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„Umprogrammierung“ durch mRNA-Impfstoffe?

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Der Vortrag des Genetikers Prof. Wolfgang Nellen bei Skeptics in the Pub Wien ist knapp vier Monate alt:

Das Impfstoff-Chaos ist zumindest in Deutschland und Österreich groß. AstraZeneca macht Hirnvenenthrombosen, mit BioNTech wird man genmanipuliert. Johnson & Johnson stellt Tampons, Mundwasser und Sonnencreme her – und jetzt Impfstoffe?

Der Vortrag soll etwas aufklären, wie sich die Impfstoffe unterscheiden und wie sie gemacht werden.

Er soll auch etwas mit den gängigen Verschwörungsgeschichten aufräumen und vielleicht die allgemeine (durchaus verständliche) Verunsicherung ein wenig beheben. Und, wenn es die Zeit erlaubt, werden noch ein paar sehr spannende Entwicklungen beschrieben, die in den Forschungspipelines sind.

Sie werden danach keine Experten für Virologie oder Epidemiologie sein – das ist der Referent auch nicht. Vielleicht aber nimmt die Angst etwas ab, dass Kinder von Geimpften über und über mit Corona-Stacheln geboren werden.

Nichtsdestotrotz ist das Thema gerade wieder aktuell, da unter anderem Til Schweiger, Oskar Lafontaine und Clemens Arvay vor „Langzeitfolgen“ der Corona-Impfung warnen. Lafontaine und Arvay berufen sich dabei auf eine Studie des Immunologen Mihai Netea, Forschungsleiter an der Radboud-Universität Nijmegen und der Universität Bonn.

Und offenbar geht es dabei nur um einen Satz in der Arbeit:

Das Vakzin BNT162b2 [BioNTech/Pfizer] verursacht eine komplexe funktionelle Umprogrammierung angeborener Immunantworten, die bei der Entwicklung und Benutzung dieser neuen Art von Impfstoffen bedacht werden sollten.

„Funktionelle Umprogrammierung“? Das klingt nach der Echse oder Biollante. Zeit-Redakteur Ingo Arzt hat Netea damit konfrontiert:

Auch Netea hat mitbekommen, dass ein ihm unbekannter Politiker in Deutschland seine Arbeit herumreicht. Kinder nicht impfen? Netea muss in einem Videogespräch erst mal tief Luft holen.

„Wer auch immer so etwas behauptet, ich will das hier wirklich sehr klar machen: Unsere Arbeit ist absolut kein Grund und ich wiederhole, absolut kein Grund, Kinder oder sonst jemanden nicht zu impfen.“

„Umprogrammierung“ sei schlicht ein Begriff, der in seinem Forschungsgebiet ständig verwendet würde – und wer sich nicht auskenne, für den klinge das eben bedrohlich.

„Ihr Immunsystem wird jedes mal umprogrammiert, wenn sie einem Krankheitserreger ausgesetzt sind. Und das ist gut so. Es wird in dem Moment umprogrammiert, in dem ein Baby das erste Mal Milch an der Brust seiner Mutter trinkt. So funktioniert das Leben“, sagt er.

Gesundheits-Redakteur Arzt erklärt weiter, dass schwere Nebenwirkungen einer Impfung generell eine Seltenheit seien. Wann immer sie aber auftauchten, geschah das kurz nach der Impfung. Der einzige Fall, bei dem Nebenwirkungen erst nach knapp einem Jahr aufgefallen sind, ist der Schweinegrippeimpfstoff Pandemrix.

Dazu gab es bereits im vergangenen Jahr einen ausführlichen Artikel bei Lars und die Welt und einen aktuellen Twitter-Thread des Biochemikers Johann Holzmann:

Der Zeit-Artikel weiter:

Aber könnten nicht durch die Impfung Prozesse in Gang gesetzt worden sein, deren Auswirkungen man erst noch sehen wird? Peggy Riese erforscht am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung die Reaktionen des Immunsystems auf Impfstoffe – sie sagt, ihr sei trotz aller Forschung keine Arbeit bekannt, die nahelegt, dass so etwas vorkomme. Denn bei allen Impfstoffen gilt: Sie reizen den Körper, rufen eine Immunantwort hervor, die unmittelbar und direkt Nebenwirkungen auslösen kann.

Danach sind die Impfstoffe weg, bekämpft und abgebaut. Es bleiben einzig trainierte Abwehrzellen, Antikörper im Blut und die Erinnerungen des Immunsystems, wie sie herzustellen sind. Die mRNA baut sich sogar sehr schnell ab, die Moleküle sind so instabil, dass sie zum Schutz in spezielle Lipide gehüllt werden, eine Gruppe von Stoffen, aus denen auch Zellmembrane bestehen.

Das Fazit:

Wenn Wissenschaftler oder Hersteller von Impfstoffen sagen, man könne langfristige Nebenwirkungen nicht komplett ausschließen, lädt der Satz geradezu zum Missverständnis ein.

Peggy Riese erklärt: Der Satz sei eine Selbstverständlichkeit für jede empirische Wissenschaft. Etwas in letzter Konsequenz zu widerlegen, ist in der empirischen Wissenschaft oft genug unmöglich. Der Satz ist ein Synonym für: Niemand kennt die Zukunft. Niemand weiß, ob nicht 2050 ein Asteroid, den Astronomen bisher nicht auf dem Zettel hatten, auf der Erde einschlägt. Nur dass es eben sehr, sehr, sehr unwahrscheinlich ist.

Bei Corona ist die Gefahr konkreter Langzeitfolgen der eigentlichen Krankheit um ein Vielfaches höher als hypothetische, bisher unbekannte Folgen der Impfungen

Zum Weiterlesen:

  • Keine Angst vor Spätfolgen, Zeit+ am 8. September 2021
  • Lieber Impf-RNA als Virus-RNA, scilogs am 6. September 2021
  • STIKO empfiehlt Coronaimpfung für Schwangere und Stillende, spektrum am 10. September 2021
  • Impfdurchbrüche: Wie viele Geimpfte liegen im Krankenhaus? spektrum am 9. September 2021
  • Impfung schützt Junge fast vollständig vor tödlichem Verlauf, FAZ am 10. September 2021
  • COVID – Impfstoffe und (keine) „Langzeitdaten“, so funktionierts am 1. Januar 2021
  • Neues Video mit Martin Moder: Coronaimpfung – Langzeitfolgen? GWUP-Blog am 20. Dezember 2020
  • Science Cops: Langzeitfolgen nach mRNA-Impfung? Der Fall Reitschuster, GWUP-Blog am 20. Juni 2021
  • Der Geist des Waldes kommt nicht zur Ruh: Dr. Jan Hegedüs zum neuen Arvay-Video, GWUP-Blog am 13. Juni 2021
  • Video: Wissenschaft und Pseudowissenschaft in der Volkswirtschaftslehre, SitP Wien am 19. Mai 2021
  • Video: Humanismus – Von der Antike zu modernen Ausprägungen, SitP Wien am 23. Juni 2021

5 Kommentare

  1. Manchmal braucht man ein dunkles Heißgetränk extra, um die immer und immer wiederkehrenden, tausendmal erklärten Narrative weiter zu verkraften:

    – Zu viele Leute haben keinen Begriff von Wissenschaft und dass sie nicht „die Wahrheit“ sucht, sondern sich ihr so redlich und ehrlich wie möglich anzunähern versucht.

    – Zu viele Leute erliegen deshalb dem Fehlschluss, dass diese Form von „Bescheidenheit“ heutiger Wissenschaftspraxis und -theorie ein Anlass zu tiefem Misstrauen sei.

    – Zu viele Leute können nicht nur nicht in exponentiellen Entwicklungen denken, sondern nicht einmal in einfachen Nutzen-Risiko-Gewichtungen. Offenbar ist es genetisch vorgegeben, den Risikofaktor grundsätzlich um eine 1.000er-Potenz größer wahrzunehmen als den Nutzenfaktor.

    – Zu viele Menschen ignorieren es vollkommen, wenn man ihnen die Zusammenhänge einfach mal zu erklären versucht.

    Ein (pensionierter) Arzt aus meiner Bekanntschaft dazu: „Ach geh mir doch weg mit dem Wissenschaftskram. Ich bin 45 Jahre ohne ausgekommen.“

    Fast möchte man es glauben.

  2. Die Corona-Pandemie hat den mRNA-Impfstoffen den Durchbruch gebracht. Inzwischen werden der einstigen Außenseiter-Technologie noch ganz andere Therapie-Revolutionen zugetraut. Als Waffe gegen Tumore, Tuberkulose und HIV wird sie bereits ausprobiert.

    https://www.welt.de/wissenschaft/article234010408/mRNA-Impfstoffe-Hoffnungstraeger-auch-bei-Krebs-MS-und-Malaria.html

  3. Faktencheck. Nein, der Biontech-Impfstoff enthält keine Inhaltsstoffe, die nicht für Menschen zugelassen sind

    https://correctiv.org/faktencheck/2021/12/23/nein-der-biontech-impfstoff-enthaelt-keine-inhaltsstoffe-die-nicht-fuer-menschen-zugelassen-sind/

  4. @Carsten Ramsel

    Wikipedia enthält gute Artikel, wobei es sich um ALC-0315 und ALC-0159.

    https://de.wikipedia.org/wiki/ALC-0315

    https://de.wikipedia.org/wiki/2-((Polyethylenglycol)-2000)-N,N-ditetradecylacetamid

    Die Querdenker und Coronaleugner können oder wollen nicht verstehen, das ein und dieselbe chemische Verbindung in verschiedenen Qualitäten vertrieben wird, die dann in ganz unterschiedlichen Bereichen in Forschung und Produktion eingesetzt werden kann.

    In der pharmazeutischen Industrie ist es so, dass vereinfachend gesprochen nicht nur der Wirkstoff, sondern auch jeder Hilfsstoff und auch jede Verpackung (egal ob Glasspritze oder Blister aus Kunststoff) von den Zulassungsbehörden dahingehend begutachtet wird, ob sie für den (menschlichen) Organismus in irgendeiner Art und Weise schädlich sein könnten.

    Zu den allermeisten dieser Stoffe liegen umfangreiche Forschungsdaten vor, auf die Behörden bei ihrer Prüfung zugreifen können. Falls eine neu entwickelte Verbindung im Medikament eingesetzt werden soll, von der noch keine Daten vorliegen, so ist der pharmazeutische Hersteller verpflichtet, die Unbedenklichkeit dieser Verbindungen in ausführlichen Untersuchungen zu belegen.

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