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Die Verschwörungstheorien um Flug MH 370 gehören zu den Akten, das Rätsel ist gelöst

| 7 Kommentare

Kurios:

Mitten in der Corona-Infodemie können wir eine der jüngeren klassischen Verschwörungstheorien wohl zu den Akten legen.

Wie Welt-Online heute berichtet, ist das Rätsel um den Malaysia-Airlines-Flug 370 (MH 370) offenbar gelöst.

Die Boing vom Typ 777 ist das erste moderne bemannte Passagierflugzeug, das spurlos verschwand. Die Maschine startete am 8. März 2014 um 00:42 Uhr Ortszeit vom internationalen Flughafen in Kuala Lumpur nach Peking. 37 Minuten später verlor die Luftverkehrskontrolle den Kontakt. Anscheinend ist die Boing noch sieben Stunden lang auf einem unbekannten Kurs in Richtung südlicher indischer Ozean geflogen und dann nie mehr aufgetaucht.

Mittlerweile deutet alles daraufhin, dass der Pilot die Maschine entführte und schließlich zum Absturz brachte,

rekonstruiert der Welt-Redakteur Jean Mikhail.

Noch in der vierteiligen Kabel 1-Doku „Die spektakulärsten Verschwörungstheorien“ vor zwei Jahren spielte MH 370 eine Rolle.

Die Verschwörungstheorien, die in der Sendung diskutiert wurden:

  • Die Russen haben das Flugzeug entführt und in Kasachstan versteckt.
  • Die CIA hat den Bordcomputer gehackt und die Maschine zu einem geheimen Stützpunkt gesteuert.
  • Die Nordkoreaner haben MH 370 verschwinden lassen.
  • Bei einer thailändisch-amerikanischen Militärübung im Südchinesischen Meer ist die Boing aus Versehen abgeschossen worden.
  • Das Flugzeug ist von der chinesischen Organhandelmafia entführt worden. Alle Passagiere sind an einem geheimen Ort „abgeerntet“ worden.

Als plausibelste Erklärung galt indes von Anfang an eine Mitnahmeselbsttötung des Piloten Zaharie Ahmad Shah. Dafür spricht, dass zwei Signalsysteme der Maschine anscheinend bewusst von Hand ausgeschaltet wurden und dass der Pilot die Maschine manuell gewendet und einen neuen Kurs eingeschlagen hat.

Diese These vertrat zum Beispiel der kanadische Flugunfallermittler Larry Vance in einem Spiegel-Interview:

Als Beweisstücke dienten ihm die verschiedenen Wrackteile, die an den Stränden des Indischen Ozeans gefunden wurden. Sie weisen Vance zufolge darauf hin, dass das Flugzeug bis zum Schluss ins Meer gelenkt wurde – und nicht etwa unkontrolliert aus großer Höhe in die Fluten stürzte.

Allerdings konnte Vance nie die Frage nach dem Motiv des Piloten beantworten, der als „ruhig“ und „ausgeglichen“ galt.

In einer aufwändigen Recherche kam das US-Magazin The Atlantic im vergangenen Jahr allerdings zu einem anderen Schluss. Zaharie Ahmad Shah …

… was often lonely and sad. His wife had moved out […] There is a strong suspicion among investigators in the aviation and intelligence communities that he was clinically depressed […] Zaharie was a troubled man.

Vor vier Wochen trat dann der damalige australische Premierminister Tony Abbott vor die Kameras des TV-Senders Sky News und erklärte:

Ich will absolut glasklar sein: Sehr, sehr früh wurde in den höchsten Rängen der malaysischen Regierung davon ausgegangen, dass dies fast sicher ein Mord und Selbstmord des Piloten war.

Die 238 Passagiere starben höchstwahrscheinlich schon zu Beginn des Selbsttötungsfluges, und zwar nach dem scharfen Wendemanöver, mit dem MH 370 offenbar gezielt vom Radar verschwand. Sodann stieg die Flughöhe der Maschine rasant von 9,5 auf 12 Kilometer an, was zu einem Druckabfall in der Kabine führte. Das zeigen geleakte, geheime Daten der malaysischen Luftwaffe.

Welt-Online abschließend:

Die Indizien hierfür sind erdrückend und lagen schon kurz nach dem Absturz vor. Doch der malaysischen Regierung war offenbar sehr daran gelegen, dies zu vertuschen.

Immerhin knüpfen die Verschwörungstheorien auch hier wieder mal an einen wahren Kern an – nämlich einen regierungsamtlichen Versuch der Verschleierung.

Aber viel mehr auch nicht.

Zum Weiterlesen:

  • Was wirklich mit Flug MH 370 geschah, Welt-Online am 21. März 2020
  • What Really Happened to Malaysia’s Missing Airplane, The Atlantic am 17. Juni 2019
  • Wo ist MH 370? Zeit-Online am 25. August 2016
  • Abschlussbericht von Malaysias Regierung: Rätsel von Flug MH370 bleibt ungelöst, Spiegel-Online am 30. Juli 2018
  • Die Wahrheit über den Geisterflug, Spiegel-Online am 20. Mai 2018
  • Der Massenmord eines Selbstmörders, Spiegel-Online am 7. März 2020
  • Australiens Ex-Regierungschef spricht über MH370, aero am 22. Februar 2020

7 Kommentare

  1. Danke für die Information! Klingt plausibel. Aber Indizien sind doch noch keine ganz sicheren Beweise? Ist die Black-Box gefunden worden?

  2. @Irgendjemand:

    Da haben Sie Recht, beweisen kann man das nicht. Im Beitrag selbst (nicht in der verkürzten Überschrift) steht auch nur „wohl“ und „offenbar“ und „wahrscheinlich“.

    Außer ein paar Trümmerteilen gibt es von der Maschine nach wie vor keine Spur.

  3. Es hört nicht auf:

    Für die französische Journalistin Florence Changy ist klar: die Version, die die untersuchenden Behörden verbreiten, ist nicht glaubwürdiger als die wild wuchernden Verschwörungstheorien. Denen zufolge haben entweder die zwei verdächtig aussehenden Ukrainer an Bord von MH370 nach Kasachstan entführt. Oder die Amerikaner haben das Flugzeug zur Landung auf dem Militärstützpunkt Diego Garcia gezwungen und danach samt aller Passagiere bis heute versteckt.

    Allerdings lässt sie es sich zum Schluss ihres Buches dann doch nicht nehmen, aus ihren Funden und Indizien ein eigenes alternatives Szenario zu entwickeln. Es hat mit der Ladung an Bord von MH370 zu tun – möglicherweise gestohlene amerikanische Militärelektronik, die den Chinesen nicht in die Hände fallen soll. So versuchen die Amerikaner, die Boeing zur Landung zu zwingen. Als der Kapitän sich weigert, geht etwas entsetzlich schief, und MH370 wird abgeschossen – nicht über dem Indischen Ozean, sondern über dem Südchinesischen Meer. Ein Fall von unvorhergesehener Eskalation. Danach werden in einer gigantischen Operation die Spuren verwischt und verwirrende Nachrichten emittiert.

    https://www.welt.de/kultur/plus236440599/MH370-Was-Sie-ueber-das-verschwundene-Flugzeug-wissen-ist-falsch.html

  4. Weil ichs gerade geschaut habe: Möglicherweise hat man die Absturzstelle gefunden: ein paar tausend Kilometer westlich von Perth im Indischen Ozean – nicht im Chinesischen Meer. Also ungefähr da, wo man das vermutet hatte. Vermutlich wird im Sommer intensiver dort gesucht (ich vermute, im Australischen Sommer).

    Die Nachrichtenmeldung des Australischen Fernsehens:

    https://www.youtube.com/watch?v=nQL5oHLx_l0

  5. Heute gibt es bei Welt+ noch einmal ein ausführliches Interview mit Florence de Changy.

    Demnach geht sie davon aus, dass

    – die angebliche Lokalisierung des Wracks westlich von Perth eine weitere Vertuschungsaktion sei

    – und es tatsächlich vor der Küste von Vietnam zu finden sei:

    Meiner Meinung nach „verschwand“ MH370 von den Bildschirmen, weil seine Nachverfolgung von Militärflugzeugen absichtlich für einige Zeit unterbunden wurde, vielleicht durch eine Art Störsender. Möglicherweise sollte der Flieger getarnt werden, um eine Landung zu erzwingen und irgendetwas aus ihm herauszuholen, was nicht nach China gelangen sollte. Denkbar wäre eine neue Spionage-Technologie. Dem Piloten und dem Flugzeug wurde also vermutlich in der Luft befohlen, irgendwo in Thailand oder Vietnam kurz zu landen. Das wäre leicht zu vertuschen gewesen und hätte mit einem vorgetäuschten medizinischen Vorfall gut erklärt werden können. Ich vermute, dass der Pilot diese Befehle nicht befolgte, da er keinen Grund dazu hatte. Und dass er seine Flugroute über eine Stunde lang weiter fortsetzte, obwohl er nicht mehr kommunizieren konnte.

    Schließlich sei das Flugzeug beschossen und dabei versehentlich oder absichtlich getroffen worden.

  6. Warum veröffentlicht die Welt eigentlich so einen Müll? Das unterschreitet sogar das sonst übliche Poschardt-Niveau.

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