In der neuen Zeit (Nr. 38/2020 und bei Zeit+) gibt es ein moderiertes Streitgespräch zwischen der homöopathischen Ärztin und DZVhÄ-Vorsitzenden Michaela Geiger und Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.
Geiger zeigt die übliche Unkenntnis der Studienlage und glaubt ernsthaft, Kritikern würde zur scheinbaren „Wirkung“ von Homöopathie nur die banale Erklärung „Einbildung“ oder „Suggestion“ einfallen. Von den vielen weiteren Erkenntnissen, warum auch Nonsens-Therapien oft anzuschlagen scheinen, hat die studierte Medizinerin offenbar ebensowenig gehört wie von den Feinheiten des Placebo-Effekts.
Gassen versucht ihr zu erklären, dass es „keine einzige Studie im internationalen Schrifttum [gibt], die den Nutzen homöopathischer Medikamente belegt“, und macht deutlich, dass Homöopathie maximal „ein therapeutischer Kniff“ parallel zur richtigen Medikation sein mag.
Und tatsächlich schafft Geiger es an keiner Stelle des ganzseitigen Beitrags, mal genau zu erklären, wie sie bei ihrer sogenannten „integrativen“ Behandlung – etwa eines Rheumatikers – den angeblichen homöopathischen Anteil am Heilerfolg differenzieren kann.
Schön nimmt Gassen das Pseudo-Argument vom „geringen Anteil für Homöopathie an den Gesamtausgaben der Kassen“ auseinander:
Wo ziehen wir denn die Grenze? Sind 40 Millionen Euro noch okay, aber 100 Millionen nicht mehr? Entweder es gibt eine nachgewiesene Wirkung, dann ist es egal, ob ein Mittel eine Million oder 100 Millionen kostet, oder es gibt keine nachgewiesene Wirkung, dann wird es nicht erstattet.
Geiger zieht sich letztendlich immer wieder auf die Phrase zurück, dass es sowohl in der konventionellen wie in der homöopathischen Medizin Mittel und Behandlungsergebnisse gebe, „für die man noch keine Erklärung“ habe.
Das ist Unsinn, weil Homöopathie nicht nur keinen plausiblen Wirkmechanismus, sondern in allererster Linie keine nachgewiesene Wirkung hat.
Den „unterschiedlichen Theorien“, die in der homöopathischen Märchenwelt so kursieren, geht Geiger kurz angebunden aus dem Weg; sie sei schließlich Ärztin, alles andere überlasse sie den „Grundlagenforschern“.
Seltsam ignorante Haltung der Vorsitzenden eines homöopathischen Ärztevereins – aber immerhin erhellend.
Würde sich Geiger etwas intensiver mit dem Thema befassen, käme womöglich das dabei heraus:
Außerdem bleibt die Frage, was ein inszenierter „Streit“ über Homöopathie überhaupt noch soll?
Zum Weiterlesen:
10. September 2020 um 07:21
Michaela Geigers Statements sind zum großen Teil extrem peinlich, weil sie wie alle Homöopathiegläubigen, immer und immer wieder die gleichen Phrasen wiederholen und Fakten und Kritik einfach nicht verstehen oder verstehen wollen und schon gar nicht, wenigstens die unfundiertesten Argumente mal weglassen. Seit Jahren das gleiche falsche Gelaber.
Die Kritiker an der Homöopathie haben immer mehr Menschen und insbesondere Multiplikatoren mit Fakten und logischem Denken überzeugt.
Es ist extrem peinlich, wenn die Vorsitzende des DzVhÄ auf diesem Heilpraktiker-Kompetenzniveau argumentiert. Gassen hätte Bisschen schlagfertiger reagieren können, Frau Grams hätte das pointierter gekonnt, aber klar, es ist auch gut, wenn mal jmd. anderes als Kritiker auftaucht.
Wenn ich noch einmal lese, dass die Wirksamkeit ja belegt sei, nur der Wirkmechanismus leider noch nicht, daher benötigen wir mehr Forschung, bekomm ich einen kleinen Schreianfall. Das hören wir seit Jahren und werden es noch die nächsten Jahrzehnte hören.
Meine Meinung: Homöopathie ist Pseudomedizin und Patiententäuschung und gehört in die Mottenkiste der Medizin, wie unzählige pseudomedizinische Verfahren vorher auch schon.
10. September 2020 um 07:45
Also, nicht dass es mich stören würde:
„Und tatsächlich schafft Geiger es an keiner Stelle des ganzseitigen Beitrags, mal genau zu erklären, wie sie bei ihrer sogenannten „integrativen“ Behandlung – etwa eines Rheumatikers – den angeblichen homöopathischen Anteil am Heilerfolg differenzieren kann. „
Frau Geiger ist da wirklich fehl am Platz, denn sie kann gar nichts erklären; nicht mal mit Pseudoerklärungen.
Ich erinnere hier noch mal an ihren großartigen Auftritt bei Betrifft: Die Macht der Kügelchen vom Januar ’20. Ab 39:00 macht sie bei der Frage nach Meilensteinen in der homöopathischen Forschung der letzten 200 Jahre keine gute Figur.
„Wo ziehen wir denn die Grenze? Sind 40 Millionen Euro noch okay, aber 100 Millionen nicht mehr? Entweder es gibt eine nachgewiesene Wirkung, dann ist es egal, ob ein Mittel eine Million oder 100 Millionen kostet, oder es gibt keine nachgewiesene Wirkung, dann wird es nicht erstattet.“
Diese Frage kann Herr Spahn vielleicht beantworten.
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/09/18-09-2019/spahn-zu-homoeopathie-auf-kassenleistung-das-ist-okay-so
Also 20000000€/a sind offenbar im Rahmen.
10. September 2020 um 09:18
„Und tatsächlich schafft Geiger es an keiner Stelle des ganzseitigen Beitrags, mal genau zu erklären, wie sie bei ihrer sogenannten „integrativen“ Behandlung – etwa eines Rheumatikers – den angeblichen homöopathischen Anteil am Heilerfolg differenzieren kann.“
Nun, zumindest das wäre doch ganz einfach zu beantworten. Der Anteil liegt natürlich in der emphatischen und ausgiebigen Art, das Patientengespräch zu führen, mit viel Zeit und Interesse.
Sprechende Medizin ist etwas wunderbares und kann enorm hilfreich sein. Das könnte natürlich auch jeder andere Mediziner leisten (und viele tun das auch), wenn es denn auch entsprechend abrechenbar wäre. Dann bräuchte man am Ende auch keinen Zauberzucker zu verordnen…..
10. September 2020 um 10:45
Frau Geiger ist wahrlich eine würdige Nachfolgerin von Cornelia Bajic.
Von keines Gedankens Blässe angekränkelt wirft sie Statements aus, die in ihrer naiven Unkenntnis von wissenschaftlichen Grundsätzen kaum zu unterbieten sind. Gassen war im Grunde handzahm, baute gar Brücken, die Geiger allerdings überhaupt nicht wahrnahm und Punkte verschenkte.
Alles in allem: Zum Fremdschämen, wenn ich mir das bei Homöopathen nicht schon abgewöhnt hätte. Die Moderationsfragen waren nicht schlecht.
Aber man darf fragen, ob ein solches Format für das Thema Homöopathie noch angemessen ist, stellt es doch sozusagen eine institutionalisierte False Balance dar.
Fragt sich nur, was der Durchschnittsleser davon mitnimmt.
Ceterum censeo: Die Kohle ist kein Argument und mit seiner Nonchalance des „so okay“ tritt Spahn gesundheitsökonomische Selbstverständlichkeiten mit Füßen:
https://netzwerk-homoeopathie.info/von-wegen-so-okay-herr-spahn-ein-gastbeitrag-von-pharmaoekonomin-prof-dr-tina-salomon/
10. September 2020 um 10:47
„Wer fliegt, hat Recht! An Bord der „Air Globuli“
https://www.derstandard.at/story/2000119149329/wer-fliegt-hat-recht-an-bord-der-air-globuli
10. September 2020 um 11:15
Nachtrag – zu Geigers Distanzierung beim Thema Covid und Homöopathie.
Sie scheint ihren Laden nicht zu kennen. Die bayerische Sektion des DZVhÄ hat vor geraumer Zeit bereits in Aussicht gestellt, dass ein Mittel gegen den „Genius epidemicus“ bald gefunden sei.
Eine kleine Weile darauf erschien im Hauptorgan „Homöopathie online“ ein langer Artikel von Dr. Springer, nicht ganz unbekannt in der Szene, der wiederum der Bayernsektion widersprach und ganz andere Grundsätze für homöopathische Pandemiebekämpfungen postulierte.
Es kann keine Rede davon sein, dass der Zentralverein, wie Geiger suggeriert, sich aus dem Thema rausgehalten hat und nur auf die behördlichen Empfehlungen verweist.
Anfangs ja, aber dann…
https://keineahnungvongarnix.de/?p=7526
10. September 2020 um 21:48
Auch Homöopathen können Kunden sein. Man möchte ja einem potentiellen Kunden nicht die Tür vor der Nase zu schlagen.
Um möglichst wenig kognitive Dissonanz bei homöopathie gläubigen Lesern aus zu lösen, führt man dann eine Scheindebatte. Das nennt man Safespace. Oder komerzielles Kalkül. Je nach dem.
Dieses ständige Nachhaken der Skeptiker, stört ungemein dabei sich als Kompetenz zu inszenieren. Das ist wirklich gemein!
Narzissten hassen Sarkasmus. Eine befreundete Homöopathie Gläubige, hat sich nach erlittener Häme, nun auf den Hügel der Bachblüten zurück gezogen und bekämpft von dort aus alle einkommende Ratio.
In ihrem Safespace wird sie aber bestimmt weiterhin Homöpathie propagieren. Ich werds wohl nicht erfahren.
11. September 2020 um 14:59
Sie versuchen es mit allen Mitteln:
„Mangels Anfangsverdacht für eine berufsrechtliche Verfehlung der anzeigten Ärztin, war daher von einer Einleitung eines berufsrechtlichen Ermittlungsverfahrens abzusehen.‘
That’s it. That’s the tweet, Homöopathen und Handlanger.“
https://twitter.com/NatalieGrams/status/1304444669162672128
11. September 2020 um 15:05
@Martina:
Homöopathie-Kritik als „berufsrechtliche Verfehlung“ – wollte wohl mal wieder jemand die „Wirksamkeit“ von Homöopathie herbeiklagen?
Vermutlich hat auch dazu wieder das PR-Genie in Hamburg geraten.
11. September 2020 um 16:07
@Martina Rheken, Bernd Harder
Soll das ein verspäteter Aprilscherz sein?
Oder ein verfrühter Faschingsgag? *hähäää hähääa hähäää*
11. September 2020 um 17:15
@RPGNo1:
Grundsätzlich ist alles als „Gag“ zu betrachten, was das PR-Genie sich aus-„denkt“.
Derzeit ist er, wie ein Grundschüler, mit einer Postkartenaktion beschäftigt, und seine einzige Kundschaft scheint die realitätsbefreite „Miasmatikerin“ von der Hahnemann-Gesellschaft zu sein:
https://twitter.com/homeopathy_inh/status/1303717095541276672
15. September 2020 um 14:16
Interessant:
Warum gibt es in der SZ keine Reportage über positive Erfahrungen mit Homöopathie und über die Beweggründe, warum ein Mensch zur Homöopathie gekommen ist?
https://www.sueddeutsche.de/kolumne/sz-werkstatt-positives-zur-homoeopathie-1.5031906