Der „Kritik“-Teil beim Wikipedia-Eintrag von „Eingeimpft“ wird immer länger:
Und die Macher?
Raunen natürlich von einer gezielten „Kampagne“:
Nach deren Logik gehört dazu wohl auch der Spiegel, der in der aktuellen Print-Ausgabe (37/2018) „Eingeimpft“ rezensiert.
Veronika Hackenbroch nennt darin David Sievekings Recherchen „in weiten Teilen grottenschlecht und tendenziös“.
Und sie legt dar, dass man die bemühten Einordnungsversuche des Verleihs („Der Film ist kein Impfratgeber, sondern ein Film über eine individuelle Impfentscheidung“) oder von epd-film („Auf die Dauer zunehmend nervige und mit Vergrößerung der Familie ausufernde Home Story aus dem Sievekingschen Familienleben“) keineswegs positiv sehen muss, denn:
An der überraschenden Wendung, die der Film schließlich nimmt, wird deutlich, worum es Sieveking bei seiner Recherche in Wirklichkeit geht: Er will nicht den aktuellen Stand der Wissenschaft präsentieren, sondern seine aktuelle Beziehungskrise lösen.
Denn erleichtert meint er am Ende halbwegs glaubhafte Belege dafür gefunden zu haben, dass die hysterische Impfangst seiner Lebensgefährtin nicht vollkommen irrational ist.
Könnten am Ende sogar beide recht haben, er selbst und Jessica?
Dieses Kunststück gelingt Sieveking mithilfe des dänischen Anthropologen Peter Aaby, den er dank staatlicher Filmförderung zwei Wochen lang in seiner Forschungsstation in Guinea- Bissau und später noch einmal in Dänemark besuchen durfte.
Aaby vertritt die – durchaus ernst zu nehmende – Hypothese, dass Impfstoffe nicht nur vor ganz bestimmten Krankheiten schützen, sondern auch eine unspezifische Wirkung auf den sogenannten angeborenen Teil des Immunsystems haben können. Lebendimpfstoffe wie der gegen Masern würden das Immunsystem dabei eher stärken, Totimpfstoffe wie bei Tetanus eher schaden.
Vor lauter Begeisterung über die unerwartete Lösung seines Beziehungskonflikts (»Jessicas Bedenken scheinen sich zu bestätigen!«) übersieht der Filmemacher leider, dass der dänische Anthropologe deutlich vorsichtigere Schlussfolgerungen aus seinen Forschungsergebnissen zieht als er selbst. Aaby hält Totimpfstoffe nämlich keinesfalls für überflüssig, sondern arbeitet legiglich daran, das gängige Impfschema zu optimieren.
Überflüssig ist eher schon der Film.
Zum Weiterlesen:
- Metallfrei bleiben, Spiegel+ am 7. September 2018
- „Verpasste Chance“: Auch die Süddeutsche Zeitung kritisiert den Film „Eingeimpft“, GWUP-Blog am 30. August 2018
- Zu Film und Buch „Eingeimpft“: „Eigenverantwortliche Impfentscheidung“ – wirklich? hpd am 23. August 2018
- Magazin der deutschen Programmkinos verweist auf die GWUP-Kritik an „Eingeimpft“, GWUP-Blog am 22. August 2018
- Durchaus nicht besonders wertvoll: Experten kritisieren Impfgegner-Streifen „Eingeimpft“, GWUP-Blog am 21. August 2018
- „Eingeimpft“: GWUP und Konsumentenbund starten Info-Seite über einen verkappten Impfgegnerfilm, GWUP-Blog am 20. August 2018
- Warum Menschen das Impfen in Frage stellen: SWR-Diskussion mit Dr. Jan Oude-Aost, GWUP-Blog am 23. August 2018