes Wildtier in der Uckermark gesichtet“

    https://www.nordkurier.de/regional/uckermark/unbekanntes-wildtier-in-der-uckermark-gesichtet-1781208

  35. @Pierre Castell:

    Man spricht von „mehreren 100.000 Euro“ bis in die Millionen.

  36. Man spricht von „mehreren 100.000 Euro“ bis in die Millionen.

    Autsch, autsch.

    Ein Summe, die letztendlich wir, die Steuerzahler aufbringen. Ich habe Verständnis, dass dem Vizegewerkschaftschef dabei die Hutschnur platzt.

  37. Die Löwin von Kleinmachnow ist wohl doch nur ein Wildschwein. Die Geschichte vom Suchen und Nicht-Finden des vermeintlichen Wildtiers sorgte nicht nur in Deutschland für Aufregung. So kommentiert die internationale Presse den Großeinsatz.

    https://www.stern.de/panorama/kleinmachnow–so-amuesiert-sich-das-ausland-ueber-die-loewensuche-33676256.html

  38. Der Merkur schreibt: „Der Polizei blieb nichts anders übrig, als die Maßnahmen so zu treffen, denn sie musste davon ausgehen, dass es (das Tier; Anm. d. Red.) eine Bedrohung für Bevölkerung darstellt“.

    So ist es. In einer Angst-Nation wie der deutschen ist kein Restrisiko akzeptierbar, egal, wie winzig es auch sein mag. Eine rationale Obergrenze für Aufwand und Kosten von Abwehrmaßnahmen gibt es nicht.

  39. Hmm, also ich glaube, dass man bei dieser ganzen Kostenrechnerei unbedingt genau hinsehen sollte.

    „So kritisierte Heiko Teggatz, Vizechef der Deutschen Polizeigewerkschaft, das Vorgehen in Kleinmachnow. „Bei diesem Einsatz handelt es sich zweifelsfrei um die teuerste Safari, die es in Deutschlands Wäldern je gegeben hat“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Er schätzt, dass die Kosten schnell bei 100.000 Euro liegen könnten und das Geld „verpufft“ sei. Seiner Meinung nach hätte das Geld in die Bekämpfung der Clankriminalität investiert werden sollen. Teggatz nimmt dabei die Polizei in Schutz und sagt: „Die Zuständigkeit liegt beim Ordnungsamt.“

    https://www.t-online.de/region/berlin/id_100211604/berliner-loewensuche-soll-schaetzungsweise-100000-euro-gekostet-haben.html

    Polizeibeamte sind keine Honorarkräfte, die kriegen ihr Gehalt, egal, wo oder wie sie eingesetzt werden. Und genau da liegt m.E. der springende Punkt, das tatsächliche Problem: Diese Polizeibeamten, die da 30 Stunden auf Löwensuche waren, haben schlicht an anderer Stelle gefehlt.

    Im Grunde beklagt Heiko Teggatz ja genau das. Und ich vermute, dass er genau weiß, dass sein „Beklagen“ dann am ehesten Gehör findet, wenn er es in Kosten ausdrückt.

    Aus dem gleichen t-online-Artikel:

    „Kleinmachnows Oberbürgermeister Michael Grubert würde dagegen wieder so handeln. Der Gemeinde seien keine nennenswerten Kosten entstanden, sagte er auf der Pressekonferenz am Freitag.“

    Und:

    „Wie viel die Löwensuche gekostet hat, könne nicht aufgeschlüsselt werden, sagte ein Sprecher der Polizei auf Nachfrage von t-online. Grund dafür sei, dass alle Polizeieinsätze aus dem Berliner Haushalt bezahlt werden, der bereits im Vorhinein geregelt ist. Detaillierte Angaben, wie viele Menschen, Maschinen und Spurhunde vor Ort waren, seien ebenfalls nicht möglich und liegen nicht vor, so der Sprecher zu t-online.“

  40. Naja, das sehe ich anders. Was vom „Merkur“ kommt, nehme ich sowieso nicht besonders ernst.

  41. @Chusa More:

    Wie viel die Löwensuche gekostet hat, könne nicht aufgeschlüsselt werden.

    Mag sein – könnte man aber auch übersetzen mit „Die Antwort würde Sie verunsichern.“

    Und dass ein Regierender Bürgermeister der deutschen Hauptstadt solche Sätze von sich gibt:

    Dass es ein Wildschwein war, das lässt doch aufatmen. Stellen Sie sich vor, es wäre doch eine Löwin gewesen, die vielleicht sogar noch Kinder gerissen hätte.

    stimmt mich auch nicht gerade froh.

  42. Herr Wegner ist im Freien wohl noch nie einer Bache mit Ferkeln begegnet. Oder einem brünstigen Keiler. Dann relativiert sich nämlich ganz schnell die Mär vom harmlosen Wildschwein.

    https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/wildschwein-angriff-114.html

  43. @ Bernd Harder

    „Man spricht von „mehreren 100.000 Euro“ bis in die Millionen.“

    Nicht zu fassen. Deutschland hat ja sonst keine Probleme. Verschwendung pur!

  44. @ Bernd Harder

    „Und dass ein Regierender Bürgermeister der deutschen Hauptstadt solche Sätze von sich gibt:

    Dass es ein Wildschwein war, das lässt doch aufatmen. Stellen Sie sich vor, es wäre doch eine Löwin gewesen, die vielleicht sogar noch Kinder gerissen hätte.

    stimmt mich auch nicht gerade froh.“

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen…

  45. Da ich von der Warnmeldung tatsächlich selbst betroffen war, gestatte ich mir eine persönliche Nachlese.

    Zunächst einmal @ wereatheist: Selten habe ich in Bezug auf Kleinmachnow einen solchen Unfug (Ur-Angst vor dem Kommunismus, Bevölkerungsaustausch, Vertreibung) gelesen. Auch als Satire nicht lustig, und überdies mit einer Diktion, die an schlimmste Kriegszeiten erinnert.

    Daß die Probleme in Kleinmachnow gerade durch ebensolches brutales Unrecht entstanden sind, scheint der Kommentator elegant ausgeblendet zu haben.

    Als ich die Warnmeldung von einem Freund erhalten habe (ich bin im betroffenen Gebiet zu Hause), war meine erste Reaktion: „Kann gar nicht sein, dazu ist diese Gegend viel zu spießig, als dass dort so etwas spektakuläres geschehen könnte!“

    Auch stimme ich zu, daß die Behörden gar keine andere Wahl hatten, als auf die Suche zu gehen – auch ich habe von Anfang an nicht an diese Geschichte geglaubt, aber ein Restrisiko lässt sich ja nie völlig ausschließen.

    Dennoch hätte ich mir deutlich mehr gesunde Skepsis bei den offiziellen Verlautbarungen gewünscht.

    Es kam allerdings zu einem wenig appetitlichen Nachspiel: Die Story wird für Propaganda mit verschwörungstheoretischem Anteil missbraucht.

    Gestern berichteten mir Kollegen, es habe eine Meldung der kriminellen Großfamilie Remmo auf Instagram gegeben mit der Bitte, nach dem entlaufen Löwen zu suchen. Dieser werde illegal in Berlin von einer Privatperson gehalten, und er habe einen GPS-Chip.

    Angeblich sei der Löwe wieder eingefangen worden, und die Behörden würden jetzt behaupten, es habe ihn nie gegeben. Dies deswegen, weil sie vertuschen wollten, dass ihnen der Clan auf der Nase herumgetanzt sei.

    Ich habe mir die Quelle nicht zeigen lassen, aber die Kollegen haben das ernsthaft geglaubt.

  46. @borstel:

    Ich habe mir die Quelle nicht zeigen lassen, aber die Kollegen haben das ernsthaft geglaubt.

    Danke, ja, das wird u.a. von einem AfD-Abgeordneten geteilt:

    https://twitter.com/Martin_Sichert/status/1683510172797288449

    Die Originalquelle:

    https://www.instagram.com/p/CvDONbltF5C/

    Und viel geglaubt, z.B.:

    https://twitter.com/Beate_100/status/1683213769202081794

    https://twitter.com/Hemiunu2021/status/1682791286200315905

    Man muss allerdings Ihren Kollegen zugute halten, dass auch seriöse Medien das aufgegriffen haben, z.B.:

    https://www.morgenpost.de/vermischtes/article238995131/entlaufene-loewin-berlin-brandenburg-firas-remmo-clan.html

  47. @Borstel, @Bernd Harder

    Ich wollte dieses Fass zunächst nicht aufmachen, aber es gibt noch mehr „VTler“, die an der Existenz des Löwen festhalten.

    Da ist z.B. auch „Aktivist Mann“ alias Matthäus Westfal, rechtsextremer Aktivist und zugehörig zur OCG/ Dunstkreis der OCG. Er benutzt die „Löwengeschichte“ (ohne Kontext Grossfamilie Remmo) „selbstverständlich“ wieder zu massiver Verunglimpfung der Behörden und Hetze gegen den Staat.

  48. „Der Berliner NABU-Vorsitzende kritisiert die umfangreichen Suchaktionen. Es sei für die Zukunft hilfreich, für Polizei und Behörden einen kleinen Stab von Expertinnen und Experten einzurichten, die Erfahrung mit der Bestimmung von Wildtieren anhand von Fotos oder Videos haben. Das sollte geschehen, bevor man wie jetzt mit enormem Aufwand ein Tier suche, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie existiert habe.“

    https://www.n-tv.de/der_tag/Wildtier-Experte-kritisiert-Suchaktion-nach-Loewin-Es-ist-ein-Wildschwein-article24277244.html

  49. @Bernd Harder

    Danke für die Informationen. Also hat einer der Remmos sich einen Scherz erlaubt. Und die Sache ist nach hinten losgegangen und hat die Rechtsaußenfraktion befeuert. Ganz toll.

    @Chusa More

    Wundert mich leider gar nicht: Jeder noch so dämliche Aufhänger ist den VTlern recht, um zu hetzen.

    @ Martina Rheken

    Danke für den Link von n-tv. Eine sinnvolle Forderung der NABU-Expertin.

  50. Nach der gefundenen Kotprobe ergab nun auch die DNA-Analyse der Vorort sichergestellten Fellhaare im Labor, dass sie zu 100 Prozent von einem Wildschwein stammen.

    https://www.berliner-kurier.de/berlin/amtliches-endergebnis-loewin-in-berlin-war-zu-100-prozent-ein-wildschwein-li.373197

  51. Es nimmt kein Ende:

    „Zweifel am Wildschwein: Für einige soll doch ein Clan dahinterstecken“

    https://www.t-online.de/region/berlin/id_100218344/loewe-in-berlin-zweifel-an-wildschwein-erklaerung-steckt-remmo-clan-dahinter-.html

  52. In Texas wurde ein mysteriöses Tier beim Knabbern von Beeren gesichtet. Es handelt sich wohl entweder um einen

    Hund-Kojoten-Mischling
    oder einen
    Hund mit Hautproblemen

    Als Alternative wird im Internet aber auch eine mystische Kreatur aus einer lateinamerikanischen Volkssage angeboten, die die doofe Angewohnheit habe, Tierblut zu trinken.

    https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/buntes-kurioses/id_100227762/mysterioeses-tier-in-texas-gesichtet-experten-ratlos-.html

  53. @Miriam:

    Genau, die meisten „Chupacabras“ dürften auf räudige Koyoten zurückgehen:

    https://blog.gwup.net/2014/03/02/chupacabra-mysterioser-vampirkoter-oder-legende/

  54. @Bernd Harder

    Nächstes Mal setze ich meinen Kommentar unter den passenden Artikel. Dass es ihn hier gibt, hätte ich mir ja denken können ;)

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