Einschlägig bekannte Homöopathie-Verehrer propagieren gerne auch Vitamin D gegen Covid-19:
Was ist dran?
Dazu hat Dr. Natalie Grams schon einiges gesagt, etwa
- Erstens ist es wohl so, dass vor allem das Alter ein Risikofaktor für eine schwere COVID-Erkrankung oder gar den Tod ist. Ältere Menschen haben öfter niedrige Vitamin D-Spiegel. Daraus zuschließen, dass ein höherer Vitamin D-Spiegel schützt, ist schlicht falsch rum aufgezäumt.
- Zweitens sind die Studien, in denen der Vitamin D-Spiegel mittels eines Vitamin D-Präparats erhöht wurde, teilweise viel zu klein oder zu schlecht gemacht, um diese krasse Aussage abzuleiten. Sie wurden teils heftig kritisiert.
Das arznei-telegramm hat sich „drei publizierte randomisierte Untersuchungen speziell zu Vitamin D bei COVID-19“ angesehen.
Wir sehen derzeit keine hinreichenden Nutzenbelege für Vitamin D oder Vitamin-D-Derivate zur Prophylaxe oder Behandlung einer SARS-CoV-2-Infektion.
Auch eine aktuelle Metastudie von Forschern der Universität Hohenheim weist auf den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität beziehungsweise Ursache oder Folge hin:
Das Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf ist für Patienten mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel höher als für solche mit normalen Werten. Das liege aber auch daran, dass ein Vitamin-D-Mangel häufig mit anderen Vorerkrankungen einhergeht. All diese können gemeinsam zu einem schweren Covid-19-Verlauf führen.
Prof. Martin Fassnacht, Leiter der Endokrinologie am Universitätsklinikum Würzburg, ergänzt:
Viele Studien zu Vitamin D seien Assoziations- beziehungsweise Beobachtungsstudien. „Diese Studien können per Definition den kausalen Zusammenhang nicht belegen, sondern weisen nur auf bloße Korrelationen hin“
Allgemein befasst sich auch maiLab mit dem Thema:
An Vitamin D scheiden sich die Geister: Für die einen herrscht ein weit verbreiteter Vitamin-D-Mangel in der Bevölkerung, für die anderen ist das alles nur ein Mythos, der betrieben wird, um den Leuten Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen. Doch die Wirklichkeit liegt irgendwo dazwischen, sagt die Wissenschaft.
Zum Weiterlesen:
23. November 2020 um 15:17
Ein Hype ist ein Hype ist ein Hype, möchte man sagen. Kommt so was erstmal richtig in Gang (was es beim Thema Vitamin D seit Jahren tut), rette sich wer kann…
Profiteure gibts immer. Die Anpreisung einschlägiger Präparate in der Werbung ist eine sehr, sehr gezielte und geplante Sache. Covid-19 kommt da gerade richtig.
Derweil werden schon seit einer Weile MS-Erkrankte mit der Vitamin-D-Propaganda gepeinigt, die dort unter dem Namen „Coimbra-Protokoll“ läuft. Diese Aufzeichnungen des Herrn Coimbra aus Brasilien sind in der Tat nicht mehr als ein paar Fallbeispiele, eine wissenschaftliche Arbeit existiert zu seinen Thesen nicht – die übrigens eine tägliche (!) Aufnahme von 60.000 iE an Vitamin D vorsehen.
Das ist, vorsichtig ausgedrückt, eine ganze Menge… Auch hier gibts den „Hype“, obwohl von Seiten der DSMG (des großen Fachverbandes) ganz klar gesagt wird, so etwas könne derzeit allenfalls bei der Teilnahme an klinischen Studien praktiziert werden. Egal!
Das Phänomen der Entstehung des Hypes nennt man im englischen Sprachraum „Bandwagoning“, gemeint ist das Aufspringen auf den fahrenden Zug. So viele Zugfahrende können irgendwann doch nicht mehr irren!
Aber eigentlich ist es wie im richtigen Leben: den schon vollen Zug sollte man vielleicht doch fahren lassen und sich überlegen, den nächsten zu nehmen…
Von wegen. Aber wer kann, zumal auch noch von Werbung befeuert, dem allgemeinen Bandwagoning widerstehen? Homöopathieanhänger ersichtlich nicht…
Zumal es auch Vitamin D als hochpotenzierte Globuli gibt – Colecalciferol (Vitamin D3) in homöopathischer Verdünnung bis C1000…
Ob die unverbesserliche Birgit Raab die gemeint hat… ? Obwohl die ja nach homöopathischer Leere eigentlich die Symptome eines Vitamin-D-Mangels auslösen müsste! Oder… ?
Ich hör ja schon auf…