Interessanter Buchtipp vom Deutschlandfunk:
Die Kunst der Illusion: Magier, Spiritisten und wie wir uns täuschen lassen
Der Autor Matthew L. Tompkins ist Mitglied in Londons „Magic Circle“ und zugleich Wissenschaftler auf dem Feld der experimentellen Psychologie.
Er beleuchtet die Techniken, Vorgehensweisen und Mechanismen von Magiern, Hexen, Geisterbeschwörern, Wunderheilern und Hypnotiseuren ebenso wie von Illusionisten und Bühnenzauberern:
Dass Tompkins, der Zauberkünstler, zum experimentellen Psychologen geworden ist und uns mit aufklärerischem Eifer Kartentricks, optische Täuschungen und scheinbar paranormale Phänomene erläutert, macht ihn keineswegs zu einer Anomalie seiner Zunft.
Im Gegenteil. Er steht in einer langen Tradition – und Tompkins erzählt kenntnisreich und anschaulich von ihren Ursprüngen. Im 19. Jahrhundert griff eine spiritistische Welle um sich: Medien überbrachten Nachrichten von Verstorbenen, fertigten Fotografien von Geistern an, spien Ektoplasma, also Materie aus dem Nichts.
Während nicht wenige Naturforscher den Lockungen des Übernatürlichen verfielen, waren es vor allem Zauberer, die sich den Versprechungen des Spiritismus entgegenstellten.
Auch Überläufer gab es, etwa Erik Weisz, besser bekannt als Houdini. Er begann seine Karriere als Medium, wechselte später das Fach – und unterwanderte in trickreichen Verkleidungen die Seáncen spritistischer Medien, um sie bloßzustellen.
Houdini versuchte auch, einem befreundeten Kriminalschriftsteller den Glauben an den Spiritismus auszutreiben, doch, entgegen dem skeptizistischen Rationalismus seines Romanhelden Sherlock Holmes, war Sir Arthur Conan Doyle übernatürlichen Theorien alles andere als abgeneigt.
So stur war der ausgebildete Augenarzt, dass er nach einer Aufführung Houdinis folgerte, Houdini müsse selbst ein Medium sein, er wolle es nur nicht zugeben.
Zum Weiterlesen:
- Matthew L. Tompkins: Die Kunst der Illusion. Dumont 2019, 224 Seiten, 34 €
- Blendwerk im Dienste der Wahrheit? Deutschlandfunk am 10. Januar 2020
- „Die Kunst der Illusion“: Warum wir unseren Augen nicht trauen sollten, Deutschlandfunk Kultur am 21. Dezember 2019
- Houdini: Der Mann, der durch Wände ging, einestages am 18. September 2015
- Harry Houdini and Sir Arthur Conan Doyle, Skeptoid am 2. September 2014
- Techno-Mystizismus: Warum der Sherlock-Holmes-Erfinder an Geister und Feen glaubte, GWUP-Blog am 20. August 2014
- Skepkon-Video: „Entlarvt den Hellseher!“ mit Wolfgang Hund, GWUP-Blog am 17. Juli 2015
- Levitation, indische Seiltricks und die Wirkung von Illusionen auf Para-Gläubige, GWUP-Blog am 5. September 2014
12. Januar 2020 um 01:06
Es wäre nicht sinnvoll Zauberei im Sinne der Kunst eines Illusionisten und wirkliche Magie gegeneinander auszuspielen, eine Demaskierung ersterer kann aber hilfreich sein um zwischen beidem zu unterscheiden.
Das Thema ist nicht neu. Von Karl von Eckhartshausen (*1752 ; † 1803) gibt es ein vierbändiges Werk, das in einigen Archiven noch einzusehen sein müsste und beide Bereiche behandelt.
Ich war früher mal auf einer Veranstaltung von einem, der sich Houdini II nannte. Da war ich noch jung und zu dem Zeitpunkt frisch verliebt, so dass ich gleich wissen wollte ob die Angebetete mich heiraten wird. Man konnte Fragen auf einen Zettel schreiben, die wurden dann gemischt und jedes mal wenn er einen verschlossenen Zettel herausnahm, konnte er vorher schon sagen um was für eine Frage es sich handelt.
Es hatte schon ein paar Tage gebraucht, bis ich darauf kam mit welchem Trick es sich erklären ließe. Nun, es gab zwar einen kurzzeitigen Zusammenzug, geheiratet hatte ich sie entgegen seiner Prognose allerdings nicht.
12. Januar 2020 um 08:57
Auch ein schönes Buch zu dem Thema: Macknik/Martinz-Conde/Blakeslee: Hirnforschung und Zauberei. Herder-Taschenbuch 2014. Macknik und Martinez-Conde kommen aus der Hirnforschung. Sie haben mit Zauberkünstlern zusammengearbeitet und zeigen, wie „Täuschungen“ in Zaubertricks und die Funktion des Gehirns zusammenhängen.
13. Januar 2020 um 16:49
Klingt interessant, vielen Dank für die Empfehlung!
29. Januar 2020 um 14:24
Offensichtlich ist meinen werten Mitskeptikerinnen und -skeptikern nicht diese Aussage von Mike Frank Sonnenkalb aufgefallen:
„Es wäre nicht sinnvoll Zauberei im Sinne der Kunst eines Illusionisten und wirkliche Magie gegeneinander auszuspielen, eine Demaskierung ersterer kann aber hilfreich sein um zwischen beidem zu unterscheiden.“
Es gibt keine wirkliche Magie (wie sollte diese erkannt werden [können]), sondern jeder Mensch, der behauptet, wirkliche Magie erkennen oder/und wirken zu können, erliegt entweder einem Selbstbetrug oder begeht Betrug.