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Globuli und die Mär von den gutmeinenden Kräutermenschen

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Klare Worte von Dr. Christoph Specht bei „Volle Kanne“ (ZDF):

Die Grundannahmen der Homöopathie sind …

… eine Fiktion, die ist halt x-fach widerlegt.

Und zu Hevert:

Leute stellen sich ja vor, Homöopathie wird nicht von der Pharmaindustrie hergestellt, sondern von gutmeinenden, für Gotteslohn arbeitenden Kräutermenschen. Das ist aber völliger Quatsch.

Stimmt. Denn wer hält in Deutschland gegen die #Globukalypse?

Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI), berichtet heute DAZ.online, und zitiert aus einer gemeinsamen Erklärung dieser beiden Interessenverbände:

Bei uns werden seit 2004 grundsätzlich alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel, einschließlich der Arzneimittel der Besonderen Therapierichtungen (Phytotherapie, Anthroposophie und Homöopathie) von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht mehr erstattet.

Seit 2012 können gesetzliche Krankenkassen im Rahmen von sogenannten Satzungsleistungen jeweils autonom entscheiden, ob sie unter anderem die Kosten für die Behandlung mit Arzneimitteln der Besonderen Therapierichtungen bis zu einem bestimmten, gedeckelten Betrag erstatten.

Dadurch hat der deutsche Gesetzgeber ganz bewusst den Wettbewerb zwischen den gesetzlichen Krankenkassen gestärkt und den Patienten die Möglichkeit gegeben, eine differenzierte Auswahl ihrer Krankenkasse vorzunehmen.

Deutlicher kann man kaum noch verunklaren, dass es letztendlich nur um „Wettbewerb“, sprich um Kohle geht, und dass die Globuli-Hersteller nichts weiter als ein Teil der Pharmaindustrie sind, die an dem Zuckerzeug mitverdienen will.

Zum Weiterlesen:

  • Druck auf Homöopathie-Erstattung wächst – Industrie hält dagegen, DAZ.online am 12. Juli 2019
  • Die Fakten zur Homöopathie-Diskussion, zdf am 12. Juli 2019
  • Homöopathie: Erbitterter Streit um Wirksamkeit und Kassenzuzahlung, web.de am 12. Juli 2019
  • Neues mailab-Video: Homöopathie – „Deutschlands schlechtestes Gesetz, GWUP-Blog am 12. Juli 2019
  • Homöopathie: NICHTS ist so wirksam wie die Einnahme von Globuli, noktara am 12. Juli 2019

9 Kommentare

  1. Es wird ja schon überlegt, den Streisand-Effekt im deutschen Duden künftig „Hevert-Effekt“ zu nennen.

  2. @crazyfrog:

    Auch dann wird ein einzelner Herr, der irgendwas mit „PR“ macht, immer noch behaupten, dass die Skeptiker mit dem „Druck“ von Hevert und Co. „nicht umgehen“ können.

    Es wäre eher angebracht, zu überlegen, den Herrn Hevert zum Ehrenmitglied zu machen – niemand hat in letzter Zeit so viel für die Homöopathie-Aufklärung getan wie er.

  3. Entscheidung zur Homöopathie in Frankreich – und in Deutschland? Ein Zwischenfazit

    https://netzwerk-homoeopathie.info/homoeopathie-in-frankreich-und-in-deutschland-ein-zwischenfazit/

  4. Mein oberster Dienstherr hat sich auch disqualifiziert:

    – Der Sozial- und Integrationsminister aus Baden-Württemberg, Manne Lucha (Grüne), sieht die Homöopathie dagegen als einen wichtigen Baustein um das Wohl der Patienten zu erhöhen. „Ein breites Therapieangebot, das auch Naturheilkunde und Komplementärmedizin umfasst, ist den Menschen im Land sehr wichtig“, so Lucha. –

    https://www.swr.de/swraktuell/Streit-in-der-Koalition-Wer-uebernimmt-die-Kosten-fuer-Homoeopathie,bezahlung-homoeopathie-100.html

  5. @nota.bene

    Manne Luche hat sich letztes Jahr ähnlich geäußert. Er bleibt seiner Linie treu.

    https://blog.gwup.net/2018/03/20/neue-studie-bestaetigt-viele-apotheker-empfehlen-voellig-kritiklos-globuli/#comment-135418

  6. @nota.bene

    Der SWR läßt natürlich auch in seiner Ausgewogenheit eine Homöopathie-Ärztin zu Wort kommen:

    SWR: Die Gegner werden jetzt sagen, die Wirksamkeit ist nicht belegt. Das beruht nur auf einem so genannten Placebo-Effekt.

    Ärztin: Ich denke, letztlich entscheidet jeder mündige Bürger und jede mündige Bürgerin, was ihm gut tut und was ihm nicht gut tut, auch im Gesundheitswesen, in den Therapien.

    Sie gibt sich also nicht einmal die Mühe, das Placebo-Argument zu entkräften und läßt den „mündigen“ Bürger entscheiden, was gut für ihn ist, also nach der Art „Nee Herr Doktor, ich denke, Antibiotika helfen bei meiner Lungenentzündung nicht, geben Sie mir doch besser Arnika D10“.

    Einfach irre

  7. @ Werner:

    Noch schlimmer, das Mündige-Bürger-Argument lässt sich ja in jede Richtung drehen: Herr Doktor, ich denke, Bettruhe hilft bei meiner viralen Erkältung nicht, geben Sie mir doch Antibiotika. Oder: Herr Doktor, Sie müssen mich gar nicht untersuchen, wenn ich müde bin, tun mir Antidepressiva immer so gut.

    Wozu überhaupt noch eine Verschreibungspflicht für manche Medikamente? Der mündige Bürger kann doch selbst entscheiden. Und wenn er gerne jeden Sonntag ein Ganzkörper-CT hätte, warum nicht?

  8. @Werner
    Vor allem diskriminiert die Arzt*in die Zwischengeschlechter ;-)

    Natürlich kann jeder mündige Bürger*in entscheiden, wie er*sie sich behandeln lassen will, aber er*sie darf nicht erwarten, daß die Allgemeinheit die Kosten dafür übernimmt, wenn die Therapie nicht nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen gesichert ist, das sollte allgemeiner Konsens sein.
    Therapien, die noch nicht anerkannt sind, werden auch von den Pharmafirmen bezahlt, wenn sie sich noch in der Erprobungsphase befinden.

  9. Homöopathikahersteller Boiron erleidet erhebliche finanzielle Einbußen und will daher zukünftig unabhängiger vom französichen Markt werden.

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/frankreich-daempfer-fuer-das-geschaeft-mit-homoeopathie-16293303.html

    PS: Ein gewisser Astrolloge fühlte sich genötigt, zu diesem Artikel einen Kommentar in seiner bekannten Schwurbelweise zu verfassen. :D

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