gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

„Biontech-Globuli“ bauen keinen homöopathischen Impfschutz auf

| 20 Kommentare

Die #Globukalypse trendet gerade mal wieder bei Twitter.

Warum?

Weil eine Apotheke in Koblenz mal wieder den Aberwitz der Homöopathie offen zur Schau stellt:

Nicht dass das jetzt völlig überraschend käme.

Sogar in der Österreichischen Apotheker-Zeitung darf der – sichtlich gealterte – Doyen der Kügelchengabe, Prof. Michael Frass, für die homöopathische Behandlung von Covid-19 werben (neben seiner üblichen Schwadronade über Homöopathie bei Sepsis und COPD):

Erste Erfahrungen lassen vermuten, dass eine Coronavirusinfektion so wie fast alle entzündlichen Erkrankungen sehr gut auf eine homöopathische Therapie anspricht. Auch die Nebenwirkung der Impfung können mit Homöopathie gelindert werden.

Was es mit diesen angeblichen „Erfahrungen“ auf sich hat, haben wir hier schon analysiert – parallel dazu warnte Welt-Online vor der „tödlichen Gefahr des deutschen Homöopathie-Glaubens“ (und des österreichischen, möchte man aktuell ergänzen).

Und jetzt „Biontech-Globuli“ aus Koblenz – praktisch eine Art „Direktnominierung für den Goldenen Aluhut 2021“, schreibt Dr. Natalie Grams:

Die COVID19-,#Impfnosoden‘ der Homöopathie sind weder ein Ersatz für Impfungen noch leiten sie irgendwelche ,Nebenwirkungen’ einer Impfung aus! Leider scheint die Empfehlung dafür trotzdem zuzunehmen. Bitte weitersagen, dass das gefährlich ist!

Den Thread dazu gibt’s hier:

Auch die Stiftung Gurutest thematisierte im Januar den Unsinn eines „homöopathischen Impfersatzes aus der Apotheke“, Susannchen schon 2019.

Heute, 30. April, spricht Natalie Grams um 17 Uhr darüber mit Onkel Michael im Twitterspace (eine neue Twitter-Audiofunktion, allerdings nur für mobile Endgeräte).

Update von 20 Uhr

  • Die in der Apotheke bereits hergestellten Homöopathika mitsamt Zwischenprodukten wurden mittlerweile vom Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung gesperrt.
  • Eine Prüfung wurde eingeleitet, ob gegen arzneimittelrechtliche oder sonstige Vorschriften verstoßen worden ist.
  • Die Apothekerin will alle Käufer des homöopathischen Mittels kontaktieren mit dem Hinweis, dass es keinesfalls einen Impfschutz bietet.
  • Ihr zufolge sollen bereits verabreichte Corona-Impfungen mit diesem ergänzenden Produkt „besser und richtiger wirken, möglichst ohne Nebenwirkungen zu entfalten“. Sie räumt ein: „Aber das ist nicht wissenschaftlich belegt.“

Weitere News in Sachen Homöopathie:

  • Wenn aus Fakten „Vorurteile“ werden, übermedien am 29. April 2021
  • Guten Tag! Wir möchten immer noch mit Ihnen über Homöopathie reden! INH am 27. April 2021
  • Antibiotika-Resistenz: Ist die Homöopathie die Lösung? publikum.net am 27. April 2021
  • Linke will Bevorzugung der Homöopathie beeenden, DAZ.online am 21. April 2021
  • Ein weiterer Erfolg der Globukalypse, Onkel Michael am 25. April 2021

Zum Weiterlesen:

  • Apothekerkammer warnt vor „Globuli aus Covid-19-Impfstoff“, rp-online am 30. April 2021
  • Apotheke bietet Impfstoff als Globuli an, t-online am 30. April 2021

20 Kommentare

  1. Impfstoffglobuli zur „Ausleitung“ von Impfnebenwirkungen? Bei solchen Heldentaten bin ich immer hin- und hergerissen zwischen „Echt jetzt?“ und „Klar, musste ja so kommen.“

  2. Ist schon vorbei:

    https://rp-online.de/nrw/panorama/apothekerkammer-warnt-vor-globuli-aus-covid-19-impfstoff_aid-57708221

    Aber die Apothekerin hat es wohl tatsächlich ein paar Mal verkauft …

  3. Hier stimme ich Frau Grams zu, wenn manche Globuli brauchen und sich erst dann impfen lassen, dann sollte man es ihnen gönnen – Hauptsache sie lassen sich impfen, denn die Erwachsenen müssen eigentlich alle geimpft werden, da für die Kinder noch kein Impfstoff zugelassen ist und diese den Herdenschutz brauchen, daß die Schulen sicher geöffnet werden können.

  4. OT, aber doch zum Thema Homöopathie:

    In dem verlinkten Artikel über Homöopathie in „Leben & erziehen“ kommt Udo Endruscheit zur Sprache, der den regelmäßigen Lesern des Blogs sicher bekannt sein dürfte.

    https://uebermedien.de/59469/wenn-aus-fakten-vorurteile-werden/

  5. Diese Schloss Apotheke Koblenz scheint die esoterischste in ganz D zu sein. Unglaublich was die alles für einen Scheiss anbieten. Werben schon von außen mit Homöopathie auf Werbetafeln und und auf der Homepage.

  6. „Apothekenleiterin Annette Eichele sagte der dpa, keineswegs habe sie homöopathische Corona-Impfstoffe verkauft. Wirksame Vakzine dieser Art gibt es nicht. Laut Eichele wurde nur zusätzlich ein „Minitropfen“ des originalen Biontech-Impfstoffs „hochpotenziert“ beziehungsweise homöopathisch als Globuli (Kügelchen) aufbereitet. Bereits verabreichte Corona-Impfungen sollten der promovierten Apothekerin zufolge mit diesem ergänzenden Produkt „besser und richtiger wirken, möglichst ohne Nebenwirkungen zu entfalten“. Sie räumte ein: „Aber das ist nicht wissenschaftlich belegt.“

    Dieses Produkt sei nur einzeln auf Kundenanfrage hergestellt und in den vergangenen Wochen weniger als ein Dutzend Male verkauft worden. Zehn Gramm dieser Globuli kosteten nach Angaben von Eichele rund 15 Euro. Ärzte und Heilpraktiker hätten ihre auf Homöopathie spezialisierte Apotheke nach so einem Produkt gefragt.

    Laut Landesamt erklärte Eichele, „dass sie geringe Restmengen nach dem Aufziehen der Impfdosen, die sonst in den Müll geworfen worden wären, aus dem Impfzentrum in Koblenz und aus einem Altenheim mit in die Apotheke genommen habe“. Landesamtspräsident Detlef Placzek habe den Koblenzer Oberbürgermeister David Langner (SPD) als Verantwortlichen des Impfzentrums gebeten, diese Angelegenheit zu prüfen und nach eigenem Ermessen „geeignete Mittel zu ergreifen“.“

    Hat Annette Eichele die Reste im Impfzentrum geklaut oder wie? Wie strunz dumm muss eigentlich eine Apothekerin sein????

  7. Eine staatliche Stelle geht gegen den homöopathischen Wirrwutz (Onkel Michael) einer verwirrten Apothekerin vor? Dass ich das noch erleben darf!

    Juristisch dürfte hier aber lediglich ein Verstoß gegen das Verbot vorliegen, dass man für die Kügelchen nicht indikationsbezogen werben darf. Ah, und vielleicht ist das Nichtregulärvernichten von Impfstoffresten auch verboten.

    Nicht mal eine Beschlagnahme gab das her. Was soll denn bitte diese „Sperrung“ rechtlich sein?

    Aber gut, ein Anfang. Vielleicht gar ein Präzedenzfall? Ob wir mal systematisch „Tester“ in die Apotheken schicken, um zu hören, was die einem so über Homöopathie erzählen, wenn sonst keiner zuhört?

  8. Noch am Freitag wurden in der Apotheke bereits hergestellte Homöopathika mitsamt Zwischenprodukten vom Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung vorsorglich gesperrt.

    https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_89949552/tid_amp/homoeopathie-eklat-apotheke-bietet-impfstoff-als-globuli-an.html

    Sogar bei „Bild der Frau“ ist das Thema angekommen…

    https://www.bildderfrau.de/gesundheit/krankheiten/article232176787/Impfnosoden-Kann-man-sich-wirklich-homoeopathisch-gegen-Covid-19-impfen-lassen.html

  9. Mehr zu Impfnosoden und homöopathischem Impfen gibt es beim INH:

    https://netzwerk-homoeopathie.info/?s=Impfnosoden&id=1877

    Homöopathisch impfen – komplett wirkungslos! https://susannchen.info/?p=4647

  10. Wie war das nach der homöopathischen Lehre: Man verdünnt, was unverdünnt bei Gesunden ähnliche Symptome hervorruft wie die Krankheit? Welche Symptome ähnlich welcher Krankheit ruft der unverdünnte Impftstoff noch mal hervor?

  11. Aufgrund diesen Falles könnte die einmalige Chance bestehen, dass Sinn und Unsinn von Homöopathie auf den Prüfstand kommt.

    Arzneimittelrechtlich besteht kein Grund, dieses Homöopathikum zu verbieten. Nach homöopathischer Lehre ist das Präparat korrekt hergstellt. Das außer Zucker nichts drin ist und keine Wirksamkeit vorhanden ist, wie von Vertretern des Paul-Ehrlich-Institut festgestellt wurde, und das zuständige Landesamt schon reagiert hat, zeigt ja nur die Absurdität der „besonderen Rechststellung der sog. Alternativen Heilmittel“ in Deutschland.

    Ich glaube, die Politik wird wie immer keine Konsequenzen für das Gesamtsystem Homöpathie ziehen und dies als einmaligen Fehltritt herabtun, schon allein wegen der bevorstehenden Wahl.

  12. @Joseph Kuhn:

    „…..Man verdünnt, was unverdünnt bei Gesunden ähnliche Symptome hervorruft wie die Krankheit…“

    Wo steht so etwas? Ich suche schon lange nach dem Beleg, ob die Arzneimittelprüfung mit Ursubstanz oder verdünntem Mittel stattfindet, aber verbindliches finde ich nirgends.

    Laut INH macht man die Prüfung mit C30, gibt es noch andere Aussagen von Hahnemann?

  13. Übrigens: In zwei Wochen findet wieder der Homöopathie-Kongress statt:

    https://2021.homoeopathie-kongress.de/

    Leider muss man auch dieses Jahr auf das politische Grußwort verzichten, weil es den Kongress wieder nur online gibt.

  14. @Joseph Kuhn:

    „Welche Symptome ähnlich welcher Krankheit ruft der unverdünnte Impftstoff noch mal hervor?“

    Influenzasymptome, und zwar ganz heftige. Ist aber nur eine Einzelkasuistik, und zwar von mir.

  15. @Ich

    Hahnemann hat m.W. mit unverdünnter Ursubstanz angefangen, aber später erklärt, dass man auch das verdünnte Mittel verwenden kann (was in vielen Fällen für den Probanden weitaus gesünder sein dürfte).

  16. @nota.bene, du hast wirklich den Impfstoff geschluckt statt injeziert? schade um die Dosis. In diesem Fall nutzt noch nicht mal der unverdünnte Schuss.

    Meine NW (biontech, gespritzt, im) ich habe in der folgenden Nacht eine Stunde länger gut geschlafen.

  17. Wie viele Engel passen noch gleich auf eine Nadelspitze?

  18. @ klauszwingenberger:

    Das hängt davon ab, wie viel Platz die Nadelspitze bietet, ob die Engel stehen, sitzen oder liegen, ob sie die Abstandsregeln einhalten und wie groß die Engel sind. Der Rest ist einfaches Bruchrechnen.

    Möglicherweise sind Engel aber ähnlich wie die Wirkkräfte der Homöopathie feinstofflicher Natur und in ihren raumzeitlichen Eigenschaften nicht auf die wie auch immer zu bestimmende Granularität der materiellen Welt zu beziehen.

    Das wirft dann sehr grundsätzliche Fragen auf, die nur die Homöopathie beantworten kann. Oder Karl Valentin.

  19. Hahnemann nimmt die zu prüfende Arznei in diesen ersten Versuchen noch in pharmakologischer Dosis ein und dokumentierte alle nachfolgenden Veränderungen und deren Dauer. Da bei unverdünnter Einnahme oft schwerwiegende Symptome auftreten, geht Hahnemann im Laufe der Zeit dazu über, die Arzneimittelprüfungen mit höheren Potenzen durchzuführen und empfiehlt ab den 1820er Jahren die Verwendung der C30.

    https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Homöopathische_Arzneimittelprüfung

  20. @ Joseph Kuhn:

    Die Frage hatte Christian Morgenstern aufgeworfen und in einem Gedicht über Scholastiker mit „Keiner“ beantwortet. Die Begründung geht übrigens durchaus in Richtung Feinstofflichkeit. Chapeau, Sie waren nah dran.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.