Immer mehr Menschen versuchen Herrn Spahn zu vermitteln, dass die Kassenerstattung von Homöopathika eben nicht so „okay“ ist – zum Beispiel die heute-show:
Oder Die Kolumnisten:
Nun mag ja jeder Erwachsene sich so viele Globuli kaufen wie er möchte. Das soll er tun dürfen. Er darf sich ja auch eine Frikadelle ans Knie nageln – was möglicherweise mehr Wirkung erzielt als ein Homöopathikum – oder einen Aluhut aufsetzen.
Er mag das aber bitte auf seine eigenen Kosten tun und nicht auf Kosten der Beitragszahler in der gesetzlichen Krankenkasse.
Okay, wirtschaftlich ist das für die Krankenkasse vermutlich gar kein schlechtes Geschäft, denn gemessen an wirksamen Pharmazieprodukten sind die homöopathischen Minibonbons ja eher preiswert. Gemessen an den aktuellen Zuckerpreisen sind sie allerdings verdammt teuer, mit Sicherheit der teuerste Zucker der Welt.
Dem Kunden wird dabei eine Wirksamkeit suggeriert wird, die nicht nur wissenschaftlich nicht belegt, sondern von den nicht vorhandenen Inhaltsstoffen her sicher ausgeschlossen werden kann, die gleichwohl aber Homöopathen und Hersteller sich wechselseitig bestätigen.
DerApotheker wendet sich derweil an seine Kolleginnen und Kollegen:
Als Agnostiker ist mir das herzlich egal, wer welche Religion ausübt. Jeder kann glauben, woran er möchte, nur sollte er nicht ständig versuchen, andere davon überzeugen zu wollen.
Homöopathie unterscheidet sich in vielen Punkten nicht von einer Religion. Ihre Anhänger glauben an sie, obwohl sie längst widerlegt ist. Und davon lassen sie sich nicht abbringen […]
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben das Fachwissen. Wir wissen, dass die Homöopathie nicht über den Placeboeffekt hinaus wirkt. Wir wissen, was ein Placeboeffekt ist. Wir wissen, dass nicht einzelne Erfahrungen zählen, sondern randomisierte, placebokontrollierte Studien. Trotzdem glauben einige von uns daran! Warum? Ehrlich gesagt: Ich verstehe das nicht!
Viel Erfolg!
Zum Weiterlesen:
- Spahn zu Homöopathie auf Kassenleistung: „Das ist okay so“, DAZ.online am 18. September 2019
- Liebe Apothekerinnen und Apotheker, wir müssen über die Homöopathie reden, medium am 26. September 2019
- Keinen Kassencent für Homöopathie! die kolumnisten am 28. September 2019
- Bullshit-Bingo im bayerischen Landtag, Gesundheits-Check am 27. September 2019
- Die homöopathische Wiederverzauberung der Welt, Gesundheits-Check am 28. September 2019
- Spahn und die Homöopathie: Medscape fasst zusammen, GWUP-Blog am 25. September 2019
- Homöopathie-Kritik in der „Zeit“: Preisgabe von Ehrlichkeit und Redlichkeit, GWUP-Blog am 26. September 2019
- Jens Spahn – Ein Rückblick aufs Trauerspiel, Onkel Michael am 20. September 2019
- Jens Spahn und die Homöopathie – Ein Trauerspiel, Onkel Michael am 18. September 2019
- Ein offener Brief an Herrn Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Onkel Michael am 17. September 2019
- Homöopathische Behandlungen: Gesundheitsministerium hat „keine Informationen“ zu Folgekosten, medwatch am 19. September 2019
29. September 2019 um 15:42
Allein die @DieTechniker gibt im Jahr ca. 26 Millionen für Homöopathie-Leistungen aus. Wie kommt Spahn auf 20 Millionen?
https://twitter.com/atemweg/status/1178192531798016000
Pingback: Eminenz über Evidenz: Spahns Ermächtigungsgesetz als Anbahnung für den Binnenkonsens-2.0? – Gesundheits-Check
29. September 2019 um 22:09
Heute habe ich erst gelesen, das die Techniker eine Studie gemacht hat und die Patienten, die mir Homöopathie behandelt wurden keineswegs billiger waren, sondern im Schnitt 20% teurer.
30. September 2019 um 08:09
@ crazyfrog:
Falls Spahns Zahl nicht eh „gefühlt“ ist: Es sind wohl die reinen Homöopathika-Kosten, ohne die Behandlungskosten, die viele Kassen gedeckelt auch übernehmen.
Das ist so ähnlich wie wie wenn man in die Autowerkstatt geht, um eine kaputte Lampe auszutauschen: Kostet 5 Euro. Auf der Rechnung stehen dann 30 Euro, wegen der Arbeitskosten und der Steuer. Aber ist „so okay“ – im Vergleich zu den Kosten, die ein Auto sonst verursacht, oder im Vergleich zu den Kosten im Gesundheitswesen, oder des Klimawandels …
30. September 2019 um 09:31
@crazyfrog
Spahn spricht von Arzneimittelkosten. Bei der Techniker sind vielleicht die Sprechstundenkosten mit drin. Das könnte die Differenz erklären, auch wenn die Zahlen korrekt wären.