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„Muss mit auf den Tisch“: Keine Homöopathie mehr auf Kassenkosten, fordert Politiker

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Gestern:

Heute (immerhin):

Der Parlamentsgeschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion hat eine Debatte über die Erstattung homöopathischer Produkte durch die Krankenkassen gefordert. „Homöopathie soll jeder nutzen dürfen, sie ist aber nachweislich wissenschaftlich nicht wirksam“, sagte Johannes Vogel dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Aber das Kollektiv der Beitragszahler meiner Kasse dazu zu verpflichten, das mitzuzahlen, das ist eine Frage, die mit auf den Tisch muss.“

Widerspruch kam prompt – wer hätte das gedacht – von der CSU und den Freien Wählern (und der AfD), die bekanntlich auch kein Problem damit haben, 800.000 € für eine aberwitzige Homöopathie-„Studie“ zum Fenster rauszuwerfen.

Ein Literaturtipp für die Damen und Herren Abgeordneten:

Wo Vogels Kritiker allerdings recht haben (und was der FDP-Politiker deutlich benennen müsste): Es geht dabei mitnichten nur um die Kosten für homöopathische Behandlungen, sondern um Esoterikgeschwurbel auf Kassenrezept und das Vorgaukeln einer Wirksamkeit.

Zum Weiterlesen:

  • FDP-Politiker stellt Homöopathie als Kassenleistung in Frage, BR am 13. Juli 2022
  • CSU warnt vor „Generalangriff“ auf Homöopathie – SPD: Hokuspokus, BR am 13. Juli 2022
  • Video: Der Homöopathe – „Ich mache dir ein Angebot, das keine Wirkung hat“, GWUP-Blog am 29. Juni 2022
  • Homöopathie: It’s not ok, Jens Spahn, GWUP-Blog am 28. September 2019
  • FAS: Globuli ins Süßwarenregal, GWUP-Blog am 14. Juni 2022
  • Spiegel: „Keinen Cent mehr für Homöopathie und Hokuspokus“ von der Krankenkasse, GWUP-Blog am 13. November 2021

9 Kommentare

  1. Aber, aber, aber… mir hat’s doch geholfen.

    Und die Pharma und ihre Chemie sind sowieso böse…

    Und Klimaanlagen kosten viel Energie und machen damit das Problem nur schlimmer.

  2. CSU und Freie Wähler schielen auf die Wähler und versuchen ihre Homöopathie-affine Klientel zu schützen, die in Bayern besonders stark vertreten ist.

    Die AfD gibt wie immer die contra-Partei. Hauptsache dagegen.

  3. Pseudomedizin-Hersteller #Weleda schließt Produktion im Elsass: Der Konzern spricht von einer „Verhärtung des Umfelds“ in Frankreich, „insbesondere im Bereich der homöopathischen Produkte“, die seit 2020 nicht mehr Kassenleistung sind.

    https://twitter.com/AnthroBlogger/status/1544229362874159105

    Genau, Leute wie Herr Vogel verhärten das Umfeld …

  4. Gilt die FDP nicht als die Ärzte- und Heilpraktikerpartei?!

    Immerhin hatte „RTL direkt“ gestern abend einen vorbildlich homöopathiekritischen Beitrag im Kontext des FDP-Vorstoßes:

    https://www.tvnow.de/shows/rtl-direkt-19861/2022-07/episode-111-sendung-vom-13-07-2022-4865139

    Inklusive einer realsatirischen Beschwerde von Frau Geiger über die „emotionale“ Debatte.

  5. In Frankfurt kann man gerade erleben was normalerweise Homöopathievertretern oder Querdenkern anhaftet: Immunisierung vor der Wirklichkeit.

    Nur übt das gerade ein OB aus, mit der gleichen Hartnäckigkeit, die man von den üblichen Verdächtigen gewohnt ist.

    Gruselig.

  6. Johannes Vogel, FDP und Homöopathie: Das Sommerloch ruft.

  7. Wie gefährlich es ist, mit der Reduzierung des Homöopathie-Themas auf den pekuniären Aspekt den Verteidigern das Peanuts-Argument in die Hand zu geben, konnte man heute im „Ärzteblatt“ lesen:

    „Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) machen die homöopathischen Präparate nur ein „sehr geringes Volumen“ im Vergleich zu den gesamten Arzneimittelausgaben in der GKV aus. Bestrebungen, die Globuli aus dem Leistungskatalog herauszunehmen, seien nicht bekamt, sagte eine Ministeriums­spreche­rin.“

    Das ist so am Thema vorbei wie die Homöopathie an ernsthafter Medizin. Eine Perpetuierung des „So okay“-Arguments von Herrn Spahn aus 2019, damals viel kritisiert.

    Zum einen, wir hier wissen es: Es geht darum, dass einer wirkungslosen Scheinmethode keine Reputation über das Gesundheitssystem, die Krankenkassenerstattung und die Apothekenpflicht mehr eingeräumt werden darf. Um Schaden von den Menschen fernzuhalten, den man viel zu lange gleichmütig hingenommen hat!

    Zum anderen, wenn wir schon mal beim pekuniären Aspekt sind: Es geht nicht um 20 Mio. bei den Kassen (die Zahl ist eh falsch, sie ist zwar nicht genau zu evaluieren, wird aber im dreistelligen Millionenbereich liegen) – es geht um die fast 500 Mio Euro, die die Homöpathiepatienten im falschen Glauben, es handele sich um Medizin, Jahr für Jahr aus eigener Tasche in die Kassen der Apotheken legen!

    Weil sie von Gesetzgebung und Kassen in die Irre geführt und viel zu oft auch in den Apotheken suggeriert bekommen, es handele sich um wirksame Medizin.

    Das auf den „kleinen Anteil an den Gesundheitskosten“ zu reduzieren, zeugt entweder von maximal fehlendem Problembewusstsein oder von maximal vorhandener Perfidie.

    Das INH wird das sicher noch thematisieren. Immer wieder, wenn es sein muss.

  8. Ich habe ein hochpotentes Zahlungsmittel für Homöopathen:

    Eine 1 Cent Münze, auf einen 1 Billion Reichmarksschein geklebt, das ist eine Dqm14 Potenzierung: 10**-2/10**12.

    Wenn der behandelnde Heilpraktiker an seine Homöopathie glaubt, sollte er die Bezahlung in homöopathischer Wahrung jubelnd akzeptieren.

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