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Neue Umfragen: Ist der Verschwörungsglaube rückläufig?

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Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) hat kurz vor Weihnachten eine repräsentative Umfrage zum Glauben an Verschwörungstheorien vor und in der Corona-Krise veröffentlicht.

Die Analyse beruht auf zwei telefonischen Umfragen.

Vor der Corona-Krise wurden von Oktober 2019 bis Februar 2020 insgesamt 3.250 Personen befragt. In der Corona-Krise wurden von August bis September 2020 insgesamt 1.521 Personen befragt, davon 522 aus den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen.

Beide Umfragen führte das Umfrageinstitut Infratest dimap durch. Die Ergebnisse der beiden Umfragen sind jeweils repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland.

Der komplette erste Teil der Studie („Sie sind überall“, veröffentlicht Anfang September) findet sich hier. Als „standardisierte Frage“ zur allgemeinen Verschwörungsmentalität wurde

Es gibt geheime Mächte, die die Welt steuern

gewählt.

Um sicherzustellen, dass damit tatsächlich auf eine komplexe Steuerung des Weltgeschehens fokussiert wird und nicht etwa auf Hinterzimmerabsprachen, transzendente Mächte wie „Gott“ oder „Satan“ oder aber eine abstrakte Marktlogik, gab es eine Nachfrage:

Die Teilnehmer sollten sagen, an welche Macht sie dabei denken. Diese offene Nachfrage erlaubt es, Missverständnisse festzustellen, aber auch näher zu ergründen, welche Verschwörung vermutet wird.

Das Ergebnis im Zeitraum Oktober 2019 bis Februar 2020:

Die 30 Prozent Befürworter entsprechen in etwa dem Stand der „Mitte-Studie“ von 2019, die bei der Aussage

  • „PolitikerInnen und andere Führungspersönlichkeiten sind nur Marionetten dahinterstehender Mächte“

auf 32,7 Prozent Zustimmung kam. Auch die Leipziger „Autoritarismus-Studie“ 2020 förderte bei rund 30 Prozent der Bundesbürger eine „manifeste Verschwörungsmentalität“zutage.

Und wer sind jetzt die verborgenen Weltenlenker?

Die Frage, um welche geheimen Mächte es sich handelt, kann jeder Sechste nicht beantworten.

13 Prozent der Befragten, die von der Weltsteuerung durch geheime Mächte ausgehen, denken bei den geheimen Mächten an Wirtschaftsunternehmen, Banken oder „das Finanzkapital“. 12 Prozent nennen Geheimdienste, insbesondere die Geheimdienste der USA (NSA, CIA), Russlands (in der Regel mit dem alten Kürzel KGB benannt) oder Israels (Mossad). 11 Prozent nennen entweder abstrakt „reiche Menschen“, „reiche Familien“ oder benennen einzelne Familien wie die Rothschilds oder Rockefellers.

Verbreitet genannt werden zudem einzelne Länder, am häufigsten die USA bzw. Donald Trump mit 12 Prozent, Russland bzw. Wladimir Putin mit 9 Prozent oder China mit 6 Prozent.

Insgesamt ist die Vielfalt der Nennungen groß. 5 Prozent der Befragten denken an die Mafia oder andere kriminelle Clans, 4 Prozent denken an Lobbyisten und Interessenverbände und ebenso viele nennen Geheimbünde, beispielsweise Illuminaten, Logen oder Freimaurer.

1 Prozent denkt an internationale Foren bzw. Organisationen wie G20 oder die Europäische Zentralbank, ebenfalls 1 Prozent nennt die Bilderberg-Konferenz und ebenso viele nennen das Judentum. Auch Außerirdische sind unter den Nennungen.

„Erstaunlich“ fanden die Forscher um den Soziologen Dr. Jochen Roose das Ergebnis der neuerlichen Befragung von August bis September 2020. Es zeigte sich nämlich ein leichter Rückgang der Zustimmenden:

Während vor der Corona-Krise 11 Prozent der Bevölkerung sicher waren, die Welt werde durch geheime Mächte gesteuert, sind es in der Krise 8 Prozent. Vor der Corona-Krise hielten es weitere 19 Prozent für wahrscheinlich richtig, dass geheime Mächte die Welt steuern. In der Corona-Krise halten dies mit 16 Prozent weniger Menschen für wahrscheinlich.

Auf der anderen Seite liegt die Ablehnung einer Verschwörungstheorie deutlich höher als vor der Krise. Waren sich vor der Krise 35 Prozent sicher, dass es keine geheime Macht gibt, die unsere Welt steuert, sind es in der Krise 44 Prozent. Knapp jede und jeder Zweite lehnt nun die Möglichkeit einer geheimen Weltverschwörung entschieden ab.

Woran das liegt, ist nicht ganz klar. Vielleicht an der verstärkten Aufklärung über das Thema:

Möglicherweise hat die Thematisierung von Verschwörungstheorien zu einer Abnahme beigetragen. Die Annahmen und Unterstellungen der Verschwörungstheorien auszusprechen, die Sichtbarkeit von zum Teil wirr argumentierenden Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretikern mag deutlich gemacht haben, dass die Theorien nicht plausibel sind.

Denkbar ist aber auch ein Effekt sozialer Erwünschtheit. Gerade weil die Verschwörungstheorien vielfach in den Medien kritisiert wurden, trauen sich nun weniger Menschen zuzugeben, dass sie eigentlich solche Theorien für plausibel halten.

Neu erhoben wurde in der zweiten Studie („Verschwörung in der Krise“, veröffentlicht am 20. Dezember) die Aussage

Das Corona-Virus ist ein Vorwand, um die Menschen zu unterdrücken

Das Ergebnis:

Weitere Erkenntnisse dazu:

  • Menschen, die an eine Corona-Verschwörung glauben, halten zu höheren Anteilen auch eine Weltverschwörung für möglich.
  • Menschen in schwierigeren Lebensumständen, die schon einmal länger arbeitslos waren und mit ihrem Haushaltseinkommen nicht gut zurechtkommen, halten eine Corona-Verschwörung häufiger für wahrscheinlich oder sicher richtig.
  • Menschen, die durch die Corona-Krise tendenziell stark finanziell und persönlich belastet sind, in der Krise einen stärkeren Zeitdruck empfinden und generell nach eigener Einschätzung mit der Krise nicht so gut zurechtkommen, halten eine Corona-Verschwörung häufiger für wahrscheinlich oder sicher richtig.
  • Menschen, die eine Corona-Verschwörung für wahrscheinlich oder sicher richtig halten, nutzen weniger die öffentlich-rechtlichen Medien und Zeitungen für politische Nachrichten. Sie schenken den öffentlich-rechtlichen Medien weniger Vertrauen als andere.

Die Zustimmung zu einem „Corona-Schwindel“ von 14 Prozent liegt in der KAS-Umfrage um zwei Prozent niedriger als bei der COSMO-Studie (Covid-19 Snapshot Monitoring) der Uni Erfurt, zuletzt aktualisiert im November:

Einen noch deutlicheren Rückgang hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung in seiner „dritten Befragungswelle“ Mitte November festgestellt:

Sollte der Glaube an Verschwörungsmythen tatsächlich rückläufig sein?

Roose nannte bereits in der ersten KAS-Studie vom September einige Grundannahmen von Verschwörungstheorien, die möglicherweise dazu beigetragen haben, bei vielen Menschen Zweifel an deren Plausibilität zu wecken:

Verschwörungs­theorien können logisch nicht wahr sein, weil sie in sich inkonsistent sind. Es macht kei­nen Sinn, einerseits die perfekte Planbarkeit anzunehmen, um dann doch permanent Anzeichen und Fehler zu entdecken, die auf die behauptete Verschwörung hinweisen.

Verschwörungstheorien können auch nicht wahr sein, weil sie in einem Höchstmaß die Steuerbarkeit von Gesellschaft und Geschichte unterstellen, die so nicht möglich ist.

In der zweiten Publikation vom Dezember führt der Soziologe das näher aus:

Zweifellos gibt es Heimlichkeit, es gibt Machtunterschiede, es gibt auch Absichten, die aus Sicht von anderen böse sind, und es gibt auch Menschen, die sich im Geheimen zusammentun, um einen Plan auszuführen. Zu Verschwörungstheorien im hier beschriebenen Sinne gibt es aber einen wesentlichen Unterschied.

Verschwörungstheorien gehen von einem langfristigen Plan aus, der über mehrere Jahre, manchmal Jahrzehnte, manchmal sogar über Generationen hinweg entworfen und verfolgt wird. Verschwörungstheorien unterstellen eine sehr große Zahl von Beteiligten, die alle in ihrer jeweiligen Position ihren Beitrag zum großen Verschwörungsplan leisten.

Verschwörungstheorien übersteigern die Steuerbarkeit von Ereignissen und schließen andererseits Zufall und Chaos aus. Sie übersteigern gleichzeitig die Koordinierbarkeit von Menschen und die Möglichkeit, viele auf ein gemeinsames Ziel zu verpflichten.

All dies geschieht in einer Weise, die der Alltagserfahrung mit ihrem ständigen Scheitern von Vorhaben und Vorsätzen zuwiderläuft. Zu oft scheitern wir schon an Vorsätzen, die wir uns selbst vornehmen. Und wie alltäglich ist die Erfahrung von Widerwillen bei Vorschriften, die uns andere machen.

Es ist schlicht unmöglich, eine sehr große Zahl von Menschen über sehr lange Zeit in einen komplexen, geheimen Plan einzuweben und diesen dann bruchlos zu verwirklichen.

Ein zweiter Beweis dafür, dass Verschwörungstheorien falsch sind, liegt in ihrer internen Widersprüchlichkeit.

Auf der einen Seite wird ein geheimer, langfristiger, komplexer Plan behauptet, der perfekt zur Ausführung kommt. Gleichzeitig wird aber auch behauptet, dass diese unfassbar mächtigen und vollständig koordinierten Verschwörer permanent Fehler machen und kleine Hinweise hinterlassen, die von den Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretikern erfolgreich gedeutet werden. Es gelingt den vermeintlichen Verschwörern trotz ihrer umfassenden Kontrolle der Abläufe also nicht, die Aufdeckung ihrer Verschwörung durch die Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretiker und die Verbreitung dieser Verschwörungstheorien zu verhindern.

Beides zusammen kann aber nicht richtig sein.

Wären die behaupteten Verschwörer tatsächlich zu dieser komplexen Kontrolle aller Abläufe in der Lage, könnten sie auch die Geheimhaltung gewährleisten. Oder sie sind nicht dazu in der Lage, wie die „Aufdeckung“ der Verschwörung zeigt, dann ist aber die behauptete komplexe Verschwörung als solche ebenfalls nicht möglich.

Vielleicht sollte man darauf öfter hinweisen.

Zum Weiterlesen:

  • Hilfe, mein Partner glaubt an Verschwörungstheorien – wie reagiere ich? tip-berlin am 29. Dezember 2020
  • Verfassungsschutz befürchtet Terror von Coronaleugnern, tagesspiegel am 28. Dezember 2020
  • Neue „Querdenker“-Studie: Misstrauensgemeinschaft mit eigenwilliger Auffassung von Kritik, GWUP-Blog am 25. Dezember 2020
  • Neue Zahlen zum Corona-Verschwörungsglauben, GWUP-Blog am 19. Juli 2020

14 Kommentare

  1. Was den Hinweis „Beides zusammen kann aber nicht richtig sein“ angeht, fürchte ich, stört das Verschwörungstheoretiker wenig. Irgendwo habe ich gelesen, dass viele z.B. sowohl der Aussage zustimmen, dass Lady Di umgebracht wurde, als auch der Aussage, dass sie noch lebt.

    Sie sind sozusagen Experten der Antidialektik, fähig, alles in Widersprüche aufzulösen.

  2. Denke die Rückläufigkeit liegt zum Großteil daran dass es demnächst für die Betreffenden eine Impfung geben wird. Folglich ist der gefühlte Kontrollverlust nicht mehr so groß wie im Sommer, und dass der mit Verschwörungs- und Esoterikgeschwurbel korreliert ist glaube ich unstrittig.

  3. „…In der Corona-Krise wurden von August bis September 2020 insgesamt 1.521 Personen befragt, davon 522 aus den Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen.

    Beide Umfragen führte das Umfrageinstitut Infratest dimap durch. Die Ergebnisse der beiden Umfragen sind jeweils repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland…“

    Die o.g. Bundesländer stellen 17% der deutschen Wahlbevölkerung und 34% der Befragten. Gilt das noch als repräsentativ?

  4. @ Joseph Kuhn

    Stimmt, warum sollten Verschwörungsgläubige anders ticken, als Anhänger der Alternativ“medizin“. Dort werden auch munter Verfahren parallel angewandt, die sich gegenseitig widersprechen. Wobei hier die Schnittmenge sicher sehr groß ist. Wenn man einmal in diesem „Denk“schema ist, bleibt man auch bei anderen Thema dabei.

  5. @Joseph Kuhn & Bernd Harder:

    Wobei ich die Interpretation der Studie, dass Verschwörungstheoretiker widersprüchliche Theorien glauben, für irreführend halte. Das passt zwar schön zum Stereotyp des irrationalen Verschwörungstheoretikers, man macht es sich damit aber zu einfach. Die Studie findet eine Korrelation beim Grad der Zustimmung zu widersprüchlichen Verschwörungstheorien.

    Dafür ist es nicht nötig, dass Probanden den VT voll und ganz zustimmen, sondern lediglich, dass sie diese gleichzeitig für überdurchschnittlich plausibel halten. Dies wurde auch schon in anderen Studien näher ausgeführt und untersucht:

    https://ejop.psychopen.eu/index.php/ejop/article/view/1690/pdf

    https://www.argumenta.org/article/conspiracy-theorists-monological-belief-systems-special-issue/

    Ebenso scheint mir der oben zitierte „Beweis“ von Herrn Roose, „dass Verschwörungstheorien falsch sind“, zu kurz zu greifen. Der benannte logische Widerspruch besteht nur unter der Prämisse, dass eine Verschwörungstheorie tatsächlich von einem perfekten Plan ausgeht. Wenn jedoch angenommen wird, dass die Verschwörer Fehler machen, geht die VT ganz offenbar nicht von einem perfekten Plan aus, es sei denn, sie tut dies explizit (was in den meisten Fällen kaum der Fall sein dürfte).

    Darüber hinaus gehen manche Verschwörungstheoretiker davon aus, dass die Verschwörer absichtlich Zeichen geben, um ihre Macht zu demonstrieren. Das macht Verschwörungstheorien zwar immer noch nicht sonderlich plausibel, aber eben auch nicht logisch unmöglich. Mit dieser Behauptung kommt man dem Phänomen in meinen Augen kaum bei.

  6. @uwe h.:

    Wieso sollte das eine Rolle spielen? In der Umfrage scheint es nicht um eine Differenzierung zwischen Verschwörungsglauben in den alten gegenüber den neuen Bundesländern gegangen zu sein, oder!?

  7. @Joseph Kuhn/Tilman Klawier:

    Ja – deshalb hatte ich in meiner ersten kurzen Antwort auch „Im Prinzip“ geschrieben.

    Alles, was Sie ausführen, stimmt sicherlich für überzeugte Verschwörungsgläubige.

    Ich denke, darum geht es dem Herrn Roose in diesem Punkt aber nicht.

    Der Rückgang der VT-Zustimmung kommt sicherlich eher aus dem Bereich der „Unentschlossenen“.

    Und die Argumentation von Herrn Roose praktizierte ich schon seit Jahren z.B. bei Schüler-Vorträgen – da kann das verfangen, bei „neutralen“ Zuhörern.

  8. @ Tilman Klawier:

    Danke für das Cave.

    Wie das subjektive mind-set von Leuten, die in Fragebögen widersprüchlichen Verschwörungsaussagen zustimmen, konkret aussieht, müsste man sich in der Tat genauer ansehen, z.B. mit qualitativen Methoden. Man kennt das Problem ja auch aus Befragungen zu ganz anderen Themen.

    Andererseits leben wir alle mit widersprüchlichen oder zumindest nicht auf Kohärenz geprüften Überzeugungen (Manuel Bremer weist in „Rationalität und Naturalisierung“ darauf hin, dass es uns schon quantitativ nicht möglich ist, alle unsere Überzeugungen auf ihre logischen Beziehungen untereinander zu überprüfen).

    So gesehen, wären auch echte Kohärenzlücken in den Überzeugungen von Verschwörungstheoretikern ohnehin nichts Weltbewegendes.

  9. Interessanter Artikel in der Süddeutschen:

    Ein Blick auf den Sonderweg Schwedens liegt nahe. Dort ordneten sich Politik und Gesellschaft dem Rat der Wissenschaft, genauer: des obersten Virologen, vollkommen unter. Anders Tegnell hielt wenig von der WHO-Vorgabe, das Virus so stark wie möglich einzudämmen.

    Er empfahl, grob vereinfacht, vor allem die Alten und Schwachen zu schützen und dem Rest der Bevölkerung keine harten Maßnahmen aufzuerlegen. Zum einen wollte er dem Land das pandemische Leben so auf Dauer erträglich gestalten. Zum anderen schielte er auf den Effekt der Gruppenimmunität, die sich aus einer raschen Verbreitung des Virus in der Bevölkerung alsbald ergäbe.

    Diese Strategie ist, wie man von Beginn an hätte wissen können, nicht zu verantworten, weil sie viel zu viele Ansteckungen und Todesfälle in Kauf nimmt. Doch obwohl die verheerenden Folgen von Tegnells Kurs unübersehbar sind, ist es Schweden lange nicht gelungen, sich von dem Wissenschaftler zu lösen.

    Erst in jüngster Zeit steuert die Politik um, weil es nicht mehr anders geht. Und selbst der König hat Schwedens Weg für „gescheitert“ erklärt.

    Ähnlich lief es in den Niederlanden. Auch hier spielte der tonangebende Virologe Jaap van Dissel ausdrücklich mit der Herdenimmunität und verkündete, man wolle die Schwachen schützen und das Virus ansonsten „rundgehen“ lassen. Premierminister Mark Rutte erwähnte die Idee in einer Rede an die Nation und verglich Covid-19 mit den Masern.

    Mehrmals stellte van Dissel den Nutzen von Mundbedeckungen infrage; noch immer zweifelt er am primären Übertragungsweg durch Aerosole. Die Corona-Disziplin der Bürger hat das nicht befördert. Entsprechend hoch waren Ansteckungs- und Todesfallraten, die sich erst seit dem aktuellen Lockdown bessern.

    Ein umgekehrtes Bild zeigt die Schweiz, in der das Virus im Vergleich besonders wütet. Hier waren es von der Regierung beauftragte Wissenschaftler, die immer wieder härtere Maßnahmen anmahnten. Doch die Politiker setzten sich darüber hinweg, auch aus Sorge um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes.

    Gleichzeitig erteilten die Medien wissenschaftlichen Außenseitern, die einen lockeren Kurs forderten, großzügig das Wort. Es stand Meinung gegen Meinung. Alles zusammen führte zu auffälliger Lässigkeit im Umgang mit dem Virus.

    Es wird klar: In allen drei Ländern hat sich das Jonglieren mit einer angeblichen „Alternative“ zur strikten Eindämmungsstrategie, die auf möglichst wenig Neuinfektionen setzt, als fatal erwiesen. Und zwar deshalb, weil sie nicht existiert.

    Der Begriff „alternativlos“ wird leider oft gerade dann verwendet, wenn es, wie üblich in der Politik, eben doch eine Alternative gäbe, wie bei der Banken- oder der Euro-Rettung. In der Pandemie hingegen ist der Begriff am Platz. Denn das Virus ist apolitisch, es widersetzt sich dem gesellschaftlichen Aushandeln, es lässt uns, wenn uns das Leben lieb ist, keine Wahl.

    Als Strategie bleibt daher allein die Eindämmung. Nur über taktische Fragen – ob man etwa die Schulen schließen sollte – kann und muss man natürlich streiten.

  10. @uwe hauptschueler

    Ja, die Umfrage ist weiterhin repräsentativ.

    Um die Ergebnisse in den einzelnen Bundesländer miteinander vergleichen zu können, werden mehr Personen (als repräsentativ notwendig) aus kleineren Bundesländern befragt. Die genannten Bundesländer könnten außerdem interessant sein, weil dort eine besonders hohe Zustimmung vermutet wurde. Berechnet man nun Ergebnisse für ganz Deutschland werden diese mit Gewichtungen multipliziert, um diese Überrepräsentation auszugleichen.

    s.a. https://de.wikipedia.org/wiki/Gewichtung

  11. Daß auch „repräsentative“ Umfragen total daneben liegen können wissen wir ja alle von der unzuverlässigkeit von Wahlprognosen.

    Daher: niemand kann wissen wieviel an den erhobenen Aussagen gelogen ist, und je höher die Ausbildung desto leichter das Lügen, wobei ja die „Ausbildung“ auch gelogen sein kann. (oft garantiert auch ist)

    Auch die „Meinungsforscher“ können lügen, und haben auch noch nicht angehangen wieviele „Befragte“ einfach aufgelegt haben, ich bin einer von denen.(hatte leider einmal geantwortet, und werde daher oft angerufen)

  12. Sieht nicht so aus, als wäre es schnell vorbei damit.

    Beim Nachdenken über die Antwort fielen mir zwei verschiedene Fragen auf, die in „werden es weniger VTs“ stecken: wie sieht „mehr“ Vernunft aus – und – wird die Panik größer oder kleiner.

    Nur weil ein paar Leute „vernünftiger“ Antworten, würde ich mir nicht so viele Hoffnungen machen.

    Wenn schon mal feststeht, dass es denen selber nicht um den Inhalt geht, bleibt die Frage, wie dieses Denken „funktioniert“. Oder, etwas differenzierter, wie dieses nicht-funktionieren funktioniert.

    „Nicht auf Kohärenz geprüfte Überzeugungen“ (Kuhn) und „im Prinzip..“ (Harder)

    Oder einfach ne „kollektive kognitive Dissonanz“: „Verschwörungstheorien können auch nicht wahr sein, weil sie in einem Höchstmaß die Steuerbarkeit von Gesellschaft und Geschichte unterstellen, die so nicht möglich ist.“ (Roose)

    Als „Gesamtergebnis“ von: Konsum hat uns nicht glücklich gemacht!

    Während „der Staat“ zugelassen hat, dass der „Gesellschaft“ das in unglaublich unverschämten Maße eingetrichtert worden ist. „Einkaufen ist eine patriotische Pflicht“ (Altmeier)

    Und das kurz nachdem Gott gestorben war. „Alternativlos“. Korrelativ, nicht kausal.

    ´Tschuldigung, das war polemisch, aber ich kann dieses unschuldige „wo kommen die denn alle her?“ nicht gut vertragen. An dem Herrn Roos hat mich noch was gestört:

    „Verschwörungstheorien übersteigern die Steuerbarkeit von Ereignissen und schließen andererseits Zufall und Chaos aus. Sie übersteigern gleichzeitig die Koordinierbarkeit von Menschen und die Möglichkeit, viele auf ein gemeinsames Ziel zu verpflichten.“ – zusammen mit diesem Zitat aus der Süddeutschen (oben) – „Der Begriff „alternativlos“ wird leider oft gerade dann verwendet, wenn es, wie üblich in der Politik, eben doch eine Alternative gäbe, wie bei der Banken- oder der Euro-Rettung. In der Pandemie hingegen ist der Begriff am Platz. Denn das Virus ist apolitisch, es widersetzt sich dem gesellschaftlichen Aushandeln, es lässt uns, wenn uns das Leben lieb ist, keine Wahl.“

    Politiker übersteigern die Nicht Steuerbarkeit, wenn sie das Klima den Bach runter gehen lassen, indem sie nur zuschauen. Sie haben lange Zufall und Chaos – und Fakten – ausgeschlossen. Sie haben ihre Möglichkeiten, zu koordinieren, nein, ihren Arbeitsauftrag! viele auf ein gemeinsames Ziel zu verpflichten, der heiligen Kuh Konsum geopfert. Und lila angemalt – anmalen lassen.

    Ja, Verschwörungsgläubige sind gaga, weil sie annehmen, es würde was nutzen, wenn man was macht.

    Als Erwachsener muss man damit rechnen können, dass es anders kommt.

    Aber wir haben alle zugeschaut, als diese Steuerung unterlassen wurde, irgendwie. Die Regulierung der Wirtschaft, zum Zwecke des Klimaschutzes – seit Beginn des „Wirtschaftswunders“.

    (Wenn ich jetzt mit „Kriegsenkeln“ anfange, hört mir keiner mehr zu – dabei bin ich selbst ein Boomer.)

    Aber diese Leute haben nichts weiter getan, als sich einzureden, das wär alles normal, so wie es läuft. Ohne Aufarbeitung von irgendwas, in der Annahme „höher, schneller, weiter“ sei „mit Vernunft assoziiert“ und kein neuer Mythos. (Nicht steuerbar! Wie „Programmierfehler“ oder was?)

    Kognitive Dissonanz wegen nicht erfüllter Versprechungen führt also, in meiner Sicht, zu diesem Mangel an Verstand. Oder besser dem mangelhaftem Gebrauch desselben. Zur Herzlosigkeit, der Kulturellen. Und die Panikschürung kommt jetzt durch den Virus obendrauf.
    Diese Dissonanz auszugleichen, den Spagat zwischen Erwartung und Wahrnehmung der Realität, formt. Die weiteren Erwartungen und die Wahrnehmung. Und jetzt grade geht die Kiste hoch.

    Das ganze getarnt als Grundsatzdiskussion über „Glauben“, während es eigentlich doch nur ums erwachsene Handeln geht.
    Gehen können sollte.

    Ob ich so kurz vor Jahreswechsel jetzt über die „Relevanz des Umgangs mit dem Konjunktiv“ als „spirituelle Dimension“ – Würde wörtlich – räsonieren darf? Wahrscheinlich nicht, o.k..

    Aber es sei mir gestattet anzumerken, dass dieses Fehlen der „religiösen“ Dimension, an der unsere Gesellschaft da leidet, sich auch auf ein simples Fehlen „erwachsener Vorbilder“ reduzieren ließe.

    Psychologie, Nachnähren. Ethik für die Vernunft und Pädagogik für die Nervenden.

    Sind unfähige Politiker rückläufig?

    Frohes neues Jahr!

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