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„Entschwörungs“-Tag bei der taz

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Die taz widmet sich heute auf 14 Seiten dem Thema „Verschwörungstheorien“.

Die Corona-Pandemie ebbt vorerst ab, die Diskussion über ihre Eindämmung nicht. Bundesweit gibt es Demonstrationen gegen die Gesundheitspolitik, auch viele Leser:innen der taz sehen diese kritisch – und wundern sich, dass die Redaktion von den „Hygiene-Demos“ so wenig hält.

Denn die Grenzen zwischen rationalen Sorgen um wirtschaftliche Existenzen und Grundrechte einerseits sowie gefährlichem Unsinn andererseits verschwimmen. Wo verläuft die Grenze zwischen berechtigtem und irrationalem Mißtrauen gegen den Staat?

Die Ausgabe kann hier für 1,10 € als PDF heruntergeladen werden.

Online sind folgende Artikel daraus verfügbar:

In Verschwörungswelten ist alles miteinander verbunden. Wer daran glaubt, sieht einen raffinierten Plan am Werk, in dem andere nur Zufall erkennen.

Die Ärzte Michael Kronawitter und Claudius Loga zweifeln die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen gegen Corona an. Abweichende Meinungen kämen zu kurz.

In der Coronapandemie finden antisemitische Vorurteile besonders großen Anklang. Die Anhänger solcher Weltbilder sind nicht mehr zu retten.

Berechtigte existenzielle Sorgen stehen oft neben Verschwörungstheorien. Das zu benennen, ist keine Diskreditierung legitimer Kritik.

Manche Menschen glauben, dass Illuminaten die Welt regieren. Einer der originalen Illuminaten hieß sogar Coronini. Zufall?

Hinter den kruden Theorien stehe oft Verunsicherung, sagt Jan Philipp Reemtsma. Gekränkte Narzissten regredieren auf den Status von Kleinkindern.

Je erfolgreicher die Coronamaßnahmen sind, desto leichter fällt es, sie im Nachhinein für unnötig zu halten. Über das Präventionsparadox.

Bei den „Hygiene-Demos“ treffen unterschiedlichste Menschen aufeinander, die den Glauben an eine Verschwörung teilen. Pia Lamberty erklärt, warum.

Verschwörungstheorien sind eine Gegenbewegung zur Moderne, sagt die Historikerin Hedwig Richter. Vor allem Männer würden stärker dazu neigen.

Die taz war in den 80er Jahren nicht immer auf der Seite lichter Aufklärung. Der Staat wurde oft als finstere Macht dämonisiert.

Corona-Skeptiker äußern teils erschreckenden Antisemitismus. Saba-Nur Cheema von der Bildungsstätte Anne Frank über ein neues altes Phänomen.

Einige LeserInnen sind in der Coronakrise von der taz enttäuscht. Sie geben uns Anregungen für die Berichterstattung. Wir dokumentieren einige.

Die Proteste sind ein Zeichen für eine lebendige Zivilgesellschaft, auch wenn Rechte versuchen, sie zu kapern, findet der Demokratieforscher.

In der Corona-Krise ist es sinnvoll, das Immunsystem zu stärken. Aber einzelne Lebensmittel schützen bewiesenermaßen nicht vor Infektionen.

Unser Autor bekommt eine E-Mail von einer Person, die ihm nahesteht. Voll mit Halbwahrheiten und zurechtgedrehter Kritik zu Corona. Hier die Antwort.

Linke Codes und Positionen zu vereinnahmen, ist eine rechte Strategie. Über die irreführende Nutzung des Begriffs „Querfront“.

Auf „Hygienedemos“ lebt sich der deutsche Oberlehrer aus, sagt Klaus Ottomeyer. Vom „besorgten Bürger“ dürfe man sich nicht kirre machen lassen.

Für manche Ostdeutsche liegt der Vergleich von Coronapolitik und DDR-Zeiten nahe. Eine privilegierte Regierung erwartet Vertrauen von der Bevölkerung.

Manche Menschen belegen ihre fragwürdigen Aussagen im Internet mit Quellen. Aber sind die auch echt?

Verschwörungstheorien in sozialen Medien: Die Pandemie der Unwahrheiten

Soziale Medien versuchen, die Verbreitung von Coronamythen einzudämmen. Doch die Verschwörungspromis sind schneller.

Die Meinungsfreiheit gilt für harmlose wie auch für gefährliche Positionen. Wer aber Lügen als Tatsachen hinstellt, kann sich nicht auf sie berufen.

Software-Milliardär Gates steckt Hunderte Millionen Dollar in Gesundheitsprojekte. Für viele Anhänger von US-Präsident Trump ist er deshalb ein Feind.

Handystrahlen übertragen Covid-19 und Chemtrails beeinflussen das Wetter: Ein Querschnitt der beliebtesten Verschwörungstheorien in der Coronakrise.

Wer läuft bei den den sogenannten „Hygiene“-Demos mit? Im Fahrradladen von Mirko B. hängt das Grundgesetz – er leiste „demokratischen Widerstand“.

Im gedruckten Teil erzählt die taz unter anderem, wie das Blatt 1987 selbst die Fake News verbreitete, das Aids-Virus sei in einem militärischen Labor im US-amerikanischen Fort Detrick gezüchtet worden und durch welche Umstände auch immer in die Welt gelangt, und stellt weitere Verschwörungstheorien wie zum Beispiel „QAnon“ vor.

Außerdem greift die Redaktion eine aktuelle Twitter-Debatte auf, der zufolge der Begriff „Querfront“ im Zusammenhang mit den Corona-Demos unangebracht sei, weil:

Das gefestigte linke Milieu, gar organisierte Strukturen, sucht man auf den Veranstaltungen vergebens. Anders als es so manche Zeitung schrieb, sind „Linksextreme“ oder „Autonome“ kein Teil davon.

Apropos QAnon:

Welt+ sieht in „QAnon“ weniger einen Verschwörungsmythos als vielmehr eine „neue Religion“:

Genauer gesagt handelt es sich um eine apokalyptische Erlösungsreligion mit gnostischen Zügen: Die Hellen kämpfen gegen die Dunklen. Die Entscheidungsschlacht steht kurz bevor. Schlüsselsätze der „Qanon“-Leute lauten: „Trust the plan“. (Vertraue auf den Plan.) „Enjoy the show.“ (Genieße die Show.) „Nothing can stop what is coming.“ (Niemand kann das Kommende aufhalten.)

[…]

Muss man all dies ernstnehmen? Muss man Religionen ernstnehmen? Ein Buch mit dem Titel „Qanon and the Great Awakening“ („Qanon und das große Erwachen“) erreicht bei Amazon immerhin Rang 25 in der Kategorie „Globalisierung und Politik“.

Und Hinweise darauf, dass die Prophezeiungen des ominösen Mr. Q eher nicht einzutreffen pflegen – wo bleibt etwa die bereits mehrfach angekündigte Massenverhaftung von Anhängern des „Deep State“? – sind selbstverständlich müßig: Die Gläubigen bleiben weiterhin gläubig.

Wahrscheinlich wird die „Qanon“-Religion auch dann überleben, wenn im November Donald Trump abgewählt werden sollte. Es steht sogar zu befürchten, dass Q‘s Anhänger sich dann radikalisieren, weil sie in diesem Wahlergebnis einen Sieg der satanischen Kräfte sehen würden.

In der Pandemie sehen die Anhänger von „Qanon“ ohnehin ein Wahnbild der Eliten, mit deren Hilfe sie das Volk knechten wollen. „Vertraue auf den Plan. Genieße die Show. Niemand kann das Kommende aufhalten.“ Gegen das Coronavirus wird es vielleicht schon in einem Jahr einen Impfstoff geben. Aber gegen den religiösen Wahn hilft weder Vakzin noch Medikament.

Vielleicht auch ein Aspekt für das „alpha-thema Gespräch“ heute Abend (Mittwoch, 20. Mai, 21.25 Uhr) mit Dr. Nikil Mukerji vom GWUP-Wissenschaftsrat.

Zum Weiterlesen:

  • Du glaubst an eine große Verschwörung? Dann solltest du erst mal das hier lesen, digitalhumanrights-blog am 14. Mai 2020
  • Video: Verschwörungsideologe brüllt berechtigte Anliegen bei Corona-Demo nieder, GWUP-Blog am 19. Mai 2020
  • „Das Virus ist ein unbefriedigender Gegner“, Zeit-Campus am 19. Mai 2020
  • Der schwierige Umgang mit Verschwörungsgläubigen, GWUP-Blog am 15. Mai 2020
  • Seit heute leben wir also in der Corona-Diktatur – und Q hat immer noch nichts dagegen unternommen, GWUP-Blog am 16. Mai 2020
  • Fake: Das Foto der Kinderfarmen für Adrenochrome, mimikama am 20. Mai 2020
  • QAnon: Ausbreitung einer Verschwörungsbewegung, br am 16. Mai 2020

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